Verbraucher: „Grünfutteranteile bei Demeter-Milchviehhaltern sollten erhöht werden“ – Verbrauchervertreter sprechen mit Landwirten

Bericht von Wolfgang Ritter
Der Bio-Verbraucher e.V. möchte mit Bio-Erzeugern und Bio-Händlern assoziativ zusammen arbeiten. Wir wollen in solchen Gesprächen u.a. die Arbeitsweise sowie Nöte und Erfolge unserer Bio-Partner kennen lernen. Gleichzeitig wollen wir ihnen auch unsere Wünsche und Möglichkeiten mitteilen. Zur Anonymität in der Marktwirtschaft wird so ein Gegengewicht geschaffen; ein engerer Kontakt zwischen allen am Bio-Wirtschaftsprozess Beteiligten entsteht. Wir pflegen diesen Austausch regelmäßig z.B. bei unseren Mitgliederversammlungen, durch Besuche bei unseren Firmenmitgliedern (organisierte Bio-Ausflüge, individuelle Besuche und Einkäufe) und durch Veröffentlichungen von Firmenberichten und Terminen in unserem Info- Brief. Kürzlich hatten wir Gelegenheit den Milchbauern in der Region um Schrozberg einen Verbraucherwunsch vorzutragen.

Im Sommer 2014 hatten drei Molkereien und vier Verbraucher-Vereine die Untersuchung von Demeter-Joghurts der Molkereien Andechs, Schrozberg und Söbbeke in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Joghurt aus Schrozberg wies geringe Gehalte an Fettsäuren der Gruppen n3 und CLA auf, was auf einen geringen Grünfutteranteil schließen lässt. (Wir berichteten in Info-Brief 42/ April 2015/ Rubrik 4/ Seite 5.) Zwei der Verbraucher-Vereine wollten es genauer wissen und vereinbarten einen Termin mit dem zuständigen Demeter-Berater, Martin Haugstätter, um einen ersten Eindruck zu gewinnen, wie Milchvieh in der Region um Schrozberg gehalten wird. Horst Habisreitinger aus München und Wolfgang Ritter aus Nürnberg trafen sich mit ihm auf dem Demeter-Hof der Familie Gärttling in 97258 Hemmersheim (West-Mittelfranken). Eine Hofbesichtigung ließ die Verbraucher-Vertreter erkennen: Hier haben die Kühe genügend Weidegang und hier wird genügend Klee und Heu gefüttert. Im anschließenden Gespräch wollten wir nun herausfinden: Können Maßnahmen ergriffen werden, um in allen Betrieben den Grünfutteranteil zu erhöhen. Brigitte Szezinski, Bioberaterin aus 82544 Egling-Aufhofen, moderierte und fertigte ein Kurzprotokoll an, das hier teilweise wiedergegeben wird.
Untersuchungsergebnisse von Joghurtproben einiger Molkereien zeigen, dass die Milchqualität bei den Schrozberger Milchbauern in Bezug auf die Parameter Omega 6 und CLS noch verbessert werden kann und aus Sicht der Verbraucher auch verbessert werden sollte. Untersuchungsergebnisse mit bildschaffenden Methoden legen auch den Schluss nahe, dass es bei der Verarbeitung der Milch in der Molkerei Mängel gibt. Aus Sicht der Verbraucher müsste die Milch schonender verarbeitet werden. Dieses Thema wird zu einem späteren Zeitpunkt mit Vertretern der Molkereiverarbeitung besprochen werden.
Martin Haugstätter und Ulrich Gärttling führen zur Milchviehfütterung an:
1. An der Verbesserung der Milchqualität wird seitens der Bauern und seitens der Molkerei seit einigen Jahren fortlaufend gearbeitet:
Die Demeter-Kontrolleure prüfen die Fütterung wieder genauer.
Die Hofgespräche tragen dazu bei, dass unter Kollegen ein sozialer Druck ausgeübt wird zur Verbesserung von Fütterung und Tierwohl.
Über die Hofberatung und über Versammlungen wurde und wird das Thema wiederholt besprochen.
2. Es gibt im Bereich der Molkerei Schrozberg keine Betriebe, die aus falsch verstandener Brüderlichkeit mitgetragen werden.
Landwirt und Berater betonen: In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft geht es um Lebendiges; standardisierte einzelne Parameter können den Wert eines Lebensmittels nicht umfassend spiegeln. Die Verbrauchervertreter meinen: Aus Sicht der Verbraucher können ernährungsrelevante Parameter kaufentscheidend sein.