Riesige Preisunterschiede bei Espresso

Bericht: Wolfgang Ritter; Quelle: test 12/2016

Eine Untersuchung von 18 Espressi, davon 4 Bio-Marken, ergab keine bedeutenden Qualitätsunterschiede: 16 wurden mit „gut“, zwei mit „befriedigend“ bewertet. Die Schadstoffe Acrylamid und Furan, die beim Röstvorgang entstehen, sind zwar wahrscheinlich krebserregend, landen aber in so geringen Mengen in der Kaffeetasse, dass sie laut Bundesinstitut für Risikobewertung keine gesundheitliche Gefahr darstellen. Das Gegenteil scheint zuzutreffen: Eine Meta-Studie der Harvard-Universität mit Daten von mehr als 200.000 Probanden ergab, dass einige Tassen Kaffee bzw. Espresso am Tag (bis zu fünf) die Lebenserwartung erhöhen und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen (vgl. Stiftung Warentest, Dezember 2016, S. 18 ff.).

Die Preisspanne für ein Kilogramm Espresso reicht von 7,80 – 35,00 Euro (mittlere Preise). Manch höherer Preis mag durch biologischen Anbau und/ oder fairen Handel gerechtfertigt sein. Andere Firmen versuchen einfach den Kaffeehandel zu einer Goldgrube zu machen. Vergleichen Sie selbst:

Espresso-Marke Preis/ Kg Nachhaltigkeitssiegel oder -programm Bewertung
Lavazza Espresso cremosa 12,60 € 2
Aldi Süd/Tizio Premium Caffè Espresso 7,80 € Utz Certified 2
Melitta Bellacrema Espresso 12,00 € 4C Association 2
Dallmayr Espresso d’Oro 10,40 € 2
Eduscho Gala Espresso 8,35 € 2
Gepa Espresso Cargado 18,00 € Gepa fair+ 2
Aldi Nord/ Moreno Caffè Espresso 7,80 € 4C Association 2
Balzac Coffee Espresso kräftig-würzig 27,60 € 2
Biopur Espresso 13,30 Bio, Fairtrade 2
Lebensbaum Espresso Kaapi Kerala 26,00 € Bio, Demeter 2
McDonald’s/ McCafé Espresso 17,00 € Rainforst Alliance Certified 2
Rapunzel Gusto Espresso 18,00 € Bio, Hand in Hand 2
Tchibo Espresso Maiänder Art 11,00 € 2
Alnatura Espresso ganze Bohne 16,00 € Bio 2
illy Espresso medium roast 35,00 € Responsible Supply Chain Process 2
Segafredo Zanetti Intermezzo 13,50 € 2
Lidl/Bellarom Espresso 7,80 € Utz Certified 3
Starbucks Espresso Roast Dark Roast 22,00 € Fairtrade 3

Demeter-Wein kommt gut an 
Der anerkannteste Weinführer und Qualitätskritiker Gault Millau verleiht unserem Mitglied, Demeter-Weingut im Zwölberich, in 2016 die Erste Traube. Wir gratulieren herzlich. Kontakt: Weingut im Zwölberich, 55450 Langenlonsheim, Tel. 06704-9200, info@zwoelberich.de

Die Saat geht auf – Auch beim Saatgut aus der Vielfalt schöpfen – Zum ersten Mal Getreide aus der Viellinienzucht zugelassen

Quelle: forschung-oekolandbau.info, Newsletter September 2016

Themenbereich Pflanze – Pflanzenschutz
Kupferminimierungs- und Vermeidungsstrategien für den ökologischen Kartoffelanbau Teilprojekt B: Ackerbauliche Strategien (FKZ 09OE114)

An der Technischen Universität München wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts mögliche Ansätze für eine Reduzierung des Kupfereinsatzes im ökologischen Kartoffelanbau identifiziert und bearbeitet. Gegenstand des „Teilprojekts B: Ackerbauliche Strategien“ war die Überprüfung acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Infektion und Ausbreitung von Krautfäule im ökologischen Kartoffelanbau. Im Rahmen des Forschungsprojekts konnte zwar keine direkte Alternative zum Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel für die Regulierung von Kraut- und Knollenfäule identifiziert werden, es konnte allerdings gezeigt werden, dass ein gezielter Zwischenfruchtanbau durch die Sicherung der Knollenerträge einen wichtigen Beitrag zu einer umfassenden Anbaustrategie für Kartoffeln im ökologischen Landbau mit dem Ziel der Kupferminimierung leisten kann. orgprints.org/30496/

Themenbereich Pflanze – Pflanzenzüchtung
Radicchio und Zuckerhut (Cichorium intybus var. Foliosum) – Entwicklung von Populationen und Züchtungsmethodik für den ökologischen Gemüsebau (FKZ 10OE079, FKZ 10OE109)

Im Rahmen eines vierjährigen Projektes, das von Kultursaat e.V. und der Universität Göttingen bearbeitet wurde, sollten aus jeweils vier züchterisch vielversprechenden Radicchio- und Zuckerhutpopulationen als Ausgangsmaterial an zwei langjährig biologisch-dynamisch bewirtschafteten On-farm-Standorten mehrere Favoriten mit einer Eignung für den ökologischen Erwerbsgemüsebau entwickelt werden. Gleichzeitig wurde im Rahmen des Projektes geprüft, ob durch die Methode der Frühjahrsaussaat mit Selektion im Rosettenstadium und Samenbau im gleichen Jahr die Züchtung der Zichoriensalate effizienter gestaltet werden kann. Verschiedene Ausgangspopulationen von Zuckerhut und Radicchio wurden in effizienter und „ökolandbaukompatibler“ Weise weiterentwickelt. Diese stehen der ökologischen On-farm-Gemüsezüchtung zur Verfügung, um mittelfristig das Angebot an anbauwürdigen Populationssorten für den Ökologischen Erwerbsanbau nachhaltig zu verbessern. Die Methode der Frühjahrsselektion wurde – mit Einschränkung positiv bewertet. Im Anschluss an die Projektlaufzeit gingen die favorisierten Zuchtlinien in die züchterische Weiterentwicklung im Rahmen von Kultursaat e.V. ein. orgprints.org/30502/

Bruderhähne dürfen leben

Text aus der aktuellen Broschüre des Geflügelhofs Schubert, Demeter-, Naturland- u. Bioland-zertifizierter Betrieb in Mittelfranken, 91338 Igensdorf-Unterrüsselbach, Ebacher Straße 1, Tel. 09192-8303, www.gefluegelhof-schubert.de, Hofladen: Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 8-13 Uhr

Junggockel-Projekt
Der Hahn legt keine Eier – diese Tatsache führt dazu, dass nahezu alle männlichen Küken von Legehennen (konventionell wie bio) unmittelbar nach dem Schlüpfen aussortiert, getötet und zu Tierfutter verarbeitet werden. Aus ethischer Sicht ist es wohl kaum zu vertreten, dass Tiere gezüchtet werden, um anschließend 50 % des entstandenen Lebens bereits am ersten Lebenstag wieder zu eliminieren. Das Problem entstand durch die Spezialisierung der Geflügelrassen. Während Legehennen-Rassen ihre Futterenergie in maximale, konstante Eierleistung umwandeln, verwenden die Mastrassen (männliche und weibliche Tiere) diese Energie, um möglichst schnell viel Fleisch anzusetzen.

Im Rahmen unseres Gockel-Projektes ziehen wir seit Ende 2009 so viele Gockel wie nur möglich mit auf. Die Gockel wachsen die ersten 8 Wochen gemeinsam mit ihren „Schwestern“ heran. Danach ziehen die Hähne in einen eigenen Stall mit Wintergarten und Grünauslauf. Erst wenn sie vier bis fünf Monate gescharrt und gekräht haben, werden sie als traditioneller Gockel küchenfertig an bewusste Verbraucher verkauft.

Die als „Hähnchen“ angebotenen Hennen und Hähne von hierfür gezüchteten Mastrassen erreichen in der konventionellen Intensivmast ihr Schlachtgewicht innerhalb von ca. 30 Tagen! Dieser Vergleich macht deutlich, wie sehr sich unsere Gockel von Mastgeflügel unterscheiden. Der viel geringeren Wirtschaftlichkeit stehen ein attraktiveres Aussehen, hohe Vitalität, Gesundheit und Fleisch von höchster Qualität gegenüber. Unsere Gockel sind langsam und gesund mit viel Bewegung aufgewachsen, ihr Fleisch ist muskulös und fettarm. Daher benötigt der „Stolze Gockel“ auch eine behutsame Zubereitung. Als Coq au Vin, im Römertopf als Sonntagsbraten, Frikassee, Sülze oder Eintopf ist er eine echte Bereicherung für anspruchsvolle Genießer. Eben für Menschen, denen es ebenso wie uns ein Anliegen ist, den Gockeln ein würdiges und artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Ei, Henne und Hahn – ein integriertes Konzept
Das Aufziehen von Jung-Gockeln ist nur mit einem schlüssigen Vermarktungskonzept wirtschaftlich umsetzbar: Endverbraucher sollen wissen, dass sich Bio-Eier mit „Lebens-Wert“ (aus Herden ohne Junghahnaussortierung) und Geflügelprodukte vom Bio-Gockel gegenseitig bedingen und ergänzen.

Geschmackvolle Delikatessen
Die Bio-Junggockel bieten wir nicht nur als frisches oder (haushaltsgerecht portioniert) tiefgekühltes Geflügel an, sondern auch zubereitet als delikate Gerichte im Glas. Diese Gerichte aus eigener Herstellung haben wir „Stolzer Gockel“ getauft, damit das integrierte Konzept deutlich erkennbar ist. So können auch unsere Käufer von Junghennen beim Vermarkten ihrer Eier „Flagge zeigen“ und diese Gockel-Produkte anbieten – als wichtige und sinnvolle Alternative zur Junghahnaussortierung.

Nudelproduktion
Seit 1990 stellen wir auch Teigwaren her. Aus hochwertigem Hartweizengrieß, täglich frisch aufgeschlagenen Eiern und etwas Salz produzieren wir über 20 verschiedene Ausformungen. Viele unserer Junghennen-Kunden liefern ihre Kleineier an und lassen dafür Nudeln fertigen. Seit 2005 ist die Produktion auch bio-zertifiziert, die EU-Zulassung haben wir 2010 erhalten.

Suppenhuhn
Auch das Leben einer Bio-Legehenne mit Weide- und Grünauslauf endet irgendwann einmal: Suppenhennen werden bei uns tiefgekühlt oder küchenfertig verarbeitet als Hühnerfond mit Fleischeinlage im Hofladen angeboten.

Preisfindungsstellen – eine Alternative zur Marktpreisbildung, Teil 4

Auszüge aus Otto Jachmann: Beobachtungen und Gedanken zu Wirtschaft und Gesellschaft, Borchen 2008; die Teile 1, 2 und 3 erschienen in den letzten drei Info-Briefen

Wirtschaftssteuerung durch Selbstverwaltung 
Die beiden beschriebenen, seit Jahren erfolgreich arbeitenden Preisfindungsstellen (für Kernobst und Ferkel, die Red.) geben einen Hinweis darauf, auf welche Weise künftig die gesamte Preisbildung bewusster gestaltet werden kann, ohne die ihr innewohnenden Gesetzmäßigkeiten zu verletzen. Die Art, wie sie sich bisher vollzog, kann man als ,Seelenprozess des Gemeinschaftsorganismus Wirtschaft‘ betrachten. Es handelt sich um ein Geschehen, das die an der Wirtschaft beteiligten Menschen mit ihren Einzelentscheidungen bewirken, ohne sich der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen bewusst zu sein. Als Individuen entscheiden wir uns zwar klaren Sinnes für den Kauf dieses oder jenes Wirtschaftsgutes. Was daraus gesamtwirtschaftlich folgt, wird uns in der Regel kaum bewusst. Als Einzelmenschen sind wir hellwach, als Glieder des Wirtschaftsorganismus aber träumen wir. Das wird so nicht bleiben können. So wie wir Menschen heute aufgerufen sind, unser Denken, Fühlen und Wollen immer mehr mit Bewusstsein zu durchdringen, muss das in Zukunft auch beim Wirtschaftsorganismus geschehen. Dessen Prozesse müssen sozusagen von der seelischen auf die geistige Ebene gehoben werden. Es gilt, sie immer bewusster zu ergreifen und zu gestalten. Das kann ein Einzelner nicht leisten. Der Wirtschaftsorganismus übersteigt den Einzelmenschen. Was in der Wirtschaft mit bürokratischen Entscheidungen vom ,grünen Tisch‘ aus angerichtet wird, kann man an den Folgen der zentral geplanten Wirtschaft in den ehemals kommunistisch regierten Ländern studieren.

Ganz anders verhält es sich mit Einrichtungen, in denen Vertreter aller am Wirtschaftsgeschehen beteiligten Interessengruppen gemeinschaftlich Maßnahmen beraten und beschließen, so wie es in den Preisfindungsstellen geschieht. Was einer alleine nicht kann, vermag die Gemeinschaft. Mit solchen Gemeinschaftsgremien werden Wahrnehmungsorgane des Wirtschaftsorganismus gebildet, durch die im Zusammenwirken ein übergeordnetes Bewusstsein des Wirtschaftsgeschehens entsteht, das eine sachgerechte Steuerung gestattet. Dafür ist allerdings ein Paradigmenwechsel nötig, so wie er sich aus diesen Beobachtungen und Gedanken zum Wirtschaftsleben ergibt. Wettbewerb und einseitiges Gewinnstreben als oberste Prinzipien müssen abgelöst werden durch Zusammenarbeit zum gemeinsamen Vorteil aller Beteiligten, so wie es dem Wesen der Wirtschaft entspricht. Die heutigen wirtschaftlich-sozialen Gegebenheiten und ihre absehbare Entwicklung erfordern das. Es wird in der Zukunft nötig sein, Wirtschaft und Staat sachgerechter gegeneinander abzugrenzen und Zuständigkeiten neu zu ordnen. Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht die gesamte Gesellschaft überwuchern, so wie es heute geschieht. Ihnen müssen Grenzen gesetzt werden. Innerhalb dieser Grenzen aber sollte die Wirtschaft in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Belange selbst zu verwalten. Sie ist dazu besser imstande als alle außerwirtschaftlichen Instanzen. Dafür braucht sie sachkundige und in eigener Verantwortung handelnde Selbstverwaltungsorgane nach Art der beschriebenen Gemeinschaftseinrichtungen.

Im Bereich der Geldwirtschaft gibt es Ansätze dafür in den Zentralbanken und Zentralbankräten, die weiterentwickelt werden können. Auch für die anderen Wirtschaftsbereiche, die Verbrauchs- und die Produktionsgüterwirtschaft und deren einzelne Zweige, sollten Selbstverwaltungseinrichtungen geschaffen werden, in die alle Interessengruppen, Erzeuger, Händler und Verbraucher einbezogen sind. Auf ähnliche Weise wie die Preisfindungsstellen können diese befördernd, glättend und vorausschauend auf die entsprechenden Kreisläufe einwirken und unvermeidliche Störungen möglichst schon im Prozess der Entstehung abfangen. Sie werden dabei besonders auf die Entwicklung der Preise als Wirtschaftsindikatoren achten, deren Gründen nachgehen und nötigenfalls Maßnahmen einleiten, um Verzerrungen entgegenzuwirken. Außerdem können sich aus der Zusammenarbeit in diesen Gremien Hinweise ergeben, die es den Herstellern gestatten, die Erzeugung besser an den Bedarf anzupassen, preisgünstiger zu arbeiten und den Markt gleichmäßiger zu versorgen. Solche Einrichtungen können je nach Bedarf für die einzelnen Wirtschaftszweige geschaffen werden, örtlich, regional, für einen großen Wirtschaftsraum und schließlich auch weltweit.

Es ist nicht hilfreich, künftigen Entwicklungen gedanklich in Einzelheiten vorzugreifen. Diese sollen nicht ausgeklügelt werden, sondern sich zur gegebenen Zeit aus den dann obwaltenden Verhältnissen und Notwendigkeiten heraus ausgestalten. Deshalb wird auf eine nähere Ausführung verzichtet.

Liebe Leserinnen und Leser,

in einer lang erwarteten Stellungnahme erklärt die EU-Kommission, dass sie Pflanzen und Tiere aus „im Wesentlichen biologischen Verfahren“ zur Züchtung für nicht patentierbar hält. Diese Aussage steht in starkem Gegensatz zu der bisherigen Praxis des Europäischen Patentamts (EPA), das bereits über 100 Patente erteilt hat, welche die konventionelle Züchtung betreffen, darunter sogar Patente auf Tomaten und Brokkoli.

Die internationale Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ fordert seit Jahren, dass diese Patente gestoppt werden, und hat zusammen mit Hunderttausenden UnterstützerInnen, der Bio-Verbraucher e.V. gehört dazu, Petitionen und Einsprüche eingereicht. Die Organisationen sind vor allem wegen der Gefahr einer zunehmenden Monopolisierung von Saatgut und Lebensmitteln besorgt. Sie appellieren jetzt an die Regierungen in Europa, dafür zu sorgen, dass die Stellungnahme der EU-Kommission nun auch in rechtlich bindende Regeln für die Auslegung des Patentgesetzes umgesetzt wird.

„Dies ist ein großer Erfolg für die Zivilgesellschaft, die seit vielen Jahren gegen Patente auf Pflanzen und Tiere kämpft. Doch die Stellungnahme der EU-Kommission ist rechtlich noch nicht bindend. Zudem sind weitere Definitionen notwendig, um die Verbote rechtlich wirksam zu machen. Daher ist es jetzt die Aufgabe der europäischen Regierungen, das EPA einer wirksamen politischen Kontrolle zu unterwerfen“, sagt Christoph Then, Koordinator des Bündnisses „Keine Patente auf Saatgut!“.

Nichtregierungsorganisationen haben bereits im Juni 2016 dem Verwaltungsrat des EPA über 800.000 Unterschriften übergeben. Dieses Gremium besteht aus den Repräsentanten der 38 Mitgliedsländer und soll über die korrekte Auslegung der Patentgesetze wachen. Die europäischen Patentgesetze verbieten Patente auf „Pflanzensorten und Tierarten“ sowie auf die „im Wesentlichen biologische“ Züchtung von Pflanzen und Tieren. Doch diese Verbote wurden durch die Praxis des EPA weitgehend wirkungslos gemacht. Die Erklärung der EU-Kommission folgt der Forderung des Europäischen Parlaments und der Position mehrerer europäischer Regierungen. Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Österreich lehnen derartige Patente ab. In diesen Ländern wurden sogar schon die nationalen Patentgesetze geändert.

„Das EPA hat ein eigenes wirtschaftliches Interesse daran, diese Patente zu erteilen. Jetzt müssen die entsprechenden Verbote in Kraft gesetzt werden. Dies kann durch politische Entscheidungen auf der Ebene des Verwaltungsrats des EPA durchgesetzt werden. Die Erklärung der EU-Kommission ist ein wichtiger Meilenstein, um diesem Missbrauch des Patentrechts endlich ein Ende zu setzen“, sagt Iga Niznik von Arche Noah aus Österreich, einer der Trägerorganisationen von „Keine Patente auf Saatgut!“.

Die Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ verlangt weitere rechtliche Klarstellungen, um sicherzustellen, dass die Verbote auch wirksam sind: Die Definition von „im Wesentlichen biologischer“ Züchtung müsse alle Methoden und alles biologische Material umfassen, das in der konventionellen Züchtung genutzt wird. Zudem müsse gewährleistet werden, dass die Verbote nicht durch eine gezielte Formulierung der Ansprüche umgangen werden können. So müsse erreicht werden, dass beispielsweise züchterische Merkmale, die aus konventioneller Züchtung stammen, sowie Pflanzensorten tatsächlich außerhalb der Reichweite von Patenten bleiben, die sich auf gentechnische Verfahren beziehen. Quelle: Newsletter no patents on seed (Keine Patente auf Saatgut) vom 03.11.2016, info@no-patents-on-seeds.org

Neueste Nachricht: Die EU-Kommission hat das Europäische Patentamt jetzt angewiesen, vorläufig keine Patente auf Leben zu vergeben. Ein weiterer großer Erfolg der Zivilgesellschaft in dieser Angelegenheit! Quelle: info@campact.de vom 16.12.2016

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter