Farmers for Future: Warum wir mitreden sollten

Fridays for Future ist in der Landwirtschaft durchaus umstritten – Farmers for Future auch. Das wissen wir – und sind trotzdem dabei. Wir wollen mitmischen …
Beitrag von Peter Schmidt, Biokreis-Landwirt in Gummersbach, NRW

Eines muss man den Jugendlichen von Fridays for Future lassen: Sie haben es geschafft, dass das Thema Klimaschutz dauerhaft in den Schlagzeilen gelandet ist, dass darüber geredet und diskutiert wird. Unabhängig von jeglicher politischen Meinung. Diese Leistung zählt.

Irgendwann im Zuge der Fridays for Future-Bewegung wurde auch Farmers for Future initiiert. Dahinter standen zunächst einige Bauern und der Demeter-Verband, der sich mit Biokreis, Bioland und Naturland aber schnell Partner suchte – und auch fand. Wir bei uns auf dem Hof haben durchaus länger überlegt, ob wir da mitmachen wollen. Letztlich haben wir entschieden: Ja, wir wollen. Denn wir müssen mitreden.

Zum Beispiel auf einer regionalen Fridays for Future-Demo im November. Nach dem Demonstrationszug gab es einige Redebeiträge, sogar Landrat und Bürgermeister äußerten sich. Aber auch wir als Landwirte von Farmers for Future waren eingeladen vor den Demonstrierenden zu reden. Das ist eigentlich genau die Szene, die sonst gerne die Landwirtschaft an den Pranger stellt: Rinder als Klimakiller, nur vegan rettet die Welt. So schallt es oft von den Bühnen.

Fünf Minuten waren mir gegeben. – ok, es dauerte ein wenig länger. So konnte ich erzählen, dass ohne Bauern kein Klimaschutz geht. Dass Grünland eine bessere CO2-Senke ist als der viel zu hoch gelobte Wald. Dass der Flächenverbrauch für Gewerbe- und Wohngebiete oder Straßen klimaschädlich ist und wir Grünland erhalten, während täglich hektarweise Grünland für Bauzwecke umgebrochen und vernichtet wird. Dass wir regionale Strukturen benötigen, Jugendliche, die ihr Wissen wieder auf dem Lande einbringen, die Bäcker, Sanitär- oder Energie-Experte vor Ort werden – oder eben Metzger.

Das mit dem Metzger hätte ich nicht so sagen sollen, fanden einige. Übrigens fast die Gleichen, die mit Windenergie die Welt retten wollen, aber nichts vom Energiesparen hören wollten. Verzicht und Verhaltensänderungen – nein, die bräuchten wir nicht.

Zurück zum Metzger: Da schallte es gleich aus dem Publikum, dass man doch vegan den Klimawandel aufhalten könne. Irgendwie gehen mir bei diesem Stichwort mittlerweile die Hutschnüre hoch. Denn wir Bio-Bauern wissen: Vegan rettet nicht die Welt. Weltweit sind rund 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Weideland. Also bleiben nur 30 Prozent ackerfähige Fläche. Ein echter veganer Anbau braucht rund ein Drittel der Fläche zur Produktion von Gründünger – wie man dann von 20 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche die Menschheit ernähren soll, das konnte mir bislang kein Veganer erklären. Natürlich gibt es noch andere Argumente, aber dieses kann man schnell und eindrucksvoll rüberbringen. So eindrucksvoll, dass mich der nachfolgende Redner – ein veganer Förster – regelrecht mit einer Lauchstange bedrohte. Was ihm nicht viel gebracht hat – nach der Rede kamen Teilnehmer der Demo zu mir und haben sich für diese Attacke entschuldigt. Die Punkte gingen an die tierhaltenden Bio-Bauern.

Warum ich dies alles erzähle: Zuallererst muss man mal feststellen, dass wir Bauern mit den Waldbesitzern zu den ersten gehören, die die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Zwei trockene Sommer bei uns im Bergischen Land zeigen, dass zumindest neue und besondere Herausforderungen auf uns zukommen. Die müssen wir bewältigen. Die wenigsten von uns gehören zu denen, die oft mit bestem Verdrängungsgeschick mal eben klimaschädlich von A nach B fliegen, den Kurztrip zum Einkaufen nach Paris oder London unternehmen. Stattdessen gießen die Gärtner unter uns den rissigen Boden, damit die Pflanzen den Trockenstress überstehen. Darum sind für uns die zentralen Forderungen von Farmers for Future gut zu unterschreiben.

Die Gefahr aber besteht immer, dass wir Landwirte wieder nur in die Ecke gestellt werden. Und zwar in die Ecke derer, die als Klimasünder markiert werden können. Dass Landwirtschaft auch Klimaschutz bedeutet, dass Grünland auch Weidetierhaltung braucht und vieles mehr, das wird schnell vergessen. Auch dafür ist eine Teilnahme am Netzwerk Farmers for Future sinnvoll – finden zumindest wir vom Klosterhof.

So wird in diesem Jahr bei uns auf dem Hof mindestens eine Veranstaltung zum Thema Klimawandel – Nachhaltigkeit – Landwirtschaft stattfinden. Gerne mit den jungen Menschen von Fridays for Future. Ein erster Lehrer hat sich mit seiner Klasse schon zum Thema angemeldet. Farmers for Future – das ist eben auch ein Weg, unsere Punkte in die Diskussion einzubringen. Denn die Wissenschaft ist ja durchaus auf der Seite der Bio-Bauern.
Kontakt: www.farmers-for-future.de, schmidt@biokreis.de
Quelle: Biokreis e.V., BioNachrichten, Ausgabe 1/ Februar 2020, S. 20 f

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„Danke, liebe Rewe, Edeka, Lidl, Aldi, dm und Co, dass ihr so viel Werbung für Bio-Produkte macht. Wenn ihr Eure Bioprodukte mit der gleichen Begeisterung verkauft wie die 95 Prozent eures konventionellen Sortimentes, freut das unsere Umwelt sehr. Danke, dass ihr verstanden habt, dass Bio-Landwirtschaft die bessere und einzige zukunftsfähige Alternative ist.“ Echte Rapunzel-Bioprodukte finden Sie bei ebl-naturkost.
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Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft

Ergebnisse einer umfangreichen Studie (Ausschnitte)

Warum wurde die Studie durchgeführt?
Der ökologische Landbau gilt als ein nachhaltiges Landnutzungssystem und wird deshalb in besonderer Weise politisch unterstützt. Obwohl die Zusammenhänge zwischen der ökologischen Wirtschaftsweise und der Erbringung gesellschaftlich relevanter Umweltleistungen auf eine zunehmend breitere Anerkennung stoßen, werden die Potenziale des ökologischen Landbaus zur Bewältigung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit in Politik und Wissenschaft weiterhin unterschiedlich bewertet. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Forschungsprojektes Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft, gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl auf der Grundlage einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bewerten.

Welche Institutionen waren beteiligt?
An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren folgenden Institutionen beteiligt: Thünen-Institut, Universität Kassel, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Justus-Liebig Universität Gießen, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Technische Universität München, Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden. Die Koordination des Projektes lag beim Thünen-Institut (J. Sanders) und der Universität Kassel (J. Heß).

Was sind die zentralen Ergebnisse?
Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur ergab über alle Indikatoren hinweg, dass die ökologische Bewirtschaftung gegenüber der konventionellen Variante im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes bei 58 % der analysierten Vergleichspaare Vorteile aufwies. Bei 28 % konnten keine Unterschiede festgestellt werden, bei 14 % der Vergleichspaare war die konventionelle Variante vorteilhafter. Eine höhere gesellschaftliche Leistung durch ökologischen Landbau wurde insbesondere in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz festgestellt. Beim Klimaschutz hängt die Vorzüglichkeit des ökologischen Landbaus von der Betrachtungsebene (Emissionen pro Hektar / pro Tonne) ab.

Unter Berücksichtigung der quantitativen Auswertung der Ergebnisse der herangezogenen Studien sowie der qualitativen Auswertung der Literatur und der Produktionsvorschriften weisen 26 Leistungsindikatoren auf höhere Leistungen durch ökologischen Landbau hin. Bei 6 Indikatoren ist von vergleichbaren Leistungen auszugehen und bei einem Indikator von einer niedrigeren.

Die Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes sowie des Tierwohls ergeben sich insbesondere durch den im ökologischen Landbau verfolgten Systemansatz, den daraus resultierenden Synergiewirkungen und der verminderten Produktionsintensität. Ferner ist zu berücksichtigen, dass eine ökologische Bewirtschaftung verschiedene Umweltbelastungen gleichzeitig reduzieren kann und folglich auch die aggregierte Wirkung bei der Bewertung des ökologischen Landbaus eine wichtige Rolle spielen sollte. Es ist deshalb zu schlussfolgern, dass der ökologische Landbau einen relevanten Beitrag zur Lösung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen dieser Zeit leisten kann und zu Recht als eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung gilt.

Quelle: https://www.thuenen.de/media/ti/Infothek/Presse/Pressemitteilungen/2019/2019-01-21/190121_OEkolandbau_Auf-den-Punkt-gebracht.pdf