Assoziatives Gespräch zur Milchqualität

Bericht von Wolfgang Ritter

Die BioFach 2017 bot Gelegenheit zu einem erneuten Gespräch zwischen dem Geschäftsführer der Molkerei Schrozberg, einem Milchbauern, der zugleich Vorstandsmitglied in der Molkerei-Genossenschaft Schrozberg ist, einem weiteren Landwirt und einem Verbraucher. Dabei erfuhr der Verbrauchervertreter nicht nur Dinge, die er wissen wollte, sondern auch einige interessante Details über aktuelle Vorgänge in der Molkerei.

Eine Untersuchung von Natur-Joghurt-Proben mehrerer Molkereien im Sommer 2014 hatte gezeigt, dass Proben von Schrozberg einen geringeren Gehalt an grünfuttertypischen Omega-3-Fettsäuren (n3 und CLA) aufwiesen als Demeter-Natur-Joghurte anderer Molkereien. Die Prüfer führten dieses Ergebnis auf intensivere Milchwirtschaft mit geringeren Grünfutteranteilen im Einzugsbereich von  Schrozberg zurück. In bisher geführten Gesprächen mit dem zuständigen Demeter-Berater und Molkerei-Vertretern hatten die Verbraucher-Vertreter Dr. Habisreitinger und Wolfgang Ritter erfahren, dass man an der Verbesserung der Milchqualität arbeite und dass eine erneute Prüfung angestrebt sei.

Auf Nachfrage erfuhr Wolfgang Ritter nun, dass Molkerei-Vertreter und Demeter-Berater dankbar für das Interesse der Verbraucher an der Milchqualität seien, denn damit hätten sie ein gutes Argument gegenüber den Milchviehhaltern in der Hand, warum sie sich anstrengen müssten, mehr Weidegänge zu organisieren bzw. mehr Grünfutter von den Weiden zu holen. Manche Bauern hatten bisher oft den höheren Zeitaufwand und die höheren Kosten gescheut, weil ihre Weiden nicht direkt am Hof lägen. Man habe nun in kontinuierlicher Arbeit mit den Landwirten erreicht, dass die Kühe häufiger auf der Weide stehen und mehr in Hofnähe angepflanzt wird.

Beim jüngsten Erzeuger-Treffen Anfang März wurden von Beratern und Molkerei-Vorstand Strategien dazu vorgeschlagen und uns übermittelt:

  1. Ackerland am Hof fünf Jahre lang (statt drei Jahre) mit Kleegras zu bestellen, um mehr Grünfutter in Hofnähe schneiden zu können
  2. Ackerland in Hofnähe mit einer trittfesten Weidemischung statt mit Kleegras zu bestellen, damit die Milchkühe dort grasen können.

Die Demeter-Bewirtschaftung wird den Milch-Lieferanten gut honoriert; sie erhielten 2016 mehr als 50 Cents pro Liter. Die Milch kommt von relativ kleinen Höfen mit durchschnittlich nur 38 Milchkühen. Die konventionell gehaltene Kuh liefert im Schnitt etwa 8.000 Liter Milch im Jahr, die Demeter-Kuh nur 5.500 Liter. Die konventionelle Hochleistungskuh hat etwa drei bis sechs Quadratmeter zur Verfügung, muss wegen Verletzungsgefahr genetisch hornlos sein oder hornlos gehalten werden, hat keinen Weidegang, erhält wenig Grün-, aber viel Kraftfutter. Demeter-Kühe werden nicht enthornt und haben 11 – 12 m² Platz. Die Molkerei Schrozberg verarbeitet die Milch ihrer etwa 100 Lieferanten zu 35 Produkten in 120 Verpackungseinheiten. Die Meinung von Wolfgang Ritter: Für artgerechte Tierhaltung, qualitativ hochwertige Milch und Milchprodukte und die Erhaltung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sind bewusste Verbraucher bereit tiefer in die Tasche zu greifen.

Um den Zucker für Frucht-Joghurt und andere Milchprodukte aus der Region beziehen zu können, haben der Demeter e.V. und die Molkerei Schrozberg das Projekt „Regionaler Zuckeranbau für Demeter-Erzeuger“ gestartet. Jeder Demeter-Landwirt in der Region um Schrozberg, der bereit ist Zuckerrüben für die Molkerei anzubauen, erhält eine Prämie von 500 Euro/ Hektar (250 € von Demeter und 250 € von der Molkerei). So ist allen geholfen: Die Bauern haben durch den Zuckerrübenanbau ein zusätzliches, gesichertes Einkommen, die Molkerei erhält ihren Zucker auf kürzestem Weg. Auf hundert Quadratmetern rund um Schrozberg wird nun schon Demeter-Zucker angebaut.