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Wie wollen bio-dynamische Landwirte wirtschaften?

Im Demeter-Bayern-Rundbrief Nr. 141 zitiert Engelhard Troll Dieter Brüll (Der anthroposophische Sozialimpuls, Novalis Verlag 1998, Seite 40) zu obiger Fragestellung: „Wir wollen nun untersuchen, was es bedeutet, wenn man vom Rechtsstandpunkt aus am Wirtschafts- und Geistesleben teilnimmt. Betrachten wir erst das Wirtschaftsleben. . .

1. Arbeiten für die Bedürfnisse der Mitmenschen.
Dieser bereits angedeutete Impetus bringt von anderer Seite her zum Ausdruck, was Rudolf Steiner als das „Soziale Hauptgesetz“ beschrieb. Es ist die Verwirklichung des Gedankens, daß ich die Arbeit leiste, ohne Gegenleistung zu verlangen; daß ich also arbeite aus dem Vertrauen, daß andere für mich arbeiten werden wie ich für sie. Institutionell schließt das die Trennung von Arbeitsleistung und Einkommen ein. In der gesellschaftlichen Sphäre erscheint dann die Einkommensbildung als Rechtsfrage, also nicht wie bisher als Wirtschaftsfrage.

2. Bei der Produktion so sparsam wie möglich mit den Mitteln umgehen.
Dabei ist zu beachten, dass diese Maxime nicht mit dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit übereinstimmt, wie das üblicherweise in der Wirtschaftswissenschaft formuliert wird. Es geht nämlich nicht um privat- oder nationalökonomische Sparsamkeit im Dienste der Gewinnmaximierung. Wir wissen, dass für Letztere Vergeudung ein Wirtschaftlichkeitsgebot sein kann! Der Rechtsgesichtspunkt hingegen geht davon aus, daß alles, was die Natur zu bieten hat, knapp und darum wertvoll ist, dass also jede Verschwendung bei der Produktion, wie zuträglich sie vielleicht auch meinem eigenen Produktionsprozess sein mag, auf Kosten meiner Mitmenschen geht.

3. Für die Produktion sind die Bedürfnisse der Mitmenschen Gegebenheiten.
Es steht niemandem zu, den Konsumenten gegenüber bevormundend oder gar moralisierend aufzutreten. Wie ich nur mir allein das Recht zugestehe, über meine eigenen Bedürfnisse zu urteilen, so habe ich auch nicht über die Bedürfnisse meiner Mitmenschen zu urteilen. Da wo die Produktionsentscheidungen fallen, “darf in keiner Weise irgend eine Absicht herrschen, .,.. ob irgendein Bedürfnis berechtigt ist oder nicht, sondern es muß sich lediglich handeln um das objektive Konstatieren eines Bedürfnisses“ (Rudolf Steiner, GA 338/ S. 148) … Nötig ist aber, daß gesellschaftlich jede Produktion geleistet werden kann und darf, wenn Nachfrage da ist – es sei denn, das Produkt brächte andere als den Besitzer in Gefahr (z.B. Waffen).

4. Auf politischer Ebene werde ich als Bürger daran mitarbeiten, daß das Wirtschaftsleben in einen solchen rechtlichen Rahmen gestellt wird, daß es überhaupt nicht mehr anders möglich ist, als aus den Bedürfnissen der Mitmenschen heraus zu arbeiten … genauso wie das entziehen von Machtmitteln, durch welche das Wirtschaftsleben die Mitmenschen ausbeuten kann.

5. Als Konsument wird mein Verschuldungsgefühl dazu führen, daß ich meine eigenen Bedürfnisse zu beschränken trachte auf dasjenige, was meiner biologischen Art entspricht. „Dadurch hilft man den Mitmenschen am meisten, daß man bedürfnislos wird“ (Rudolf Steiner, GA 97, S 196).

Das Bild, das dann entsteht, ist, daß ich nicht mehr für mich selbst arbeite (wie das im Geistesleben richtig ist), mich nicht von der unmittelbaren Begegnung motivieren lasse (wie es im Rechtsleben stimmen würde), sondern daß ich für meinen unbekannten Menschenbruder arbeite. Wenn das Wirtschaftsleben sich mit dem Sozialen durchdringt, dann legt es mir Gehorsam auf: den Bedürfnissen anderer gegenüber; vor den Gesetzmäßigkeiten der Technik, der Organisation, der Wirtschaftlichkeit; gegenüber meinen eigenen biologischen Bedürfnissen.

Nochmals sei darauf hingewiesen, daß das was hier als Richtlinien schlagwortartig zusammengefasst ist … den Charakter eines Ideals hat. …Kaum ein Mensch, geschweige denn eine Gemeinschaft, wird ihnen in vollem Umfang Genüge tun können, … denn die Wirklichkeit ist das Zusammenspiel der sozialen, anti- und asozialen Kräfte.“
Wolfgang Ritter, Ausschnitt aus: Engelhard Troll: Landwirtschaft – Hof und Welt – Wie wollen wir wirtschaften? In: Demeter Bayern | Rundbrief Nr. 141, Dezember 2018