Bruderhähne dürfen leben

Text aus der aktuellen Broschüre des Geflügelhofs Schubert, Demeter-, Naturland- u. Bioland-zertifizierter Betrieb in Mittelfranken, 91338 Igensdorf-Unterrüsselbach, Ebacher Straße 1, Tel. 09192-8303, www.gefluegelhof-schubert.de, Hofladen: Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 8-13 Uhr

Junggockel-Projekt
Der Hahn legt keine Eier – diese Tatsache führt dazu, dass nahezu alle männlichen Küken von Legehennen (konventionell wie bio) unmittelbar nach dem Schlüpfen aussortiert, getötet und zu Tierfutter verarbeitet werden. Aus ethischer Sicht ist es wohl kaum zu vertreten, dass Tiere gezüchtet werden, um anschließend 50 % des entstandenen Lebens bereits am ersten Lebenstag wieder zu eliminieren. Das Problem entstand durch die Spezialisierung der Geflügelrassen. Während Legehennen-Rassen ihre Futterenergie in maximale, konstante Eierleistung umwandeln, verwenden die Mastrassen (männliche und weibliche Tiere) diese Energie, um möglichst schnell viel Fleisch anzusetzen.

Im Rahmen unseres Gockel-Projektes ziehen wir seit Ende 2009 so viele Gockel wie nur möglich mit auf. Die Gockel wachsen die ersten 8 Wochen gemeinsam mit ihren „Schwestern“ heran. Danach ziehen die Hähne in einen eigenen Stall mit Wintergarten und Grünauslauf. Erst wenn sie vier bis fünf Monate gescharrt und gekräht haben, werden sie als traditioneller Gockel küchenfertig an bewusste Verbraucher verkauft.

Die als „Hähnchen“ angebotenen Hennen und Hähne von hierfür gezüchteten Mastrassen erreichen in der konventionellen Intensivmast ihr Schlachtgewicht innerhalb von ca. 30 Tagen! Dieser Vergleich macht deutlich, wie sehr sich unsere Gockel von Mastgeflügel unterscheiden. Der viel geringeren Wirtschaftlichkeit stehen ein attraktiveres Aussehen, hohe Vitalität, Gesundheit und Fleisch von höchster Qualität gegenüber. Unsere Gockel sind langsam und gesund mit viel Bewegung aufgewachsen, ihr Fleisch ist muskulös und fettarm. Daher benötigt der „Stolze Gockel“ auch eine behutsame Zubereitung. Als Coq au Vin, im Römertopf als Sonntagsbraten, Frikassee, Sülze oder Eintopf ist er eine echte Bereicherung für anspruchsvolle Genießer. Eben für Menschen, denen es ebenso wie uns ein Anliegen ist, den Gockeln ein würdiges und artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Ei, Henne und Hahn – ein integriertes Konzept
Das Aufziehen von Jung-Gockeln ist nur mit einem schlüssigen Vermarktungskonzept wirtschaftlich umsetzbar: Endverbraucher sollen wissen, dass sich Bio-Eier mit „Lebens-Wert“ (aus Herden ohne Junghahnaussortierung) und Geflügelprodukte vom Bio-Gockel gegenseitig bedingen und ergänzen.

Geschmackvolle Delikatessen
Die Bio-Junggockel bieten wir nicht nur als frisches oder (haushaltsgerecht portioniert) tiefgekühltes Geflügel an, sondern auch zubereitet als delikate Gerichte im Glas. Diese Gerichte aus eigener Herstellung haben wir „Stolzer Gockel“ getauft, damit das integrierte Konzept deutlich erkennbar ist. So können auch unsere Käufer von Junghennen beim Vermarkten ihrer Eier „Flagge zeigen“ und diese Gockel-Produkte anbieten – als wichtige und sinnvolle Alternative zur Junghahnaussortierung.

Nudelproduktion
Seit 1990 stellen wir auch Teigwaren her. Aus hochwertigem Hartweizengrieß, täglich frisch aufgeschlagenen Eiern und etwas Salz produzieren wir über 20 verschiedene Ausformungen. Viele unserer Junghennen-Kunden liefern ihre Kleineier an und lassen dafür Nudeln fertigen. Seit 2005 ist die Produktion auch bio-zertifiziert, die EU-Zulassung haben wir 2010 erhalten.

Suppenhuhn
Auch das Leben einer Bio-Legehenne mit Weide- und Grünauslauf endet irgendwann einmal: Suppenhennen werden bei uns tiefgekühlt oder küchenfertig verarbeitet als Hühnerfond mit Fleischeinlage im Hofladen angeboten.