Ein großartiges Ereignis

20 Jahre Bio-Verbraucher e.V.

Aus Anlass unseres Jubiläums fand unsere Mitgliederversammlung in diesem Jahr an einem ganz besonderen Ort statt – im Tiergarten-Restaurant Nürnberg. Es ist eines der wenigen zertifizierten Bio-Restaurants in der Bio-Metropole Nürnberg und unser Firmenmitglied. Das Restaurant bietet nicht nur während der Tiergarten-Öffnungszeiten Essen und Trinken sondern auch danach wöchentlich einmal am Abend feinste Speisen und Getränke plus ein Theaterstück = Culinar-Theater. Peter Noventa und sein Team hatte für uns ein kulinarischen 3-Gänge-Menü vom feinsten vorbereitet, das den ca. 125 Teilnehmern hervorragend gemundet hat.

Nach einer Präsentation des Klima- und Naturschutzkonzepts des Tiergartens durch einen Mitarbeiter wurde das Büffet eröffnet. Zwischen den Gerichten wurde kurz die Tagesordnung unserer MV abgewickelt, es stellten sich einige Firmenmitglieder vor, und dann folgte die „Bio-Ausschüttung“; jeder Teilnehmer ging mit einer Tüte voll Bio-Produkten nach Hause bzw. wurde vom Shuttle-Service des Restaurants zur Straßenbahnhaltestelle gefahren.

Mehr Info:

  • Tiergarten-Restaurant Nürnberg: www.culinartheater.de
  • Bio-Verbraucher e.V.: www.sei.bio

Hier unsere nächsten Aktivitäten – unsere Bio-Ausflüge 2024

  • Sa, 3. August, 14.00 Uhr: Besuch beim Demeterhof Rotenbauer, Katrin und Martin Hauser, Kaltenbuch 61, 91790 Bergen, Demeter-Weiderindfleisch, -Wurst, -Käse, -Öl, -Eis, Hofführung, Verkostung, Hofeinkauf, T. 09148 – 90 80 986, www.rotenbauer.de; Anmeldung bis 28.07. bei Wolfgang Ritter, ritter@bio-verbraucher.de, T.0911 – 404827 mit AB
  • Fr., 25. Okt., 14.00 Uhr: Besuch beim KräuterGut Dworschak-Fleischmann, Tanja Dworschak-Fleischmann, Kraftshofer Hauptstraße 265, 90427 Nürnberg, Bioland-Kräuter, Führung durch die Gewächshäuser, Verkostung, Einkaufsmöglichkeit; T. 0911 – 93 64 761, http://www.kraeutergut.de; Anmeldung bis 20.10. bei Wolfgang Ritter, ritter@bio-verbraucher.de, T.0911 – 404827 mit AB; eigene Anreise: Straba 4 bis Am Wegfeld, umsteigen in Bus 31 Richtung Herrnhütte, bis Haltestelle Am Kriegerdenkmal

Insektenreich – artenreiche Blühwiesen im Tiergarten Nürnberg

Pressemitteilung des Referats für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg vom 9. Juli 2024, Ausschnitt

Blühwiesen und Blumenmischungen sind einfach umzusetzende Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität im eigenen Garten. Ihre blütenreichen Bestände ernähren Bienen und Insekten. Bei richtiger Pflege können sie vielen Insekten und anderen Gliedertieren auch als Lebensraum dienen, in dem sich diese auch fortpflanzen können.

Im Insektenreich des Tiergartens der Stadt Nürnberg kommen verschiedene Blühmischungen vor, die unter unterschiedlichen Standortbedingungen gesät werden können und für verschiedenen Nutzungen – vom Staudenbeet bis zum Trittrasen – geeignet sind.

Bei ihrem Besuch im Tiergarten Nürnberg besichtigten die Mitglieder des Bündnisses für Biodiversität das Insektenreich im Tiergarten Nürnberg. Britta Walthelm, Mitglied des Bündnisses für Biodiversität und Referentin für Umwelt und Gesundheit, erläutert: „Die im Tiergarten ausgesäten Blühmischungen setzen sich aus heimischen Arten zusammen. Einzelne bestehen sogar aus regionalem Saatgut, wie es in der Landschaftspflege zum Einsatz kommt. Außerdem unterscheiden sich die Mischungen durch die Pflege und Standzeit. Während die meisten selten bis nie gemäht werden müssen, können andere bei Bedarf sogar mehrmals im Jahr geschnitten werden. So findet sich für jede Nutzung und jeden Standort eine passende Mischung.“

Insektenreiche Blühwiesen sind der Lebensraum für eine große Anzahl an Tieren und Pflanzen. „Der Tiergarten ist Teil des europaweiten Natura 2000-Netzwerkes, das artenreiche Schutzgebiete miteinander verbindet. Dass Insekten hier auf zahlreichen Flächen Nahrung, Lebensräume und Brutplatz finden, ist sehr wichtig und ein essentielles Ziel der Insektenreiche“, so Jörg Beckmann, Stellvertretender Direktor und biologischer Leiter des Tiergartens Nürnberg.

Kontakt: Referat für Umwelt und Gesundheit, T. 09 11 / 2 31-5955,

umweltreferat@stadt.nuernberg.dewww.umweltreferat.nuernberg.de

30 Jahre Einfach Besser Leben (ebl)

Die Kartoffelschälmaschine in der ebl-Küche
Thomas Wehr verkauft Demeter-Vollkorn-Fruchttörtchen
Der Küchenchef zeigt die Küche, in der die Speisen für die Filialen täglich frisch gekocht werden.

Das war ein überzeugendes Bio-Event: Ebl feierte sein 30jähriges Jubiläum auf dem Gelände der Zentrale in Fürth-Hardthöhe mit einigen seiner langjährigen Lieferanten und uns, dem Bio-Verbraucher e.V.

Man wurde durch die Metzgerei,  die Produktionsküche, die neue Backstube und das Lager geführt. Von der Zentrale in Fürth aus werden die 24 ebl-Filialen täglich mit Frischware beliefert. Selten findet man einen Lebensmittelgroßhandelsbetrieb, der so sauber und übersichtlich geführt wird wie die ebl-Filiale.

Es gab zu essen und zu trinken, viele Informationen und Überraschungen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Veranstaltung! Und viel Erfolg für die nächsten 30 Jahre!

Sekem Festival in Deutschland

Vom 14.-16. Juni 2024 wurde ein Sekem Festival in einer Jugendherberge bei Fulda statt. Etwa 160 Persönlichkeiten aus Europa und Afrika trafen sich, um das 40-jährige Bestehen des deutschen Sekem-Unterstützervereins zu feiern.

Sekem ist eine ägyptische Initiative, die die Ideale der „Wirtschaft der Liebe“ realisiert. Ibrahim Abouleish kaufte 1977 ein Wüstengrundstück in der Nähe von Kairo und begann dort biologisch-dynamisch zu arbeiten. Die Felderträge wurden und werden zu zahlreichen Produkten verarbeitet, im eigenen Land verkauft und exportiert. Inzwischen konnte man  Hunderte von Kleinbauern als Zulieferer für biologisch-dynamische Felderzeugnisse gewinnen und selbst weitere Wüstengebiete begrünen. Den Dörfern in der Umgebung hilft man bei ihrer Entwicklung. Derzeit arbeitet man daran Tausenden Bauern den biologisch-dynamischen Feldanbau nahe zu bringen.

Zahlreiche kulturelle Einrichtungen konnten aus den Überschüssen der Verkaufserlöse und den Spenden der europäischen Fördervereine errichtet werden: Kindergarten, Schule, medizinisches Zentrum, eine Universität.

Mehr Info: www.sekem.com, www.sekem-freunde.de

Siehe auch:

Ibrahim Abouleish: Die Sekem-Vision – Eine Begegnung von Orient und Okzident verändert Ägypten, Mayer-Verlag, Stuttgart und Berlin 2004

Wolfgang Ritter: Wirtschaft der Liebe – Elemente einer künftigen Wirtschaftsordnung, Möllmann-Verlag, Borchen 2016

Helmy Abouleish mit Christine Arlt: SEKEM, Inspirationen – Impulse für einen zukünftigen Wandel, Info 3 Verlag, Frankfurt am Main 2022

Auf der Aronia-Alm

Bericht von Wolfgang Ritter

Kürzlich war ich eingeladen, eine Führung auf der Aronia-Alm im fränkischen Veitsbronn mitzumachen und die Aronia-Beeren-Produkte zu verkosten. Hier mein Kurzbericht:

Aronia-Beere, auch Apfelbeere oder schwarze Eberesche genannt, wächst auf Sträuchern, ist ein Rosengewächs. Sie zählt ernährungsphysiologisch zu den wertvollsten Beeren. Insbesondere ihr Gehalt an Polyphenol, Anthocyanen und Procyanidinen ist beeindruckend. Sie ist sehr reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen – eine echte Powerbeere, ein Naturmittel zur Prävention vieler Krankheiten und zur Heilung mancher Leiden.

Walter Binders Flyer zu seinem Buch „Aronia. Die Powerbeere aus der Eiszeit“, ISBN 3-9803742-2-X, nennt 21 Dinge, die alleine Anthocycane bewirken können. Eine Auswahl: Senkung des Blutdrucks und des Thromboserisikos, Giftausleitung, Leber-, Magenschleimhaut- und Strahlenschutz, anti-entzündliche, anti-bakterielle, anti-virale Wirkungen, Verbesserung der Sehkraft, Krebsprävention, Verhinderung von Altersflecken, Schutz vor Genschäden.

Ich mache jetzt eine Aronia-Kur: täglich ein Gläschen Demeter-Aronia-Beeren-Saft.

Kontakt: Aronia Alm, H. Maußer, Öko-Hof, Kagenhof 77, 90587 Veitsbronn, T. 0171.7939 108, www.aroniaalm.com, info@aroniaalm.com

Tag der Artenvielfalt: Info-Kampagne gegen Pestizide

Ausschnitt aus der Presse-Info unseres Partners Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. (BEL) vom 22.5.2024

Zum heutigen internationalen Tag der Artenvielfalt startet das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) eine Infokampagne, die darauf aufmerksam macht, dass chemisch-synthetische Pestizide in der Landwirtschaft das Überleben bestäubender Insekten gefährden. Viele Nahrungsmittel, so die Botschaft, könnten durch den fortschreitenden Artenschwund künftig zur Mangelware werden.

„Jahr für Jahr werden in Deutschland ca. 30.000 Tonnen chemisch-synthetische Pestizide verkauft und auf die Äcker gespritzt.  Sie verbreiten sich über die Luft, töten Insekten, schaden Bodenorganismen und gefährden so die Biodiversität“, so Julia Schumacher, Sprecherin des BEL. Die Kampagne, die leere Produktverpackungen zeigt, wird von heute an in zahlreichen Biomärkten und in den Social Media-Kanälen der Mitglieder des BEL zu sehen sein. „Wir zeigen damit, welche Auswirkungen das Artensterben am Ende haben wird“, so Schumacher. „Die Auswirkungen auf unsere Umwelt bedrohen die natürlichen Lebensmittelketten und damit die Ernährungssicherheit von uns allen.“ Auch durch den Kauf von Bio-Produkten, könnten Verbraucher*innen daher dazu beitragen, dass weniger Ackergifte in die Umwelt gelangen.

Neben leeren Produktverpackungen unterstreichen Wortspiele die Botschaft der Kampagnenmotive. So heißt es auf der Saftflasche: „Johannis-Leere“ statt -Beere und: „Ohne Artenvielfalt ist der Saft bald abgedreht.“ Voelkel-Geschäftsführer und BEL-Vorstand Stefan Voelkel: „Als Unternehmer und BEL-Mitglied bin ich davon überzeugt, dass wir mit dieser Aktion die brennende Botschaft ins rechte Licht rücken. Denn wenn die Politik nicht entschlossen gegen das Artensterben vorgeht, zahlen am Ende unsere Kinder und Enkelkinder die Rechnung. Aber auch die Bevölkerung ist gefragt“, ergänzt Voelkel. „Wer sich bewusst für Bio-Produkte entscheidet, trägt auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei, denn diese werden ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden produziert.“

Mehr Infos unter:  https://enkeltauglich.bio/bio-fuer-artenvielfalt/

Für Endverbraucher*innen gibt es beim BEL so genannte „Urkunden für Artenschützer*innen“. Der Erlös aus den Urkunden geht in die die politische Arbeit des Bündnisses gegen chemisch-synthetische Pestizide. So geht das Bündnis  beispielsweise auch rechtliche Schritte gegen die Zulassung besonders gefährlicher Ackergifte.

Deine Urkunde für den Artenschutz

Zum Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft:

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft ist ein Zusammenschluss von namhaften Bio-Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Akteurinnen und Akteure wollen basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und im Dialog dazu beitragen, die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen zu erhalten und sie dort, wo sie bereits beschädigt sind, wieder aufzubauen.

Mehr unter: https://enkeltauglich.bio

Ökofest in Herzogenaurach

Beim diesjährigen Ökofest in Herzogenaurach am Sonntag, 28.04.2024, waren wir wieder mit einem Info-Stand dabei. Diesmal ging es uns darum, für eine spätere Auswertung das Kaufverhalten der Verbraucher zu ermitteln und die Leistungen des Bio-Verbraucher e.V. darzustellen.

Wir freuen uns, wenn Sie sich die Fragen herunterladen und uns Ihre Antwort zusenden: ritter@bio-verbraucher.de

Bio-Befragung 2024 zu Bio-Einkäufen – 20 Jahre Bio-Verbraucher e.V.

Bitte kreuzen Sie an/ beantworten Sie (Mehrfachantworten möglich):

1 Ich kaufe Bio-Produkte

O täglich     O wöchentlich     O monatlich     O seltener

2 Meine Bezugsquellen sind

O Bio-Fachgeschäft   O Supermarkt   O Wochenmarkt             O Bio-Hofladen   O Versandhandel

3 Zu meinen Einkäufen gehören

O Lebensmittel         O Getränke        O Reinigungsmittel     O Kleidung    O Naturkosmetik

4 Motivationen für meine Bio-Einkäufe sind

O Bio-Produkte sind gesünder

O Das ist mein Beitrag zu Umwelt-, Arten- und Klimaschutz

O Ich will mit meinen Einkäufen die Bio-Erzeuger fördern, ihnen Wertschätzung zeigen

5 Achten Sie beim Einkauf auf die Bio-Siegel?  

O Ja   O Nein

6 Folgende Bio-Siegel kenne ich:

7 Wünschen Sie sich 

O bessere politische Entscheidungen für Bio-Erzeugung, -Handel und -Verbrauch

O qualifizierte Informationen zu Bio-Themen

8 Würden Sie gerne jährlich

O Bio-Erzeuger kennenlernen

O Bio-Produkte kostenlos erhalten, um sie auszuprobieren

O ein Bio-Menü genießen

Wenn Sie bei den letzten beiden Fragen etwas angekreuzt haben, sind Sie beim Bio-Verbraucher e.V. goldrichtig. Wir sorgen uns um die fünf angegebenen Themen. Auch in unserem Jubiläumsjahr werden wir wieder

  • kostenfreie Bio-Ausflüge organisieren
  • unseren Mitgliedern zur Mitgliederversammlung (MV) ein Bio-Menü spendieren – diesmal im Tiergartenrestaurant Nürnberg
  • jedem Mitglied an der MV eine Tüte voll Bio-Produkten überreichen

Lassen Sie sich das nicht entgehen! Werden Sie Mitglied (Jahresbeitrag nur 24 Euro)!

 

Frühlingslust 2024

Bei dem Frühlingsereignis auf dem Wolfgangshof in Anwanden bei Zirndorf waren wir zum ersten Mal mit einem Info-Stand dabei. Wir trafen auch einige bekannte Aussteller an, die wir von der Grünen Lust im Herbst her kannten – u.a. auch unser langjähriges Firmenmitglied den Demeter-Kräuterbetrieb Ostertag aus Wilhermsdorf. Manfred Ostertag kenne ich schon seit seiner Lehrzeit. Er war als Gärtnerlehrling mein Schüler (im Bild links).

Info zu uns: Bio-Verbraucher e.V./ Wolfgang Ritter, www.netz.bio

20 Jahre Bio-Verbraucher e.V. – 20 Jahre Wertschätzung unserer Bio-Lieferanten.

Info zum Kräuterbetrieb: Ostertag’s Bio-Hofladen, Meiersberg 4, 91452 Wilhermsdorf, T. 09102 – 96 633, www.ostertags-bio-hofladen.de

„Die Pestizid-Spirale – mein persönliches Erweckungserlebnis“

Anna Becker vom Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft im Gespräch mit dem Agrarwissenschaftler und Vorstandsvorsitzenden des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau, Prof. Dr. Jürgen Heß/ Ausschnitte aus dem Interview

Anna Becker: Herr Heß, wenn es um das Thema Pestizide geht, sprechen Sie gerne von ihrem „persönlichen Erweckungserlebnis“. Was ist damit gemeint?

Jürgen Heß: Ich habe mich in meiner Zeit als Jungwissenschaftler in den 1980er Jahren mit der Entwicklung beschäftigt, die zu dem heute hohen Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden geführt hat. (Mir wurde) deutlich, dass es sich um eine Art fragile Entwicklungs-spirale von Maßnahmen handelt, die zu einer fortschreitenden Abhängigkeit des Systems geführt hat. Langsam, aber kontinuierlich wurde das System hochgefahren, und immer wieder gab es neue Bruchstellen, die mit Hilfe neuer Maßnahmen gekittet werden mussten. Das war für mich damals eine Art persönliche Erweckung.

Können Sie uns diese Entwicklung genauer erläutern?

Seit den 1950er Jahren, erlebte die Landwirtschaft einen drastischen Wandel. Lagen die Durchschnittserträge von Winterweizen 1950 in Deutschland noch bei 27 Dezitonnen pro Hektar, stiegen sie im Lauf der nächsten dreißig Jahre auf über 50 Dezitonnen pro Hektar an, verdoppelten sich also. Der entscheidende Faktor hierfür war die zunehmende Anwendung von industriell hergestelltem Stickstoffdünger, dessen aufgebrachte Menge sich im gleichen Zeitraum vervierfachte. Dies führte einerseits zu einer Steigerung der Ernteerträge, stieß andererseits jedoch eine unvorhergesehene Kette von Entwicklungen an, die in die uns heute bekannte, massive Abhängigkeit der Lebensmittelerzeugung von chemisch-synthetischen Pestiziden mündete.

Was war der Ausgangspunkt?

Die industrielle Herstellung von Ammoniak mit dem so genannten Haber-Bosch-Verfahren, industriereif seit Anfang des 20. Jahrhunderts, ermöglichte in den Nachkriegsjahren die preiswerte Produktion von Stickstoffdüngern in großem Stil. Dadurch wurden signifikante Ertragssteigerungen erreicht. Pflanzenschutzmaßnahmen waren in den 1950er Jahren in erster Linie mechanischer Natur, wie z.B. der Einsatz von Hacke und Striegel, um Ackerwildkräuter im Zaum zu halten.

Das war also noch vor dem Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden. Was folgte dann?

Als erste chemische Maßnahme fanden Saatgutbeizungen statt. Ein Prozess, bei dem die Samenkörner vor der Aussaat mit Fungiziden inkrustiert (gebeizt) wurden, um einem Pilzbefall vorzubeugen. Diese Verbindungen, die häufig Quecksilber enthielten, sind heute längst verboten und wurden durch andere – verträglichere – Mittel ersetzt. Auch Beizungen gegen Bodenschädlinge (Insektizide) kamen in den 1950er Jahren erstmals zum Einsatz.

 Warum konnte man es nicht dabei belassen? Was war schließlich der Auslöser für die ersten flächendeckenden Pestizideinsätze?

Bereits um 1956 trat ein neues Problem auf. Die Stickstoffdüngung des Winterweizens war weiter angestiegen – eine Zunahme von immerhin 44 Prozent. Stickstoff war damit auch für Ackerwildkräuter nicht mehr der limitierende Wachstumsfaktor, auch sie profitierten vom zusätzlich zur Verfügung stehenden Stickstoff, vermehrten sich rasant und konkurrierten in der Folge mit den Nutzpflanzen um Nährstoffe und Wasser. Als Antwort entwickelte die Agrarindustrie sogenannte Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide). Der Haken an diesen ersten Herbiziden war jedoch, dass nur bestimmte Unkräuter von ihnen gut erfasst wurden, die sogenannten Zweikeimblättrigen. Gräser (Einkeimblättrige) hingegen wurden weniger gut erfasst und konnten sich trotz des Herbizid-Einsatzes weiterhin ausbreiten, wurden also unbeabsichtigt begünstigt und damit selektiert. Infolgedessen entwickelte die Agrarindustrie als nächstes Spezial-Herbizide gegen Gräser und brachten diese erfolgreich auf den Markt.

Neben Herbiziden kamen weitere Chemikalien hinzu, unter anderem auch Fungizide. Wie kam es dazu?

Insbesondere die Stickstoffdüngung in Verbindung mit erhöhten Bestandsdichten führte zu einer erhöhten Lagergefahr des Getreides. Das Getreide wurde also anfälliger für Schäden durch Sturm- und Starkniederschläge, wie sie häufig bei Sommergewittern auftreten. Durch klassische Pflanzenzüchtung und die Anwendung des Wachstumsregulators Chlorcholinchlorid (CCC) begegnete man diesem Problem mit einer Verkürzung des Halms (Einbremsung der Internodien-Streckung) und verlieh der Weizenpflanze damit eineerhöhte Standfestigkeit. Leider begünstigte dies in der Folge jedoch neue Krankheiten: speziell bodenbürtige Pilze (Septoria) erreichten nun leichter die Ähre, da der Infektionsweg vom Boden in die Ähre von 1,5 m auf nur mehr 50 cm verkürzt war. Spezialisierte Fungizide (gegen Pilzbefall) waren für dieses Problem das nächste Mittel der Wahl. Um die Erträge weiter zu erhöhen, wurden die Pflanzenbestände weiter verdichtet. Da dichte Bestände jedoch weniger winddurchlässig sind und deshalb nach Niederschlägen langsamer abtrocknen, verbesserte sich dadurch das Pilzklima im Pflanzenbestand. Das Ergebnis waren weitere Krankheiten, die im Weizenanbau vormals eher unbekannt waren, wie vor allem der Mehltau. Er forderte den Einsatz eines weiteren Spezial-Fungizids.

Welche Rolle spielt die Entkopplung von Ackerbau und Viehhaltung beim Einsatz von Pestiziden?

Viehhaltung wanderte im Laufe der 1960er Jahre zunehmend aus den Gunststandorten ab und konzentrierte sich auf die weniger fruchtbaren Böden. Gleichzeitig wurde der Ackerbau auf den Gunststandorten intensiviert. Dadurch ging jedoch der Vorteil der vielfältigen Fruchtfolgen und somit langen Anbaupausen einzelner Kulturen verloren. Denn der Anbau von Tierfutter (mehrjähriger legumer Futterbau mit Luzerne und Kleegras), der – vereinfacht gesagt – einer Bodensanierung gleichkommt, wurde an Ackerbaustandorten plötzlich überflüssig. In den Tierhaltungsregionen wurde er zunehmend durch Maisanbau und Sojaimporte ersetzt. Die Folge der stark verengten Ackerbau-Fruchtfolgen waren neue bodenbürtige pilzliche Krankheiten an der Halmbasis und den Wurzeln (die sogenannten Fußkrankheiten) der Weizenpflanze gegen die erneut neue Fungizide eingesetzt werden mussten.

Wie ist die Situation heute? Es gibt doch sicher längst modernere Verfahren oder nicht?

An dem Muster der letzten Jahrzehnte hat sich nicht viel geändert. Die Anwendung von Pestiziden erfolgt vor, während und nach der Aussaat. Die hohen Ertragssteigerungen der letzten Jahrzehnte führten folglich schrittweise und schleichend zur Eskalation des Systems, bei der die Erhöhung der Stickstoffdüngung zwar weitere Ertragsteigerungen zur Folge hatten, stets aber auch neue Stützmaßnahmen erforderlich machten.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus?

Die Triebfeder für die Entwicklung war die Stickstoffdüngung, gefolgt von verschiedenen Pflanzenschutzmaßnahmen. Immer wieder brach und bricht das System aus. Eine Maßnahme macht die nächste erforderlich. Diese Entwicklung beim Winterweizen ist dabei ja nur ein Beispiel von vielen, sie zeigt auf, was sich auch in anderen Anbaukulturen so oder so ähnlich abgespielt hat.

Sie sind Professor für ökologischen Landbau. Was macht der Ökolandbau anders?

Die Entwicklung unserer Landwirtschaft, gerade am dargestellten Beispiel Winterweizen zeigt, dass es wichtig ist, nicht nur einzelne Maßnahmen zu betrachten, sondern das Gesamtkonzept. Der ökologische Landbau bietet in diesem Sinne eine alternative Herangehensweise. Während konventionelle Landwirtschaft viel zu häufig noch bei der Symptomfrage stehen bleibt und beispielsweise bei einem Schädlingsbefall überlegt, welches Pestizid eingesetzt werden kann, befasst sich der Ökolandbau mit dem Gesamtsystem und sucht nach den Ursachen. Was lief in der Vergangenheit schief? War es die Sorte, war es die Fruchtfolgestellung oder die Düngung oder passt diese Pflanze vielleicht gar nicht an diesen Standort? Grundsätzlich setzt der Ökolandbau, wo auch immer es geht auf Selbstregulation, auf Eigenstabilität und Prävention. Erst wenn dieses Potenzial ausgeschöpft ist, kommen Mittel zum Einsatz. Wir sehen heute mehr denn je, dass wir die langfristigen Aus- und Nebenwirkungen berücksichtigen müssen, um nachhaltig und zukunftsfähig Lebensmittel zu erzeugen.

Quelle: https://enkeltauglich.bio/die-pestizid-spirale-mein-persoenliches-erweckungserlebnis/#sdfootnote1symke

 

„Vitalpilze“ – ein neues Heilmittel?

Bei Konzentrationsstörungen  („Brain Fog“ = Gehirnnebel) werden derzeit verschiedene Pilzprodukte angeboten – als Kaffee-Ersatz oder als Kapseln. Leonie Burgard, Ernährungswissenschaftlerin an der Uni-Klinik Erlangen, rät davon ab, weil solche Nahrungsergänzungsmittel nicht ausreichend genug getestet sind und Nebenwirkungen haben können. Sie empfiehlt eine vollwertige Ernährung, die Nahrungsergänzungsmittel überflüssig machen. Ihr Rat entspricht auch dem unseren: „wenig Zucker, wenig gesättigte Fettsäuren, wenig hoch verarbeitete Lebensmittel – dafür viele Ballaststoffe und mediterrane Ernährung mit Obst und Gemüse und hochwertigen Ölen.“

Quelle: Nürnberger Nachrichten vom 2. April 2024, S. 20