Katrin Bader im Gespräch mit Dr. Werner Ebert, Koordinator des Bio-Städte Netzwerkes und Leiter des Projekts „Nürnberg – Die BioMetropole“ zum neuen Leitfaden, erschienen in: Lebendige Erde 4/2017
Welche Chancen liegen in der Forderung nach „Mehr Bio in Kommunen“?
Städte, Gemeinden und Landkreise sind bedeutende Großverbraucher, die z.B. in Kindergärten, Schulen, Betrieben, Krankenhäusern und auf Veranstaltungen in bedeutendem Umfang Lebensmittel einkaufen. Insgesamt gehört der Außer-Haus-Markt mit einem Umsatzvolumen von gut 70 Mrd. Euro bei 11 Mrd. Besuchen zu den wichtigsten Segmenten der Lebensmittelwirtschaft. Der Einsatz von Bio-Lebensmitteln spielt hier aber im Vergleich zum Lebensmitteleinzelhandel noch eine eher kleine Rolle. Nach vorsichtigen Schätzungen machen Bio-Lebensmittel im Außer-Haus-Bereich gerade einmal fünf Prozent des gesamten Bio-Marktes aus. Im Vergleich zu anderen Absatzmärkten ist das Bio-Potenzial für diesen Markt demnach noch sehr groß. Die Bio-Städte wollen zeigen, dass Bio-Lebensmittel wirtschaftlich einsetzbar sind und andere Kommunen motivieren, mehr auf Bio-Lebensmittel umzustellen. Im neuen Leitfaden ist dargestellt, wie dies geht.
Welche Rolle spielt die Regionalität bei der Bio-Beschaffung in Kommunen?
Regionalität ist ein wichtiges Ziel in der Beschaffung von Bio-Lebensmitteln. Allerdings lässt es das Vergaberecht der EU nicht zu, Regionalität explizit auszuschreiben. Im Leitfaden sind jedoch rechtlich zulässige Möglichkeiten beschrieben, wie dennoch regionale Bio-Produkte stärker zum Zuge kommen können. Bio und Regionalität gehören zusammen. Insofern unterstützen wir die Initiative des bayerischen Landwirtschaftsministers Helmut Brunner, der mit dem bayerischen Bio-Siegel Bio-Produkte in Bayern fördern möchte.
Wie können Landwirte, Händler oder Verarbeiter den Leitfaden konkret nutzen, um Bio in ihrer Kommune voran zu bringen?
Sie können den Leitfaden an Küchenleiter und Beschaffungsverantwortliche weiter geben oder auf die Internetseite der Bio-Städte verweisen. Städte, Gemeinden oder Landkreise, die sich eingehender informieren möchten, können sich bei den erfahrenen Bio-Städten melden und informieren. Es ist auch möglich, regionale Veranstaltungen zum Thema „Mehr Bio in der kommunalen Beschaffung“ zu machen. Der Leitfaden zum Download und weitere Informationen sind auf der Webseite des Netzwerkes Bio-Städte zu finden: www.biostaedte.de
Das im Jahr 2010 gegründete Netzwerk der Bio-Städte arbeitet in gemeinsamen Projekten daran, den Ökolandbau zu fördern. Das gemeinsame Auftreten als Netzwerk verleiht der Förderung des ökologischen Landbaus mehr politisches Gewicht. Städte, Gemeinden und Landkreise können jederzeit beitreten.