Foto: Fibl

Weltweit einmalig: drei Landbausysteme im Direkt-Vergleich

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Therwil bei Basel/ Schweiz untersucht zusammen mit dem staatlichen Forschungsinstitut Agroscope mit wissenschaftlichen Methoden vergleichsweise biologisch-dynamische (D), biologische (O) und konventionelle (K) Anbaumethoden. In ihm arbeiten seit 40 Jahren Landwirte und Forscher zusammen, um Entscheidungsgrundlagen für Politik und Gesellschaft zu schaffen. Mehr als 120 wissenschaftliche Publikationen sind bisher aus dem Projekt erschienen, die durch den schweizerischen Nationalfonds, die Europäische Union und weitere nationale und internationale Geldgeber gefördert werden. Die unter der Kurzbezeichnung DOK bekannt gewordene Forschung hat weltweit für Aufsehen gesorgt.

100% weniger giftige Substanzen
In Therwil werden angebaut: Mais, Winterweizen, Kartoffeln, Kleegras und Soja. Gedüngt wird entweder mit Mistkompost und Präparaten (D) oder mit frischerem Mist (O) oder mit chemischem Dünger (K). Auf synthetische und mineralische Pflanzenschutzmittel wird im bio-dynamischen Anbau ganz verzichtet (D), biologisch angebaute Kartoffeln werden mit Kupfer behandelt (O). Über die 40 Jahre hinweg wurden im biologisch-dynamischen Verfahren 100% weniger giftige Substanzen ausgebracht als im konventionellen, im biologischen System 95% weniger. Das ist bedeutsam für die Reinhaltung von Luft, Erde, Wasser und damit für die Erhaltung von Flora und Fauna (Artenvielfalt!) und menschliche Gesundheit.

Bessere Bodenstruktur, mehr Humus, aktiveres Bodenleben
Biologisch bewirtschaftete Felder weisen eine bessere Bodenstruktur auf. Zahlreiche Regenwurmgänge lassen das Regenwasser in den Boden ein, Bakterien, Pilze und Einzeller, die für den Humusaufbau sorgen, fühlen sich wohl, der Boden verschlammt viel weniger. Die mikrobielle Gemeinschaft – Milliarden in einer Handvoll Erde – sorgt bei Trockenheit auch dafür, dass die Nährstoffkreisläufe aufrecht erhalten bleiben und die Pflanzen die Trockenheit besser überstehen. In biologisch bewirtschafteten Böden finden sich etwa 30% mehr Bodenlebewesen als in den konventionellen Parzellen, in biologisch-dynamischen gepflegten Böden etwa 60% mehr. Bio-Böden enthalten 3,2 Tonnen mehr Humus je Hektar und sind bis zu 84% aktiver (publiziert in PNAS and PlosOne).

Bessere Nährstoff- und Energieeffizienz bei Bio
Konventionelle Kartoffeln wachsen viel üppiger als die Bio-Kartoffeln. Sie erhalten etwa doppelt so viele Düngemittel und werden 12 mal gegen Unkräuter, Pilze und Insekten gespritzt. Das ergibt einen deutlichen Mehrertrag. Aber die Bio-Varianten ergeben bei 50% weniger Dünger- und Energieaufwand rund 80% der konventionellen Erträge. Das bedeutet: Bio-Systeme wirtschaften effizienter und schonen die Umwelt. Weitere Vergleiche zeigen: Kartoffelerträge im biologischen Landbau unter Kupfereinsatz sind etwa 15% höher als im bio-dynamischen System. Weizenerträge sind im bio-dynamischen Anbau in den letzten 14 Jahren um etwa 20% höher als im biologischen Anbau ausgefallen.

Bio-Landbau ist klimafreundlicher
Langjährige Messungen haben ergeben, dass die biologischen Parzellen 30% weniger, die biologisch-dynamischen 60% weniger des klimaschädlichen Lachgases (N2O) produzieren. Das ist auf den reduzierten Einsatz von Stickstoff in den Bio-Systemen zurückzuführen und auf die mikrobiellen Gemeinschaften im Boden, die Lachgas zu unschädlichem elementarem Stickstoff umwandeln können.
Wolfgang Ritter nach einem Bericht von Dr. Paul Mäder/ FiBL in: www.fondsGoetheanum.ch, November 2018