Frühlingslust 2024

Bei dem Frühlingsereignis auf dem Wolfgangshof in Anwanden bei Zirndorf waren wir zum ersten Mal mit einem Info-Stand dabei. Wir trafen auch einige bekannte Aussteller an, die wir von der Grünen Lust im Herbst her kannten – u.a. auch unser langjähriges Firmenmitglied den Demeter-Kräuterbetrieb Ostertag aus Wilhermsdorf. Manfred Ostertag kenne ich schon seit seiner Lehrzeit. Er war als Gärtnerlehrling mein Schüler (im Bild links).

Info zu uns: Bio-Verbraucher e.V./ Wolfgang Ritter, www.netz.bio

20 Jahre Bio-Verbraucher e.V. – 20 Jahre Wertschätzung unserer Bio-Lieferanten.

Info zum Kräuterbetrieb: Ostertag’s Bio-Hofladen, Meiersberg 4, 91452 Wilhermsdorf, T. 09102 – 96 633, www.ostertags-bio-hofladen.de

„Die Pestizid-Spirale – mein persönliches Erweckungserlebnis“

Anna Becker vom Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft im Gespräch mit dem Agrarwissenschaftler und Vorstandsvorsitzenden des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau, Prof. Dr. Jürgen Heß/ Ausschnitte aus dem Interview

Anna Becker: Herr Heß, wenn es um das Thema Pestizide geht, sprechen Sie gerne von ihrem „persönlichen Erweckungserlebnis“. Was ist damit gemeint?

Jürgen Heß: Ich habe mich in meiner Zeit als Jungwissenschaftler in den 1980er Jahren mit der Entwicklung beschäftigt, die zu dem heute hohen Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden geführt hat. (Mir wurde) deutlich, dass es sich um eine Art fragile Entwicklungs-spirale von Maßnahmen handelt, die zu einer fortschreitenden Abhängigkeit des Systems geführt hat. Langsam, aber kontinuierlich wurde das System hochgefahren, und immer wieder gab es neue Bruchstellen, die mit Hilfe neuer Maßnahmen gekittet werden mussten. Das war für mich damals eine Art persönliche Erweckung.

Können Sie uns diese Entwicklung genauer erläutern?

Seit den 1950er Jahren, erlebte die Landwirtschaft einen drastischen Wandel. Lagen die Durchschnittserträge von Winterweizen 1950 in Deutschland noch bei 27 Dezitonnen pro Hektar, stiegen sie im Lauf der nächsten dreißig Jahre auf über 50 Dezitonnen pro Hektar an, verdoppelten sich also. Der entscheidende Faktor hierfür war die zunehmende Anwendung von industriell hergestelltem Stickstoffdünger, dessen aufgebrachte Menge sich im gleichen Zeitraum vervierfachte. Dies führte einerseits zu einer Steigerung der Ernteerträge, stieß andererseits jedoch eine unvorhergesehene Kette von Entwicklungen an, die in die uns heute bekannte, massive Abhängigkeit der Lebensmittelerzeugung von chemisch-synthetischen Pestiziden mündete.

Was war der Ausgangspunkt?

Die industrielle Herstellung von Ammoniak mit dem so genannten Haber-Bosch-Verfahren, industriereif seit Anfang des 20. Jahrhunderts, ermöglichte in den Nachkriegsjahren die preiswerte Produktion von Stickstoffdüngern in großem Stil. Dadurch wurden signifikante Ertragssteigerungen erreicht. Pflanzenschutzmaßnahmen waren in den 1950er Jahren in erster Linie mechanischer Natur, wie z.B. der Einsatz von Hacke und Striegel, um Ackerwildkräuter im Zaum zu halten.

Das war also noch vor dem Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden. Was folgte dann?

Als erste chemische Maßnahme fanden Saatgutbeizungen statt. Ein Prozess, bei dem die Samenkörner vor der Aussaat mit Fungiziden inkrustiert (gebeizt) wurden, um einem Pilzbefall vorzubeugen. Diese Verbindungen, die häufig Quecksilber enthielten, sind heute längst verboten und wurden durch andere – verträglichere – Mittel ersetzt. Auch Beizungen gegen Bodenschädlinge (Insektizide) kamen in den 1950er Jahren erstmals zum Einsatz.

 Warum konnte man es nicht dabei belassen? Was war schließlich der Auslöser für die ersten flächendeckenden Pestizideinsätze?

Bereits um 1956 trat ein neues Problem auf. Die Stickstoffdüngung des Winterweizens war weiter angestiegen – eine Zunahme von immerhin 44 Prozent. Stickstoff war damit auch für Ackerwildkräuter nicht mehr der limitierende Wachstumsfaktor, auch sie profitierten vom zusätzlich zur Verfügung stehenden Stickstoff, vermehrten sich rasant und konkurrierten in der Folge mit den Nutzpflanzen um Nährstoffe und Wasser. Als Antwort entwickelte die Agrarindustrie sogenannte Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide). Der Haken an diesen ersten Herbiziden war jedoch, dass nur bestimmte Unkräuter von ihnen gut erfasst wurden, die sogenannten Zweikeimblättrigen. Gräser (Einkeimblättrige) hingegen wurden weniger gut erfasst und konnten sich trotz des Herbizid-Einsatzes weiterhin ausbreiten, wurden also unbeabsichtigt begünstigt und damit selektiert. Infolgedessen entwickelte die Agrarindustrie als nächstes Spezial-Herbizide gegen Gräser und brachten diese erfolgreich auf den Markt.

Neben Herbiziden kamen weitere Chemikalien hinzu, unter anderem auch Fungizide. Wie kam es dazu?

Insbesondere die Stickstoffdüngung in Verbindung mit erhöhten Bestandsdichten führte zu einer erhöhten Lagergefahr des Getreides. Das Getreide wurde also anfälliger für Schäden durch Sturm- und Starkniederschläge, wie sie häufig bei Sommergewittern auftreten. Durch klassische Pflanzenzüchtung und die Anwendung des Wachstumsregulators Chlorcholinchlorid (CCC) begegnete man diesem Problem mit einer Verkürzung des Halms (Einbremsung der Internodien-Streckung) und verlieh der Weizenpflanze damit eineerhöhte Standfestigkeit. Leider begünstigte dies in der Folge jedoch neue Krankheiten: speziell bodenbürtige Pilze (Septoria) erreichten nun leichter die Ähre, da der Infektionsweg vom Boden in die Ähre von 1,5 m auf nur mehr 50 cm verkürzt war. Spezialisierte Fungizide (gegen Pilzbefall) waren für dieses Problem das nächste Mittel der Wahl. Um die Erträge weiter zu erhöhen, wurden die Pflanzenbestände weiter verdichtet. Da dichte Bestände jedoch weniger winddurchlässig sind und deshalb nach Niederschlägen langsamer abtrocknen, verbesserte sich dadurch das Pilzklima im Pflanzenbestand. Das Ergebnis waren weitere Krankheiten, die im Weizenanbau vormals eher unbekannt waren, wie vor allem der Mehltau. Er forderte den Einsatz eines weiteren Spezial-Fungizids.

Welche Rolle spielt die Entkopplung von Ackerbau und Viehhaltung beim Einsatz von Pestiziden?

Viehhaltung wanderte im Laufe der 1960er Jahre zunehmend aus den Gunststandorten ab und konzentrierte sich auf die weniger fruchtbaren Böden. Gleichzeitig wurde der Ackerbau auf den Gunststandorten intensiviert. Dadurch ging jedoch der Vorteil der vielfältigen Fruchtfolgen und somit langen Anbaupausen einzelner Kulturen verloren. Denn der Anbau von Tierfutter (mehrjähriger legumer Futterbau mit Luzerne und Kleegras), der – vereinfacht gesagt – einer Bodensanierung gleichkommt, wurde an Ackerbaustandorten plötzlich überflüssig. In den Tierhaltungsregionen wurde er zunehmend durch Maisanbau und Sojaimporte ersetzt. Die Folge der stark verengten Ackerbau-Fruchtfolgen waren neue bodenbürtige pilzliche Krankheiten an der Halmbasis und den Wurzeln (die sogenannten Fußkrankheiten) der Weizenpflanze gegen die erneut neue Fungizide eingesetzt werden mussten.

Wie ist die Situation heute? Es gibt doch sicher längst modernere Verfahren oder nicht?

An dem Muster der letzten Jahrzehnte hat sich nicht viel geändert. Die Anwendung von Pestiziden erfolgt vor, während und nach der Aussaat. Die hohen Ertragssteigerungen der letzten Jahrzehnte führten folglich schrittweise und schleichend zur Eskalation des Systems, bei der die Erhöhung der Stickstoffdüngung zwar weitere Ertragsteigerungen zur Folge hatten, stets aber auch neue Stützmaßnahmen erforderlich machten.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus?

Die Triebfeder für die Entwicklung war die Stickstoffdüngung, gefolgt von verschiedenen Pflanzenschutzmaßnahmen. Immer wieder brach und bricht das System aus. Eine Maßnahme macht die nächste erforderlich. Diese Entwicklung beim Winterweizen ist dabei ja nur ein Beispiel von vielen, sie zeigt auf, was sich auch in anderen Anbaukulturen so oder so ähnlich abgespielt hat.

Sie sind Professor für ökologischen Landbau. Was macht der Ökolandbau anders?

Die Entwicklung unserer Landwirtschaft, gerade am dargestellten Beispiel Winterweizen zeigt, dass es wichtig ist, nicht nur einzelne Maßnahmen zu betrachten, sondern das Gesamtkonzept. Der ökologische Landbau bietet in diesem Sinne eine alternative Herangehensweise. Während konventionelle Landwirtschaft viel zu häufig noch bei der Symptomfrage stehen bleibt und beispielsweise bei einem Schädlingsbefall überlegt, welches Pestizid eingesetzt werden kann, befasst sich der Ökolandbau mit dem Gesamtsystem und sucht nach den Ursachen. Was lief in der Vergangenheit schief? War es die Sorte, war es die Fruchtfolgestellung oder die Düngung oder passt diese Pflanze vielleicht gar nicht an diesen Standort? Grundsätzlich setzt der Ökolandbau, wo auch immer es geht auf Selbstregulation, auf Eigenstabilität und Prävention. Erst wenn dieses Potenzial ausgeschöpft ist, kommen Mittel zum Einsatz. Wir sehen heute mehr denn je, dass wir die langfristigen Aus- und Nebenwirkungen berücksichtigen müssen, um nachhaltig und zukunftsfähig Lebensmittel zu erzeugen.

Quelle: https://enkeltauglich.bio/die-pestizid-spirale-mein-persoenliches-erweckungserlebnis/#sdfootnote1symke

 

„Vitalpilze“ – ein neues Heilmittel?

Bei Konzentrationsstörungen  („Brain Fog“ = Gehirnnebel) werden derzeit verschiedene Pilzprodukte angeboten – als Kaffee-Ersatz oder als Kapseln. Leonie Burgard, Ernährungswissenschaftlerin an der Uni-Klinik Erlangen, rät davon ab, weil solche Nahrungsergänzungsmittel nicht ausreichend genug getestet sind und Nebenwirkungen haben können. Sie empfiehlt eine vollwertige Ernährung, die Nahrungsergänzungsmittel überflüssig machen. Ihr Rat entspricht auch dem unseren: „wenig Zucker, wenig gesättigte Fettsäuren, wenig hoch verarbeitete Lebensmittel – dafür viele Ballaststoffe und mediterrane Ernährung mit Obst und Gemüse und hochwertigen Ölen.“

Quelle: Nürnberger Nachrichten vom 2. April 2024, S. 20

Risotto Pesto Norma

Dieses Gericht habe ich erstmals in dem italienischen Ort Norma ausprobiert. Es ist mein erstes selbst gemachtes Risotto. Die Verkäuferin im Supermarkt empfahl mir speziellen Risotto-Reis und meinte, es gehöre Pesto hinein. Der Rat war nicht schlecht.

Zutaten für 4 Personen

2 Tassen Risotto-Reis, 250 g Pilze, 1 Dose Erbsen, 1-2 Zwiebeln, 200 g würzigen Käse, 1 Glas Pesto, 50 g Butter, Öl, Pfeffer, Salz und Gewürze nach Belieben

Zubereitung

Reis mehrmals waschen, Zwiebeln in Butter und Öl im Topf anbraten, Pilze in Scheiben geschnitten dazu geben, nach 10 Minuten Reis einrühren und ständig umrühren, damit er nicht anbrennt. Nach Bedarf Öl oder Butter dazu geben. Nach weiteren 10 Minuten heiße Gemüsebrühe eingießen. Wenn der Reis gar ist, die restlichen Zutaten einrühren. Guten Appetit wünscht

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Wirtschaft der Liebe

Dr. Christoph Pinkwart/ Wolfgang Ritter

Interview mit Dr. Christoph Pinkwart zu einer Studienreise zur SEKEM-Farm in Ägypten im Oktober 2023

SEKEM in Ägypten gehört wohl zu den größten, erfolgreichsten und weltweit aktiven Unternehmen, die die Idee der Dreigliederung Rudolf Steiners verwirklichen und eine assoziative Zusammenarbeit pflegen. Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die verschiedenen Unternehmensbereiche aufgebaut – auch mit Spenden von Unterstützervereinen in Europa: biologisch-dynamische Landwirtschaft, Agrarerzeugnisse verarbeitende Betriebe, medizinisches Zentrum, Bildungseinrichtungen, Akademie, Universität. Man arbeitete mit Bauern aus ganz Ägypten zusammen und unterstützt die Wüstendörfer in der Umgebung. Ich habe die Initiative mehrmals besucht, ihren Initiator, Dr. Ibrahim Abouleish, und seinen Sohn, Helmy Abouleish, mehrmals zu Vorträgen nach Nürnberg eingeladen und in Vorträgen und Büchern (Initiativen, die die Welt verändern, Wirtschaft der Liebe, beide Möllmann Verlag) darüber berichtet. Im Oktober 2023 hat mein Freund, Dr. Christoph Pinkwart, an einer Studienreise zur SEKEM-Farm teilgenommen. Ich habe ihn interviewt.

Wie kamst du darauf, diese Reise zu unternehmen?

Seit einem Auslandspraktikum als Student 1976 in einer Ölraffinerie in Ägypten interessiere ich mich für dieses Land und seine Entwicklung. Nachdem Ibrahim Abouleish seine Initiative SEKEM in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgestellt hatte, wurde ich Mitglied im Förderverein „SEKEM Freunde Deutschland“ und besuchte vor 18 Jahren die SEKEM-Farm zu einem Islam-Seminar, das Ibrahim Abouleish seinerzeit gab. Der Gründer Dr. Ibrahim Abouleish beschreibt in seinem Buch, die SEKEM-Symphonie  (Info 3 Verlag, Neuauflage 2015): „In der flirrenden Sommerhitze tauchte in meinem Inneren eine Vision auf: Ein Brunnen, Bäume, Pflanzengrün und Blütenduft, Tiere, Komposthaufen, Häuser und arbeitende Menschen. Wieviel Kraft würde aufgebracht werden müssen, um eine solch unwegsame, schwierige Umgebung zu verändern und diese Öde in einen Garten zu verwandeln!“ Vor 18 Jahren konnte ich mich davon überzeugen, dass diese Vision in vollem Umfang aufgegangen ist.

Warst du auf der SEKEM-Farm bei Kairo? Was hast du erlebt?

Dass in der SEKEM-Farm in Kairo unser aller Ziel „Wirtschaft der Liebe“ bereits im großen Maßstab umgesetzt ist: Der Zukunftsrat der SEKEM-Farm hat sich vorgenommen, nach dem Prinzip „Wirtschaft der Liebe“ zu handeln, eine Geschäftsethik, die SEKEM mitentwickelt hat, und die mit den internationalen Fairtrade-Werten verglichen werden kann. Das betrifft die Wertschöpfungskette vom Bauern über die Veredelung und den Handel bis zum Verbraucher. Konzentrieren wir uns jetzt auf die Bauern: Die mit SEKEM zusammenarbeitenden Bauern arbeiten bio-dynamisch, so dass ihre Produkte Demeter-zertifiziert sind. Sie erhalten stabile Verträge und Preise für ihre Produkte, wodurch ein sicheres Einkommen für ihre Familien garantiert ist, und durch das sie besser planen und expandieren können. Außerdem bietet SEKEM den Vertragsbauern regelmäßige Schulungen, Fortbildungen und kulturelle Aktivitäten an, wie Alphabetisierungskurse oder Workshops, in denen neue landwirtschaftliche Methoden vorgestellt werden. Die Landwirte und SEKEM profitieren von einer Win-Win-Situation, die auf Brüderlichkeit und Kooperation basiert, anstatt auf Konkurrenz und Egoismus.

Es gibt doch eine weitere Farmgründung irgendwo mitten in der Wüste. Konntest du die auch besuchen?

Nachdem die Farm räumlich an ihre Grenzen kam, wurde vor einigen Jahren in der Wahat Oase Baharyia eine Tochterfarm gegründet. Dazu fuhren wir von Kairo in süd-westliche Richtung komplette 370 km durch Wüste und erlebten dort eine Farm, die die Gründungsfarm spiegelt, wie diese im Alter von 10 Jahren ausgesehen haben mag. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie hier wieder fruchtbares Ackerland der Wüste abgerungen wird, diesmal aber in noch wesentlich größerem Maßstabe.

Gibt es Zukunftspläne?

Die „Wirtschaft der Liebe“ soll nun gemäß SEKEMs Nachhaltigkeitsstrategie in detailliert beschriebenen Schritten weiterentwickelt werden. So wurde im Jahr 2022 erreicht, dass die Anzahl der mit SEKEM zusammenarbeitenden bäuerlichen Betriebe von rund 700 auf etwa 2000 erhöht werden konnte. Dies gelingt durch die oben beschriebene Fortbildung in Kombination mit finanzieller Unterstützung. So werden den Bauern z.B. Kredite gegeben für Solaranlagen und Wasserpumpen, die für nachhaltiges Wirtschaften notwendig sind. Da sich die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise durch Einbindung in CO2-Zertifikate für die Vertragsbauern auch finanziell rechnet, ist dies ein Erfolgsprogramm. Es ist beabsichtigt, bis 2025  38.000 neue Kleinbauern aufzunehmen. So bleibt davon zu träumen, dass sich die „Wirtschaft der Liebe“ eines Tages in ganz Ägypten oder sogar auch bei uns ausbreiten wird!

Das klingt phantastisch: 38.000 neue Kleinbauern. Arbeiten die dann alle biodynamisch?  Wird es so sein, dass sie alle ihre Felderträge den SEKEM-Betrieben zuliefern werden?

Wie gesagt wachsen diese Kleinbauern hochmotiviert in die biodynamische Landwirtschaft hinein, und ihre Felderträge werden direkt über die SEKEM-Verbindungen an die örtliche Umgebung verkauft oder über die SEKEM-Betriebe veredelt.

Abschließend noch eine Frage zu den CO2-Zertifikaten: Wer kauft sie?

Jeder kann sie erwerben, besonders als Ausgleich für die Umweltbelastung, wenn man z.B. nach Ägypten fliegt. Hier kann man sie kaufen: https://shop.sekem.com/products/1-tonne-co2-kompensation-co2-zertifikat

Wasserwirtschaft will Ökolandbau

Der Ökolandbau weist in Bezug auf den Trink- und Grundwasserschutz erhebliche Vorteile auf.

Denn er nutzt potenziell ins Grundwasser austretende schädliche Stoffe gar nicht oder nur stark reduziert, da der Einsatz von Düngemitteln einer strengen Limitierung unterliegt. Stickstoff ist damit ein sehr knappes Gut. Ein sorgsamer Umgang ist deshalb systemimmanent. Ein weiteres Plus: chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im Ökolandbau nicht erlaubt und der Einsatz von Tierarzneimitteln unterliegt starken Restriktionen. Die Wasserwirtschaft und der ökologische Landbau verfolgen beim Wasserschutz die gleichen Ziele.

Landwirtschaft gefährdet die Trinkwasserqualität

Die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung in Deutschland steigen aufgrund zunehmender Belastungen, vor allem auch durch die Landwirtschaft. Im Jahr 2017 lagen sie bei zirka 633 Millionen Euro pro Jahr. Ein wesentlicher Grund für die hohen Kosten ist die hohe Nitratkonzentration im Grundwasser. Diese ist wiederum eine Folge des hohen Stickstoff-Überschusses in der Landwirtschaft, der trotz vielfältiger Maßnahmen nur langsam zurückgeht und aktuell bei zirka 80 kg pro Hektar und Jahr liegt. An rund einem Viertel der bundesweiten Messstellen wird die zulässige Nitratkonzentration von 50 Milligramm pro Liter regelmäßig überschritten. Eine weitere Herausforderung für die Trinkwasserqualität ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit einer hohen Toxizität. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit fand im Zeitraum 2009 bis 2018 an 114 Messstellen zehn Wirkstoffe über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm je Liter und drei nicht relevante Metabolite (Zwischenprodukte eines biochemischen Stoffwechselvorgangs) über dem Leitwert von 10 Mikrogramm je Liter. Auch der Einsatz von Tierarzneimitteln in der Landwirtschaft trägt über die Ausscheidungen der behandelten Tiere zur Gewässerbelastung bei.

Nitratbelastung durch Ökolandbau senken

Ökologische Wirtschaftsweise ist eine wirksame Möglichkeit, um die Belastung der Gewässer zu

vermindern. Durch die niedrigere Düngeintensität im Ökolandbau ergibt sich eine geringere Nitratbelastung. Während der Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln im ökologischen Landbau auf maximal 170 kg pro Hektar und Jahr über Wirtschaftsdünger begrenzt ist, für die strenge Restriktionen bezüglich Art und Herkunft gelten, werden in der konventionellen Landwirtschaft zusätzlich mineralische Stickstoffdünger eingesetzt. Stickstoff ist im Ökolandbau ein sehr knappes Gut. Ökolandwirt*innen sind deshalb besonders bestrebt, den Stickstoff im System zu halten und Verluste u.a. durch Auswaschung zu vermeiden. Mittels einer ausgewogenen Fruchtfolge mit Untersaaten und Zwischenfrüchten wird ein möglichst effizienter und damit verlustarmer Transfer von Stickstoff von den Leguminosen und Wirtschaftsdüngern zu den Kulturpflanzen angestrebt. Aufgrund der Restriktionen, u.a. durch die flächengebundene Tierhaltung, ist eine Überdüngung weniger wahrscheinlich. Alle Faktoren zusammengenommen führen dazu, dass die Nitratbelastung des Wasserkörpers im Zeitverlauf nach einer Umstellung der darüber liegenden Flächen auf ökologische Wirtschaftsweise deutlich abnimmt. Eine umfassende Auswertung der bestehenden wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema hat ergeben, dass eine ökologische Bewirtschaftung zu einer Verminderung des Nitrataustrags um durchschnittlich knapp 40 % führt.

Keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und weniger Tierarzneimittel

Auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist der Ökolandbau klar im Vorteil. Eine Grundwasserbelastung durch aus der Landwirtschaft ausgetragene chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel kann ausgeschlossen werden. Der Einsatz von Herbiziden ist im Ökolandbau nicht zugelassen. Der Pflanzenschutz wird im Ökolandbau vorrangig durch systembezogene indirekte Maßnahmen wie ausgewogene Fruchtfolgen und den Anbau von Wildkräuter unterdrückenden Kulturen (wie Kleegras) sichergestellt und durch mechanische und thermische Maßnahmen.

Quelle:https://orgprints.org/id/eprint/51949/1/sanders-etal-2023-UGOE_Schlussbericht-III.pdf

 Bio-Anbausysteme halten die Erträge, weisen aber ein geringeres Ertragsniveau und eine geringere Ertragsstabilität auf als konventionelle Systeme – Ergebnisse des DOK-Versuchs in der Schweiz

Ausreichende und stabile Ernteerträge sind die Grundlage für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Begrenzte Ackerflächen, der Klimawandel, die Verschlechterung der Bodenqualität und der Verlust der biologischen Vielfalt in Verbindung mit der übermäßigen Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen erfordern neue Lösungen für zukünftige Anbausysteme, die über die bestehenden Bewirtschaftungspraktiken hinausgehen. Hier haben wir Mittelerträge, zeitliche Ertragstrends und die Stabilität von ökologischen und konventionellen Anbausystemen aus dem derzeit am längsten andauernden Anbausystemvergleich, dem DOK-Langzeitsystemvergleichsversuch (DOK), der biodynamische, bioorganische und konventionelle Anbausysteme vergleicht, über einen Zeitraum von 40 Jahren analysiert. Wir haben Ertragsdaten von Winterweizen, Kartoffeln, Kleegras, Mais und Sojabohnen in einer siebenjährigen Fruchtfolge, wobei bioorganische und biodynamische Anbausysteme mit konventionellen gemischten und ausschließlich mineralisch gedüngten Systemen verglichen wurden. Es wurden Systembehandlungen mit reduzierter halber und regelmässiger Düngung etabliert, was den üblichen Schweizer Landwirtschaftspraktiken entspricht. Die Erträge waren in Bio-Systemen bei Nicht-Leguminosen je nach untersuchter Kultur zwischen 13 % und 34 % signifikant niedriger, während bei Leguminosen bei Sojabohnen keine Ertragsminderung und bei Klee nur 10 % beobachtet wurden. Die Hälfte der Düngermenge reduzierte die Erträge in allen Systemen und Kulturen um rund 10 %. Das eingesetzte Mineral N bestimmt die Erträge vor allem bei Winterweizen und Kartoffeln. Die zeitlichen Ertragstrends unterschieden sich nicht zwischen biologischen und konventionellen Systemen und auch nicht zwischen halber und regelmäßiger Düngung über alle Kulturen. Beim Winterweizen zeigten jedoch sowohl die konventionelle als auch die biologisch-dynamische Bewirtschaftung mit regelmäßiger Düngung eine stärkere zeitliche Ertragssteigerung, während der Ertrag von Grasklee bei biologisch-dynamischer Bewirtschaftung mit Halbdüngung zurückging. Erhöhte Ertragsunterschiede zwischen den Systemen in einzelnen Jahren waren eher auf eine schlechte Leistung der organischen Systeme als auf eine bessere Leistung konventioneller Systeme zurückzuführen. Die absolute Stabilität (gemessen an der Varianz) unterschied sich nicht, aber konventionelle Systeme waren stabiler als organische Systeme in Bezug auf die relative Stabilität, gemessen am Variationskoeffizienten, der die Stabilität in Bezug auf das Ertragsniveau ausdrückt. Wir fanden keinen Unterschied in der absoluten und relativen Stabilität zwischen halber und normaler Befruchtung. Eine langfristige ökologische Bewirtschaftung führt zu geringeren Erträgen als eine konventionelle Bewirtschaftung, aber nicht zu einer Abnahme der Erträge im Laufe der Zeit. Die Ähnlichkeit der beiden Stabilitätsmaße zwischen halber und regelmäßiger Düngung deutet darauf hin, dass die Variation der relativen Stabilität zwischen biologischer und konventioneller Bewirtschaftung eher mit dem Pflanzenschutz als mit der Düngeintensität zusammenhängt.

Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378429023002654?via%3Dihub, abgerufen am 02.01.2024

Kundenorientiert. Regional. Bio. – Wie die Gemeinschaftsverpflegung Gäste begeistern und regionale Betriebe unterstützen kann

Bericht von Dr. Werner Ebert

Das war der diesjährige Titel des Forums StadtLandBio, das am 14. + 15. Februar im Rahmen des BioFach-Kongresses in Nürnberg stattfand. Veranstalter sind neben der Biometropole Nürnberg die Metropolregion Nürnberg und die NürnbergMesse – in Kooperation mit dem deutschen Bio-Städte Netzwerk und dem Organic Cities Network Europe.

In vielen Städten Deutschlands und Europas sind Bio-Essen und Bio-Lebensmittel auf dem Vormarsch. Dies zeigten die eindrücklichen Beispiele, die beim Forum StadtLandBio vorgestellt und diskutiert wurden. Sei es Städte wie Berlin, Nürnberg, Augsburg oder Lauf a.d. Pegnitz, die in Kitas und Schulen einen Bio-Anteil von 50% und mehr haben und die hohe Akzeptanz für Bio vorweisen können. Ganz zu schweigen von europäischen Metropolen wie Paris oder Wien. Die Stadt Paris ist für 30 Mio. Essen pro Jahr verantwortlich, die in 1.300 Kantinen, Mensen, Restaurants serviert werden. Aktuell liegt der Bio-Anteil bei 35%. Ziel ist es bis 2027 auf 70% zu kommen. Herausragend ist auch die Stadt Wien, in deren Spitälern Patienten ein Essen bekommen, das fast zur Hälfte aus Bio-Lebensmitteln besteht.

Beim Forum StadtLandBio wurde auch klar, dass Bio-Lebensmittel politisch gewollt sind und immer mehr gefördert werden. Dies unterstrich Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Der zuständige Ökolandbau Referent Dr. Karl Kempkens stellte passend dazu dar, welchen Beitrag die Bio-Strategie der Bundesregierung oder auch die neue Bio-Außerhaus-Verordnung dazu leisten. Dementsprechend hat sich auch der Markt in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Dies beschrieb Reiner Roehl von der Fa. a’verdis, der führende Experte für Bio in der Gemeinschaftsverpflegung in Deutschland. Bio-Lebensmittel, auch in hohem Maße aus der Region, können in Deutschland über den Bio-Großhandel und auch direkt über Erzeuger geliefert werden. Dies bestätigen die Beispiele ambitionierter Betriebs-Restaurants, wie z.B. Linde in München, Wackelpeter in Hamburg oder die Klinik Havelhöhe in Berlin zeigen.