Tiere landen im Müll und im Bio-Kraftstoff

Bericht von Wolfgang Ritter

In Deutschland sterben jährlich 100 Millionen Zuchttiere, ohne dass ihr Fleisch verzehrt wird. Darunter fallen 200.000 männliche Kälber aus Milchtierrassen, 45 Millionen  männliche Küken aus eierlegenden Rassen, weil sich die Aufzucht wegen des geringen Fleischansatzes nicht lohnt. Auf Hochleistung gezüchtete Rassen und schlechte Haltungsbedingungen führen zu vielen Todesfällen vor Schlachtreife der Tiere. Bei Schweinen sind es 8,6 Millionen Tiere, bei Rindern etwa 580.000.  Etwa 4–11 Prozent des gekauften Fleisches landet im Müll. Umgerechnet auf ganze Tiereinheiten sind das alleine in Privathaushalten pro Jahr in Deutschland 640.000 Schweine, 450.000 Puten, 360.000 Enten, 50.000 Rinder und 8,9 Millionen Hühner. Tierische Nebenprodukte, die nicht zum menschlichen Verzehr geeignet sind, wie Knochen, einige Organe, Klauen und Krallen, werden zu Haustier- und Fischfutter verarbeitet, in der Chemie- und Düngemittelindustrie verwertet oder als Bio-Kraftstoff in den Tank gefüllt.

Quelle: Nürnberger Nachrichten vom 6. Juli 2021

Bio-Kraftstoff hat nichts mit „Bio“ zu tun

Zur Klarstellung: Bio-Kraftstoff besteht aus nachwachsenden Rohstoffen pflanzlicher und tierischer Art. Er hat nichts mit „Bio“ zu tun, in dem Sinne, wie wir das Wort verwenden. Die Pflanzen werden in monokultureller Anbauweise unter Einsatz von Kunstdüngern und Pestiziden angebaut. Sie reduzieren die Flächen für Nahrungspflanzenanbau, ihr Anbau belastet die Umwelt und gefährdet in Entwicklungsländern die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung.

Die Tiere werden in tierquälerischer Massentierhaltung und unter hohem Einsatz von Kraftfutter und Antibiotika gemästet. Viel Kraftfutter für die Mäster in Deutschland kommt aus ärmeren Ländern in Übersee und bedeutet ebenfalls riesigen Flächenverbrauch, der die Nahrungsmittelversorgung dort gefährdet. Die weiten Transporte belastet die Umwelt in erheblichem Maße. Der hohe Antibiotika-Einsatz überträgt sich durch Fleischkonsum auf den Menschen. Dadurch sind von Ärzten in Notfällen eingesetzte Antibiotika in zunehmendem Maße unwirksam.