Auswahl der Neumarkter Lammsbräu

Interview mit Johannes Ehrnsperger, Chef der Neumarkter Lammsbräu

Die Neumarkter Lammsbräu pflegt mit dem Bio-Verbraucher e.V. seit dessen Gründung im Jahr 2004 eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Für viele Veranstaltungen des Vereins sponsert die Firma Getränke aus ihrem Lieferprogramm. Die Fragen stellte Wolfgang Ritter, Vorstandsvorsitzender des Bio-Verbraucher e.V., im Rahmen der eBioFach 2021.

Herr Ehrnsperger, Sie pflegen in Ihrem Unternehmen eine mitarbeiterorientierte Personalpolitik. Dafür wurden Sie mit dem Felix Burda Award und von Great Place to Work als einer der besten Arbeitgeber Bayerns ausgezeichnet. Wie sieht eine mitarbeiterorientierte Personalpolitik aus?

Einer der Unternehmenswerte der Neumarkter Lammsbräu ist der Wert „fürsorglich“. Von diesem Anspruch als fürsorglicher Arbeitgeber ist das Miteinander bei der Neumarkter Lammsbräu geprägt. Das bedeutet für uns, jeden als Menschen zu sehen und wertzuschätzen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von der „Lammsbräu-Familie“. Die Fürsorge und Verantwortung hört dabei für uns nicht an der Firmenpforte auf, sondern reicht auch bis in die Familien unserer Mitarbeiter/innen hinein. Neben unserem umfangreichen betrieblichen Gesundheitsmanagement haben wir beispielsweise auch für jede/n unserer Mitarbeiter/innen eine Unfallversicherung abgeschlossen, damit sie im Privaten ähnlich gut abgesichert sind wie im Beruf.

Neben der gesundheitlichen Fürsorge versuchen wir auch unsere Mitarbeiter/innen in ihrer jeweiligen Lebensphase ideal zu unterstützen, z. B. durch Unterstützung junger Familien bei der Kinderbetreuung oder bei der Vorbereitung des Renteneintritts für ältere Mitarbeiter, worauf wir in diesem Jahr besonders den Fokus legen. Um die individuellen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter für diese Unterstützungen zu kennen, finden regelmäßige Feedback-Gespräche statt, die auch die persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden zum Ziel haben.

Sie unterstützen durch Ihren Betrieb eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Welche Argumente könnten Sie anführen, um konventionell arbeitende Bauern und verarbeitende Betriebe zur Umstellung zu bewegen?

Die konventionelle Landwirtschaft wird derzeit häufig zum Buhmann der Nation auserkoren. Dabei trifft die einzelnen Landwirte meiner Ansicht nach tatsächlich nur wenig Schuld. Über Jahrzehnte hinweg wurde Ihnen von der vorgelagerten Agro-Industrie eingetrichtert, dass die Menschheit nur mit Hilfe chemisch-synthetischer Dünge- und Spritzmittel ernährbar sei und die Landwirte zugleich mehr wirtschaftlichen Ertrag und damit Unabhängigkeit erzielen könnten.

Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Agro-Chemie-Konzernen ist teils enorm, die Böden intensiv bewirtschafteter Flächen sind ausgezehrt und Rückstände von Dünge- und Spritzmitteln finden sich teils in erheblichem Ausmaß in unserem Grundwasser. Das alles nur, um unsere Lebensmittel hier in Deutschland so billig wie nur möglich zu produzieren. Den „wahren Preis“ dafür bezahlen andere bzw. er fällt an anderer Stelle an, durch z. B. erhöhte Kosten für die Wasseraufbereitung.

Das ist keine Wertschätzung, weder für unsere „Lebens-Mittel“ noch für diejenigen, die mit deren Erzeugung zu tun haben. Eine Strategie, die auch noch unseren Enkeln und deren Kindern eine lebenswerte Erde ermöglicht muss anders aussehen. Und dabei spielt der ökologische Landbau eine entscheidende Rolle.

Gesunde und humusreiche Böden sind das wichtigste Kapital eines jeden Öko-Landwirts und gleichzeitig die Grundlage für gesunde Pflanzen und damit gesunde Lebensmittel. Durch die mit dem Ökolandbau verbundene extensive Bodenbewirtschaftung werden aktiv Wasser, Klima, Artenvielfalt und Umwelt geschützt. So werden unser aller Lebensgrundlagen bewahrt und den Öko-Landwirten wird die Souveränität und Wertschätzung zurückgegeben, die sie als Stütze und „Ernährer“ unserer Gesellschaft verdient haben.

Was ist Ihnen in Bezug auf eine gerechtere und grünere Zukunft besonders wichtig?

Mir ist besonders wichtig, dass den Menschen bewusster wird, wie wichtig es ist, auf welche Art und Weise unsere „Mittel zum Leben“ hergestellt werden und dass jeder von uns täglich mit seinem Konsum das Heft des Handelns in der Hand hält, ob die Welt für unsere Enkel in Zukunft noch lebenswert sein wird oder nicht. Durch die Corona-Pandemie ist dieses Bewusstsein durchaus angestiegen, es gibt aber noch viel zu tun.