Liebe Leserinnen und Leser,

2015 ist von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Böden erklärt worden. Deshalb richten wir einmal den Blick auf die mit ihm verbundenen Probleme, soweit sie die Lebensmittelerzeugung betreffen.
Landgrabbing
Ausland: Seit Jahren kaufen/ pachten internationale Investoren weltweit Land – insbesondere in Staaten mit schlechter Regierungsführung. Das trifft oft auf Entwicklungsländer zu: Indonesien, Kambodscha, Laos, Mozambik, Äthiopien sind Beispiele dafür. Dort werden dann vor allem Palmöl, Mais, Zucker, Sojabohnen und Weizen angebaut – für Mensch und Vieh in den Industrienationen. Die bisherigen heimischen Bodennutzer werden von ihrem Land vertrieben – meist ohne Entschädigung. Sie stehen von heute auf morgen vor dem Nichts, wissen nicht, wovon sie sich nun ernähren sollen. Staatliche Unterstützungen gibt es nicht.
Inland: In Deutschland ist Boden für die Lebensmittelerzeugung knapp und teuer. Seit der Finanzkrise sind die Bodenpreise gewaltig gestiegen. Festverzinsliche Wertpapiere und Bankeinlagen sind für Investoren derzeit nicht attraktiv und so wird auch in Deutschland immer mehr in Boden investiert. Die Situation wurde hier durch die staatliche Bio-Gasanlagenförderung noch verschärft. Seit 2007 sind die Bodenpreise in Westdeutschland um etwa 50% in Ostdeutschland um etwa 150% gestiegen. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. In Bayern wurden beispielsweise im vergangenen Jahr für ein Hektar Ackerland durchschnittlich 338 € bezahlt; Neupachtungen fielen mit 466 € allerdings deutlich höher aus. Landwirte, die Lebensmittel erzeugen, konkurrieren mit Biogas-Anlagenbetreibern, und die können fast jeden Preis zahlen. „Das geht bis zu 1500 € Pacht pro Hektar.“ (Dr. Titus Bahner, in: bioNachrichten Juni 2015, S. 20) Jetzt kann man verstehen, warum die Anbaufläche für Bio-Lebensmittel in Deutschland kaum gewachsen ist, warum nur wenige Betriebe zum Bio-Landbau konvertierten. Eine großzügigere Förderung aus EU-Mitteln, die ab diesem Jahr in allen Bundesländern fließt, lässt auf eine Besserung der Situation hoffen. Und: Es gibt Initiativen, die mit Unterstützung der Bevölkerung Grün- und Ackerland kaufen und es dann günstig an Landwirte verpachten. Beispiel: Kulturland e.G. Unser Mitglied, Demeter-Landwirt Hubert Ram, bietet seinen Kunden, die ihm Darlehen zum Landkauf geben, Genussguthaben an. Das heißt er zahlt die Darlehen, verzinst, mit seinen Produkten zurück (http://demeter-schneinderhof.de/)
Humus
„Mehr Humus, mehr Ernte“ ist ein Artikel in den bioNachrichten/ August 2015, des Bio-Kreis e.V. überschrieben. In durchschnittlich fruchtbaren Böden von Bio-Landwirten herrscht ein reges Bodenleben. Ein Gramm Boden enthält etwa 500.000 Bakterien, 400.000 Pilze, 30.000 Einzeller und 50 Algen. Sie machen aus organischen Resten und Gesteinsmaterial den Humus. Humus ist Nährstoff für Pflanzen. Der Landwirt/ der Gärtner kann die mikrobielle Arbeit fördern, indem er dem Boden ausreichende organische Masse zuführt und/ oder das Bodenleben durch den Einsatz von Präparaten anregt. Das geschieht zum Beispiel im biologisch-dynamischen Landbau durch Verwendung des Präparates 500. Je besser der Humuszustand des Bodens ist, desto besser die Ernte. Mehr zu Humus siehe: www.bio-verbraucher.de/ Bio-Literatur/ Urbanes Gärtnern/ Humus – natürlicher Nährstoff der Pflanzen. Mehr zur Bedeutung der Humusbildung für den biologischen Landbau, auch die Arbeit des Regenwurms: Demeter Herbsttagung am 25. Okober 2015 im Rudolf Steiner Haus Nürnberg (siehe Ankündigung auch unter Termine).
Können wir auch verstehen warum Bio-Obst und –Gemüse geschmacksintensiver ist? Durch die Nährstoffdichte im Öko-Landbau ist auch die Dichte der Geschmacksstoffe höher. Im konventionellen Anbau wachsen die Pflanzen durch Stickstoffgaben schneller, lagern aber mehr Wasser ein.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter