Ernährungs- und Esskultur ein Thema für die Kulturhauptstadt-Bewerbung

Werner Ebert, NÜRNBERG – DIE BIOMETROPOLE,T.2314189, werner.ebert@stadt.nuernberg.de

Der Nürnberger Stadtrat beschloss im letzten Jahr, dass sich Nürnberg als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025 bewerben soll. Es gibt weitere deutsche Städte als Mitbewerber und die Stadt muss sich einem zweistufigen Bewerbungsverfahren stellen. Auf Ebene der Verwaltung und mit Beteiligung eines Teils der Kunstszene wird bereits an Ideen gearbeitet.

Bereits bei zwei Treffen der BioMetropole Nürnberg diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Thema Ernährungs- bzw. Esskultur. Spannend daran ist, dass die Begriffe Kultur bzw. Kultivieren aus der Landwirtschaft kommen und mit der Bewerbung „geistige“ und „irdische Güter“ zusammen gebracht werden könnten. Nürnberg hat hier historisch und aktuell gute Voraussetzungen.

Im Knoblauchsland wird seit Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben, die Klöster oder auch das Heilig-Geist-Spital hatten in ihren Hochzeiten mehrere Hundert landwirtschaftliche Betriebe, im Stadtgebiet gab es 30 verschiedene Märkte. Aktuell profiliert sich Nürnberg stark mit den Themen Bio und Regionalvermarktung einerseits, mit der Weltleitmesse BioFach andererseits.

Wer hat Ideen, wie Ernährungs- und Esskultur in die Kulturhauptstadt-Bewerbung eingebracht werden können? Wer hat Interesse, dabei mitzuwirken? Noch vor der Sommerpause wird es ein Treffen interessierter Menschen geben.

Gentechnik gegen den Hunger?

Infodienst Gentechnik, Newsletter vom 3. April 2017

Immer wieder behaupten die großen Saatgutkonzerne, dass ihre gentechnisch veränderten Pflanzen notwendig seien, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Die Welternährungsorganisation FAO sieht das anders. In ihrem neuen Bericht zur Zukunft der Ernährung hat sie der Agro-Gentechnik nur einen einzigen Absatz gewidmet.

Der Report „The Future of Food and Agriculture” beschreibt 15 Trends und zehn Herausforderungen für die weltweite Ernährungssicherheit. Der Druck auf die vorhandenen natürlichen Ressourcen, die zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit und die Auswirkungen des Klimawandels gefährden aus Sicht der FAO das Ziel, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu beenden. Zwar sei es in den letzten 30 Jahren durch eine wachsende Produktion von Lebensmittel gelungen, den Hunger einzudämmen. Doch sei dies mit erheblichen Umweltschäden verbunden gewesen. „Ressourcenintensive landwirtschaftliche Systeme mit hohem Input haben massive Waldzerstörungen, Wasserknappheit, Bodenverarmung und ein hohes Niveau an klimaschädlichen Emissionen verursacht“, schreibt die FAO. Nachhaltig sei diese Art der Intensivlandwirtschaft nicht. Notwendig seien stattdessen innovative Ansätze wie die Agrarökologie oder Agro-Forst-Systeme, die die natürlich Ressourcen schützen und dennoch produktiv sind.

Die Agro-Gentechnik kommt in dem 180-seitigen Bericht der FAO nur in einem Absatz im Kapitel Produktivität und Innovationen (Seite 53) vor. Die FAO beschränkt sich dabei auf die Feststellung, dass die Debatte um die Agro-Gentechnik die Erfolge anderer biotechnologischer Methoden überschattet habe. Dabei bezieht sie sich nicht auf neue gentechnische Verfahren wie CRISPR/Cas, sondern erwähnt als Beispiele für Erfolge die nur im Reagenzglas mögliche Kreuzung von afrikanischem und asiatischem Reis in den 90er Jahren (Nerica, New Rice for Africa) oder die Entwicklung mehrjähriger Reispflanzen in China.

Saatgutkonzerne argumentieren auch gerne, dass sie Pflanzen entwickeln, die Dürre gut vertragen und deshalb angesichts des Klimawandels besonders wichtig seien. Der FAO-Bericht erwähnt solche dürretoleranten gv-Pflanzen mit keinem Wort. Er betont stattdessen, dass die Landwirtschaft selbst ihren Ausstoß an Treibhausgasen und ihren Verbrauch an fossiler Energie 7 drastisch verringern müsse. Entscheidend sei, den Kleinbauern nachhaltige Anbaumethoden zu vermitteln. Begleitende Programme müssten ferner die Situation der Bauern verbessern, etwa durch eine bessere Infrastruktur, soziale Absicherung und den Zugang zu Informationen.

Nur Bio-Erdbeerfruchtaufstriche sind „sehr gut“

Bericht von Wolfgang Ritter

Öko-Test (6/2017) hat 19 Erdbeerkonfitüren und –fruchtaufstriche getestet, davon sieben Bio- Produkte. Nur vier Bio-Erzeugnisse schneiden mir „sehr gut“ ab: Dennree Erdbeer Fruchtaufstrich (Fruchtgehalt = 55%), Allos Frucht Pur 75% Erdbeere, Zwergenwiese Fruchtgarten 70% Erdbeere, Die Beerenbauern Erdbeere Fruchtaufstrich, Demeter (Fruchtgehalt = 70%). Die mit „gut“, „befriedigend“ oder „ausreichend“ bewerteten Konfitüren oder Aufstriche haben fast alle höhere Zuckergehalte als ausgewiesen, schmecken kräftig süß, wenig intensiv nach Erdbeeren mit leichter bis deutlicher „Kochnote“ und/ oder enthalten Spuren von Pestiziden.

Die Preise der konventionellen Produkte liegen zwischen 0,20 und 0,92 € je 100 g, die der Bio- Produkte zwischen 0,59 und 1,65 € je 100 g. Die Bio-Produkte mit dem größten Fruchtgehalt sind natürlich am teuersten, denn Erdbeeren kosten mehr als Zucker.

Am 11. Juni 2017 haben wir Die Beerenbauern besucht; etwa 30 Personen konnten sich bei der Verkostung verschiedener Aufstriche von ihrem fruchtigen Geschmack überzeugen.

Low oder high carb – wie viel Kohlenhydrate brauchen wir?

Arbeitskreis für Ernährungsforschung e.V., Dr. Petra Kühne, Info Nr. 1/17

Auf dem Büchermarkt kann man es beobachten: Das Thema low carb (wenig Kohlenhydrate) in der Ernährung hat Konjunktur. Während die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weiterhin mehr als 50 Energieprozent Kohlenhydrate täglich empfiehlt, finden sich im Internet zahlreiche Berichte, wie schädlich dieser Nährstoff sei. Was ist davon zu halten?

Kohlenhydrate gehören zu den drei Hauptnährstoffen neben Eiweiß und Fetten. Ihr Name leitet sich ab von den Elementen, aus denen sie aufgebaut sind: Kohlenstoff, Wasserstoff (Hydrogenium) und Sauerstoff. Zu ihnen gehörten drei Gruppen:

  • die Zucker
  • die Polysaccharide wie Stärke
  • die Ballaststoffe wie Pektin oder Zellulose

Letztere haben keine Energie, sind aber wichtig für die Darmgesundheit. Verbindungen von Ballaststoffen und Stärke wie im Vollkornmehl nennt man komplexe Kohlenhydrate. Sie kommen natürlich in Lebensmitteln vor. Die tatsächliche Kohlenhydratzufuhr lag in Deutschland bei etwa 45 Energieprozent, also unter den Empfehlungen der DGE. Die Kohlenhydratmenge einer low carb Ernährung liegt zwischen 25-40 Energieprozenten, also noch niedriger.

Das Problem mit den Kohlenhydraten hat mit unserer oftmals hochverarbeiteten Nahrung zu tun. Noch im 19. Jh. verzehrten die Menschen überwiegend komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornbrot, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Gemüse. Heute ist der Anteil an Zucker bei Kindern teilweise höher als derjenige der Polysaccharide (Brot, Müsli), wie einige Studien zeigen. Auch die Erwachsenen nehmen immer mehr Zucker auf, während der Verzehr von Brot stagniert oder rückläufig ist. Zucker wird vor allem über süße Getränke (Limonaden, Cola-Getränke, Eistee), Süßigkeiten und süßes Gebäck aufgenommen.

Dazu kommt, dass ein großer Anteil an Zuckern und Stärke in isolierter Form verzehrt werden. Statt Obst mit natürlichem Zucker werden Produkte mit raffiniertem weißen Zucker gegessen, statt Vollkornbrot wird weißes Mehl verwendet, dem die Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe entfernt wurden. Auch weißer Zucker enthält so gut wie keine Mineralstoffe und Vitamine mehr. Diese Veränderung der Aufnahme der Kohlenhydrate ist das Problem.

Wer sich bereits zum Frühstück mit Weißmehlbrötchen, Marmelade und einem gesüßtem Getränk versorgt, dies mit süßem Gebäck und Fruchtriegeln als Zwischenmahlzeit fortsetzt, das Dessert durch einen Pudding krönt, muss sich nicht wundern, dass er zu viel und in einseitiger Form Kohlenhydrate zu sich genommen hat. Dagegen enthalten die Getreide komplexe Kohlenhydrate und jede Menge Vitamine und Mineralstoffe.

Ähnlich Positives ist zu Hülsenfrüchten wie Linsen oder Erbsen zu sagen, die neben 20 % Eiweiß auch 40 % komplexe Kohlenhydrate enthalten. Unser Gehirn wird nur mit Zucker versorgt, den der Körper aus komplexen Kohlenhydraten abbauen kann. Man kann sich den Abbau auch vereinfachen und gleich zuckerhaltiges Süßes essen. Dann kommt es aber zu der Schwemme an Zucker im Blut, was auf die Dauer Probleme bereitet und Krankheiten wie Diabetes Vorschub leistet.

Die Lösung ist die richtige Auswahl der Kohlenhydrate: mehr komplexe statt süße. Dann erhält das Gehirn seinen Zucker in gesunder Form. Wer möchte, kann auch die Kohlenhydratmenge 6 der Nahrung vermindern in moderater Form. Dies ist eher eine individuelle Komponente, als eine Empfehlung für alle. Literatur: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Kohlenhydratzufuhr in Deutschland. Kap. 1. DGE Leitlinie

BÖLW-Statement zum Earth Day 2017: Gemeinsam Boden schützen

Pressemitteilung des BÖLW vom 21.04.2017, presse@boelw.de

Der Tag der Erde (Earth Day), der jedes Jahr am 22. April in mehr als 150 Ländern zelebriert wird, soll die Menschen dazu anregen, sich über die Folgen ihres Konsumverhaltens Gedanken zu machen und nachhaltig und verantwortungsbewusst zu handeln. Anlässlich des Earth Day 2017 setzen sich Bürger und Organisationen in ganz Europa in der Kampagne „People4Soil“ für Bodenschutz ein und fordern von EU-Kommissionpräsident Juncker, sich entschlossen für unsere Böden einzusetzen. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, kommentiert:

„Unser Boden, der als hauchdünne Haut die Landmasse unseres Planeten bedeckt, ist die Voraussetzung für unser Leben. Nur, wo er mit vielfältigem Leben erfüllt und mit Humus angereichert ist, kann gesunder Boden gesunde Nahrung hervorbringen.

Der Ökologische Landbau wurde vor fast 100 Jahren begründet, um die Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Böden zu erhalten. Bio-Bauern schützen Böden besonders gut mit vielfältigen Fruchtfolgen. Im Ökolandbau werden keine chemisch-synthetischen Substanzen in Spritz- und Düngemitteln eingesetzt, die das Bodenleben negativ beeinträchtigen.

Der Ökolandbau ist auch prädestiniert, durch Humusaufbau Kohlenstoff im Boden zu speichern. So wird der Atmosphäre CO2 entzogen. Angesichts der katastrophalen Folgen der Klimakrise für die globale Nahrungsmittelproduktion ist das überlebenswichtig! Würden wir auf der gesamten Landwirtschaftsfläche der Erde den Kohlenstoffgehalt jährlich um gerade einmal vier Promille erhöhen, könnten wir den jährlichen weltweiten Ausstoß von schädlichen Klimagasen kompensieren. Weil mehr Humus auch noch mehr Wasserhaltefähigkeit, mehr Widerstandsfähigkeit gegen Klimaschwankungen und mehr Fruchtbarkeit bedeutet, wäre es unfasslich töricht, diese Chance nicht zu nutzen.“

Erfahrungen aus der Entwicklung einer Assoziation zur Getreidevermarktung

Klaus Wais, Teil 1 (Teil 2 folgt im nächsten Info-Brief)

Die Getreidevermarktung umfasst den Schritt vom Anbau zur aufnehmenden Hand; zu den Verarbeitern, zu den Bäckern. Erst möchte ich erzählen, wie unsere assoziative Getreidevermarktung entstanden ist, um dann aus der Erfahrung wesentliche Gesichtspunkte zur Bildung von Assoziationen aufzuzeigen.

Während der Nachwehen der 68er Bewegung bin ich in die Landwirtschaft zurückgekommen, und habe, 30 Jahre alt, den elterlichen Betrieb übernommen. Ich wollte Landwirtschaft lernen und verstehen, wie diese gesund in die Zukunft gebracht werden kann. Der Betrieb lag in der Nähe von Stuttgart. Stuttgart zeichnete sich damals durch einen regen Naturkostmarkt, große Nachfrage und teilweise einem Mangel an Produkten aus. Die Mühle, die sich in der Nähe befindet, die Eselsmühle, ist eigentlich mehr eine Bäckerei. Als wir den Betrieb umstellten, waren die Leute, die die Mühle bzw. Bäckerei führten hell begeistert, denn bis dahin wurde der Weizen aus Australien importiert. Damals konnten wir bereits die Umstellungsware abgeben, da wir uns kannten. Drei Jahre später, von 1988 bis 1991, hatte sich die Demeter-Anbaufläche in Deutschland verdoppelt. Im Jahr 1992 hatte ich noch die Ernte des Vorjahres auf dem Speicher, als schon die nächste Ernte hereingeholt werden sollte. Da noch weitere drei Höfe zu unserer Gruppe dazukamen, war plötzlich viel zu viel Getreide vorhanden. Daraus ergab sich für mich der erste Ansatzpunkt darüber nachzudenken, was Landwirtschaft mit Wirtschaft zu tun hat.

Der erste Lernschritt war zu erfahren, dass sich ein Abnehmer nur so lange für den Lieferanten interessiert, wie er die Gefahr einer Unterversorgung sieht. Sobald sich dies umdreht, hat er nur noch den Blick nach vorne, auf seinen Absatz. Im kleinen Kreis der Lieferanten dieser Mühle haben wir uns gefragt: Wer baut eigentlich was an? Was braucht die Mühle überhaupt? Da die Mühle bis zu dem Zeitpunkt immer in einer Mangelsituation gewesen war und all unser Getreide abgenommen hatte, war diese Frage nicht im Bewusstsein. Wieviel Getreide eigentlich benötigt wird, konnte in dieser neuen Überschuss-Situation zunächst gar nicht konkret benannt werden.

Danach machten wir in dem kleinen Kreis den zweiten Lernschritt. Wir lernten, dass nur ein Gleichgewicht entstehen kann, wenn die Probleme aller Marktpartner gelöst werden. Es war uns klar, dass wir als regionale, neue Betriebe die weiter entfernten Lieferanten ablösen würden. Wenn wir das Problem dieser entfernten Betriebe nicht auch lösen konnten, würden wir einfach den üblichen Verdrängungswettbewerb verfolgen, in dem sich alte und neue Lieferanten unterbieten und der Preis dadurch sinkt. Im Jahr 1988 haben wir in Deutschland mit einem Preis von 93 DM/100 kg begonnen. Dieser hat sich innerhalb weniger Jahre bis auf ein Niveau von 60 – 50 DM/100 kg abgesenkt. Damals habe ich als erster „Extensivierer“ an einem Getreideerzeugergespräch teilgenommen und erlebt, dass die Prämienzahlungen als Argument für niedrigere Erzeugerpreise ins Feld geführt wurden. Da entstand bei mir die Frage, ob wir denn dieses Geld bekommen, um unsere Arbeit zu machen oder um die Verarbeiter günstiger zu versorgen?

Das waren die Ausgangspunkte für die Gespräche unter den Getreideerzeugern, die in den 90er Jahren ihren Anfang genommen haben. Der Impuls war, sich als Erzeuger zusammenzuschließen, um gesprächsfähig und vereinbarungsfähig zu werden. Durch den Einbezug der Mühle konnte der Kreis erweitert werden. Ich möchte an dieser Stelle auf zwei Dinge aufmerksam machen: Erstens haben wir den Zusammenschluss nicht gemacht, um einer einzelnen Gruppe Vorteile zu verschaffen. Wir haben uns vielmehr zusammengeschlossen, um „das Ganze“ zu verstehen und mit einzubeziehen. Zweitens wird häufig gesagt, dass man mit denen anfangen müsse, die wollen. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass solange Einzelne nicht dabei sind, die Vereinbarungen sozusagen untergraben werden, und wir zu keinem sinnvollen Ergebnis kommen können.

Im weiteren Verlauf haben wir uns zuerst als GbR organisiert und ab 2001 als GmbH. Inzwischen sind es 70 Betriebe, die gemeinsam die Vermarktung organisieren. Wir haben es geschafft, alte und neue Lieferanten in ein Boot zu holen, mit dem Ziel eine stabile Partnerschaft zwischen Erzeugern und Verarbeitern zu bilden. Ich denke, dass dies der erste Schritt für ein assoziatives Zusammenarbeiten ist. Kennzeichnend für eine solche Zusammenarbeit ist, dass zeitlich, mengenmäßig und räumlich eine Partnerschaft entsteht. Die 4 zeitliche Partnerschaft bedeutet, dass ich ein Jahr liefere und möglichst das nächste und das übernächste Jahr auch noch. Die erzeugten Mengen sollten reibungslos abgenommen werden und es muss eine räumliche Struktur, die auf sinnvollen regionalen Bezügen basiert, geschaffen werden. Das ist die erste Stufe assoziativer Wirtschaftsbeziehungen, durch welche der „reine Markt“ überwunden wird.

Darüber hinaus ist uns klargeworden, dass es nicht reicht, diese Zusammenhänge nur regional anzugehen. Die Region ist immer ein Teil eines Ganzen und nie ein in sich abgeschlossener Organismus. Die Frage der Vernetzung ist daher sehr wichtig. Unser Vorgehen ist, dass wir einerseits in einer Region zusammenarbeiten und andererseits bundesweit zusammenkommen. Regionalität heißt nicht, sich in einer Region abzugrenzen, sondern ein Bewusstsein in einer Region zu bilden, was gibt es hier an Mengen, gibt es Mangel, gibt es Überschüsse. Dadurch wird die Grundlage für die überregionale Kommunikationsfähigkeit geschaffen. In dieser bundesweiten Konstellation stellten wir uns die Frage nach sinnvollen Preisen. Die Schwierigkeit war, dass selbst wenn es eine Vereinbarung über den Preis gab, dieser schon nach kurzer Zeit doch nicht eingehalten wurde. Dadurch entstand Frust und für mich war dies der Grund mich weiter mit den Fragen: Was heißt Assoziation, was heißt Markt auseinanderzusetzen.

Wenn beispielsweise zwei Individuen bzw. zwei Unternehmen miteinander handeln, läuft das in der Regel so, dass Ware an den Abnehmer geht und der wiederum einen entsprechenden Preis bezahlt. Wie kann in dieser Situation durch den Preis ein Gleichgewicht entstehen, sodass beide Partner gleichmäßig profitieren und ein Vorteil für beide Seiten entsteht? Der Preis muss so sein, dass langfristig die Einkommen oder auch die Vermögen konvergieren. Ein solches Gleichgewicht ist möglich. Das ist für mich eine Art Definition des richtigen Preises. Wenn wir eine Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette erreichen, wo dieses Gleichgewicht gegeben ist, kann zwar weiter rationalisiert werden, aber alle daraus entstehenden finanziellen Vorteile würden in die Gemeinschaft, in die Wertschöpfungskette fließen und nicht als Gewinn oder Kapitalbildung dem Einzelnen allein zu Gute kommen.

Dann hätten wir das soziale Hauptgesetz erfüllt: Die Forderung, dass einer für den anderen arbeitet und nicht für sich selbst, ist ja in der modernen Arbeitsteilung erfüllt. Es ergibt sich aber daraus auch die andere Forderung, dass auch die Teilung des Einkommens erfüllt werden muss. Wie kann das nun geleistet werden?

Liebe Leserinnen und Leser,

in der Woche vom 27. – 30. April 2017 veranstaltete die Berufsschule 9 der Stadt Nürnberg für ihre etwa 2000 Schüler*innen das Projekt „Konsum“. Der Bio-Verbraucher e.V. hat mit ehrenamtlichen Helfern und Firmenmitgliedern das Projekt bei der Gestaltung der Pausenhalle mit Info-Material und –Personal sowie der Übernahme mehrerer Unterrichtseinheiten unterstützt. Einige Bio-Firmen hatten uns Bio-Kostproben zur Verfügung gestellt.

Der Vorstandsvorsitzende des Bio-Verbraucher e.V., Wolfgang Ritter, hatte in fünf Klassen das Thema „Probleme der Überflussgesellschaft und Lösungsansätze“ behandelt, dazu Bilder gezeigt und Zahlen geliefert. Die 90 Minuten Unterricht wurden in vier Klassen mit vier Fragen abgeschlossen:

  1. Welches Bild hat Sie am stärksten beeindruckt?
  2. Welche Zahl hat Sie am meisten schockiert?
  3. Was sollte sich ändern?
  4. Was wollen Sie ändern?

Die Auswertung der 70 Antwortbögen der Schüler aus vier Klassen zeigt folgendes Ergebnis:

Schülerantworten in %
1. Negative Bilder beeindrucken stärker als positive
a) Bilder aus der Massentierhaltung/ dem Töten männlicher Küken = 74%
b) Bio-Projekte in Afrika/ Bio-(Freiland-)Tierhaltung in Deutschland = 21%
2. Ganz große und ganz kleine Zahlen schockieren
a) Massentierhaltung und Massenschlachtungen (30 Mio. Schweine, 50 Mio. Hühner und Puten in Deutschland, Clemens Tönnies = größter Schlachter in Deutschland schlachtete 17 Mio. Tiere in 2014), 1,1 Mrd. Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, 300.000 Selbstmorde indischer Bauern, 15.000 Liter Wasser sind nötig zur Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch, 10.000 Liter für ein Kilogramm Schweinefleisch = 41%
b) Vorschriften zum Platzbedarf in der Tierhaltung (0,75 m² pro Schwein, 1 m² für 8 Legehennen oder 22 Masthühner bzw. -hähnchen), 31,5 Jahre Lebenserwartung in Malawi = 24%
3. Was aus Sicht der Schüler geändert werden müsste
a) Verbot/ Vermeidung/ Abschaffung/ Reduzierung von Massentierhaltung und Tierleid = 53%
b) Mehr Umwelt- und Konsumbewusstsein/ mehr Bio einkaufen/ weniger Fleisch essen/ bessere Biohof-Förderung/ günstigere Bio-Fleischangebote = 36%
4. Was die Schüler selbst ändern wollen
a) Bewusster/ mehr Bio einkaufen = 53%
b) Weniger Fleisch essen/ wenn Fleisch, dann Bio-Fleisch = 30%

Es gibt auch einzelne Voten, die über die genannten hinausgehen, z.B.

  • zu Frage 3: Das Bauernsterben sollte gestoppt werden, Politiker sollten Verbraucherwünsche ernster nehmen, man sollte weniger konsumieren, die Treibhausgase müssten
    reduziert werden
  • zu Frage 4: Ich will mich besser bilden, um andere von Bio überzeugen zu können, ich will Bio-Betriebe besuchen, ich will mehr Produkte aus der Region kaufen

Fazit: Mehr als die Hälfte der 70 Schüler*innen aus vier Klassen sprechen sich gegen Massentierhaltung und Tierleid aus, über die Hälfte will künftig selber mehr Bio-Produkte kaufen, fast ein Drittel will den Fleischkonsum drosseln bzw. auf Bio-Fleisch umsteigen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter

Quinoa-Burger – vegan und glutenfrei

Zur Welthaus-Eröffnung in Fürth (siehe oben unter Angebote) am 4. März 2017 gab unser Mitglied Katja Schilling, Polidori – phantastisch vegetarisch kochen,www.phantastisch-vegetarisch.de, zwei Kurz-Kochkurse mit den Titeln „Hot Afrika“ – Jollof-Reis“ und „Südamerika Quinoa-Burger“. Der Jollof-Reis ist ihre Creation, der Quinoa-Burger eine von Attila Hildmann.

Zutaten für 10 Burger
200 g Quinoa, 550 ml Wasser, 2 mittelgroße rote Zwiebeln, 1 Bund Petersilie, 3 TL Senf, 2-3 TL Johannisbrotkernmehl, 3-4 EL Olivenöl, 1 TL Paprika edelsüß, frisch gemahlener Pfeffer, Salz

Quinoa in einem feinen Sieb waschen. In einem kleinen Topf mit Wasser und etwas Salz knapp 20 Minuten kochen, bis das Wasser verdampft ist. In der Zwischenzeit die Zwiebeln schälen und fein würfeln, Petersilie fein hacken. Den etwas abgekühlten Quinoa mit Senf, Johannisbrotkernmehl, Paprika, Petersilie und Zwiebeln zu einer festen Masse verkneten, salzen und pfeffern. Falls die Quinoa-Masse zu trocken ist, noch etwas Wasser zugeben. 10 Bouletten formen und in heißem Öl von jeder Seite ca. 4-5 Minuten braten.

Europäische Bürger-Initiative (EBI) gegen Glyphosat

Email von Dr. Gerald Neubauer/ Campact e.V., www.campact.de

Hallo Wolfgang Ritter,
ich ahnte ja nicht, welche Abgründe ich finden würde, als ich 2015 mit meiner Arbeit gegen Glyphosat begann. Ich war neu bei Campact, Glyphosat mein erstes großes Thema. Ich besorgte den behördlichen Risikobericht für das Ackergift – mehr als 4.000 Seiten lang. Was ich sah, konnte ich kaum glauben: Der größte Teil des Textes war tatsächlich von Agrar-Giganten wie Monsanto und Co. verfasst. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte die Konzernvorlage weitgehend direkt übernommen, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit folgte dem wenig später.

Ich griff zum Telefonhörer und lernte von Experten unserer Partner noch Schlimmeres: Unabhängige Studien, die eine Krebsgefahr bei Mensch und Tier belegen, wurden einfach als „nicht relevant“ abgetan. Ein böser Trick, um das Ackergift als ungefährlich zu bezeichnen – trotz der dringenden Warnung durch die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ich war richtig fassungslos.

Es folgte: harte Arbeit, um den Skandal öffentlich zu machen. Mit vielen Aktionen, einem starken Appell – und sogar tausenden Medizinerinnen und Medizinern, die ich überzeugen konnte, ihre Sorge vor Glyphosat deutlich zu machen. Der Erfolg kam: Wir erreichten, dass Glyphosat nicht für weitere 15 Jahre, sondern nur für 18 Monate neu zugelassen wurde.

Diese Monate laufen ab. Und mir ist klar: Das Thema Glyphosat rückt in den Hintergrund. Genau das aber, denke ich, käme den Verantwortlichen in der EU-Kommission sehr entgegen. Dass der Protest einschläft – und sie Monsanto & Co deren Goldesel, demnächst unbemerkt von der Öffentlichkeit, für lange Zeit weiter erlauben. Das aber dürfen wir auf keinen Fall zulassen! Glyphosat ist gefährlich – und doch nehmen wir es tagtäglich mit der Nahrung zu uns. Unsere Gesundheit aber sollte an erster Stelle stehen – und nicht die Gewinne der Agrar-Industrie.

Gemeinsam mit europäischen Partnern habe ich mir etwas ausgedacht: Wir starten schon im Januar eine Europäische Bürgerinitiative (EBI). Das ist das mächtigste Mittel für uns Bürgerinnen und Bürger, uns auf europäischer Ebene Gehör zu verschaffen. Das Ziel ist hoch: eine Million Unterschriften für ein Glyphosat-Verbot sollen her! Wir brauchen so viele – denn jede Stimme ist Öffentlichkeit. Und nur von viel Öffentlichkeit wird Brüssel sich beeindrucken lassen. Eine Millionen Unterschriften – das ist geballte Bürgermacht.

Unterschreiben Sie bei www.campact.de oder fordern Sie Unterschriftslisten an!

10 gute Gründe für Bio

Dr. Werner Ebert, BioMetropole Nürnberg, werner.ebert@stadt.nuernberg.de, T. 0911-231-4189

Echter Geschmack: Bei Biolebensmitteln schmecken die Zutaten. Geschmacksverstärker und künstliche Aromen, Konservierungsmittel, Süßstoffe oder künstliche Farbstoffe sind verboten. Natürliche Aromen kommen nur in ganz wenigen Produkten vor. Stattdessen gibt es echte Früchte, reichlich Gewürze und naturreine ätherische Öle. Denn ökologisch angebautes Obst und Gemüse hat einen geringeren Wassergehalt und lässt dadurch den Geschmack deutlicher hervortreten. In herkömmlichen Lebensmitteln dagegen sind bis zu 400 verschiedene Zusatzstoffe enthalten.

Mehr Gesundheitsstoffe/ wenig Zusatzstoffe: Über 400 Zusatzstoffe sind für Lebensmittel erlaubt, einige davon können Allergien auslösen oder verursachen bei Kindern Hyperaktivität. Für Biolebensmittel sind nur 40 Zusatzstoffe zulässig, manche nur für wenige Produkte. Es gilt der Grundsatz: „Was nicht notwendig ist, kommt auch nicht rein.“ Dafür mehr sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. mehr Vitamine und Mineralstoffe.

Schutz für die Tiere: Scharren im Sand, Grasen auf der Weide – Bio-Tiere dürfen das. Die Richtlinien schreiben eine artgerechte Haltung vor: Mehr Platz im Stall, genug Auslauf, kein Kraftfutterdoping, sondern ein zur Tierart passendes Ökofutter. Bei Krankheit geben Biobauern Homöopathie und Naturheilkunde Vorrang. Verboten ist tierquälerische Massentierhaltung. Antibiotika werden nur im Ausnahmefall eingesetzt.

Frei von Agrochemikalien (Pestizide, Fungizide, Herbizide): Biobauern dürfen keine synthetischen Pestizide spritzen. Deshalb finden sich in Bioerzeugnissen kaum Rückstände dieser Gifte. Auch der Umwelt bleiben Pestizidduschen erspart. Insbesondere Glyphosat ist verboten. Biobetriebe sitzen jedoch nicht unter einer „Glocke“ und unterliegen Umwelteinflüssen.

Vielfalt auf dem Acker/ fruchtbare Böden: Biobauern verzichten auf Spritzgifte und Monokulturen und schonen so seltene Pflanzen, Insekten und Vögel. Randstreifen, Hecken und kleine Biotope bieten den gefährdeten Arten zusätzlich Platz zum Leben. Das wertvolle Kapital ist der Boden. Es wird permanent daran gearbeitet, die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Besonders bedeutend ist der Fruchtwechsel: Das heißt, dass auf einem Feld nacheinander verschiedene Kulturen angebaut werden. Dabei wird darauf geachtet, dass dem Boden die Nährstoffe, die ihm von einer Pflanze entzogen wurde, von der nächsten Pflanze möglichst wieder zugeführt werden. Dadurch wird der Boden geschont und bleibt nahrhaft.

Gut für’s Klima: Biobauern verbrauchen vor allem durch den Verzicht auf Kunstdünger ein Drittel weniger Energie für die gleiche Menge Nahrung als konventionelle Bauern. Durch die organische Düngung bauen ihre Wiesen und Äcker mehr Humus auf und binden so Kohlendioxid.

Ohne Gentechnik: Der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) ist im Ökolandbau verboten. Das gilt für Gensoja im Futtertrog ebenso wie für gentechnisch hergestelltes Lab in der Käserei oder GVO-Enzyme im Brötchenteig. In konventionellen Lebensmitteln müssen die drei letztgenannten GVO-Verwendungsmöglichkeiten nicht einmal gekennzeichnet werden. Das Bio-Siegel für tierische Produkte gibt an, dass die Tiere nicht mit genmanipuliertem Futter versorgt worden sind.

Transparente Herstellung, regelmäßige Kontrolle: Nach ökologischen Richtlinien erzeugte Lebensmittel werden mit dem Bio-Siegel und den Verbandskennzeichen klar gekennzeichnet: Durch eine auf dem jeweiligen Produkt vermerkte Kontrollnummer kann der Herstellungsprozess des Produktes genau nachvollzogen werden. Darüber hinaus werden alle Bio-Landwirte mindestens einmal pro Jahr von einem Kontrollgremium auf ihrem Hof besucht. Das Gremium untersucht, ob die Landwirte die vorgeschriebenen Richtlinien für Bio-Produkte einhalten. So wird sichergestellt, dass die Konsumenten beim Kauf eines Bio-Produktes auch tatsächlich ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel erhalten.

Faire Preise/ Regionalität: Gerechte Preise und ein faires Miteinander haben in der Biobranche einen hohen Stellenwert. Nicht nur im Handel mit Entwicklungsländern, sondern auch hierzulande im Rahmen von Vertragsanbau. Das zeigen die vielen Auszeichnungen, die Biounternehmen erhalten. Im Bio-Fachhandel sind im hohen Maße regionale Produkte zu finden. Kleine Hersteller beschäftigen mehr Menschen als große Massenfabrikanten. Und in einem Biomarkt arbeiten mehr Menschen als in einer Discounterfiliale. Insgesamt bietet die Biobranche in Deutschland je nach Schätzung 130 000 bis 160 000 Arbeitsplätze.

Ganzheitliches Denken: Viele Biobauern begreifen ihren Betrieb als Teil eines natürlichen Kreislaufs. Ihr Ziel ist es nicht, aus Boden und Tieren das Maximale, sondern das für Umwelt, Mensch und Tier Optimale herauszuholen. Sie arbeiten am erfolgreichsten, wenn der natürliche Kreislauf funktioniert. Wir fördern dieses Denken und Handeln durch unseren Einkauf.