Argumente für eine artgerechte Tierhaltung

Ausschnitte aus: Andrea Flemmer: Tierschutz mit Messer und Gabel, Baunach 2015, ISBN 978-3-88778-456-0, Teil 2 unserer Berichterstattung; Teil 1 in Info-Brief 46
Fleisch ist gesund
Das ist richtig! Aber nur, wenn es qualitativ hochwertig ist und man es nur zwei- bis dreimal pro Woche isst. Dann ist es ein idealer Eiweiß-, Eisen- und zum Teil auch Vitaminlieferant. Fleisch ist durch den hohen Fettanteil einer der Hauptgründe für Herzinfarkt, Bluthochdruck und Übergewicht. Krebsvorbeugende Inhaltsstoffe enthält es gar nicht. Der hohe Fleischkonsum aus Massentierhaltung ist nicht nur für unsere Gesundheit eine Belastung, sondern auch für unser Klima.
Die Massentierhaltung hilft gegen Hunger in der 3. Welt
Ganz im Gegenteil: Im Biolandbau und generell früher fraßen die Kühe nur Gras und Schweine bekamen Abfälle. Heute füttert man Kraftfutter. Zum Teil erhalten die Tiere sogar Futterpflanzen wie Soja, die wir direkt selber essen könnten. Wenn man dann noch weiß, dass – je nach Haltung und Tierart – zwischen 10 und 25 kg Futter für ein Kilogramm Fleisch erforderlich ist, sieht man deutlich, wer am Welthunger schuld ist.
Dann: bereits im Jahr 2002 hat man über ein Drittel der weltweiten Getreideernte (670 Millionen Tonnen) an Masttiere verfüttert. Da die Nachfrage an Getreide zunimmt, erhöht dies den weltweiten Getreidepreis. Deshalb können sich die Armen nicht einmal mehr Getreide leisten. Ein deutlicher Beitrag der Massentierhaltung zum Welthunger.
Dazu kommt, dass Produkte aus der Massentierhaltung – unterstützt durch Agrarsubventionen – exportiert werden. Diese Subventionen machen es den Bauern in den Zielländern schwerer, ihre Produkte abzusetzen. Das gilt insbesondere für die subventionierten Exporte aus der EU in arme Regionen.
Durch die Massentierhaltung können die Lebensmittelpreise niedrig gehalten werden
Ganz im Gegenteil! Durch den Abbau der Subventionierung für Massentierhaltung würden öffentliche Gelder frei, die dann in die ökologische Landwirtschaft fließen könnten. Das könnte verdientermaßen für diejenigen, die bisher für das Tierwohl immer doppelt zahlen mussten (die Subventionierung der Massentierhaltung über Steuern und höhere Preise für artgerecht gehaltene Tiere) sogar geringere Preise für Bioprodukte bedeuten. Zudem muss dann kein Geld mehr für die Kollateralschäden der industriellen Landwirtschaft (hohe Nitratwerte im Trinkwasser etc.) bezahlt werden.
Den Preisanstieg von Fleisch, Milch und Eiern kann man durch Einschränkung des Konsums dieser Produkte zu Gunsten eines höheren Verbrauchs pflanzlicher Lebensmittel – auch im Sinne der gesünderen Ernährung – abfedern. Die Kosten, die durch die Antibiotikaresistenzen entstehen, fallen zunehmend weg. Das kann die Kosten im Gesundheitssektor deutlich senken.
Ich alleine kann doch auch keine Tiere retten
Das ist falsch. Ein Beispiel mag dies erläutern: Der typische Amerikaner isst bis zu seinem 72. Lebensjahr ungefähr 11 Kühe, 3 Lämmer und Schafe, 23 Schweine, 45 Truthähne, 1100 Hühner und 862 Pfund Fisch. Nun isst man in Deutschland nicht gar so ausgiebig Fleisch wie in den USA. Dennoch auch hier isst der typische Durchschnittsesser in Deutschland 1094 Tiere im Laufe seines Lebens. Reduziert man seinen Fleischkonsum jedoch, könnte man im Laufe des Lebens eine ganze Herde retten. Das tun offensichtlich immer mehr Menschen in Deutschland: 2012 war die gewerblich erzeugte Fleischmenge in Deutschland erstmals seit dem Jahr 1997 gegenüber dem Vorjahr rückläufig.
Die Tiere werden doch sowieso geschlachtet
Die Nachfrage regelt das Angebot. Wenn niemand mehr Fleisch kaufen will, das von wenig tierlieb gehaltenen Tieren stammt, würden auch keine Tiere mehr in der industriellen Tierhaltung leiden. Dann muss man bedenken, dass gerade die EU die Massentierhaltung subventioniert. Das führt dazu, dass Fleisch billig ist, und bezahlt wird, auch wenn es weggeworfen wird. Je weniger man dieses Fleisch kauft, desto schwieriger wird es, die Begründungen für diese Subventionen aufrecht zu erhalten.