Liebe Leserinnen und Leser,
im vergangenen Jahr hat der Bio-Verbraucher e.V. an sechs verschiedenen Standorten im Raum Nürnberg insgesamt 390 Verbraucher*innen verschiedenen Alters und verschiedener Berufe zu ihrem Bio-Wissen befragt – darunter auch 87 Berufsschüler*innen. Acht Fragen konnten nur mit Ja oder Nein beantwortet werden; die letzte Frage lautete: „Die Begriffe „Bio“ und „Öko“ sind gesetzlich geschützt. Bio zertifizierte Betriebe dürfen ein Bio-Logo verwenden. Welche Bio-Logos oder Öko-Labels kennen Sie?“ Mehrfachantworten waren möglich. Das erstaunliche Ergebnis: Demeter ist das bekannteste Öko-Logo. 207 Personen (53% der Befragten) kannten es. Danach folgten Bioland (31%), Naturland (23%), das EU-Siegel (15%), das deutsche Bio-Siegel (12%) und Biokreis (4%). Zwischen ein und zwei Prozent der Befragten nannten auch Ecovin, Gäa, Bio Sonne, Gut Bio, und das bayerische Bio-Siegel. Unter ein Prozent der Befragten kannten noch weitere Logos: Bio Bio, Bio Austria, Bio Park, Rewe Bio, tegut, GOTs und EcoCert, aber sehr viele konnten gar keines nennen.
Aktuelle Forschungen zeigen: Bio-Obst und Bio-Gemüse sind gesünder, weil sie mehr Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten und sie sind reicher an primären und sekundären Pflanzenstoffen. Das wussten 21% bzw. 24% der Befragten nicht. Dass Bio-Lebensmittel weniger Pestizide und Schwermetalle enthalten, war einer überwältigenden Mehrheit bewusst (94%).
Wie wichtig unsere aufklärende Arbeit ist, zeigten unsere Fragen zur Nutztierhaltung: Jeweils knapp ein Viertel der Befragten glaubte nicht an mehr lebenswichtige Omega-3- und Omega 6-Fettsäuren in Bio-Tierprodukten und daran, dass es eine Bio-Massentierhaltung nicht gibt, die Anzahl der Tiere auf dem Hof der landwirtschaftlich genutzten Fläche entsprechen muss. Immerhin wussten 90 Prozent der Befragten, dass Rinder, Schweine und Hühner auf Biohöfen mehr Platz und Zugang zum Freigelände haben. Allerdings glaubten über ein Viertel, dass in Bio-Geflügelbetrieben 10.000 Hennen pro Stall gehalten werden dürfen. Tatsächlich sind nur 3000 erlaubt.
Unsere achte Aussage lautete: „Bio-Betriebe werden alle zwei Jahre überprüft.“ Die richtige Antwort war Nein, denn sie werden jährlich überprüft. Das wussten nur 22% der Befragten. Hier war unsere Fragestellung vielleicht ungünstig, denn die Mehrheit antwortete mit Ja (75%). Man musste hier schon sehr gut informiert sein, um von den jährlichen Prüfungen zu wissen. Es zeugt aber von Vertrauen in Bio-Produkte, wenn man davon überzeugt ist, dass Bio-Betriebe wenigstens alle zwei Jahre geprüft werden. Für konventionelle Nutztierhalter gibt es Gesetze und Verordnungen, aber wie oft wird überprüft, ob die Vorschriften eingehalten werden? Auch wenn in jedem Jahrzehnt wirklich einmal ein Prüfer kommt, der Skandal der Massentierhaltung wird damit nicht unterbunden.
Die Fragen und Antworten hatten wir anhand der neuesten Veröffentlichung von unserem Mitglied, der Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin, Dr. Andrea Flemmer, entwickelt: „Bio Lebensmittel – Nachhaltig einkaufen, gesund leben“, Humboldt Verlag 2021.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter