Ausschnitt aus einem Beitrag vom Dr. Werner Ebert, Stadt Nürnberg, Referat für Umwelt und Gesundheit, werner.ebert@stadt.nuernberg.de, www.biometropole.de, in der Zeitschrift Ökologie und Landbau 1/2016, Teil 1 (Teil 2 folgt im nächsten Info-Brief)
Die Diskussion um Bio 3.0 hat bisher viele gute Ansätze hervorgebracht. Doch wo bleiben die Kommunen? Städte, Gemeinden und Landkreise wurden noch kaum berücksichtigt – obwohl sie ideale Partner für die Ökobranche von morgen sind.
Kommunen realisieren schon heute Bio 3.0
Kommunale Förderrichtlinien für die Biobranche setzen an drei strategischen Zielen an:
Nachfrage steigern,
informieren, motivieren und Zugang schaffen sowie
koordinieren, vernetzen und die Markterschließung fordern.
Konkret heißt dies: Öffentliche Akteure beziehen große Mengen an Lebensmitteln. Es hat einen wichtigen Markteffekt in Kantinen, Krankenhäusern, Schulen und Kitas stärker auf Biolebensmittel zu setzen. Der Anteil an Biolebensmitteln in Nürnbergs städtischen Kitas beträgt mittlerweile 40 Prozent, in den Schulen sind es 20 Prozent. Bis 2020 will die Stadt in den Kitas 75 Prozent biozertifizierte Lebensmittel anbieten. Kommunen leisten zudem wichtige Informations- und Motivationsarbeit. Bei Veranstaltungen, wie beim Bio-Fest „Bio erleben“ in Nürnberg mit bis zu 40 000 Besuchern, kommen Menschen oft zum ersten Mal mit Biolebensmitteln in Berührung. Schätzungsweise werden fünf bis zehn Prozent der Besucher anschließend zu neuen Kunden im Biofachhandel und bei Biounternehmen. Kommunen erleichtern so den Marktzugang für Verbraucher.
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfüllen Kommunen eine weitere wichtige Funktion: Sie vernetzen Unternehmen und erschließen neue Märkte. Durch gemeinsame Projekte mit Erzeugern, Verarbeitern und Handel können neue Produkte platziert und die regionale Wertschöpfung gestärkt werden. In Nürnberg geschieht dies mit Urgetreide, Gemüse, Streuobst und Fleisch. Beim Urgetreide brachte die Stadt zum Beispiel alle Akteure an einen Tisch, um Anbau und Verkauf von Emmer und Kreuzritterweizen zu fördern.
Forciert wird die direkte Kooperation zwischen Landwirten und Verbrauchern auch durch die Initiative Solidarische Landwirtschaft (SOLAWI), die mit dem Projekt „Stadt, Land, Beides“ auf einer gemeinschaftlich getragenen Landwirtschaft aufbaut (mehr Info auf: www.stadt-landbeides. de). Auf die kommunale Kompetenz setzen Bayern und Hessen mit ihren „staatlich anerkannten Öko-Modellregionen“, bei denen Gemeindeverbünde die Chance erhalten, zukunftsfähige Ideen zur Entwicklung des Ökolandbaus in ihren Kommunen umzusetzen. Nürnberg hat diesen Titel im Verbund mit zwei angrenzenden Landkreisen erlangt. Sowohl auf deutscher (Netzwerk Bio-Städte, -Gemeinden, -Landkreise) als auch auf europäischer Ebene (Organic Cities Network, Citta del Bio) vernetzen sich Biostädte, um den Ökolandbau, die regionale Produktion, eine nachhaltige Verbrauchs- und Esskultur sowie den Verzicht auf Gentechnik in Lebensmitteln zu fördern. Die beteiligten Kommunen profitieren vom Erfahrungsaustausch, von gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten.