10 weitere Jahre Umweltbelastung durch Glyphosat

Politiker handeln im Interesse der Konzerne, nicht im Interesse ihrer Wähler.

Mehr als 100 zivilgesellschaftliche Organisationen und Zehntausende von Bürgern waren bei der Bundesregierung vorstellig geworden, damit es nicht zu einer Verlängerung der Genehmigung des Totalherbizids Glyphosat in Europa kommt. Die Bundesregierung zeigte sich davon unbeeindruckt und enthielt sich bei einer zweiten Abstimmung erneut. Nun gab die Kommissionspräsidenten der EU, Ursula von der Leyen, durch ihre Empfehlung den Ausschlag: Glyphosat darf weitere 10 Jahre unsere Umwelt belasten.

Darf Glyphosat weiter verwendet werden? Der Grüne Landwirtschaftsminister enthält sich der Stimme

Glyphosat, das meistverkaufte Ackergift, verantwortlich für Artensterben und wahrscheinlich krebserregend, hätte endlich verboten werden können. Özdemir jedoch – auf dem Foto am Stand der BioMetropole Nürnberg bei der BioFach 2022 – hat sich kürzlich bei der Abstimmung in Brüssel lediglich enthalten. Damit besteht die Gefahr, dass dieses Totalherbizid weiterhin verwendet werden darf und weiterhin für Krankheit und Tod sorgt. Die engültige Abstimmung ist durch Özdemirs Votum vertagt worden. Wir haben ihm Folgendes geschrieben:

Glyphosat – Retten Sie, was noch zu retten ist

Sehr geehrter Herr Bundeslandwirtschaftsminister,

wir empfinden es geradezu als einen Skandal, dass sich die deutsche Bundesregierung bei der Abstimmung lediglich enthalten hat, statt sich mit einem klaren „Nein“ gegen Glyphosat zu wenden. Und das unter einem von Ihnen, einem Grünen, geführten Bundeslandwirtschaftsministerium. Viele Ökos hatten bei den letzten Bundestagswahlen dafür gesorgt, dass man an einer Grünen Regierungsbeteiligung nicht vorbeikam. Viele, auch wir, sind jetzt enttäuscht. Man fragt sich, ob Sie noch unsere Interessen vertreten. Sind die Grünen wirklich noch eine Partei, die den Namen verdient, zählen Sie den Schutz der Umwelt noch zu Ihren Zielen? Das Abstimmungsverhalten Deutschlands steht außerdem im Widerspruch zum Koalitionsvertrag. Da heißt es doch eindeutig: „Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt.“

Die Entscheidung zu Glyphosat ist mit der Enthaltung Deutschlands verschoben worden. Herr Özdemir, sprechen Sie sich beim endgültigen Entscheidungstermin mit einem klaren „Nein“ gegen Glyphosat aus. Die Umwelt, Ihre persönliche Glaubwürdigkeit sowie die Ihrer Partei und der Bundesregierung stehen auf dem Spiel.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Ritter/ Vorstandsvorsitzender Bio-Verbraucher e.V.

Schreiben auch Sie an den Bundeslandwirtschaftsminister: poststelle@bmel.bund.de

Das BMEL hat uns jetzt, am 26.10.23, geantwortet:

„Es braucht eine einheitliche Position der Bundesregierung. Da es aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr Einwände gab, haben wir uns in der Abstimmung letztlich enthalten müssen – auch wenn wir es uns anders gewünscht hätten. Ein NEIN hätte nichts an dem Ergebnis der Abstimmung geändert.“

Der Bio-Verbraucher e.V.  hat dem BMEL zu denken gegeben:

„Danke für die Aufklärung! Wir hoffen sehr, Sie bringen „eine einheitliche Position der Bundesregierung“ für die finale Abstimmung zustande. Sie müssen sich in diesem Falle unbedingt durchsetzen, sich auf den Koalitionsvertrag berufen, damit Politik glaubwürdig bleibt und ein mögliches Scheitern nicht an Ihrem Ministerium und den Grünen hängen bleibt.“

Neue EU-Öko-Verordnung seit Januar in Kraft

Bio bleibt eine Prozessqualität. Das heißt, dass nicht nur die hohe Qualität des Endproduktes im Fokus steht, sondern vor allem der gesamte Produktionsprozess vom Acker bis in den Einzelhandel geregelt und kontrolliert wird. So sichert das Bio-Recht beispielsweise, dass die Tiere Auslauf bekommen oder Gentechnik und chemisch-synthetische Pestizide tabu sind.

Auch mit dem neuen Recht bleibt Bio der strengste und umfassendste gesetzliche Lebensmittelstandard. Die Kontrolle bleibt in staatlicher Hand und überwacht die gesetzlich geschützte Bio-Kennzeichnung: das sehr gut bekannte Bio-Siegel.

Neu im neuen Bio-Recht:

  • Geltungsbereich erweitert: Auch „landwirtschaftsnahe Produkte“ wie z. B. Bienenwachs oder Leder können jetzt in Öko-Qualität zertifiziert werden.
  • Verarbeitung: Nanostoffe sind in der Bio-Lebensmittelherstellung verboten. Die Regeln für den Einsatz von Aromen wurden verschärft: Sie müssen nun wenig verarbeitet und stärker ökologisch sein.
  • Bodengebundener Anbau gesichert: Bio-Pflanzen müssen im gewachsenen Boden wachsen, das gilt jetzt auch für Unterglas-Anbau.
  • Saatgutregeln stärken Prinzip „Bio von Anfang an“: Regeln für heterogenes und öko-gezüchtetes Material und eine Saatgutdatenbank sorgen für mehr Öko-Saatgut und setzen Anreize für die Öko-Züchtung.
  • Neue Regeln in der Tierhaltung: Viele neue Vorschriften gibt es für die Bio-Geflügelhaltung. Elterntier-, Bruderhahn- und Junghennen-Haltung sind erstmals europäisch geregelt. Gänzlich neu sind Vorgaben für Hirsche und Kaninchen.
  • Paradigmenwechsel beim Import: Galt bisher das Prinzip der Gleichwertigkeit, wird künftig Konformität herrschen – die Bio-Regeln müssen eins zu eins angewendet werden.
  • Kontrolle weiter streng: Die Bio-Kontrolle findet weiter mindestens einmal jährlich statt, wird aber risikoorientierter gestaltet.
  • Vorsorgemaßnahmen in allen Betrieben: Auch Landwirte, Händlerinnen und Importeure müssen nachweisen, dass sie gegen nicht erlaubte Stoffe vorsorgen.

Was neu ist, was bleibt: Beim Bio-Recht nachzulesen auf https://www.boelw.de/news/neues-bio-recht-was-bleibt-was-ist-neu/.  Wo genau welche Vorschrift zu finden ist, finden Sie in dieser Übersicht: https://www.boelw.de/news/uebersicht-ueber-die-neue-oeko-basisverordnung-eu-2018-48-und-ergaenzende-rechtsakte/. Die Regeln des Bio-Rechts nach Themen geordnet gibt es auf: https://www.boelw.de/themen/eu-oeko-verordnung/.

Quelle: www.boelw.de/presse/meldungen/. Berlin, 06.01.2022

Tiere landen im Müll und im Bio-Kraftstoff

Bericht von Wolfgang Ritter

In Deutschland sterben jährlich 100 Millionen Zuchttiere, ohne dass ihr Fleisch verzehrt wird. Darunter fallen 200.000 männliche Kälber aus Milchtierrassen, 45 Millionen  männliche Küken aus eierlegenden Rassen, weil sich die Aufzucht wegen des geringen Fleischansatzes nicht lohnt. Auf Hochleistung gezüchtete Rassen und schlechte Haltungsbedingungen führen zu vielen Todesfällen vor Schlachtreife der Tiere. Bei Schweinen sind es 8,6 Millionen Tiere, bei Rindern etwa 580.000.  Etwa 4–11 Prozent des gekauften Fleisches landet im Müll. Umgerechnet auf ganze Tiereinheiten sind das alleine in Privathaushalten pro Jahr in Deutschland 640.000 Schweine, 450.000 Puten, 360.000 Enten, 50.000 Rinder und 8,9 Millionen Hühner. Tierische Nebenprodukte, die nicht zum menschlichen Verzehr geeignet sind, wie Knochen, einige Organe, Klauen und Krallen, werden zu Haustier- und Fischfutter verarbeitet, in der Chemie- und Düngemittelindustrie verwertet oder als Bio-Kraftstoff in den Tank gefüllt.

Quelle: Nürnberger Nachrichten vom 6. Juli 2021

Bio-Kraftstoff hat nichts mit „Bio“ zu tun

Zur Klarstellung: Bio-Kraftstoff besteht aus nachwachsenden Rohstoffen pflanzlicher und tierischer Art. Er hat nichts mit „Bio“ zu tun, in dem Sinne, wie wir das Wort verwenden. Die Pflanzen werden in monokultureller Anbauweise unter Einsatz von Kunstdüngern und Pestiziden angebaut. Sie reduzieren die Flächen für Nahrungspflanzenanbau, ihr Anbau belastet die Umwelt und gefährdet in Entwicklungsländern die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung.

Die Tiere werden in tierquälerischer Massentierhaltung und unter hohem Einsatz von Kraftfutter und Antibiotika gemästet. Viel Kraftfutter für die Mäster in Deutschland kommt aus ärmeren Ländern in Übersee und bedeutet ebenfalls riesigen Flächenverbrauch, der die Nahrungsmittelversorgung dort gefährdet. Die weiten Transporte belastet die Umwelt in erheblichem Maße. Der hohe Antibiotika-Einsatz überträgt sich durch Fleischkonsum auf den Menschen. Dadurch sind von Ärzten in Notfällen eingesetzte Antibiotika in zunehmendem Maße unwirksam.

Interview mit Johannes Ehrnsperger, Chef der Neumarkter Lammsbräu

Die Neumarkter Lammsbräu pflegt mit dem Bio-Verbraucher e.V. seit dessen Gründung im Jahr 2004 eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Für viele Veranstaltungen des Vereins sponsert die Firma Getränke aus ihrem Lieferprogramm. Die Fragen stellte Wolfgang Ritter, Vorstandsvorsitzender des Bio-Verbraucher e.V., im Rahmen der eBioFach 2021.

Herr Ehrnsperger, Sie pflegen in Ihrem Unternehmen eine mitarbeiterorientierte Personalpolitik. Dafür wurden Sie mit dem Felix Burda Award und von Great Place to Work als einer der besten Arbeitgeber Bayerns ausgezeichnet. Wie sieht eine mitarbeiterorientierte Personalpolitik aus?

Einer der Unternehmenswerte der Neumarkter Lammsbräu ist der Wert „fürsorglich“. Von diesem Anspruch als fürsorglicher Arbeitgeber ist das Miteinander bei der Neumarkter Lammsbräu geprägt. Das bedeutet für uns, jeden als Menschen zu sehen und wertzuschätzen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von der „Lammsbräu-Familie“. Die Fürsorge und Verantwortung hört dabei für uns nicht an der Firmenpforte auf, sondern reicht auch bis in die Familien unserer Mitarbeiter/innen hinein. Neben unserem umfangreichen betrieblichen Gesundheitsmanagement haben wir beispielsweise auch für jede/n unserer Mitarbeiter/innen eine Unfallversicherung abgeschlossen, damit sie im Privaten ähnlich gut abgesichert sind wie im Beruf.

Neben der gesundheitlichen Fürsorge versuchen wir auch unsere Mitarbeiter/innen in ihrer jeweiligen Lebensphase ideal zu unterstützen, z. B. durch Unterstützung junger Familien bei der Kinderbetreuung oder bei der Vorbereitung des Renteneintritts für ältere Mitarbeiter, worauf wir in diesem Jahr besonders den Fokus legen. Um die individuellen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter für diese Unterstützungen zu kennen, finden regelmäßige Feedback-Gespräche statt, die auch die persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden zum Ziel haben.

Sie unterstützen durch Ihren Betrieb eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Welche Argumente könnten Sie anführen, um konventionell arbeitende Bauern und verarbeitende Betriebe zur Umstellung zu bewegen?

Die konventionelle Landwirtschaft wird derzeit häufig zum Buhmann der Nation auserkoren. Dabei trifft die einzelnen Landwirte meiner Ansicht nach tatsächlich nur wenig Schuld. Über Jahrzehnte hinweg wurde Ihnen von der vorgelagerten Agro-Industrie eingetrichtert, dass die Menschheit nur mit Hilfe chemisch-synthetischer Dünge- und Spritzmittel ernährbar sei und die Landwirte zugleich mehr wirtschaftlichen Ertrag und damit Unabhängigkeit erzielen könnten.

Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Agro-Chemie-Konzernen ist teils enorm, die Böden intensiv bewirtschafteter Flächen sind ausgezehrt und Rückstände von Dünge- und Spritzmitteln finden sich teils in erheblichem Ausmaß in unserem Grundwasser. Das alles nur, um unsere Lebensmittel hier in Deutschland so billig wie nur möglich zu produzieren. Den „wahren Preis“ dafür bezahlen andere bzw. er fällt an anderer Stelle an, durch z. B. erhöhte Kosten für die Wasseraufbereitung.

Das ist keine Wertschätzung, weder für unsere „Lebens-Mittel“ noch für diejenigen, die mit deren Erzeugung zu tun haben. Eine Strategie, die auch noch unseren Enkeln und deren Kindern eine lebenswerte Erde ermöglicht muss anders aussehen. Und dabei spielt der ökologische Landbau eine entscheidende Rolle.

Gesunde und humusreiche Böden sind das wichtigste Kapital eines jeden Öko-Landwirts und gleichzeitig die Grundlage für gesunde Pflanzen und damit gesunde Lebensmittel. Durch die mit dem Ökolandbau verbundene extensive Bodenbewirtschaftung werden aktiv Wasser, Klima, Artenvielfalt und Umwelt geschützt. So werden unser aller Lebensgrundlagen bewahrt und den Öko-Landwirten wird die Souveränität und Wertschätzung zurückgegeben, die sie als Stütze und „Ernährer“ unserer Gesellschaft verdient haben.

Was ist Ihnen in Bezug auf eine gerechtere und grünere Zukunft besonders wichtig?

Mir ist besonders wichtig, dass den Menschen bewusster wird, wie wichtig es ist, auf welche Art und Weise unsere „Mittel zum Leben“ hergestellt werden und dass jeder von uns täglich mit seinem Konsum das Heft des Handelns in der Hand hält, ob die Welt für unsere Enkel in Zukunft noch lebenswert sein wird oder nicht. Durch die Corona-Pandemie ist dieses Bewusstsein durchaus angestiegen, es gibt aber noch viel zu tun.

Neuerscheinung „The Great Reset“

Neuerscheinung: Klaus Schwab und Thierry Malleret „The Great Reset“, deutscher Titel  „Covid-19: Der große Umbruch“,  ISBN 978-2-940631-19-3, 2020

Zusammenfassung auf einer Seite durch Wolfgang Ritter, Januar 2021

 

1 Makro-Umbruch

Die Pandemie bietet die Chance, die Volkswirtschaft in eine gerechtere, grüne Zukunft zu führen. Geht die Tyrannei des ständigen BIP-Wachstums zu Ende? Werden andere Kommunen und Länder dem Beispiel Amsterdams folgen? Die Stadt hat sich verpflichtet, nach der Pandemie die Wirtschaft auf einem Niveau zu halten, das die Bedürfnisse deckt, aber auch die planetarischen Grenzen achtet (Doughnut-Vorstellung: innerer Ring = notwendige Produktion zur Deckung der Bedürfnisse, äußerer Ring = mögliche Produktion unter Beachtung der ökologischen Grenzen). Grüne Wirtschaft bedeutet z. B. umweltfreundliche Energien, Kreislaufwirtschaft, Ökotourismus, längere Nutzungsdauer, Reparatur, Recycling, Degrowth, Downscaling. Die Pandemie bedeutet wahrscheinlich den Tod des Neo-Liberalismus, eine Umverteilung von Reich zu Arm, Abnahme des BIP um 20–30 Prozent, Anstieg der Arbeitslosigkeit um 20–30 Prozent, soziale Unruhen, zerstörerisches Handeln. Wohlfahrtsstaaten werden sich an die Herausforderungen von heute anpassen müssen und einen faireren Gesellschaftsvertrag zu erarbeiten haben. Für alle Staaten gilt: 1. einen breiteren Zugang zu Sozialhilfe, Sozialversicherung, Gesundheitsversorgung und hochwertiger Grundversorgung zu ermöglichen und 2. für einen besseren Arbeitnehmerschutz zu sorgen. Die beiden bedeutendsten Umweltrisiken sind Klimawandel und Zusammenbruch des Ökosystems. Ein Neustart bringt klimapolitisch nur etwas, wenn wir Gewohnheiten ändern, z. B. mehr Homeoffice statt Pendeln, mehr Rad fahren und zu Fuß gehen, mehr Urlaub in der Nähe. Staaten dürfen nicht durch Wirtschaftsförderung aufholen wollen, was an Produktion versäumt wurde, sondern müssen, wenn überhaupt, neue, umweltfreundliche Produktionsmethoden unterstützen. Maßnahmen wie Green Deal, Green Recovery, Green New Deal müssen konsequent umgesetzt werden. Kurzfristig könnte der Einsatz von 250 Mrd. Dollar an Fördermitteln 37 Millionen umweltfreundliche Arbeitsplätze schaffen.

 

2 Mikro-Umbruch

Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Kriterien werden für eine nachhaltige Wertschöpfung im Stakeholder-Kapitalismus immer relevanter werden. (Stakeholder-Kapitalismus berücksichtigt alle am Wertschöpfungsprozess Beteiligten.) Eine Ausrichtung nur auf Gewinnmaximierung, um die Kapitalgeber zu befriedigen, wird künftig von Verbrauchern, Mitarbeitern und Aktivisten zunehmend bestraft werden. Bildung und andere Branchen werden teilweise virtuell werden. Homeoffice und Resilienz (das Durchstehen von Krisensituationen) wird zum „Muss“. Big Tech, Gesundheit und Wellness sind Branchen, die durch den Covid-19-Schock begünstigt wurden. Banken, Versicherungen und der Automobilbereich müssen größere Resilienz aufbauen. Die Reisebranche, der Flugzeugbau, die Autovermieter, das Hotel- und Gaststättengewerbe wurden hart getroffen. Themen, wie Luftverschmutzung, Wassermanagement, Wahrung der Artenvielfalt werden an erster Stelle stehen. „Sauber“ zu produzieren wird das Gebot der Industrie sein, weil es der Verbraucher erzwingen wird. „In der Welt nach Corona werden präzise Informationen über unsere CO2-Fußabdrücke, unsere Auswirkungen auf die Biodiversität, die Toxizität aller Inhaltsstoffe, die wir konsumieren, und die Umgebungen oder räumlichen Kontexte, in denen wir uns bewegen, bedeutende Fortschritte unseres Bewusstseins für das kollektive und individuelle Wohlbefinden bewirken. Die Industrie wird dies zur Kenntnis nehmen müssen.“ (S. 244) Der Energiesektor zeigt sich in der Krise resilient, kann nach der Krise die Energiewende beschleunigen. Eine fortschrittliche Energie-Infrastruktur hat das Potential den wirtschaftlichen Aufschwung zu unterstützen und die Resilienz zu erhöhen.

 

3 Persönlicher Neustart

Wird in Zukunft mehr auf das Gemeinwohl geachtet? Wird die Preistreiberei für notwendige Güter aufhören? Werden wir die Engel in uns ans Licht holen? Wir haben keine andere Wahl! Introspektion, Selbstreflexion, Fragen, wie „Was zählt wirklich? Was wollen wir als Individuum und als Gesellschaft?“ werden zu einer Prioritätenverschiebung, zu neuen Formen der individuellen und gesellschaftlichen Organisation führen. Wir werden in den nächsten Jahren eine Explosion der Kreativität, auch von Start-ups erleben. Wir werden uns der Folgen unserer Entscheidungen und Gewohnheiten stärker bewusst werden. Werden wir beschließen, unseren Konsum zu reduzieren oder „Rachekonsum“ (Rückkehr zum Konsum vor der Pandemie) üben? Auffälliger Konsum könnte in Ungnade fallen,  von nicht mehr angesagt bis obszön. Die Japaner pflegen seit dem Platzen einer Spekulationsblase in den späten 1980er Jahren einen genügsamen Lebensstil. Die Natur wird während der Pandemie als essentiell für das Wohlbefinden erfahren. Das könnte dazu führen, sie erhalten zu wollen, umweltschonend zu produzieren und zu konsumieren. Bewegung, Natur, unverarbeitete Nahrungsmittel stärken das Immunsystem, hemmen Entzündungen. Der Trend scheint klar: weniger Umweltzerstörung, mehr Nachhaltigkeit.

Bio-Waschsalon in Nürnberg eröffnet

„Lavendel  Waschen – natürlich & umweltfreundlich“, so heißt der neue Bio-Waschsalon von Marilena Pal. Wir haben sie in ihrem  kürzlich eröffneten Unternehmen in Nürnberg-Johannis, Johannisstraße / Ecke Amalienstraße besucht. Vorher war hier eine Apotheke untergebracht, so ist genug Platz für einen relativ großen Verkaufsraum, in dem Sonett-Reinigungsmittel  angeboten werden. Viele Gebinde kann man immer wieder nachfüllen nach dem Motto „Recycling ist gut, Wiederverwenden ist besser!“. Im Nebenraum wird derzeit eine Wäscherei eingerichtet, in der auch gebügelt und gemangelt wird.

Die Wäscherei startet mit einem Hemden- und Blusen-Service: Waschen und Bügeln pro Hemd oder Bluse für 1,99 Euro. Auf alle Sonett-Produkte gibt es bis zum 30. Juni 2020 einen Einführungs-Rabatt von 10 Prozent.

Das Besondere an den Sonett-Produkten: Sie  sind zu 100 % abbaubar. Das Besondere an der Eigentümerin: Sie arbeitet mit Herz und Verstand.

Kontakt: „Lavendel  Waschen – natürlich & umweltfreundlich“, Marilena Pal, Johannisstr. 107, 90419 Nürnberg, Tel. 0152/ 2991 8053, Bestellungen per Internet: https://lavendel.waschen.jetzt, Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag 16 – 20.00 Uhr, Samstag 10 – 16.00 Uhr

Wir brauchen Deine Unterstützung – jetzt!

Machst Du Dir Gedanken über die Zukunft? Lebst Du bewusst? Möchtest Du Dich gesund und frei von Gentechnik ernähren? Liebst Du Bio? Forderst Du artgerechte Tierhaltung? Kaufst Du gerne regional und fair ein? Bei uns findest Du Gleichgesinnte. Wir vertreten Deine Interessen. Lerne über uns Bio-Erzeuger, Bio-Händler und Bio-Dienstleister kennen, die so denken wie Du. Schließe Dich uns an, sei ein Teil der Zukunft, die schon begonnen hat. Durch uns hast Du eine Stimme!

Jahresbeitrag nur 12 Euro (Fördermitglied) bzw. 24 Euro (ordentliches Mitglied mit Stimmberechtigung) Euro. Hier kannst Du Mitglied werden.

Was wir leisten:
• Wir beraten Privathaushalte und Großküchen (Kita, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime)
• Wir laden ein zu Vorträgen, gemeinsamem Kochen und Besuchen bei Bio-Erzeugern
• Wir vertreten deine Interessen gegenüber Politikern
• Wir bieten bei unserer jährlichen Mitgliederversammlung ein Bio-Menü, Bio-Proben und Kontakt zu Bio-Erzeugern, -Dienstleistern und –Händlern
• Wir helfen bei Ernährungsumstellungen, Bio-Einkäufen und beim Kochen oder Bio-Essen-Gehen

Unter netz.bio und sei.bio findest Du:
• Bio-Adressen (Bio-Verkäufer, Bio-Dienstleister mit Angebot und Verkaufszeiten)
• Info-Brief (Wissenswertes aus der Bio-Welt) mit interessanten aktuellen Berichten
• Bio-Erlebnistage, Hoffeste, Reisen, Angebote und Gesuche
• mehr über uns/ Beitrittserklärungen

Noch mehr gute Gründe für unsere Arbeit:

• Warum Bio-Beratung? Viele Haushalte und Einrichtungen bedürfen der Beratung, wenn der Gedanke zu nachhaltigerem Konsum aufkommt.
• Warum Vernetzung von allen am Bio-Wirtschaftsprozess Beteiligten (Erzeugern, Händlern, Dienstleistern, Verbrauchern)? Wir wollen die Anonymität des Marktes ein Stück weit durchbrechen. Bewusste Verbraucher kennen gerne ihre Lieferanten. Und manche Unternehmer auch gerne ihre Abnehmer.
• Warum Lobby-Arbeit? Politiker handeln oft im Sinne großer Konzerne und deren Interessen. Die sind oft konträr zu denen der Verbraucher und zu einer nachhaltigen Land- und Viehwirtschaft. Wir sagen Politikern, was wir wollen und was wir nicht wollen. Und arbeiten auf diesem Felde zusammen mit gleichgesinnten Organisationen.

 

Stimmen für die Umwelt

Am 15. März sind in Bayern Kommunalwahlen. Um in puncto Bio und Nachhaltigkeit etwas zu bewegen, lohnt es sich, sich mit den Programmen der jeweiligen Kandidaten und Parteien auseinanderzusetzen.

Neben den Medien informieren lokale Infoveranstaltungen, wie hier im Literaturhaus in Nürnberg. Dort ging es am 18. Februar ganz konkret um das Thema Umwelt. Vertreter unterschiedlichster Parteien standen Rede und Antwort. Geladen hatten der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) und der BUND Naturschutz Kreisgruppe Nürnberg.

Immer wieder stolpern Menschen auch über Hürden im Wahlsystem, verschenken Stimmen oder machen ihren Wahlzettel unabsichtlich ungültig. Wie es geht, erläutert dieser interessante Clip:

https://www.youtube.com/watch?v=zaL5ttLIZa4

Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft

Ergebnisse einer umfangreichen Studie (Ausschnitte)

Warum wurde die Studie durchgeführt?
Der ökologische Landbau gilt als ein nachhaltiges Landnutzungssystem und wird deshalb in besonderer Weise politisch unterstützt. Obwohl die Zusammenhänge zwischen der ökologischen Wirtschaftsweise und der Erbringung gesellschaftlich relevanter Umweltleistungen auf eine zunehmend breitere Anerkennung stoßen, werden die Potenziale des ökologischen Landbaus zur Bewältigung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit in Politik und Wissenschaft weiterhin unterschiedlich bewertet. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Forschungsprojektes Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft, gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl auf der Grundlage einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bewerten.

Welche Institutionen waren beteiligt?
An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren folgenden Institutionen beteiligt: Thünen-Institut, Universität Kassel, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Justus-Liebig Universität Gießen, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Technische Universität München, Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden. Die Koordination des Projektes lag beim Thünen-Institut (J. Sanders) und der Universität Kassel (J. Heß).

Was sind die zentralen Ergebnisse?
Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur ergab über alle Indikatoren hinweg, dass die ökologische Bewirtschaftung gegenüber der konventionellen Variante im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes bei 58 % der analysierten Vergleichspaare Vorteile aufwies. Bei 28 % konnten keine Unterschiede festgestellt werden, bei 14 % der Vergleichspaare war die konventionelle Variante vorteilhafter. Eine höhere gesellschaftliche Leistung durch ökologischen Landbau wurde insbesondere in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz festgestellt. Beim Klimaschutz hängt die Vorzüglichkeit des ökologischen Landbaus von der Betrachtungsebene (Emissionen pro Hektar / pro Tonne) ab.

Unter Berücksichtigung der quantitativen Auswertung der Ergebnisse der herangezogenen Studien sowie der qualitativen Auswertung der Literatur und der Produktionsvorschriften weisen 26 Leistungsindikatoren auf höhere Leistungen durch ökologischen Landbau hin. Bei 6 Indikatoren ist von vergleichbaren Leistungen auszugehen und bei einem Indikator von einer niedrigeren.

Die Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes sowie des Tierwohls ergeben sich insbesondere durch den im ökologischen Landbau verfolgten Systemansatz, den daraus resultierenden Synergiewirkungen und der verminderten Produktionsintensität. Ferner ist zu berücksichtigen, dass eine ökologische Bewirtschaftung verschiedene Umweltbelastungen gleichzeitig reduzieren kann und folglich auch die aggregierte Wirkung bei der Bewertung des ökologischen Landbaus eine wichtige Rolle spielen sollte. Es ist deshalb zu schlussfolgern, dass der ökologische Landbau einen relevanten Beitrag zur Lösung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen dieser Zeit leisten kann und zu Recht als eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung gilt.

Quelle: https://www.thuenen.de/media/ti/Infothek/Presse/Pressemitteilungen/2019/2019-01-21/190121_OEkolandbau_Auf-den-Punkt-gebracht.pdf