Forschungsergebnisse zur biodynamischen Land- und Lebensmittelwirtschaft

Auszüge aus aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen (2017 bis heute), welche zeigen, wie die biodynamische Landwirtschaft das Saatgut und den Ertrag verschiedener Kulturen beeinflusst

1. Anhand von Daten aus einer 7 Jahre laufenden brasilianischen Fallstudie wurde die Rentabilität von biodynamischen und konventionellen Sojabohnen verglichen. Die Betriebskosten waren in der biodynamischen Landwirtschaft um 4,4% höher als in der konventionellen Landwirtschaft und die Erträge um 3,6% niedriger. Allerdings waren die Preise im biodynamischen um 57% höher als im konventionellen Anbau. Die höheren biodynamischen Handelspreise markierten einen Preis-Gleichgewichtspunkt (PEP), ab dem die höheren Kosten gedeckt waren und die Rentabilität stieg.

2. In dieser Untersuchung wurden die Wirkungen von drei Kompostarten auf den phytosanitären Zustand und den Ertrag von Weizen und Einkorn verglichen. Es wurden Bio-Kompost (Kuhmist), biodynamischer Standardkompost (ebenfalls mit Kuhmist) und biodynamischer pflanzlicher Kompost (nach Maria Thun) eingesetzt. Sowohl der beste phytosanitäre Zustand als auch die besten Erträge von Weizen und Einkorn wurden mit dem biodynamischen Standardkompost erzielt.

3. In dieser Studie wurden die Effekte von biologischen Präparaten (BD-500, BD-501 und Panchagavya), die mit Vermicompost gemischt wurden, auf den Ertrag von Sharbati-Weizensorten untersucht. Die Ergebnisse zeigten einen höheren Ertrag bei der kombinierten Anwendung aller Präparate – BD-500, BD-501, Panchgavya, Vermicompost – im Vergleich zur alleinigen Anwendung eines Präparats mit Vermicompost. Mit dieser Anwendung erzielte der Anbau der Weizensorte JW-3020 im Gegensatz zu anderen Weizensorten den höchsten Ertrag.

4. In dieser Studie wurden die Auswirkungen des biodynamischen Anbaus auf den Ertrag von Kartoffeln, Kohl, Karotten und Brechbohnen in Indien untersucht. Für den biodynamischen Anbau im Vergleich zum konventionellen ergaben sich höhere Erträge. Die Werte, jeweils unter bewässerten und regenwassergespeisten Bedingungen sind bei Kartoffeln um 10,4 % und 10,9 % höher, von Karotten um 17,2 % und 24 %, von Kohl um 14,3 % und 28,3 % und der Ertrag von Brechbohnen um 24,5 % und 22,5 %.

5. In dieser Untersuchung wurde die Wirkung verschiedener biologischer Nährstoffquellen (Stallmist, Wurmkompost und Geflügelmist mit und ohne die biodynamischen Präparate 500 und 501) auf die Produktivität und Rentabilität von indischem Senf bewertet. Die kombinierte Ausbringung von Geflügelmist mit den biodynamischen Präparaten 500 + BD 501 führte zu einem signifikant höheren Samen- und Reinertrag gegenüber der Kontrollprobe. Die Variante Geflügelmist + 500 + 501 ergab den höchsten Nettoertrag.
Quelle: Forschungsring e. V., www.forschungsring.de, info@forschungsring.de, Newsletter 3/2020 vom 04.09.2020

Soja on top: Innovation auf hessischen Feldern

Ziel des Projektes Soja on top ist es, ein Anbausystem zu entwickeln, das die Anbausicherheit für Soja erhöht und keinen zusätzlichen Flächenbedarf aufweist – bei gleichzeitiger Erhöhung der Biodiversität. „Soja on top“ wird durch die EU im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) und den Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014 – 2020 (EPLR) gefördert. Im Projekt arbeiten Landwirte, Wissenschaftler, Züchter und die Landtechnik auf Augenhöhen zusammen.

Die Justus-Liebig Universität Gießen leitet das Projekt durch die Professur für Ökologischen Landbau mit dem Schwerpunkt nachhaltige Bodennutzung. Sie führt auf dem Versuchsgut Gladbacherhof in Villmar-Aumenau mehrjährige wissenschaftliche Anbauversuche durch. Getestet werden dort sechs Weizensorten in Mischkultur mit zwei Sojasorten bei Reihenabständen von 50 und 75 cm im Vergleich zum betriebsüblichen Weizenanbau. Unterstützt wird die Sortenwahl für Weizen von der Forschung & Züchtung Dottenfelderhof und für die Sojasortenwahl ist die Taifun-Tofu GmbH, Landwirtschaftliches Zentrum für Sojaanbau & Entwicklung zuständig. Der Forschungsring ist für die Kommunikation, die Datenerhebung und die Auswertung zu Qualitätsparametern bei Weizen, Soja und Mais verantwortlich. Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Anbauversuchen werden zwei mal drei Versuche auf Praxisbetrieben durchgeführt.

Praxisversuche auf zwei ökologisch- und einem konventionell wirtschaftenden Marktfruchtbetrieb
Die teilnehmenden Marktfruchtbetriebe bauen ihren Winterweizen standardmäßig mit einem weiten Reihenabstand an. Die Sojabohnen können dadurch Ende April / Anfang Mai in einen bestehenden Weizenbestand eingesät werden. Nach der Weizenernte Ende Juli können sich die Sojapflanzen noch ca. acht Wochen weiterentwickeln, bevor sie mit einem zweiten Mähdrusch abgeerntet werden. Damit wird erreicht, dass zum einen keine zusätzliche Fläche benötigt wird, die Ertragssicherheit durch den Anbau von Winterweizen abgesichert ist und Vogelfraß und Unkrautaufkommen durch den Weizenbestand reduziert werden.

Praxisversuche auf zwei ökologisch- und einem konventionell wirtschaftenden Futterbaubetrieb
Drei weitere Betriebe bauen Soja zwischen Mais an. Soja in Mischkultur mit Mais unterscheidet sich im Aussaatzeitpunkt, aber nicht im Erntezeitpunkt. Geerntet wird die ganze Pflanze, zusammen mit dem Mais und wird entweder frisch verfüttert oder siliert. Neben der Erschließung einer zusätzlichen Eiweißquelle erhöht sich so auch die Biodiversität und das für den Maisanbau in Reinkultur bedeutende Erosionsrisiko kann reduziert werden.

Besondere Herausforderungen im ersten Anbaujahr waren die anhaltende Trockenheit und Fraßschäden auf den Praxisbetrieben. Nähere Informationen: www.sojaontop.de
Quelle: Meike Oltmanns in: Forschungsring Jahresbericht 2018