Wasserwirtschaft will Ökolandbau

Der Ökolandbau weist in Bezug auf den Trink- und Grundwasserschutz erhebliche Vorteile auf.

Denn er nutzt potenziell ins Grundwasser austretende schädliche Stoffe gar nicht oder nur stark reduziert, da der Einsatz von Düngemitteln einer strengen Limitierung unterliegt. Stickstoff ist damit ein sehr knappes Gut. Ein sorgsamer Umgang ist deshalb systemimmanent. Ein weiteres Plus: chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im Ökolandbau nicht erlaubt und der Einsatz von Tierarzneimitteln unterliegt starken Restriktionen. Die Wasserwirtschaft und der ökologische Landbau verfolgen beim Wasserschutz die gleichen Ziele.

Landwirtschaft gefährdet die Trinkwasserqualität

Die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung in Deutschland steigen aufgrund zunehmender Belastungen, vor allem auch durch die Landwirtschaft. Im Jahr 2017 lagen sie bei zirka 633 Millionen Euro pro Jahr. Ein wesentlicher Grund für die hohen Kosten ist die hohe Nitratkonzentration im Grundwasser. Diese ist wiederum eine Folge des hohen Stickstoff-Überschusses in der Landwirtschaft, der trotz vielfältiger Maßnahmen nur langsam zurückgeht und aktuell bei zirka 80 kg pro Hektar und Jahr liegt. An rund einem Viertel der bundesweiten Messstellen wird die zulässige Nitratkonzentration von 50 Milligramm pro Liter regelmäßig überschritten. Eine weitere Herausforderung für die Trinkwasserqualität ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit einer hohen Toxizität. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit fand im Zeitraum 2009 bis 2018 an 114 Messstellen zehn Wirkstoffe über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm je Liter und drei nicht relevante Metabolite (Zwischenprodukte eines biochemischen Stoffwechselvorgangs) über dem Leitwert von 10 Mikrogramm je Liter. Auch der Einsatz von Tierarzneimitteln in der Landwirtschaft trägt über die Ausscheidungen der behandelten Tiere zur Gewässerbelastung bei.

Nitratbelastung durch Ökolandbau senken

Ökologische Wirtschaftsweise ist eine wirksame Möglichkeit, um die Belastung der Gewässer zu

vermindern. Durch die niedrigere Düngeintensität im Ökolandbau ergibt sich eine geringere Nitratbelastung. Während der Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln im ökologischen Landbau auf maximal 170 kg pro Hektar und Jahr über Wirtschaftsdünger begrenzt ist, für die strenge Restriktionen bezüglich Art und Herkunft gelten, werden in der konventionellen Landwirtschaft zusätzlich mineralische Stickstoffdünger eingesetzt. Stickstoff ist im Ökolandbau ein sehr knappes Gut. Ökolandwirt*innen sind deshalb besonders bestrebt, den Stickstoff im System zu halten und Verluste u.a. durch Auswaschung zu vermeiden. Mittels einer ausgewogenen Fruchtfolge mit Untersaaten und Zwischenfrüchten wird ein möglichst effizienter und damit verlustarmer Transfer von Stickstoff von den Leguminosen und Wirtschaftsdüngern zu den Kulturpflanzen angestrebt. Aufgrund der Restriktionen, u.a. durch die flächengebundene Tierhaltung, ist eine Überdüngung weniger wahrscheinlich. Alle Faktoren zusammengenommen führen dazu, dass die Nitratbelastung des Wasserkörpers im Zeitverlauf nach einer Umstellung der darüber liegenden Flächen auf ökologische Wirtschaftsweise deutlich abnimmt. Eine umfassende Auswertung der bestehenden wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema hat ergeben, dass eine ökologische Bewirtschaftung zu einer Verminderung des Nitrataustrags um durchschnittlich knapp 40 % führt.

Keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und weniger Tierarzneimittel

Auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist der Ökolandbau klar im Vorteil. Eine Grundwasserbelastung durch aus der Landwirtschaft ausgetragene chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel kann ausgeschlossen werden. Der Einsatz von Herbiziden ist im Ökolandbau nicht zugelassen. Der Pflanzenschutz wird im Ökolandbau vorrangig durch systembezogene indirekte Maßnahmen wie ausgewogene Fruchtfolgen und den Anbau von Wildkräuter unterdrückenden Kulturen (wie Kleegras) sichergestellt und durch mechanische und thermische Maßnahmen.

Quelle:https://orgprints.org/id/eprint/51949/1/sanders-etal-2023-UGOE_Schlussbericht-III.pdf

 Bio-Anbausysteme halten die Erträge, weisen aber ein geringeres Ertragsniveau und eine geringere Ertragsstabilität auf als konventionelle Systeme – Ergebnisse des DOK-Versuchs in der Schweiz

Ausreichende und stabile Ernteerträge sind die Grundlage für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Begrenzte Ackerflächen, der Klimawandel, die Verschlechterung der Bodenqualität und der Verlust der biologischen Vielfalt in Verbindung mit der übermäßigen Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen erfordern neue Lösungen für zukünftige Anbausysteme, die über die bestehenden Bewirtschaftungspraktiken hinausgehen. Hier haben wir Mittelerträge, zeitliche Ertragstrends und die Stabilität von ökologischen und konventionellen Anbausystemen aus dem derzeit am längsten andauernden Anbausystemvergleich, dem DOK-Langzeitsystemvergleichsversuch (DOK), der biodynamische, bioorganische und konventionelle Anbausysteme vergleicht, über einen Zeitraum von 40 Jahren analysiert. Wir haben Ertragsdaten von Winterweizen, Kartoffeln, Kleegras, Mais und Sojabohnen in einer siebenjährigen Fruchtfolge, wobei bioorganische und biodynamische Anbausysteme mit konventionellen gemischten und ausschließlich mineralisch gedüngten Systemen verglichen wurden. Es wurden Systembehandlungen mit reduzierter halber und regelmässiger Düngung etabliert, was den üblichen Schweizer Landwirtschaftspraktiken entspricht. Die Erträge waren in Bio-Systemen bei Nicht-Leguminosen je nach untersuchter Kultur zwischen 13 % und 34 % signifikant niedriger, während bei Leguminosen bei Sojabohnen keine Ertragsminderung und bei Klee nur 10 % beobachtet wurden. Die Hälfte der Düngermenge reduzierte die Erträge in allen Systemen und Kulturen um rund 10 %. Das eingesetzte Mineral N bestimmt die Erträge vor allem bei Winterweizen und Kartoffeln. Die zeitlichen Ertragstrends unterschieden sich nicht zwischen biologischen und konventionellen Systemen und auch nicht zwischen halber und regelmäßiger Düngung über alle Kulturen. Beim Winterweizen zeigten jedoch sowohl die konventionelle als auch die biologisch-dynamische Bewirtschaftung mit regelmäßiger Düngung eine stärkere zeitliche Ertragssteigerung, während der Ertrag von Grasklee bei biologisch-dynamischer Bewirtschaftung mit Halbdüngung zurückging. Erhöhte Ertragsunterschiede zwischen den Systemen in einzelnen Jahren waren eher auf eine schlechte Leistung der organischen Systeme als auf eine bessere Leistung konventioneller Systeme zurückzuführen. Die absolute Stabilität (gemessen an der Varianz) unterschied sich nicht, aber konventionelle Systeme waren stabiler als organische Systeme in Bezug auf die relative Stabilität, gemessen am Variationskoeffizienten, der die Stabilität in Bezug auf das Ertragsniveau ausdrückt. Wir fanden keinen Unterschied in der absoluten und relativen Stabilität zwischen halber und normaler Befruchtung. Eine langfristige ökologische Bewirtschaftung führt zu geringeren Erträgen als eine konventionelle Bewirtschaftung, aber nicht zu einer Abnahme der Erträge im Laufe der Zeit. Die Ähnlichkeit der beiden Stabilitätsmaße zwischen halber und regelmäßiger Düngung deutet darauf hin, dass die Variation der relativen Stabilität zwischen biologischer und konventioneller Bewirtschaftung eher mit dem Pflanzenschutz als mit der Düngeintensität zusammenhängt.

Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378429023002654?via%3Dihub, abgerufen am 02.01.2024

Mehr Ökolandbau für sichere Trinkwasserversorgung und saubere Bäche

Pressemitteilung Bioland e.V. vom 30.08.2023

Auf Klimakrise folgt Wasserkrise. Extreme Dürreperioden und Starkregen mit Hochwässern verdeutlichen, dass beim Thema Wasser eine Welle von Problemen auf uns zurollt. Weniger Grundwasserneubildung aufgrund geringerer Winterniederschläge ist nur eines davon. Ein Gegensteuern auf der gesamten Fläche ist dringend nötig. Ein forcierter Ausbau der Bio-Fläche würde vielen negativen Entwicklungen entgegenwirken.

Grundwasser ist die Hauptquelle unserer Trinkwasserversorgung. In Deutschland werden rund 70 Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Doch Dürren und die Verschiebung von Niederschlagsperioden haben in den letzten Jahren zu einer geringeren Grundwasserneubildung geführt. Und Nitrat sowie Pestizidrückstände sorgen für einen schlechten qualitativen Zustand der Grundwässer: 33 Prozent der Grundwasserkörper verfehlen aufgrund zu hoher Nitratkonzentrationen und anderer Schadstoffe gemäß Wasser-Rahmen-Richtlinie (WRRL) der EU einen guten chemischen Zustand. „Die Pegelstände zahlreicher Grundwasserleiter sinken. Der Qualitätssicherung des Wassers kommt damit eine noch höhere Bedeutung zu“, unterstreicht Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland.

Auch der Zustand der Oberflächengewässer ist besorgniserregend. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts (UBA) weist zum wiederholten Mal auf die viel zu hohe Belastung unserer Bäche mit Pestiziden hin, die vor allem auch die Lebensgemeinschaft der Insekten schädigen. Dabei kommt dem Oberflächenwasser eine immer wichtiger werdende Rolle zu, da es mehr und mehr zu Trinkwasser aufbereitet wird.

Viel Potenzial auf landwirtschaftlichen Flächen

Fast die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Dies zeigt das große Potenzial eines präventiven Boden- und Hochwasserschutzes. „Wir brauchen nicht nur Schwammstädte – wir brauchen vor allem auch Schwammlandschaften. Und dafür sind gesunde wasseraufnahmefähige Böden der Schlüssel“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Der Ökolandbau ist die geeignetste präventive Flächenmaßnahme zum Schutz unserer Bäche, Flüsse und unserer Grundwasservorkommen. Denn es werden Pestizid- und zu hohe Nitrateinträge vermieden.“

Das Ergebnis seien deutlich sauberere Gewässer, die mit wenig Aufwand zu Trinkwasser aufbereitet werden könnten. Das wirke der sich verschärfenden Trinkwasserknappheit entgegen und spare Kosten bei Wasserversorgern und Verbraucher*innen. „Zudem nehmen die gesunden, humusreichen Bio-Böden bei Starkregen mehr Wasser auf und somit den Hochwässern die Spitzen,“ so Wehde. Das erspare menschliches Leid und hohe Kosten. „Mit deutlich mehr Ökolandbau könnte die Wasserversorgung hierzulande also auf sichere Füße gestellt werden“, schlussfolgert Wehde.

Leistungen des Ökolandbaus beim Schutz von Klima und Wasser

  • Schutz der Grundwasservorkommen vor Pestizideinträgen und zu viel Nitrat (präventiver Trinkwasserschutz, Reduktion der kostenintensiven Wasseraufbereitung)
  • Schutz der Bäche und Flüsse vor Einträgen von chemisch-synthetischen Pestiziden (Arten- und Trinkwasserschutz)
  • Belebte Bio-Böden (u.a. mehr Regenwürmer und Grobporen) mit hohem Humusgehalt nehmen bei Starkregen deutlich mehr Wasser auf (Boden- und Hochwasserschutz)
  • Bio-Böden binden mehr CO2 durch höhere Humusgehalte (Boden- und Klimaschutz)

Wehde sieht die Politik jetzt in der Pflicht: „Dem Ökolandbau muss als Vorsorgemaßnahme zum Schutz unserer Böden und Gewässer eine hohe Priorität eingeräumt werden. Dazu braucht das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 30 Prozent der Agrarfläche auf Bio umzustellen, deutlich mehr Zug. Eigentlich sollten auch alle Koalitionspartner ein Interesse daran haben, denn volkswirtschaftlich lohnt sich diese Investition.“ Auch die großen Wasserverbände erkennen die Leistungen des Ökolandbaus an und drängen daher auf einen Ausbau des Ökolandbaus.

Quelle: presse@bioland.de vom 30.08,2023