Neue Erfahrungen gewinnen auf dem Wildensteiner Schafhof

Bericht von Jutta Nigl

 Während unserer diesjährigen Mitgliederversammlung am 21.07.2025 hat Peter Dobrick, Betriebsleiter und Bio-Landwirt des Wildensteiner Schafhofes das Haupt-Catering übernommen. In seinem Vortrag stellte er das Konzept des Hofes sowie auch einen neu gegründeten Verein vor, in dem der Hof eine zentrale Rolle einnimmt. Mein Interesse war in mehrfacher Hinsicht geweckt. Gerne bin ich Peters Einladung gefolgt, den Hof sowie den Verein kennenzulernen.

In Steinhart, einem Ortsteil der Gemeinde Hainsfarth, im Landkreis Donau-Ries, liegt der Wildensteiner Schafhof mit seinem großzügigen Gelände und dazugehörigen Außenweideflächen. Peter hat es sich seit 1990 zur Aufgabe gemacht, gefährdete Schafrassen wie Gotland Pelzschaf, braunes Bergschaf, Wensleydale Schaf u. a. zu züchten und zu erhalten. Herdenschutzhunde der Rasse Pyrenäenberghund werden gemeinsam mit den Schafen gehalten und bewachen diese zuverlässig. Weiter finden Ziegen und zwei Lamas auf dem Hof ein Zuhause. Seit 2010 sind der Hof und seine Produkte biozertifiziert. Angeboten werden verschiedene Rohwollen zum Spinnen und Filzen, edle Felle von unterschiedlichen Schaf- und Ziegenrassen, Fleisch von Schaf und Ziege, Schnäpse von der Streuobstwiese u. a.

Im Jahr 2024 hat sich – mit und um den Hof –  der gemeinnützige, eingetragene Verein für Tiergestützte Pädagogik und Psychotherapie e.V. neu gegründet. Ehemals im Lehramt tätig gewesen vereint der heutige Betriebsleiter – Bio-Landwirt und Heilpraktiker für Psychotherapie – seine langjährigen Erfahrungen in einem neuen Kompetenzprofil, um gemeinsam mit aktiven Partnern den Bereichen Tier- und Naturschutz, Bildung und Erziehung zu dienen. Angesprochen werden interessierte Menschen, die den Wunsch verspüren, nah dran an den Schafen, Ziegen, Hunden und Lamas neue Erfahrungen zu gewinnen. Das können z. B. sein: Kindergeburtstage, Familienfeiern, Einzelgespräche, Zeit zum Nachdenken, Wolle verarbeiten, Unterstützung in persönlichen Krisen, handwerkliches Experimentieren – und Ferienzeiten.

Wie Letzteres auf beeindruckende Weise in kurzer Zeit in die Tat umgesetzt wurde, durfte ich während einer Pilot-Ferienwoche für Kinder im August d. J. hautnah miterleben. Sieben Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren aus verschiedenen Grundschulen verbrachten eine Ferienwoche auf dem Hof, wobei sie von Peter und drei ehrenamtlich Mitwirkenden betreut wurden. Zwei 9-jährige Mädchen stellten mir sogleich nach meiner Ankunft die Schafe, Lämmer, eine Ziege sowie die Lamas vor, die sich auf eingezäunten Innenweiden befanden. Die Kinder bewegten sich bereits nach nur zweieinhalb Tagen sowohl im Umgang mit den Tieren als auch mit den Sicherheitsvorkehrungen auffallend achtsam, sicher und gewandt, dass es mich staunen ließ.

Unter Peters strukturierter Leitung war Raum zum Spielen und Entdecken, zum Gestalten und Fragen, für Abenteuer und Miteinander – doch auch für Rückzugsmöglichkeiten war gesorgt. Dabei war ihm wichtig, dass jedes Kind frei wählen konnte, wie es sich in die Gemeinschaft einbringen wollte. Auf meine Frage im Anschluss an einen leckeren Mittagsimbiss, was die Kinder bisher am meisten beeindruckt hat, gab es ein breites Spektrum von Antworten: …am Bach „herum zu pritscheln“ (zu plantschen), mit Peter zu reden, das Gelände zu erkunden und „Geheimwege“ zu entdecken, Frösche im Weiher zu fangen und zu beobachten, die Tiere zu füttern und zu streicheln, das Erzählen am Lagerfeuer – und natürlich das Schlafen im Heu. Ein 9-jähriger Junge brachte es auf den Punkt: „Die wo nicht hier sind, verpassen viel.“

Peter selbst stellte fest, dass seine Bedenken, es könnte vereinzelt schwierig werden, ausgeräumt wurden. Es freute ihn sehr, dass sich das Miteinander so toll entwickelt hat. Gemeinsam Ferienwochen für Kinder anzubieten und zu gestalten, sei „richtig gut“ und wird sicher oftmals Wiederholung finden.

Am Nachmittag ging es mit einem neuen Natur-Bastelerlebnis weiter. Tags zuvor hatten die Kinder unter Anleitung gelernt, mit einer Handspindel Wolle zu spinnen. Nun hieß es, aus dicken Wollsträngen quadratische Sitzkissen zu weben; auf Webrahmen, die am Hof gefertigt wurden. In ca. 1,5 Stunden entstanden mit viel Energie, Ausdauer und Freude sieben wunderschöne Einzelstücke. Erschöpft und zufrieden präsentierten die Kinder danach ihre Werke.

Den Abschluss meines Besuches bildete ein „Exkurs“ in emotionaler Kompetenz. Aus gegebenem Anlass machte Peter die Gemeinschaft darauf aufmerksam, dass ein Mitglied ihres Betreuerteams aktuell sehr traurig sei. Peter ermutigte dieses, zu erzählen, was ihm so sehr Kummer bereitete. Er öffnete damit für die Kinder einen Raum, das eigene Berührtsein wahrzunehmen und zu äußern. Die Kinder erlebten, wie es möglich ist, wertschätzend auf verschiedenste Weisen Anteil zu nehmen und Mitgefühl auszudrücken. Getragen von dem Wunsch, ihre Bezugsperson zu trösten, ist ihnen das mit viel Herz, der Idee einer großen Gemeinschaftsumarmung und anderen liebevollen Gesten, spürbar gelungen. Das war für Alle eine sehr wertvolle Erfahrung.

Die Zeit von fast 6 Stunden, die ich mit der Gemeinschaft verbringen durfte, hat mir viele prägnante Erlebnisse in einer Intensität beschert, die ich so nicht erwartet hätte. Ein großes DANKE an Alle!

Haben auch Sie Interesse an diesen Themen und dem Wildensteiner Schafhof? Dann lernen Sie Peter auf seinem Hof kennen. Sie erreichen ihn per Mail an peter.dobrick@gmail.com oder telefonisch unter Tel. 09082/2195.