Wie sieht der Ökolandbau der Zukunft aus?

Vier Ansichten von Jungbauern, erschienen in Lebendige Erde 1/ 2017, www.lebendigeerde.de; Auszug: Wir geben hier drei Ansichten wieder.

Ökolandbau als weltweite Agrarkultur
Henrik Maaß, junge AbL

Ich sehe im Ökolandbau die Landwirtschaft der Zukunft. Dabei ist Ökolandbau nicht nur ein Zertifizierungs- oder Anbausystem, sondern eine Agrarkultur. In der Ökobranche sehe ich zur Zeit die Gefahr, sich zu sehr an den Mainstream anzupassen, um damit gesellschaftlichen Zwängen zu entsprechen. Mein Wunsch ist, dass sich der Ökolandbau seinen Grundwerten und Prinzipien treu bleibt und sich am Leitbild einer biobäuerlichen Agrarkultur weiter entwickelt. Schwachpunkte im Ökolandbau sehe ich z.B. in den Wachstumsschritten. Die Nachfrage nach Bioprodukten ist viel größer als die Erzeugung und es wird zwanghaft versucht, an Rohware zu kommen, wobei Regionalität oft vernachlässigt wird. Dadurch bleiben die Erzeugerpreise zu niedrig und der wirtschaftliche Druck aus der kapitalistischen Denkweise (mehr Wachstum) wird so groß, dass letztendlich die ökologischen Werte unter den Tisch fallen.

Die Entwicklung des Ökolandbaus muss gemeinsam mit gesellschaftlicher Veränderung einhergehen. Interessant ist hier z.B. die Degrowth-Bewegung. Der Ökolandbau sollte sich als ein Teil der Bewegung für Ernährungssouveränität verstehen, solidarisch mit Kleinbauern weltweit und gemeinsam mit der Gesellschaft, um unser gesamtes Ernährungssystem ökologischer und sozial gerechter zu gestalten.

Prinzipien der Nachhaltigkeit für die gesamte Landwirtschaft
Theresa Ungru, konventionelle Landwirtin

Ich finde es toll, was der ökologische Landbau macht. Doch ich sehe auch Grenzen. Nicht jeder Betrieb kann ein Ökobetrieb werden. Der Betrieb bestimmt, wo man ist. Hier gilt es, die Chancen zu sehen und das Beste daraus zu machen. Für den Ökolandbau wünsche ich mir natürlich auch, dass er weiter wächst und viele Konsumenten überzeugen kann. Weil die Prinzipien der Nachhaltigkeit, die der Ökolandbau in seinen Statuten hat, für alle Landwirte gelten sollten. Ich habe mich diesen auch verpflichtet, jedoch ohne Siegel. Für beide Landwirtschaftsformen (konventionell und ökologisch) wäre mehr unternehmerisches Denken erstrebenswert: Startups, nicht immer nur neue Ställe bauen, sondern innovativ werden, statt passiv abzuwarten.

Vertrauen der Verbraucher nicht enttäuschen
Stefanie Pöpken, provieh

Ich sehe den Ökolandbau als Vorreiter einer artgemäßeren Nutztierhaltung. Zwar gibt es hier auch noch Konflikte zu lösen, wie beispielsweise die männlichen Eintags-Küken bei der Legehennen-Zucht, die männlichen Kälber in der Milchviehhaltung oder die ganzjährige Anbinde-Haltung von Milchkühen. Dennoch habe ich den Ökolandbau bzw. viele seiner Mitglieder bisher als selbstkritisch und lösungsorientiert wahrgenommen und bin überzeugt, dass er sich dieser Probleme stellen wird.

Von all dem kann auch die konventionelle Landwirtschaft profitieren und bei der Nutztierhaltung einiges verbessern. Ein Großteil der Verbraucher schenkt dem Ökolandbau sehr viel Vertrauen und ist bereit, für Bioprodukte mehr Geld auszugeben. Dieses Vertrauen gilt es auch zukünftig zu erhalten. Hier hoffe ich auf eine offene und transparente Kommunikation seitens der Bioverbände. Es wäre schön, wenn sich noch mehr Landwirte für die ökologische Landwirtschaft entscheiden würden. Im Grunde geht es doch um nichts anderes, als nachhaltig mit den Tieren und der Natur im Einklang zu wirtschaften und die bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten.

Assoziatives Gespräch zur Milchqualität

Bericht von Wolfgang Ritter

Die BioFach 2017 bot Gelegenheit zu einem erneuten Gespräch zwischen dem Geschäftsführer der Molkerei Schrozberg, einem Milchbauern, der zugleich Vorstandsmitglied in der Molkerei-Genossenschaft Schrozberg ist, einem weiteren Landwirt und einem Verbraucher. Dabei erfuhr der Verbrauchervertreter nicht nur Dinge, die er wissen wollte, sondern auch einige interessante Details über aktuelle Vorgänge in der Molkerei.

Eine Untersuchung von Natur-Joghurt-Proben mehrerer Molkereien im Sommer 2014 hatte gezeigt, dass Proben von Schrozberg einen geringeren Gehalt an grünfuttertypischen Omega-3-Fettsäuren (n3 und CLA) aufwiesen als Demeter-Natur-Joghurte anderer Molkereien. Die Prüfer führten dieses Ergebnis auf intensivere Milchwirtschaft mit geringeren Grünfutteranteilen im Einzugsbereich von  Schrozberg zurück. In bisher geführten Gesprächen mit dem zuständigen Demeter-Berater und Molkerei-Vertretern hatten die Verbraucher-Vertreter Dr. Habisreitinger und Wolfgang Ritter erfahren, dass man an der Verbesserung der Milchqualität arbeite und dass eine erneute Prüfung angestrebt sei.

Auf Nachfrage erfuhr Wolfgang Ritter nun, dass Molkerei-Vertreter und Demeter-Berater dankbar für das Interesse der Verbraucher an der Milchqualität seien, denn damit hätten sie ein gutes Argument gegenüber den Milchviehhaltern in der Hand, warum sie sich anstrengen müssten, mehr Weidegänge zu organisieren bzw. mehr Grünfutter von den Weiden zu holen. Manche Bauern hatten bisher oft den höheren Zeitaufwand und die höheren Kosten gescheut, weil ihre Weiden nicht direkt am Hof lägen. Man habe nun in kontinuierlicher Arbeit mit den Landwirten erreicht, dass die Kühe häufiger auf der Weide stehen und mehr in Hofnähe angepflanzt wird.

Beim jüngsten Erzeuger-Treffen Anfang März wurden von Beratern und Molkerei-Vorstand Strategien dazu vorgeschlagen und uns übermittelt:

  1. Ackerland am Hof fünf Jahre lang (statt drei Jahre) mit Kleegras zu bestellen, um mehr Grünfutter in Hofnähe schneiden zu können
  2. Ackerland in Hofnähe mit einer trittfesten Weidemischung statt mit Kleegras zu bestellen, damit die Milchkühe dort grasen können.

Die Demeter-Bewirtschaftung wird den Milch-Lieferanten gut honoriert; sie erhielten 2016 mehr als 50 Cents pro Liter. Die Milch kommt von relativ kleinen Höfen mit durchschnittlich nur 38 Milchkühen. Die konventionell gehaltene Kuh liefert im Schnitt etwa 8.000 Liter Milch im Jahr, die Demeter-Kuh nur 5.500 Liter. Die konventionelle Hochleistungskuh hat etwa drei bis sechs Quadratmeter zur Verfügung, muss wegen Verletzungsgefahr genetisch hornlos sein oder hornlos gehalten werden, hat keinen Weidegang, erhält wenig Grün-, aber viel Kraftfutter. Demeter-Kühe werden nicht enthornt und haben 11 – 12 m² Platz. Die Molkerei Schrozberg verarbeitet die Milch ihrer etwa 100 Lieferanten zu 35 Produkten in 120 Verpackungseinheiten. Die Meinung von Wolfgang Ritter: Für artgerechte Tierhaltung, qualitativ hochwertige Milch und Milchprodukte und die Erhaltung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sind bewusste Verbraucher bereit tiefer in die Tasche zu greifen.

Um den Zucker für Frucht-Joghurt und andere Milchprodukte aus der Region beziehen zu können, haben der Demeter e.V. und die Molkerei Schrozberg das Projekt „Regionaler Zuckeranbau für Demeter-Erzeuger“ gestartet. Jeder Demeter-Landwirt in der Region um Schrozberg, der bereit ist Zuckerrüben für die Molkerei anzubauen, erhält eine Prämie von 500 Euro/ Hektar (250 € von Demeter und 250 € von der Molkerei). So ist allen geholfen: Die Bauern haben durch den Zuckerrübenanbau ein zusätzliches, gesichertes Einkommen, die Molkerei erhält ihren Zucker auf kürzestem Weg. Auf hundert Quadratmetern rund um Schrozberg wird nun schon Demeter-Zucker angebaut.

Liebe Leserinnen und Leser,

eine interessante Nachricht unseres Firmenmitglieds SEKEM/Ägypten:

Prinz Charles hält bio-dynamischen Landbau für wichtig

“Rudolf Steiner war eine der ersten Persönlichkeiten der modernen Zeit, der die Wirkenszusammenhänge in der Landwirtschaft erkannte  und die Verbindung von Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen beschrieb”, sagte SEKEM-Unterstützer Prince Charles kürzlich bei einer Landwirtschafts-Tagung am Goetheanum in Dornach/Schweiz (im Februar 2017).

Der Prinz of Wales hatte den 750 Teilnehmern aus 36 Ländern eine Video-Botschaft gesandt und betonte in ihr, Rudolf Steiners Ansatz habe in keiner Weise an Aktualität verloren und viele der heutigen Probleme hätten vermieden werden können, wenn man seine Gedanken schon damals aufgegriffen hätte. Charles zeigte sich von der Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes für die Landwirtschaft überzeugt und meinte, “das vorherrschende Wirtschaftssystem versäume die Vorteile solcher Systeme zu benennen.”

SEKEM hat sich diesem ganzheitlichen Ansatz schon seit 40 Jahren verschrieben und nimmt damit eine Pionierrolle ein. Durch die Einführung der biologisch-dynamischen Landbaumethode gelang es Dr. Ibrahimn Abouleish, seinen Unterstützern und Mitarbeitern Wüstenboden in Ägypten fruchtbar zu machen. Damit zeigten er und sein Team, dass man Bodenfruchtbarkeit und Ernährungssicherheit auf nachhaltige Weise mit der bio-dynamischen Landbaumethode am besten erreicht.

Quelle: SEKEM-Mitarbeiter Sherif Abou El Naga, aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Ritter, SEKEM News, 28.02.2017; www.sekem.com/en/news/

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter

Instant-Gemüsebrühe selber Machen

Der Bund Naturschutz Nürnberg gibt monatlich – unterstützt durch den Bio-Verbraucher e.V. – den Marktschirm heraus. Er zeigt auf, welche Gemüse- und Obstsorten die Saison und die Region zu bieten hat und was man daraus kochen kann. Man kann sich den Marktschirm auch zuschicken lassen. Kontakt: BUND Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, Endterstraße 14, 90459 Nürnberg, Tel: (0911) 45 76 06, info@bund-naturschutz-nbg.de

Es gibt einen Arbeitskreis Ernährung, der sich jeden letzten Mittwoch im Monat in der Endterstr. 14 um 18:30 Uhr trifft. Kontakt: Iris Torres-Berger, Tel. 0911-89374098, I.Torres@web.de. Wir entnehmen der Dezember-Ausgabe 2016 das Gemüsebrühe-Rezept.

Instant-Gemüsebrühe, lässt sich mit einem Mixer schnell und einfach selbst herstellen. Sie brauchen dafür lediglich ein paar frische Kräuter, knackiges Gemüse, das jetzt zur Winterzeit Saison hat, und als natürliches Konservierungsmittel eine ordentliche Portion Salz. Die Mühe lohnt sich!

Zutaten: 1 Knollensellerie, 3 große Möhren, 2 Stangen Lauch, 4 große Zwiebeln, 1 Bund Petersilie, 1 Bund Liebstöckel, 150 g Salz, wer will 6 Knoblauchzehen

Sellerie, Möhren und Zwiebeln schälen. Lauch gründlich waschen. Gemüse in grobe Stücke schneiden und Kräuter grob hacken. Knoblauchzehen schälen und mit Gemüse und Kräutern im Mixer etwa 2-3 Minuten fein häckseln. Salz zugeben und auf zwei bis drei Blechen mit Backpapier verteilen. 5 Stunden bei 80° trocknen lassen und immer wieder wenden. Dann mit einem Mixer oder Mörser zerkleinern bzw. pulverisieren und in Gläser abfüllen.

Etwa 1-2 Teelöffel der selbstgemachten Instant-Brühe reichen für 500 ml Flüssigkeit und ein volles, würziges Aroma ohne Geschmacksverstärker. Die Brühe lässt sich mit Chili, Ingwer und Koriander beliebig abwandeln.

Kein Patent auf Bier!

Pressemitteilung von No patents on seeds vom 17.11.2016, Auszüge

Das Europäische Patentamt (EPA) hat 2016 drei Patente an die dänische Firma Carlsberg vergeben, die sich auf Gerste aus konventioneller Züchtung und ihre Verwendung durch Brauereien sowie das so produzierte Bier erstrecken. In einem gemeinsamen Brief fordern nun mehrere Nichtregierungsorganisationen, dass Carlsberg die Patente zurückzieht. Sie werfen dem Unternehmen vor, das Patentrecht zu missbrauchen und entgegen den Interessen der VerbraucherInnen zu handeln.

„Auf Bier und Braugerste darf es keine Patente geben. Das Züchten von Pflanzen und das Bierbrauen beruhen auf jahrhundertealter Tradition“, sagt Christoph Then von No patents on seeds! „Carlsberg muss jetzt zeigen, dass sie einfach gutes Bier brauen wollen und nicht gegen die Interessen der Konsumenten handeln. Wir akzeptieren keine Patent-Monopole, egal ob Monsanto, Bayer oder Carlsberg sie besitzen.”

Zwei der drei Patente basieren auf zufälligen Mutationen im Erbgut der Gerste (EP2384110 und EP2373154). Deren Ernte soll sich deswegen besonders gut für das Bierbrauen eignen. Das Dritte Patent (EP2575433) beruht auf einer Kombination der Eigenschaften dieser Gerste durch weitere Züchtung. Jedes der Patente umfasst die Pflanzen, deren Ernte, den Prozess des Bierbrauens, Produkte wie Malz und Würze sowie jegliche auf diese Weise produzierten Getränke. Das europäische Patentrecht verbietet Patente auf Pflanzensorten und auf konventionelle Züchtung. Das EPA, das an der Erteilung und Prüfung von Patenten verdient, hat durch seine Praxis aber dafür gesorgt, dass diese Verbote bedeutungslos wurden.

Das Europäische Parlament und mehrere europäische Regierungen haben das EPA bereits aufgefordert, die Erteilung derartiger Patente zu stoppen. Doch bisher ist das EPA dieser Forderung nicht nachgekommen. Anfang November hat die EU-Kommission eine Erklärung veröffentlicht, mit der sie die Position des EU-Parlamentes unterstützt. Ende November wird das Thema auf einem Treffen der EU-Wirtschaftsminister verhandelt. „Solange das Problem nicht durch politische Entscheidungen gelöst ist, erwarten wir, dass Carlsberg selbst Verantwortung übernimmt und diese Patente zurückzieht. Carlsberg behauptet, dass sie die Gerste dafür einsetzen wollen, beim Bierbrauen Energie zu sparen und so einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Wenn das wirklich die Absicht von Carlsberg ist, sollte die Firma aber nicht Patent-Monopole auf Lebensmittelpflanzen beanspruchen. Wenn wir das Klima retten wollen, müssen die dafür nötigen Ressourcen für Alle zur Verfügung stehen“, sagt Iga Niznik von Arche Noah.

Kontakte: Iga Niznik, Tel: + 43 6509991305, iga.niznik@arche-noah.at,
Christoph Then, No Patents on Seeds!, Tel +49 151 54638040, info@no-patents-on-seeds.org

Ökologische Katastrophe durch Gene Drive

Informationsdienst Gentechnik, Newsletter v. 26.10.2016 (Auszug), www.keine-gentechnik.de

Sind gentechnisch veränderte Pflanzen oder Tiere (GVO) einmal in die Umwelt gelangt, lässt sich ihre Ausbreitung kaum noch kontrollieren. Ganz unerwartet tauchten sie bereits im Gelände auf: transgener Raps an Schweizer Bahngleisen, Weizen auf Brachen in den USA oder Baumwolle in Mexiko. Deshalb müsse es international verboten werden, Organismen freizusetzen, die mit neuen Gentechnikverfahren erzeugt wurden, forderten heute fünf gentechnikkritische Verbände und ein Wissenschaftsinstitut in einem offenen Brief an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.

Besonders warnen die Verbände vor dem sogenannten „Gene Drive“, bei dem die Vererbung beschleunigt wird, um so zum Beispiel Arten auszurotten. So wird etwa bei Insekten mit der Methode CRISPR-Cas DNA so verändert, dass diese schon im Larvenstadium sterben. Auf diese Weise soll beispielsweise die Ausbreitung der Malaria gestoppt werden. Welche vielfältigen unerwünschten Folgen das für das Ökosystem haben kann, wurde bislang nicht erforscht. „Sind sie erst in die Natur entlassen, könnten Organismen mit Gene Drives ökologische Katastrophen auslösen“, so die BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer.

„Sollte es kein internationales Verbot für die Freisetzung von Organismen geben, die mit neuen gentechnischen Verfahren erzeugt wurden, könnten diese sich unkontrolliert weltweit ausbreiten“, ergänzte Benedikt Haerlin von „Save Our Seeds“. „Wenn wir zulassen und gar anstreben, dass gentechnisch veränderte Organismen ihr Erbgut in natürlichen Populationen verbreiten, gleicht dies einem Eingriff in die Keimbahn der biologischen Vielfalt“, sagte Christoph Then, Geschäftsführer des wissenschaftlichen Instituts Testbiotech. „Die Auswirkungen würden alle künftigen Generationen und sämtliche Ökosysteme betreffen.“

Ende August hatten bereits die Mitglieder der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) ein Forschungsmoratorium für „Gene Drives“ bis zum Jahr 2020 empfohlen. Auch zu wissenschaftlichen Zwecken dürften die neuartigen GVO erst freigesetzt werden, wenn die Folgen der Methode für den Naturschutz abgeschätzt und ein IUCN-Leitfaden für den Umgang mit Gene Drive entwickelt worden sei. 71 Staaten und 355 NGOs hatten online votiert.

Riesige Preisunterschiede bei Espresso

Bericht: Wolfgang Ritter; Quelle: test 12/2016

Eine Untersuchung von 18 Espressi, davon 4 Bio-Marken, ergab keine bedeutenden Qualitätsunterschiede: 16 wurden mit „gut“, zwei mit „befriedigend“ bewertet. Die Schadstoffe Acrylamid und Furan, die beim Röstvorgang entstehen, sind zwar wahrscheinlich krebserregend, landen aber in so geringen Mengen in der Kaffeetasse, dass sie laut Bundesinstitut für Risikobewertung keine gesundheitliche Gefahr darstellen. Das Gegenteil scheint zuzutreffen: Eine Meta-Studie der Harvard-Universität mit Daten von mehr als 200.000 Probanden ergab, dass einige Tassen Kaffee bzw. Espresso am Tag (bis zu fünf) die Lebenserwartung erhöhen und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen (vgl. Stiftung Warentest, Dezember 2016, S. 18 ff.).

Die Preisspanne für ein Kilogramm Espresso reicht von 7,80 – 35,00 Euro (mittlere Preise). Manch höherer Preis mag durch biologischen Anbau und/ oder fairen Handel gerechtfertigt sein. Andere Firmen versuchen einfach den Kaffeehandel zu einer Goldgrube zu machen. Vergleichen Sie selbst:

Espresso-Marke Preis/ Kg Nachhaltigkeitssiegel oder -programm Bewertung
Lavazza Espresso cremosa 12,60 € 2
Aldi Süd/Tizio Premium Caffè Espresso 7,80 € Utz Certified 2
Melitta Bellacrema Espresso 12,00 € 4C Association 2
Dallmayr Espresso d’Oro 10,40 € 2
Eduscho Gala Espresso 8,35 € 2
Gepa Espresso Cargado 18,00 € Gepa fair+ 2
Aldi Nord/ Moreno Caffè Espresso 7,80 € 4C Association 2
Balzac Coffee Espresso kräftig-würzig 27,60 € 2
Biopur Espresso 13,30 Bio, Fairtrade 2
Lebensbaum Espresso Kaapi Kerala 26,00 € Bio, Demeter 2
McDonald’s/ McCafé Espresso 17,00 € Rainforst Alliance Certified 2
Rapunzel Gusto Espresso 18,00 € Bio, Hand in Hand 2
Tchibo Espresso Maiänder Art 11,00 € 2
Alnatura Espresso ganze Bohne 16,00 € Bio 2
illy Espresso medium roast 35,00 € Responsible Supply Chain Process 2
Segafredo Zanetti Intermezzo 13,50 € 2
Lidl/Bellarom Espresso 7,80 € Utz Certified 3
Starbucks Espresso Roast Dark Roast 22,00 € Fairtrade 3

Demeter-Wein kommt gut an 
Der anerkannteste Weinführer und Qualitätskritiker Gault Millau verleiht unserem Mitglied, Demeter-Weingut im Zwölberich, in 2016 die Erste Traube. Wir gratulieren herzlich. Kontakt: Weingut im Zwölberich, 55450 Langenlonsheim, Tel. 06704-9200, info@zwoelberich.de

Die Saat geht auf – Auch beim Saatgut aus der Vielfalt schöpfen – Zum ersten Mal Getreide aus der Viellinienzucht zugelassen

Quelle: forschung-oekolandbau.info, Newsletter September 2016

Themenbereich Pflanze – Pflanzenschutz
Kupferminimierungs- und Vermeidungsstrategien für den ökologischen Kartoffelanbau Teilprojekt B: Ackerbauliche Strategien (FKZ 09OE114)

An der Technischen Universität München wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts mögliche Ansätze für eine Reduzierung des Kupfereinsatzes im ökologischen Kartoffelanbau identifiziert und bearbeitet. Gegenstand des „Teilprojekts B: Ackerbauliche Strategien“ war die Überprüfung acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Infektion und Ausbreitung von Krautfäule im ökologischen Kartoffelanbau. Im Rahmen des Forschungsprojekts konnte zwar keine direkte Alternative zum Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel für die Regulierung von Kraut- und Knollenfäule identifiziert werden, es konnte allerdings gezeigt werden, dass ein gezielter Zwischenfruchtanbau durch die Sicherung der Knollenerträge einen wichtigen Beitrag zu einer umfassenden Anbaustrategie für Kartoffeln im ökologischen Landbau mit dem Ziel der Kupferminimierung leisten kann. orgprints.org/30496/

Themenbereich Pflanze – Pflanzenzüchtung
Radicchio und Zuckerhut (Cichorium intybus var. Foliosum) – Entwicklung von Populationen und Züchtungsmethodik für den ökologischen Gemüsebau (FKZ 10OE079, FKZ 10OE109)

Im Rahmen eines vierjährigen Projektes, das von Kultursaat e.V. und der Universität Göttingen bearbeitet wurde, sollten aus jeweils vier züchterisch vielversprechenden Radicchio- und Zuckerhutpopulationen als Ausgangsmaterial an zwei langjährig biologisch-dynamisch bewirtschafteten On-farm-Standorten mehrere Favoriten mit einer Eignung für den ökologischen Erwerbsgemüsebau entwickelt werden. Gleichzeitig wurde im Rahmen des Projektes geprüft, ob durch die Methode der Frühjahrsaussaat mit Selektion im Rosettenstadium und Samenbau im gleichen Jahr die Züchtung der Zichoriensalate effizienter gestaltet werden kann. Verschiedene Ausgangspopulationen von Zuckerhut und Radicchio wurden in effizienter und „ökolandbaukompatibler“ Weise weiterentwickelt. Diese stehen der ökologischen On-farm-Gemüsezüchtung zur Verfügung, um mittelfristig das Angebot an anbauwürdigen Populationssorten für den Ökologischen Erwerbsanbau nachhaltig zu verbessern. Die Methode der Frühjahrsselektion wurde – mit Einschränkung positiv bewertet. Im Anschluss an die Projektlaufzeit gingen die favorisierten Zuchtlinien in die züchterische Weiterentwicklung im Rahmen von Kultursaat e.V. ein. orgprints.org/30502/

Bruderhähne dürfen leben

Text aus der aktuellen Broschüre des Geflügelhofs Schubert, Demeter-, Naturland- u. Bioland-zertifizierter Betrieb in Mittelfranken, 91338 Igensdorf-Unterrüsselbach, Ebacher Straße 1, Tel. 09192-8303, www.gefluegelhof-schubert.de, Hofladen: Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 8-13 Uhr

Junggockel-Projekt
Der Hahn legt keine Eier – diese Tatsache führt dazu, dass nahezu alle männlichen Küken von Legehennen (konventionell wie bio) unmittelbar nach dem Schlüpfen aussortiert, getötet und zu Tierfutter verarbeitet werden. Aus ethischer Sicht ist es wohl kaum zu vertreten, dass Tiere gezüchtet werden, um anschließend 50 % des entstandenen Lebens bereits am ersten Lebenstag wieder zu eliminieren. Das Problem entstand durch die Spezialisierung der Geflügelrassen. Während Legehennen-Rassen ihre Futterenergie in maximale, konstante Eierleistung umwandeln, verwenden die Mastrassen (männliche und weibliche Tiere) diese Energie, um möglichst schnell viel Fleisch anzusetzen.

Im Rahmen unseres Gockel-Projektes ziehen wir seit Ende 2009 so viele Gockel wie nur möglich mit auf. Die Gockel wachsen die ersten 8 Wochen gemeinsam mit ihren „Schwestern“ heran. Danach ziehen die Hähne in einen eigenen Stall mit Wintergarten und Grünauslauf. Erst wenn sie vier bis fünf Monate gescharrt und gekräht haben, werden sie als traditioneller Gockel küchenfertig an bewusste Verbraucher verkauft.

Die als „Hähnchen“ angebotenen Hennen und Hähne von hierfür gezüchteten Mastrassen erreichen in der konventionellen Intensivmast ihr Schlachtgewicht innerhalb von ca. 30 Tagen! Dieser Vergleich macht deutlich, wie sehr sich unsere Gockel von Mastgeflügel unterscheiden. Der viel geringeren Wirtschaftlichkeit stehen ein attraktiveres Aussehen, hohe Vitalität, Gesundheit und Fleisch von höchster Qualität gegenüber. Unsere Gockel sind langsam und gesund mit viel Bewegung aufgewachsen, ihr Fleisch ist muskulös und fettarm. Daher benötigt der „Stolze Gockel“ auch eine behutsame Zubereitung. Als Coq au Vin, im Römertopf als Sonntagsbraten, Frikassee, Sülze oder Eintopf ist er eine echte Bereicherung für anspruchsvolle Genießer. Eben für Menschen, denen es ebenso wie uns ein Anliegen ist, den Gockeln ein würdiges und artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Ei, Henne und Hahn – ein integriertes Konzept
Das Aufziehen von Jung-Gockeln ist nur mit einem schlüssigen Vermarktungskonzept wirtschaftlich umsetzbar: Endverbraucher sollen wissen, dass sich Bio-Eier mit „Lebens-Wert“ (aus Herden ohne Junghahnaussortierung) und Geflügelprodukte vom Bio-Gockel gegenseitig bedingen und ergänzen.

Geschmackvolle Delikatessen
Die Bio-Junggockel bieten wir nicht nur als frisches oder (haushaltsgerecht portioniert) tiefgekühltes Geflügel an, sondern auch zubereitet als delikate Gerichte im Glas. Diese Gerichte aus eigener Herstellung haben wir „Stolzer Gockel“ getauft, damit das integrierte Konzept deutlich erkennbar ist. So können auch unsere Käufer von Junghennen beim Vermarkten ihrer Eier „Flagge zeigen“ und diese Gockel-Produkte anbieten – als wichtige und sinnvolle Alternative zur Junghahnaussortierung.

Nudelproduktion
Seit 1990 stellen wir auch Teigwaren her. Aus hochwertigem Hartweizengrieß, täglich frisch aufgeschlagenen Eiern und etwas Salz produzieren wir über 20 verschiedene Ausformungen. Viele unserer Junghennen-Kunden liefern ihre Kleineier an und lassen dafür Nudeln fertigen. Seit 2005 ist die Produktion auch bio-zertifiziert, die EU-Zulassung haben wir 2010 erhalten.

Suppenhuhn
Auch das Leben einer Bio-Legehenne mit Weide- und Grünauslauf endet irgendwann einmal: Suppenhennen werden bei uns tiefgekühlt oder küchenfertig verarbeitet als Hühnerfond mit Fleischeinlage im Hofladen angeboten.

Preisfindungsstellen – eine Alternative zur Marktpreisbildung, Teil 4

Auszüge aus Otto Jachmann: Beobachtungen und Gedanken zu Wirtschaft und Gesellschaft, Borchen 2008; die Teile 1, 2 und 3 erschienen in den letzten drei Info-Briefen

Wirtschaftssteuerung durch Selbstverwaltung 
Die beiden beschriebenen, seit Jahren erfolgreich arbeitenden Preisfindungsstellen (für Kernobst und Ferkel, die Red.) geben einen Hinweis darauf, auf welche Weise künftig die gesamte Preisbildung bewusster gestaltet werden kann, ohne die ihr innewohnenden Gesetzmäßigkeiten zu verletzen. Die Art, wie sie sich bisher vollzog, kann man als ,Seelenprozess des Gemeinschaftsorganismus Wirtschaft‘ betrachten. Es handelt sich um ein Geschehen, das die an der Wirtschaft beteiligten Menschen mit ihren Einzelentscheidungen bewirken, ohne sich der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen bewusst zu sein. Als Individuen entscheiden wir uns zwar klaren Sinnes für den Kauf dieses oder jenes Wirtschaftsgutes. Was daraus gesamtwirtschaftlich folgt, wird uns in der Regel kaum bewusst. Als Einzelmenschen sind wir hellwach, als Glieder des Wirtschaftsorganismus aber träumen wir. Das wird so nicht bleiben können. So wie wir Menschen heute aufgerufen sind, unser Denken, Fühlen und Wollen immer mehr mit Bewusstsein zu durchdringen, muss das in Zukunft auch beim Wirtschaftsorganismus geschehen. Dessen Prozesse müssen sozusagen von der seelischen auf die geistige Ebene gehoben werden. Es gilt, sie immer bewusster zu ergreifen und zu gestalten. Das kann ein Einzelner nicht leisten. Der Wirtschaftsorganismus übersteigt den Einzelmenschen. Was in der Wirtschaft mit bürokratischen Entscheidungen vom ,grünen Tisch‘ aus angerichtet wird, kann man an den Folgen der zentral geplanten Wirtschaft in den ehemals kommunistisch regierten Ländern studieren.

Ganz anders verhält es sich mit Einrichtungen, in denen Vertreter aller am Wirtschaftsgeschehen beteiligten Interessengruppen gemeinschaftlich Maßnahmen beraten und beschließen, so wie es in den Preisfindungsstellen geschieht. Was einer alleine nicht kann, vermag die Gemeinschaft. Mit solchen Gemeinschaftsgremien werden Wahrnehmungsorgane des Wirtschaftsorganismus gebildet, durch die im Zusammenwirken ein übergeordnetes Bewusstsein des Wirtschaftsgeschehens entsteht, das eine sachgerechte Steuerung gestattet. Dafür ist allerdings ein Paradigmenwechsel nötig, so wie er sich aus diesen Beobachtungen und Gedanken zum Wirtschaftsleben ergibt. Wettbewerb und einseitiges Gewinnstreben als oberste Prinzipien müssen abgelöst werden durch Zusammenarbeit zum gemeinsamen Vorteil aller Beteiligten, so wie es dem Wesen der Wirtschaft entspricht. Die heutigen wirtschaftlich-sozialen Gegebenheiten und ihre absehbare Entwicklung erfordern das. Es wird in der Zukunft nötig sein, Wirtschaft und Staat sachgerechter gegeneinander abzugrenzen und Zuständigkeiten neu zu ordnen. Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht die gesamte Gesellschaft überwuchern, so wie es heute geschieht. Ihnen müssen Grenzen gesetzt werden. Innerhalb dieser Grenzen aber sollte die Wirtschaft in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Belange selbst zu verwalten. Sie ist dazu besser imstande als alle außerwirtschaftlichen Instanzen. Dafür braucht sie sachkundige und in eigener Verantwortung handelnde Selbstverwaltungsorgane nach Art der beschriebenen Gemeinschaftseinrichtungen.

Im Bereich der Geldwirtschaft gibt es Ansätze dafür in den Zentralbanken und Zentralbankräten, die weiterentwickelt werden können. Auch für die anderen Wirtschaftsbereiche, die Verbrauchs- und die Produktionsgüterwirtschaft und deren einzelne Zweige, sollten Selbstverwaltungseinrichtungen geschaffen werden, in die alle Interessengruppen, Erzeuger, Händler und Verbraucher einbezogen sind. Auf ähnliche Weise wie die Preisfindungsstellen können diese befördernd, glättend und vorausschauend auf die entsprechenden Kreisläufe einwirken und unvermeidliche Störungen möglichst schon im Prozess der Entstehung abfangen. Sie werden dabei besonders auf die Entwicklung der Preise als Wirtschaftsindikatoren achten, deren Gründen nachgehen und nötigenfalls Maßnahmen einleiten, um Verzerrungen entgegenzuwirken. Außerdem können sich aus der Zusammenarbeit in diesen Gremien Hinweise ergeben, die es den Herstellern gestatten, die Erzeugung besser an den Bedarf anzupassen, preisgünstiger zu arbeiten und den Markt gleichmäßiger zu versorgen. Solche Einrichtungen können je nach Bedarf für die einzelnen Wirtschaftszweige geschaffen werden, örtlich, regional, für einen großen Wirtschaftsraum und schließlich auch weltweit.

Es ist nicht hilfreich, künftigen Entwicklungen gedanklich in Einzelheiten vorzugreifen. Diese sollen nicht ausgeklügelt werden, sondern sich zur gegebenen Zeit aus den dann obwaltenden Verhältnissen und Notwendigkeiten heraus ausgestalten. Deshalb wird auf eine nähere Ausführung verzichtet.