Bio 3.0 – Kommunen als Partner

Ausschnitt aus einem Beitrag vom Dr. Werner Ebert, Stadt Nürnberg, Referat für Umwelt und Gesundheit, werner.ebert@stadt.nuernberg.de, www.biometropole.de, in der Zeitschrift Ökologie und Landbau 1/2016, Teil 2 (Teil eins im letzten Info-Brief)

Die Diskussion um Bio 3.0 hat bisher viele gute Ansätze hervorgebracht. Doch wo bleiben die Kommunen? Städte, Gemeinden und Landkreise wurden noch kaum berücksichtigt – obwohl sie ideale Partner für die Ökobranche von morgen sind.
Aufgaben für die Zukunft
Um die Biobranche im Sinne von Bio 3.0 voranzubringen und die Öffnung in die Gesellschaft zu unterstützen, sollten wichtige Kooperations- und Handlungsfelder unter Einbeziehung aller beteiligten Akteure angegangen werden. Doch wie können konkrete Handlungsfelder zur Umsetzung des Bio-3.0-Konzepts für die Kommunen genau aussehen?
Intensivere Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, Anbauverbänden, Lebensmittelverarbeitern, Biohandel, Hotels und Gaststätten sowie Kommunen
Das Verbandspapier „Wege zu mehr Bio in Europa und weltweit!“ nennt als zentrale Ziele, mehr Innovationen anzustoßen und die Betriebe nachhaltiger zu machen. Die Kommunen verfügen in beiden Bereichen über sehr viel Beratungs- und Umsetzungskompetenz. Aktive Biostädte wie Nürnberg, München oder Bremen haben gut funktionierende Netzwerke geschaffen. Darin konnten die Erzeuger beziehungsweise Anbauverbände intensiver mitarbeiten, um diese noch schlagkräftiger zu machen. Weitere Bündnispartner, wie beispielsweise aus dem Gesundheitsbereich, konnten ebenfalls für Kooperationen gewonnen werden.
Leitprojekt für die Regionalentwicklung
Die Förderung des Ökolandbaus ist ein Querschnittsthema und eine Querschnittsaufgabe. Wie die Bio-Heu-Region Trumer Seenland und das Bio-Dorf Seeham bei Salzburg zeigen, kann der ökologische Landbau ein Leitfaden für die Regionalentwicklung sein. Hier sind die Bereiche Landwirtschaft, Tourismus, wirtschaftliche Entwicklung (Arbeitsplätze, Wertschöpfung, Innovationen), kommunale Infrastruktur (Ausbau erneuerbarer Energien) sowie Bildung eng miteinander verknüpft. Die Erzeugungs- und Lieferkette von biologischen Lebensmitteln kann Grundlage für neue regionale Logistikkonzepte sein. Gemeinsame Regionalprojekte mehrerer Kommunen haben wiederum Zugang zu anderen planerischen Instrumenten und Finanzierungsquellen.
Regionale Ernährungspolitik („City Region Food Systems“)
Verbraucher werden es alleine durch ihren Konsum kaum schaffen, das Ernährungssystem zu ändern. Kommunen können diesen Prozess jedoch steuern und unterstützen. Nur durch ein großes Angebot regionaler ökologischer Produkte, durch die Verflechtung von Ballungsräumen und Regionen sowie durch eine regionale Ernährungspolitik kann die Stadtbevölkerung in Zukunft mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln versorgt und die Ernährung gesichert werden. Der Aufbau von „City Region Food Systems“ steckt in Deutschland allerdings noch in den Kinderschuhen. Besonders wichtig ist es daher, dass sich die staatliche beziehungsweise europäische Förderpolitik stärker auf die kommunalen und regionalen Kooperationsprojekte zur Förderung der Biobranche fokussiert.
Es geht um gesellschaftliche Akzeptanz
Bio 3.0 bedeutet, den Marktanteil des Ökolandbaus und der Biobranche zu steigern, indem die Akzeptanz bei Bürgern, Verbrauchern, Verbänden, Vereinen, Unternehmen und Medien erhöht wird. Die Erzeuger und Anbauverbände alleine werden dies nicht schaffen. Es geht vornehmlich darum, Bio als soziales Anliegen zu etablieren. Dies kann nur gelingen, wenn die gesellschaftliche Bedeutung des Ökolandbaus deutlich gemacht wird. Allerdings muss hier ein breiter Dialog vor Ort mit den Menschen gestartet werden – ganz im Sinne von „Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr“ (von Löwenstein, F.: Food Crash, 2011).