Was bedeutet BIO in der Bienenhaltung?

Marc Schüller, Imkerei „Die Bienenhüter“, www.die-bienenhueter.de
Zusammenfassung zum Vortrag vom 6.2.15 im Rudolf Steiner Haus Nürnberg von M. Schüller

Die Wörter „ökologisch“ und „biologisch“ sind wie im gesamten Lebensmittelbereich, auch bezüglich Bienenprodukte, geschützt. Nur Produkte einer Imkerei, die nach den Richtlinien der Bio-Verordnungen zertifiziert ist, dürfen diese Bezeichnungen tragen. Diese regeln alle Betriebs- und Produktionsschritte in einer Imkerei. Hierbei werden externe Bedingungen berücksichtigt, aber auch interne Gegebenheiten. Im Wesentlichen sind es sieben Knackpunkte, die eine Imkerei zu entscheiden hat und aus denen sich seit 2000 folgende Basis-Vorgaben für eine Zertifizierung nach den EU-Richtlinien entwickelt haben:
Die Standortwahl: Innerhalb des Sammelradius eines Bienenvolkes müssen mögliche Belastungen und Verunreinigungen der Produkte wie Wachs und Honig ausgeschlossen sein. Am Standort sollten naturbelassene und/oder ökologisch bewirtschafte Flächen 4 überwiegen. Die Nahrungsgrundlage der Bienen muss vielseitig sein, was eine hohe Artenvielfalt bedingt. Konventionelle Intensivtrachten wie Raps dürfen keine Hauptquelle des Nektareintrages sein.
Die Bienenwohnungen müssen ausschließlich aus natürlichen Materialien wie Holz, Stroh etc. sein. Sämtliche Anstriche müssen entsprechend zertifiziert sein. Die Desinfektion unterliegt klaren Regeln, chemische Reinigungsmittel sind verboten.
Für den leider notwendigen Medikamenteneinsatz dürfen ausschließlich zugelassene und für die ökologische Bienenhaltung freigegebene Mittel verwendet werden, in der Regel sind dies organische Säuren und Tymolpräparate.
Die Völkermehrung und -verjüngung soll aus den natürlichen Verhältnissen eines Volkes heraus geschehen, im Regelfall ist dies ein Arbeiten mit und nicht gegen den Schwarmtrieb.
Für das zuzufütternde Winterfutter darf ausschließlich Bio-(Rohr-)Zucker verwendet werden.
Das eingesetzte Bienenwachs muss zertifiziertes Bio-Wachs sein oder aus der eigenen Imkerei stammen. Rückstandsfreiheit wird hierbei vorausgesetzt.
Bio-Imkereien haben eine besondere Dokumentations- und Transparenzpflicht. Sämtliche Arbeitsschritte unterliegen besonders hohen Anforderungen an Herstellungs- und Kontrollprozessen. Die Produktqualität muss insgesamt höheren Standards genügen, Rückstände dürfen auch in Spuren nicht vorhanden sein.
Die ökologischen Anbauverbände Bioland, Demeter, Naturland und Biokreis haben hierzu teilweise noch erheblich strengere Vorgaben. In einer konventionellen Imkerei dagegen gibt es weder Kontrollen noch spezielle Vorgaben, es gelten nur die Vorschriften des Lebensmittelrechts sowie der Tierseuchenverordnung. Von den derzeit etwa 30.000 bayerischen Imkereien waren 2012 nur etwa 0,5% als „ökologisch“ zertifiziert; die Tendenz ist jedoch steigend.
Die Imkerei „Die Bienenhüter“ ist nach den Richtlinien von Biokreis e.V. und „regional& fair“ zertifiziert. Sie fühlen sich darüber hinaus noch weiteren Vorgaben, nämlich Elementen der wesensgemäßen Bienenhaltung, verpflichtet. Der Kern dieser Betrachtungsweise sieht nicht den Imker im Mittelpunkt, sondern die Biene und „ihren Staat“. Ergebnis dieser auf Qualität und besondere Verantwortung setzenden Betriebsweise ist wie in der gesamten Landwirtschaft ein deutlich geringerer Ertrag, der eine wirtschaftliche Betrachtung dieser „Haltung“ in doppelter Hinsicht nicht zulässt. Die Vitalität der Bienen und die Nachhaltigkeit des Tuns, letztlich auch die pädagogischen Angeboten der Bienenhüter, ist dabei der eigentliche Gewinn. Richtlinien Imkerei Biokreis e.V.: http://www.biokreis.de/pic_download/1.pdf
Auszeichnungen
Auf der Internationalen Grünen Woche 2015 wurde die Edelrindersalami unseres Mitgliedes Hubert Ram/ Schneinderhof bei der Verleihung von „Bayerns beste Bio-Produkte 2015“ mit Silber prämiert. Der bayrische Landwirtschaftsminister, Helmut Brunner, überreichte Hubert Ram vom Demeter-Familienbetrieb aus Vohenstrauß in der Oberpfalz die Auszeichnung und gratulierte zum zweiten Platz. Auch wir gratulieren.
Bio-Verbraucher kaufen gerne bei unserem Firmenmitglied Petra und Manfred Ostertag in Meiersberg/ Mittelfranken ein. Die Leser von Schrot & Korn wählten sie jetzt unter die „Besten Bio-Läden 2015“. Die am Hof selbst erzeugten 40 Sorten Demeter-Gemüse überzeugten die Kunden. Wir gratulieren herzlich.