Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft

Ergebnisse einer umfangreichen Studie (Ausschnitte)

Warum wurde die Studie durchgeführt?
Der ökologische Landbau gilt als ein nachhaltiges Landnutzungssystem und wird deshalb in besonderer Weise politisch unterstützt. Obwohl die Zusammenhänge zwischen der ökologischen Wirtschaftsweise und der Erbringung gesellschaftlich relevanter Umweltleistungen auf eine zunehmend breitere Anerkennung stoßen, werden die Potenziale des ökologischen Landbaus zur Bewältigung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit in Politik und Wissenschaft weiterhin unterschiedlich bewertet. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Forschungsprojektes Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft, gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl auf der Grundlage einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bewerten.

Welche Institutionen waren beteiligt?
An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren folgenden Institutionen beteiligt: Thünen-Institut, Universität Kassel, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Justus-Liebig Universität Gießen, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Technische Universität München, Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden. Die Koordination des Projektes lag beim Thünen-Institut (J. Sanders) und der Universität Kassel (J. Heß).

Was sind die zentralen Ergebnisse?
Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur ergab über alle Indikatoren hinweg, dass die ökologische Bewirtschaftung gegenüber der konventionellen Variante im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes bei 58 % der analysierten Vergleichspaare Vorteile aufwies. Bei 28 % konnten keine Unterschiede festgestellt werden, bei 14 % der Vergleichspaare war die konventionelle Variante vorteilhafter. Eine höhere gesellschaftliche Leistung durch ökologischen Landbau wurde insbesondere in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz festgestellt. Beim Klimaschutz hängt die Vorzüglichkeit des ökologischen Landbaus von der Betrachtungsebene (Emissionen pro Hektar / pro Tonne) ab.

Unter Berücksichtigung der quantitativen Auswertung der Ergebnisse der herangezogenen Studien sowie der qualitativen Auswertung der Literatur und der Produktionsvorschriften weisen 26 Leistungsindikatoren auf höhere Leistungen durch ökologischen Landbau hin. Bei 6 Indikatoren ist von vergleichbaren Leistungen auszugehen und bei einem Indikator von einer niedrigeren.

Die Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes sowie des Tierwohls ergeben sich insbesondere durch den im ökologischen Landbau verfolgten Systemansatz, den daraus resultierenden Synergiewirkungen und der verminderten Produktionsintensität. Ferner ist zu berücksichtigen, dass eine ökologische Bewirtschaftung verschiedene Umweltbelastungen gleichzeitig reduzieren kann und folglich auch die aggregierte Wirkung bei der Bewertung des ökologischen Landbaus eine wichtige Rolle spielen sollte. Es ist deshalb zu schlussfolgern, dass der ökologische Landbau einen relevanten Beitrag zur Lösung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen dieser Zeit leisten kann und zu Recht als eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung gilt.

Quelle: https://www.thuenen.de/media/ti/Infothek/Presse/Pressemitteilungen/2019/2019-01-21/190121_OEkolandbau_Auf-den-Punkt-gebracht.pdf

Soja on top: Innovation auf hessischen Feldern

Ziel des Projektes Soja on top ist es, ein Anbausystem zu entwickeln, das die Anbausicherheit für Soja erhöht und keinen zusätzlichen Flächenbedarf aufweist – bei gleichzeitiger Erhöhung der Biodiversität. „Soja on top“ wird durch die EU im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) und den Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014 – 2020 (EPLR) gefördert. Im Projekt arbeiten Landwirte, Wissenschaftler, Züchter und die Landtechnik auf Augenhöhen zusammen.

Die Justus-Liebig Universität Gießen leitet das Projekt durch die Professur für Ökologischen Landbau mit dem Schwerpunkt nachhaltige Bodennutzung. Sie führt auf dem Versuchsgut Gladbacherhof in Villmar-Aumenau mehrjährige wissenschaftliche Anbauversuche durch. Getestet werden dort sechs Weizensorten in Mischkultur mit zwei Sojasorten bei Reihenabständen von 50 und 75 cm im Vergleich zum betriebsüblichen Weizenanbau. Unterstützt wird die Sortenwahl für Weizen von der Forschung & Züchtung Dottenfelderhof und für die Sojasortenwahl ist die Taifun-Tofu GmbH, Landwirtschaftliches Zentrum für Sojaanbau & Entwicklung zuständig. Der Forschungsring ist für die Kommunikation, die Datenerhebung und die Auswertung zu Qualitätsparametern bei Weizen, Soja und Mais verantwortlich. Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Anbauversuchen werden zwei mal drei Versuche auf Praxisbetrieben durchgeführt.

Praxisversuche auf zwei ökologisch- und einem konventionell wirtschaftenden Marktfruchtbetrieb
Die teilnehmenden Marktfruchtbetriebe bauen ihren Winterweizen standardmäßig mit einem weiten Reihenabstand an. Die Sojabohnen können dadurch Ende April / Anfang Mai in einen bestehenden Weizenbestand eingesät werden. Nach der Weizenernte Ende Juli können sich die Sojapflanzen noch ca. acht Wochen weiterentwickeln, bevor sie mit einem zweiten Mähdrusch abgeerntet werden. Damit wird erreicht, dass zum einen keine zusätzliche Fläche benötigt wird, die Ertragssicherheit durch den Anbau von Winterweizen abgesichert ist und Vogelfraß und Unkrautaufkommen durch den Weizenbestand reduziert werden.

Praxisversuche auf zwei ökologisch- und einem konventionell wirtschaftenden Futterbaubetrieb
Drei weitere Betriebe bauen Soja zwischen Mais an. Soja in Mischkultur mit Mais unterscheidet sich im Aussaatzeitpunkt, aber nicht im Erntezeitpunkt. Geerntet wird die ganze Pflanze, zusammen mit dem Mais und wird entweder frisch verfüttert oder siliert. Neben der Erschließung einer zusätzlichen Eiweißquelle erhöht sich so auch die Biodiversität und das für den Maisanbau in Reinkultur bedeutende Erosionsrisiko kann reduziert werden.

Besondere Herausforderungen im ersten Anbaujahr waren die anhaltende Trockenheit und Fraßschäden auf den Praxisbetrieben. Nähere Informationen: www.sojaontop.de
Quelle: Meike Oltmanns in: Forschungsring Jahresbericht 2018