Wasserwirtschaft will Ökolandbau

Der Ökolandbau weist in Bezug auf den Trink- und Grundwasserschutz erhebliche Vorteile auf.

Denn er nutzt potenziell ins Grundwasser austretende schädliche Stoffe gar nicht oder nur stark reduziert, da der Einsatz von Düngemitteln einer strengen Limitierung unterliegt. Stickstoff ist damit ein sehr knappes Gut. Ein sorgsamer Umgang ist deshalb systemimmanent. Ein weiteres Plus: chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im Ökolandbau nicht erlaubt und der Einsatz von Tierarzneimitteln unterliegt starken Restriktionen. Die Wasserwirtschaft und der ökologische Landbau verfolgen beim Wasserschutz die gleichen Ziele.

Landwirtschaft gefährdet die Trinkwasserqualität

Die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung in Deutschland steigen aufgrund zunehmender Belastungen, vor allem auch durch die Landwirtschaft. Im Jahr 2017 lagen sie bei zirka 633 Millionen Euro pro Jahr. Ein wesentlicher Grund für die hohen Kosten ist die hohe Nitratkonzentration im Grundwasser. Diese ist wiederum eine Folge des hohen Stickstoff-Überschusses in der Landwirtschaft, der trotz vielfältiger Maßnahmen nur langsam zurückgeht und aktuell bei zirka 80 kg pro Hektar und Jahr liegt. An rund einem Viertel der bundesweiten Messstellen wird die zulässige Nitratkonzentration von 50 Milligramm pro Liter regelmäßig überschritten. Eine weitere Herausforderung für die Trinkwasserqualität ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit einer hohen Toxizität. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit fand im Zeitraum 2009 bis 2018 an 114 Messstellen zehn Wirkstoffe über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm je Liter und drei nicht relevante Metabolite (Zwischenprodukte eines biochemischen Stoffwechselvorgangs) über dem Leitwert von 10 Mikrogramm je Liter. Auch der Einsatz von Tierarzneimitteln in der Landwirtschaft trägt über die Ausscheidungen der behandelten Tiere zur Gewässerbelastung bei.

Nitratbelastung durch Ökolandbau senken

Ökologische Wirtschaftsweise ist eine wirksame Möglichkeit, um die Belastung der Gewässer zu

vermindern. Durch die niedrigere Düngeintensität im Ökolandbau ergibt sich eine geringere Nitratbelastung. Während der Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln im ökologischen Landbau auf maximal 170 kg pro Hektar und Jahr über Wirtschaftsdünger begrenzt ist, für die strenge Restriktionen bezüglich Art und Herkunft gelten, werden in der konventionellen Landwirtschaft zusätzlich mineralische Stickstoffdünger eingesetzt. Stickstoff ist im Ökolandbau ein sehr knappes Gut. Ökolandwirt*innen sind deshalb besonders bestrebt, den Stickstoff im System zu halten und Verluste u.a. durch Auswaschung zu vermeiden. Mittels einer ausgewogenen Fruchtfolge mit Untersaaten und Zwischenfrüchten wird ein möglichst effizienter und damit verlustarmer Transfer von Stickstoff von den Leguminosen und Wirtschaftsdüngern zu den Kulturpflanzen angestrebt. Aufgrund der Restriktionen, u.a. durch die flächengebundene Tierhaltung, ist eine Überdüngung weniger wahrscheinlich. Alle Faktoren zusammengenommen führen dazu, dass die Nitratbelastung des Wasserkörpers im Zeitverlauf nach einer Umstellung der darüber liegenden Flächen auf ökologische Wirtschaftsweise deutlich abnimmt. Eine umfassende Auswertung der bestehenden wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema hat ergeben, dass eine ökologische Bewirtschaftung zu einer Verminderung des Nitrataustrags um durchschnittlich knapp 40 % führt.

Keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und weniger Tierarzneimittel

Auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist der Ökolandbau klar im Vorteil. Eine Grundwasserbelastung durch aus der Landwirtschaft ausgetragene chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel kann ausgeschlossen werden. Der Einsatz von Herbiziden ist im Ökolandbau nicht zugelassen. Der Pflanzenschutz wird im Ökolandbau vorrangig durch systembezogene indirekte Maßnahmen wie ausgewogene Fruchtfolgen und den Anbau von Wildkräuter unterdrückenden Kulturen (wie Kleegras) sichergestellt und durch mechanische und thermische Maßnahmen.

Quelle:https://orgprints.org/id/eprint/51949/1/sanders-etal-2023-UGOE_Schlussbericht-III.pdf

 Bio-Anbausysteme halten die Erträge, weisen aber ein geringeres Ertragsniveau und eine geringere Ertragsstabilität auf als konventionelle Systeme – Ergebnisse des DOK-Versuchs in der Schweiz

Ausreichende und stabile Ernteerträge sind die Grundlage für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Begrenzte Ackerflächen, der Klimawandel, die Verschlechterung der Bodenqualität und der Verlust der biologischen Vielfalt in Verbindung mit der übermäßigen Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen erfordern neue Lösungen für zukünftige Anbausysteme, die über die bestehenden Bewirtschaftungspraktiken hinausgehen. Hier haben wir Mittelerträge, zeitliche Ertragstrends und die Stabilität von ökologischen und konventionellen Anbausystemen aus dem derzeit am längsten andauernden Anbausystemvergleich, dem DOK-Langzeitsystemvergleichsversuch (DOK), der biodynamische, bioorganische und konventionelle Anbausysteme vergleicht, über einen Zeitraum von 40 Jahren analysiert. Wir haben Ertragsdaten von Winterweizen, Kartoffeln, Kleegras, Mais und Sojabohnen in einer siebenjährigen Fruchtfolge, wobei bioorganische und biodynamische Anbausysteme mit konventionellen gemischten und ausschließlich mineralisch gedüngten Systemen verglichen wurden. Es wurden Systembehandlungen mit reduzierter halber und regelmässiger Düngung etabliert, was den üblichen Schweizer Landwirtschaftspraktiken entspricht. Die Erträge waren in Bio-Systemen bei Nicht-Leguminosen je nach untersuchter Kultur zwischen 13 % und 34 % signifikant niedriger, während bei Leguminosen bei Sojabohnen keine Ertragsminderung und bei Klee nur 10 % beobachtet wurden. Die Hälfte der Düngermenge reduzierte die Erträge in allen Systemen und Kulturen um rund 10 %. Das eingesetzte Mineral N bestimmt die Erträge vor allem bei Winterweizen und Kartoffeln. Die zeitlichen Ertragstrends unterschieden sich nicht zwischen biologischen und konventionellen Systemen und auch nicht zwischen halber und regelmäßiger Düngung über alle Kulturen. Beim Winterweizen zeigten jedoch sowohl die konventionelle als auch die biologisch-dynamische Bewirtschaftung mit regelmäßiger Düngung eine stärkere zeitliche Ertragssteigerung, während der Ertrag von Grasklee bei biologisch-dynamischer Bewirtschaftung mit Halbdüngung zurückging. Erhöhte Ertragsunterschiede zwischen den Systemen in einzelnen Jahren waren eher auf eine schlechte Leistung der organischen Systeme als auf eine bessere Leistung konventioneller Systeme zurückzuführen. Die absolute Stabilität (gemessen an der Varianz) unterschied sich nicht, aber konventionelle Systeme waren stabiler als organische Systeme in Bezug auf die relative Stabilität, gemessen am Variationskoeffizienten, der die Stabilität in Bezug auf das Ertragsniveau ausdrückt. Wir fanden keinen Unterschied in der absoluten und relativen Stabilität zwischen halber und normaler Befruchtung. Eine langfristige ökologische Bewirtschaftung führt zu geringeren Erträgen als eine konventionelle Bewirtschaftung, aber nicht zu einer Abnahme der Erträge im Laufe der Zeit. Die Ähnlichkeit der beiden Stabilitätsmaße zwischen halber und regelmäßiger Düngung deutet darauf hin, dass die Variation der relativen Stabilität zwischen biologischer und konventioneller Bewirtschaftung eher mit dem Pflanzenschutz als mit der Düngeintensität zusammenhängt.

Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378429023002654?via%3Dihub, abgerufen am 02.01.2024

Jugendverbände fordern mehr Mut in der Förderung einer zukunftsfesten nachhaltigen Landwirtschaft

Gemeinsame Presseerklärung von BNN.Next, Junges Bioland e.V., Junges Naturland vom
29.09.2023; Auszug aus dem Bericht von Christian Gadenne

Am 22. und 23. September trafen sich verschiedene Jugendorganisationen zum
Jugendpolitischen Forum „Zukunftsfeste Agrar- und Ernährungssysteme“ im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Berlin, welches das Ziel hatte, junge Menschen am Bericht des Transformationsbereichs „Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme“ zu beteiligen. Das BMEL hat richtigerweise erkannt, dass junge Menschen eine wichtige Rolle in der Land- und Lebensmittelwirtschaft spielen. Vertreter*innen verschiedener Jugendverbände stellen folgende Forderungen auf, die für krisenfeste nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme notwendig sind:

Deregulierung der Gentechnik stoppen
Der Vorschlag zur Deregulierung der Gentechnik stellt alle Nachhaltigkeitsziele, die sich die EU-Kommission mit der Farm-to-Fork Strategie gestellt hat, in Frage. Die Verbraucher*innen in der Europäischen Union müssen auch weiterhin wählen können, ob sie gentechnisch veränderte Produkte kaufen wollen oder nicht. Daher braucht es die klare Kennzeichnung vom Saatgut bis zum Endprodukt. Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen, ob nach traditionellen oder neuen gentechnischen Verfahren, befeuert Anbausysteme mit Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Dem Ökolandbau, der nach dem Prinzip der Risikominimierung
für Mensch, Tier und Umwelt arbeitet, widerspricht diese Risiko-Technologie. Daher ist es gut, dass der Entwurf der EU-Kommission anerkennt, dass Öko-Landwirt*innen weiterhin ohne Gentechnik arbeiten. Patente auf Pflanzen oder Eigenschaften von Pflanzen erzeugen neue
Abhängigkeiten und untergraben eine resiliente bäuerliche Landwirtschaft. Sie sollten
unbedingt verhindert werden. Die Industrie ködert die europäische Gemeinschaft mit fragwürdigen Deals und Nachhaltigkeitsversprechen, die sie bisher in keiner Weise eingehalten hat. Die Bundesregierung und das BMEL dürfen sich nicht davon blenden lassen. Wir fordern sie daher auf, sich dafür einzusetzen, dass es auch weiterhin eine patent- und gentechnikfreie
landwirtschaftliche Produktion und eine echte Wahlfreiheit für Verbraucher*innen gibt.

Ökolandbau in Forschung und Bildung ausbauen
Der Ausbau des Öko-Landbaus ist für die Transformation zu einem nachhaltigen
Ernährungssystem unabdingbar. Ein elementarer Eckpfeiler dieser Transformation ist die Investition in Forschung und Bildung im Öko-Landbau sowie der ökologischen
Lebensmittelwirtschaft. Nur wenn Jungbäuerinnen und -bauern sowie Auszubildende in Herstellung und Handel schon in ihrer Ausbildung Öko-Themen kontinuierlich vermittelt bekommen und Lehrkräfte Öko-Themen in ihrer Ausbildung erlernen, kann der Weg zu 30% Öko-Landbau bereitet werden.
Umso bedauerlicher und unverständlich für junge Öko-Landwirt*innen sowie Produzent*innen ist es daher, dass die Forschungsgelder für den Ökolandbau trotz anderer Erwartungen bei 2% der Mittel stagnieren. Wichtige Öko-Forschungsprojekte können dadurch nicht umgesetzt und entscheidende Zukunftspfade nicht ausgebaut werden.

0% MWSt auf Bio
Der Bio-Fachhandel und die Bio-Anbauverbände haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Bio heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die Bio-Bewegung hat es geschafft, Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung gesellschaftlich zu verankern. Durch ihr konsequentes Engagement qualitativ hochwertige, ökologisch erzeugte Lebensmittel anzubieten, haben die ökologisch motivierten Hersteller sowie Groß- und Einzelhändler den Grundstein für den Erfolg von Bioprodukten gelegt. Bio ist kein Nischenmarkt mehr, sondern ein bedeutender Wirtschaftszweig, der einen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leistet.

Doch das bestehende System benachteiligt nachhaltig handelnde Unternehmen. Es werden
Unternehmen subventioniert, die zu Lasten von Umwelt und Klima wirtschaften. Dies ermöglicht ihnen, günstigere Preise anzubieten, weil sie Umweltfolgeschäden auf die Allgemeinheit abwälzen. Bio-Unternehmen hingegen preisen die höheren Kosten, die eine
nachhaltige und umweltschonende Produktion mit sich bringen, ein und machen damit die
Kosten von Ökosystemdienstleistungen sichtbar.

Was wir jetzt benötigen, sind positive Anreize, um die Kosten gerechter zu verteilen. Um der
Marktverzerrung entgegenzuwirken und Verbraucher finanziell zu entlasten, wäre eine
Absenkung der Mehrwertsteuer für Bio-Produkte auf null Prozent sinnvoll.

Über den Tellerrand: Bio für Alle auch in der Außer-Haus-Verpflegung
Die Bundesregierung setzt sich verstärkt für die Förderung von Bio-Kantinen ein. Mit der
Einführung der neuen Bio-Außer-Haus-Verpflegungs-Verordnung (Bio-AHVV) und der
überarbeiteten Bundes-Kantinenrichtlinie werden die politischen Rahmenbedingungen
geschaffen, um den Anteil von Bio-Lebensmitteln in Kantinen auf 30 Prozent zu erhöhen.

Doch es braucht auch konkrete Umsetzungsmaßnahmen. Reine Quoten nützen wenig, wenn die Umstellung nur sehr schleppend vorangeht. Andere Länder in Europa wie z.B. Österreich haben gezeigt, dass die Förderung von Beratung sowie eine zeitweise Übernahme der Zertifizierungskosten ein wirksamer Hebel sind. Zudem müsse der Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten unterstützt werden. Darüber hinaus sollte der Anteil von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen sukzessive auch über das 30-Prozent-Ziel hinaus erhöht werden.

Geschlechtergerechtigkeit: Eine Bedingung für nachhaltige Ernährung
Frauen sind in der männerdominierten Land- und Lebensmittelwirtschaft nach wie vor
strukturell benachteiligt beim Zugang zu Land, Krediten, Technologien und Bildung. In den
meisten Kontexten ist die klassische geschlechtsspezifische Arbeitsteilung richtungsweisend: Frauen versorgen den bäuerlichen Haushalt und unterstützen die Männer als Helferinnen oder Arbeiterinnen, nicht als gleichberechtigte Landwirtinnen, obwohl sie über landwirtschaftliches Wissen, Expertise und Erfahrungen verfügen. Diese Einstellung bleibt erhalten, häufig auch bei
den Frauen, die die gängige Rollenverteilung nicht hinterfragen.

Um den Herausforderungen, vor die der Klimawandel die Land- und Lebensmittelwirtschaft stellt, bestmöglich begegnen zu können, müssen Frauen und Männer ihre Perspektiven gleichberechtigt einbringen und genauso gleichberechtigt nach Lösungen suchen können. Wenn das nicht geschieht, besteht die Gefahr, dass sich die Benachteiligung von Frauen fortschreibt –
mit negativen Folgen für das Klima, die Land- und Lebensmittelwirtschaft und die Ernährungssicherheit.

Mehr Informationen: www.bioland.de/junges-bioland, christian.gadenne@bioland.de

Ziele und politischer Hintergrund

Grundlage der Aktivitäten sind eine Reihe von Stadtratsbeschlüssen, die seit 2003 im Laufe der Jahre gefasst wurden. Die bis 2026 gültigen Ziele verabschiedete der Stadtrat im Oktober 2019 einstimmig.

Danach soll in allen Bereichen und bei Veranstaltungen der Stadt Nürnberg der Bio-Anteil bis 2026 auf mindestens 50% steigen. Ambitionierter sind die Ziele im Bereich der Kitas und Schulen mit mindestens 90% bzw. 75% Bio-Anteil bei der Essensversorgung. Konsens ist es auch, sich explizit an einem Bio-Regio-Ansatz auszurichten und Bio-Lebensmittel und Bio-Unternehmen aus der Metropolregion Nürnberg zu unterstützen. Weiter ansteigen soll auch der Anteil der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft im Stadtgebiet bis 25% im Jahr 2026 und 30% im Jahr 2030.

Die Landes-, Bundes- und EU Politik bieten zunehmend politische und finanzielle Unterstützung für kommunale Maßnahmen zur Förderung der Bio-Branche. Diese können durch die langjährigen Vorarbeiten in Nürnberg optimal genutzt werden. So arbeitet der Freistaat Bayern mit einem umfassenden Maßnahmenpaket intensiv daran, den Anteil des Ökolandbaus in Bayern bis 2030 zu verdreifachen und auf 30 Prozent zu steigern. Die „Zukunftsstrategie Ökolandbau“ der bisherigen Bundesregierung zielt darauf ab, deutschlandweit 20 % Ökolandbau bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Speziell durch das Bundesprogramm Ökolandbau

werden aktuell u.a. Bio-Wertschöpfungsketten gefördert. Die „BioBitte“ Kampagne promotet gerade auch intensiv Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsgastronomie. „Vom Hof auf den Tisch“ ist schließlich noch die Strategie der Europäische Kommission. Sie setzt sich dafür ein, dass EU-Lebensmittelsysteme gesünder und nachhaltiger werden. So soll der Einsatz gefährlicher Pestizide bis 2030 halbiert, der Düngemitteleinsatz um 20 % massiv reduziert und auch der Einsatz von Antibiotika in Viehzucht und Aquakultur um die Hälfte gesenkt werden.

Die stärkere Unterstützung der kommunalen und regionalen Ebene ist auch darauf zurückzuführen, dass auf nationaler und europäischer Ebene Bio-Städte Netzwerke entstanden sind. Die Biometropole Nürnberg hatte dabei, im engen Verbund mit der NürnbergMesse und der BioFach, von Anfang an eine führende Rolle.

Quelle: Biometropole Nürnberg – Bericht 2020 / 2021, Ausblick 2022 / 2023, Auszug

Un pranzo italiano

Bericht von Wolfgang Ritter:

Ein italienischer Landwirt (San Lorenzo) hatte uns ein Paket mit seinen Erzeugnissen geschickt, die er im Direktvertrieb vermarktet. Wir haben das Paket behalten, Freunde eingeladen und ein italienisches Mittagessen bereitet. Es begann mit dem Testen des italienischen Olivenöls. Dazu wurden Dinkel-Baguette-Stücke ins Öl getaucht. Das schmeckte allen. Dann folgte das Menü:

Antipasti

Um die „zerdrückten grünen Oliven nach Bauernart in Olivenöl“ aufzutischen, gab es zwei Vorspeisenplatten:

  • Mozzarella mit Tomatenscheiben, garniert mit frischen Basilikumblättern und Oliven, beträufelt mit Olivenöl und dem gelieferten Weißweinessig
  • Schinkenröllchen mit Datteln gefüllt und ebenfalls mit Oliven garniert

Den teilnehmenden Damen waren die Oliven zu säuerlich, für die Herren hat’s gepasst.

Pasti

Die San-Lorenzo-Nudeln mit San Lorenzo-Tomatensauce und Streukäse haben allen geschmeckt.

Dolce

Zum Nachtisch gab es selbst gebackenen Kuchen, Eis und von dem mitgelieferten caffè. Auch das hat allen geschmeckt.

Ökolandbau wird zum Leitbild für die Landwirtschaft

Wir begrüßen sehr, dass Bundesminister Özdemir Bio zum Leitbild für die Landwirtschaft erklärt hat.

„Bio ist ein gesetzlicher Standard mit klarer, bekannter Kennzeichnung, dem Bio-Siegel, einem Kontrollsystem und einem etablierten Markt“, so Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bio-Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). “Wissenschaftlich bewiesen ist, das Bio unsere Umwelt und unsere Ressourcen wirksam schützt. Allein in Deutschland entwickeln über 50.000 Unternehmen Bio seit Jahrzehnten immer weiter. Die Bio-Bauern, Hersteller und Händler haben einen echten Nachhaltigkeits-Standard geschaffen, der jetzt zurecht Leitbild für den Umbau ist.“ Quelle: Pressemitteilung BÖLW vom 20.01.2022, presse@boelw.de

Einkauf im Frohnhofer Mühlenlädla

Kürzlich waren wir wieder einmal bei Familie Switalski im Frohnhofer Mühlenlädla einkaufen. Das macht richtig Spaß. Du kannst wählen aus dem vollen Naturkostprogramm, bekommst Getreide aus eigenem Anbau und Rindfleisch aus eigener Weidetierhaltung (Demeter-Qualität). Wenn du es nicht eilig hast, werden dir auch Kaffee und Kuchen oder eine Brotzeit serviert. Und du kannst mit Frau Switalski ein Schwätzchen halten. Anschließend machst du einen kleinen Spaziergang zu den Weiderindern.

Demnächst wird wieder geschlachtet; du kannst dir schon jetzt ein Fleisch-Mischpaket für 17,95 Euro/kg bestellen. Es enthält Braten- und Suppenfleisch, Beinscheiben, Halskotelett, Rouladen, Roastbeef, Gulasch und Hackfleisch.

Kontakt: Frohnhofer Mühlenlädla, Gertraud Switalski, 90542 Eckental-Frohnhof, Rothenbergstr. 2a, Tel. 09126 – 54 75, Fax 28 80 14

Gabriele und Wolfgang Ritter

Wirkung biologisch-dynamischer Präparate wissenschaftlich bestätigt

Bericht von Wolfgang Ritter:

Jeder biologisch-dynamisch arbeitende Landwirt und Gärtner kennt die Boden verbessernde Wirkung und die guten Ernten, die er durch den Einsatz der Präparate erzielt. Jetzt ist sie auch wissenschaftlich nachgewiesen.

Bei einer Demeter-Tagung am 22. August 2021 in Nürnberg stellte der Wissenschaftler Dr. Jürgen Fritz von der Universität Kassel einige Forschungsergebnisse vor. Er hatte mit seinem Team z.B. an Kürbissen untersucht, wie sich der Gehalt an den gesundheitsfördernden Antioxidantien Lutein und Zeaxanthin verändert, wenn der Kürbis wie folgt an drei unterschiedlichen Standorten behandelt wird:

a) kein Präparate-Einsatz (Kontrollgruppe)
b) nur das Präparat 500 (Hornmistpräparat) auf den Acker ausgebracht
c) nur das Präparat 501 (Hornkieselpräparat) auf die Pflanzen gesprüht
d) Acker und Pflanzen mit beiden Präparaten, 500 und 501, behandelt

An zwei Standorten gab es signifikante Ergebnisse:

• Der Antioxidantien-Gehalt liegt gegenüber der Kontrollgruppe höher, wenn der Boden mit dem Präparat 500 versorgt wird,
• er liegt noch höher, wenn nur das Präparat 501 auf die Pflanzen ausgebracht wird,
• er liegt am höchsten beim Einsatz beider Präparate: mehr als doppelt so hoch gegenüber der Kontrollgruppe

Der Umbau des Agrar- und Ernährungssystems ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Liebe Leserinnen und Leser,

 

die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), 31 Akteure aus Wirtschaft, Umwelt, Landwirtschaft, Tier- und Verbraucherschutz, Wissenschaft, hat im Juli 2021 ihren Bericht an die Bundesregierung übergeben. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Mitglied der ZKL, berichtet. Wir bringen Ausschnitte:

 

„Eine wichtige Voraussetzung, unter der es möglich war, eine so beeindruckende Einigkeit zu erzielen: Wir müssen den Umbau der Landwirtschaft in Deutschland und Europa so organisieren, dass die landwirtschaftlichen Betriebe den Weg mitgehen können, ohne auf der Strecke zu bleiben. Das Ziel ist deshalb: es muss sich wirtschaftlich lohnen, die Umwelt zu schonen, klimaneutral zu produzieren und Tiere artgerecht zu halten.“ Für einige Passagen kommentiert Löwenstein, was die Politik konkret angehen muss und wobei Bio als Trittstein für den Umbau genutzt werden kann:

 

Gerade in strukturschwachen Regionen zeigt beispielsweise der Ökolandbau, wie dort durch integrierte Entwicklung von Landwirtschaft und Verarbeitung neue Wertschöpfungscluster entstehen können. „Unsere Gesellschaft ist nicht stabil ohne lebendige, lebenswerte ländliche Räume. Dafür spielt die Lebensmittelwirtschaft eine zentrale Rolle, denn sie beginnt mit dem, was dort entsteht: Gemüse, Milch, Fleisch oder Getreide. Die nächste Bundesregierung wird einen wirtschaftspolitischen Schwerpunkt darauf legen müssen, mittelständische, nach ökologischen Prinzipien ausgerichtete Verarbeitungsunternehmen zu unterstützen – beispielsweise Schlachtstätten. Die gnadenlose Zentralisierung der letzten Jahrzehnte hat handwerkliche, mittelständische Betriebe ausgelöscht, Bauernhöfe in alternativlose Abhängigkeit gebracht und regionale Wertschöpfung verhindert.“

 

Der Ökolandbau ist derzeit das einzige integrierte Bewirtschaftungsmodell, das die Bewirtschaftung, Zertifizierung und Vermarktung umfasst und das über einen nennenswerten und sehr dynamischen eigenen Markt verfügt […]. „Auch wenn in den nächsten neun Jahren das Ziel der EU ist, den Öko-Landbau auf 25% auszuweiten, so muss auch der Rest der Landwirtschaft gleichzeitig grundlegend umgebaut werden. Die Ökologische Lebensmittelwirtschaft hat deshalb nicht nur die Aufgabe, ihre Leistungen für Natur- und Klimaschutz sowie Tierschutz und gesunde Ernährung entsprechend zu vergrößern. Sie kann zusammen mit ihren Kundinnen und Kunden auch als Pfadbereiter für die Transformation der gesamten Land- und Ernährungswirtschaft wirken. Denn viele ihrer Innovationen entstehen unter den Anforderungen, die über kurz oder lang für alle gelten werden.“

 

Für das Ernährungssystem ist unter anderem charakteristisch, dass ein erheblicher Teil der aus den anspruchsvoller gewordenen Nachhaltigkeitszielen sich ergebenden Herausforderungen nicht allein technisch durch Effizienzsteigerungen gelöst werden kann. Es ist auch eine Weiterentwicklung von Konsum- und Ernährungsstilen […] notwendig. „Der Umbau unseres Agrar- und Ernährungssystems hin zu wirklicher „Enkeltauglichkeit“ ist eine Aufgabe, die alle betrifft: nicht nur die Bäuerinnen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette, die Kunden und die Politik. Wenn die neue Bundesregierung ihn an ein einziges Ressort delegiert, wird sie vier Jahre später feststellen, dass der Umbau nicht stattgefunden hat. Wir fordern deshalb – ebenso wie für die Klimapolitik – ein Querschnittsprogramm der gesamten Bundesregierung, in dem alle Politikinstrumente aufeinander abgestimmt sind, die diesen Umbau begleiten und in ihm den Ökologischen Landbau stärken.“ Quelle: presse@boelw.de vom 05.07.2021

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Wolfgang Ritter

Die Schweiz als erstes pestizidfreies Land Europas?

Sind Pestizide wirklich nötig? Die Bio-Stiftung Schweiz bezweifelt das und wies in der Vergangenheit in ihren Pestizid-News regelmäßig darauf hin. Eine interessante Website hierzu ist auch: https://www.pestizidmythen.ch/

Die Stiftung hat sehr ambitionierte Ziele und unterstützte eine Initiative, die aus der Schweiz das erste pestizidfreie Land Europas machen wollte.

In einer eidgenössischen Volksinitiative wurde am 13. Juni darüber abgestimmt. Leider mit einem für die Bio-Stiftung Schweiz unbefriedigendem Ergebnis.

https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/abstimmungen/20210613/volksinitiative-fur-eine-schweiz-ohnepsynthetische-pestizide.html

An dieser Stelle möchten wir deshalb kurz skizzieren, wie die Stiftung das Resultat bewertet und wie es nun weitergehen soll. Hierzu zitieren wir in verkürzter Form aus einem Schreiben, das uns hierzu zuging:

Liebe Freundinnen und Freunde der Bio-Stiftung Schweiz

wir sind einerseits enttäuscht über das Abstimmungsergebnis und betroffen von dem teilweise sehr unfairen und harten Abstimmungskampf. Mit manipulativen Mitteln und viel Geld konnte die Agrarindustrie erfolgreich glaubhaft machen, die Initiativen würden die Bauernfamilien bedrohen und nicht die Milliardenprofite der Agrarlobby. Obendrein wurden unsere Social Media-Aktivitäten, ein wichtiger Beitrag zum Meinungsbildungsprozess, von Facebook bis zwei Tage vor der Abstimmung blockiert und verhindert.

Andererseits stimmen uns 40% JA-Stimmen überaus hoffnungsvoll. Das sind 1,28 Millionen Schweizerinnen und Schweizer, welche eine enkeltaugliche Lebensmittelprodukion wollen. Jetzt liegt es an Politik, Bauernverband, Forschung, Wirtschaft und Landwirtschaft, aber auch an uns KosumentInnen diesen Willen umzusetzen. Für uns ist klar: Wir setzen uns, nach einer kurzen Atempause, weiterhin für den Transformationsprozess hin zu einer Landwirtschaft, die mit der Natur, statt gegen sie arbeitet ein.

Die Pestizid-News haben nun vorerst ausgedient. Ab jetzt geht es mit unserem Bodenfruchtbarkeits-Newsletter in deutlich reduzierter Frequenz weiter. Mit unserem Bodenfruchtbarkeitsfonds zeigen wir in einem lebendigen Praxisbeispiel bereits seit Jahren, wie Landwirtschaft jenseits von industriellen Systemen und Pestizideinsatz sehr erfolgreich funktioniert.

Mit herzlichen Grüssen und den besten Wünschen,

Mathias Forster und das gesamte Team der Bio-Stiftung Schweiz

 

Die positiven Wirkungen u.a. der Corona-Krise

Liebe Leserinnen und Leser,

Bayern ist ein Bundesland mit Vorreiterfunktion: Nach dem neuen bayerischen Naturschutzgesetz soll ein Drittel der Felder und Wiesen in Bayern bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. Wir meinen: Dieses Ziel muss von der Politik nachhaltig unterstützt werden, denn bisher arbeiten erst etwa 10 Prozent der Bauern hier ökologisch. Es bedarf also weiterer und besserer Förderungen, damit noch viele konventionell arbeitende Betriebe zu Bio konvertieren, denn in den ersten Jahren nach der Umstellung hat man weniger Ertrag und darf seine Produkte noch nicht mit dem Bio-Label verkaufen.

Quelle: Nürnberger Nachrichten, 12.02.2021

Mit dem geplanten Lieferkettengesetz übernimmt Deutschland eine Vorreiterrolle. Wenn das Gesetz ab 2023 in Kraft tritt, stehen deutsche Unternehmen bei Verstößen gegen Mensch und Umwelt stärker in der Verantwortung – weltweit, entlang der gesamten Lieferkette. Man kann ein deutsches Unternehmen also dann verklagen, wenn einer seiner Zulieferer gegen die Menschenrechte verstößt oder Umweltsünden begeht. Zunächst soll dieses Gesetz nur für die etwa 600 Großbetriebe gelten, die mehr als 3000 Mitarbeiter beschäftigen; ab 2024 gilt es dann auch für Unternehmen ab 1000 Mitarbeiter. Das stelle viele Betriebe vor große Herausforderungen, meinte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Wir sagen: Gut so, dann wird das Gesetz auch Wirkung zeigen.

Quelle: Nürnberger Nachrichten, 13.02.2021

Während der Corona-Krise waren viele Haushalte, die sonst auf Gemeinschaftsverpflegung angewiesen waren oder öfter essen gingen, genötigt, selber zu kochen. Das führte zu einer vermehrten Nachfrage nach Bio-Produkten. Erstaunlich? Eigentlich nicht! Wenn man selber einkauft und selber kocht, wählt man gern das Beste: Bio! So konnte die Bio-Branche im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von fast 15 Milliarden Euro verzeichnen, ein Zuwachs von 20 Prozent. 35.000 Höfe arbeiteten in Deutschland biologisch auf einer Fläche von 1,7 Millionen Hektar. Der Bio-Verbraucher e. V. arbeitet daran, das bewusste Einkaufen zu fördern.

Quelle: Nürnberger Nachrichten, 18.02.2021

Anstatt konkret zu benennen, woher angebotene Früchte und Gemüse stammen, hatte Amazon bis zu 13 (!) mögliche Herkunftsländer angegeben. Foodwatch hat nun vor dem Münchner Oberlandesgericht erwirkt, dass auch Amazon Fresh das Herkunftsland im Online-Handel konkret anzugeben hat – wie jeder andere Einzelhändler auch. Ein gerechtes Urteil!

Quelle: aktuell@foodwatch.de vom 19.02.2021

Weil in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb im vergangenen Jahr Corona ausbrach, ist auch die Massentierhaltung in den Blick der Öffentlichkeit gerückt worden, mit der Folge, dass Überlegungen angestellt wurden, wie das Tierwohl auf breiter Front verbessert werden kann. Jetzt gibt es einen Vorschlag der Borchert-Kommission, der gangbar erscheint. Danach zahlt für das Tierwohl, wer Fleisch essen will. Die Kommission empfiehlt eine Fleischabgabe, die beim Kauf von Fleisch und Wurstwaren fällig ist. Die Teuerung durch die Fleischabgabe würde 40 Cent/kg Fleisch oder Wurst ausmachen, damit die Mehrkosten für artgemäße Tierhaltung bezahlt werden können. Wer Tiere so hält, wie es ihren Bedürfnissen entspricht, mit viel Platz, frischer Luft, auf Stroh statt Betonspalten, und wer ausreichend Zeit für die Betreuung aufbringt, die Umwelt schont und bäuerlich wirtschaftet, hat deutlich höhere Kosten als jemand, der nach gesetzlichem Mindeststandard billigst auf Kosten von Tieren, Umwelt und Klima produziert. Mit der Fleischabgabe könnten Bäuerinnen und Bauern ihre Ställe artgerecht einrichten; die tierquälerische Massentierhaltung könnte so in einer überschaubaren Zeit zu einem Ende kommen.

Quelle: presse@boelw.de vom 29.01.2021 und Nürnberger Nachrichten vom 03.03.2021

Mit herzlichen Grüßen

Wolfgang Ritter/ Vorstand Bio-Verbraucher e.V.