Warum Landwirte rebellieren

Der Bio-Verbraucher e.V. steht in ständigem Kontakt mit Bio-Erzeugern – auch um zu hören, wie es ihnen geht, welche Erfolge, welche Sorgen sie haben. Hier, was wir kürzlich erfuhren. Am 19.01.2024, schrieb uns der Öko-Geflügelhof Markus Winkelmann, Götzlesberg 6, 91220 Schnaittach, Tel. 09153-7802, www.hof-winkelmann.de, info@hof-winkelmann.de

Schon seit einigen Jahren werden immer mehr Vorschriften erlassen und Einschränkungen ausgesprochen, die es den Landwirten immer schwerer machen, wirtschaftlich zu arbeiten. Dies hat nichts mit der Bio-Branche zu tun, dies trifft alle Betriebe in Deutschland. Ein paar Beispiele:

  • Es werden immer mehr wertvolle Ackerflächen mit Photovoltaik zugepflastert. Es gäbe so viele ungenutzte Dächer oder z.B. autobahnnahe Flächen, die nicht zur Erzeugung von Lebensmitteln geeignet sind. Wieso nicht diese bevorzugen? Durch diese Vorgehensweise ist es immer schwieriger überhaupt Ackerflächen zu bekommen und die Preise dafür sind inzwischen in schwindelerregenden Höhen. Auch wir haben die letzten Jahre Pachtflächen wegen des Baus von PV-Anlagen und Gewerbegebiet verloren und bekommen keinen Ersatz dafür. Das Futter für die Tiere müssen wir trotzdem irgendwie erzeugen.
  • Jetzt kommt noch die verpflichtende Stilllegung von Flächen dazu, was im konventionellen Landbau durchaus Sinn macht, damit sich die Böden erholen können und danach wieder alles besser wachsen kann. Im Bio-Bereich wird durch die Fruchtfolge und den Verzicht auf Spritzmitteln ja sowieso die Bodenfruchtbarkeit sehr hoch gehalten. Eine komplette Brachlegung der Flächen bringt hier keinerlei Vorteil. Es steigt der Unkraut-Druck und das Futter für die Tiere fehlt.
  • Übrigens haben sehr viele Landwirte, auch die konventionellen, in den letzten Jahren sehr viel für die Bienen und Insekten getan, indem Zwischenfrüchte angebaut und Blühgräser bevorzugt werden. Hier hat sich wirklich was getan, ohne Sanktionen und Vorschriften!
  • Deutschland will bei den Lebensmitteln konkurrenzfähig zum Ausland sein. Deutschland ist aber auch das Land mit den strengsten Vorgaben bzgl. Tierwohl und Lebensmittelsicherheit und kontrolliert dies auch penibel. Die Bürokratie nimmt inzwischen bald mehr Zeit in Anspruch als die praktische Arbeit.
  • Es werden immer mehr Labels auf den Markt geworfen, nach denen wir uns richten müssen und kontrolliert werden. Wo führt denn das noch hin?
  • Und so sollen deutsche Lebensmittel günstig bleiben und mit den Waren die aus dem Ausland importiert werden, mithalten können? Häufig aus Ländern ohne Kontrollen, ohne Tierwohlvorgaben, dafür behandelt mit Mitteln, die bei uns verboten sind.
  • Um den Kostenunterschied auszugleichen und konkurrenzfähig zu bleiben, wurden vor Jahren in Deutschland Förderungen durch den Staat eingeführt. Diese wurden und werden nun immer mehr gekürzt. Dafür werden die Auflagen höher. So sind die Landwirte gezwungen, ihre Preise zu erhöhen, was aber nicht akzeptiert wird, weil ja die Produkte aus dem Ausland wesentlich günstiger sind. Das funktioniert so nicht….
  • Wir sollten doch eigentlich dahin kommen, dass wieder Landwirtschaft möglich ist, ohne staatliche Förderung zu erhalten! Und dies ist möglich, wenn nur die Bürokratie zurückgefahren wird. Wir, die Winkelmanns, überlegen auch ernsthaft, komplett auf die Zuschüsse zu verzichten. So können wir freier arbeiten, ohne Vorgaben, wann wie zu arbeiten ist. Der gesunde Erhalt von Flora und Fauna ist uns ganz wichtig und auch fast allen Landwirten, traue ich mich zu behaupten. Wer weiß denn besser, wann der Acker trocken genug ist zum Befahren, das muss nicht durch den Staat durch ein Datum festgelegt werden.
  • Durch die enorm gestiegenen Kosten überall haben wir finanziell momentan zu kämpfen und können nicht ohne weiteres auf die doch hohe Summe an Zuschüssen verzichten. Mit Ihrer Unterstützung schaffen wir es hoffentlich bald! Sie brauchen aber nicht zu fürchten, dass in diesem Fall der Bauer treiben kann, was er will. Bei uns sind immer noch ausreichend Kontrollen da durch Bio, Demeter und KAT….

Dies waren nun Beispiele konkret aus der Landwirtschaft, weshalb die Bauern auf die Straße gehen. Es steckt also viel mehr dahinter als nur die Abschaffung der Agrardieselvergünstigung und der Kfz-Steuer-Befreiung. Deshalb geben die Landwirte auch nicht nach. Die Zugeständnisse der Regierung sind nur ein Verschieben von Geld. Übrigens sind die Probleme bereits vor Jahren losgegangen unter der früheren Regierung. Die Ampel ist also nicht alleine schuld, sie führt es fort und muss es nun ausbaden.