Mehr Ökolandbau für sichere Trinkwasserversorgung und saubere Bäche

Pressemitteilung Bioland e.V. vom 30.08.2023

Auf Klimakrise folgt Wasserkrise. Extreme Dürreperioden und Starkregen mit Hochwässern verdeutlichen, dass beim Thema Wasser eine Welle von Problemen auf uns zurollt. Weniger Grundwasserneubildung aufgrund geringerer Winterniederschläge ist nur eines davon. Ein Gegensteuern auf der gesamten Fläche ist dringend nötig. Ein forcierter Ausbau der Bio-Fläche würde vielen negativen Entwicklungen entgegenwirken.

Grundwasser ist die Hauptquelle unserer Trinkwasserversorgung. In Deutschland werden rund 70 Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Doch Dürren und die Verschiebung von Niederschlagsperioden haben in den letzten Jahren zu einer geringeren Grundwasserneubildung geführt. Und Nitrat sowie Pestizidrückstände sorgen für einen schlechten qualitativen Zustand der Grundwässer: 33 Prozent der Grundwasserkörper verfehlen aufgrund zu hoher Nitratkonzentrationen und anderer Schadstoffe gemäß Wasser-Rahmen-Richtlinie (WRRL) der EU einen guten chemischen Zustand. „Die Pegelstände zahlreicher Grundwasserleiter sinken. Der Qualitätssicherung des Wassers kommt damit eine noch höhere Bedeutung zu“, unterstreicht Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland.

Auch der Zustand der Oberflächengewässer ist besorgniserregend. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts (UBA) weist zum wiederholten Mal auf die viel zu hohe Belastung unserer Bäche mit Pestiziden hin, die vor allem auch die Lebensgemeinschaft der Insekten schädigen. Dabei kommt dem Oberflächenwasser eine immer wichtiger werdende Rolle zu, da es mehr und mehr zu Trinkwasser aufbereitet wird.

Viel Potenzial auf landwirtschaftlichen Flächen

Fast die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Dies zeigt das große Potenzial eines präventiven Boden- und Hochwasserschutzes. „Wir brauchen nicht nur Schwammstädte – wir brauchen vor allem auch Schwammlandschaften. Und dafür sind gesunde wasseraufnahmefähige Böden der Schlüssel“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Der Ökolandbau ist die geeignetste präventive Flächenmaßnahme zum Schutz unserer Bäche, Flüsse und unserer Grundwasservorkommen. Denn es werden Pestizid- und zu hohe Nitrateinträge vermieden.“

Das Ergebnis seien deutlich sauberere Gewässer, die mit wenig Aufwand zu Trinkwasser aufbereitet werden könnten. Das wirke der sich verschärfenden Trinkwasserknappheit entgegen und spare Kosten bei Wasserversorgern und Verbraucher*innen. „Zudem nehmen die gesunden, humusreichen Bio-Böden bei Starkregen mehr Wasser auf und somit den Hochwässern die Spitzen,“ so Wehde. Das erspare menschliches Leid und hohe Kosten. „Mit deutlich mehr Ökolandbau könnte die Wasserversorgung hierzulande also auf sichere Füße gestellt werden“, schlussfolgert Wehde.

Leistungen des Ökolandbaus beim Schutz von Klima und Wasser

  • Schutz der Grundwasservorkommen vor Pestizideinträgen und zu viel Nitrat (präventiver Trinkwasserschutz, Reduktion der kostenintensiven Wasseraufbereitung)
  • Schutz der Bäche und Flüsse vor Einträgen von chemisch-synthetischen Pestiziden (Arten- und Trinkwasserschutz)
  • Belebte Bio-Böden (u.a. mehr Regenwürmer und Grobporen) mit hohem Humusgehalt nehmen bei Starkregen deutlich mehr Wasser auf (Boden- und Hochwasserschutz)
  • Bio-Böden binden mehr CO2 durch höhere Humusgehalte (Boden- und Klimaschutz)

Wehde sieht die Politik jetzt in der Pflicht: „Dem Ökolandbau muss als Vorsorgemaßnahme zum Schutz unserer Böden und Gewässer eine hohe Priorität eingeräumt werden. Dazu braucht das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 30 Prozent der Agrarfläche auf Bio umzustellen, deutlich mehr Zug. Eigentlich sollten auch alle Koalitionspartner ein Interesse daran haben, denn volkswirtschaftlich lohnt sich diese Investition.“ Auch die großen Wasserverbände erkennen die Leistungen des Ökolandbaus an und drängen daher auf einen Ausbau des Ökolandbaus.

Quelle: presse@bioland.de vom 30.08,2023

Pestizide belasten Schutzgebiete – Untersuchung in Brandenburg

Untersuchung des Umweltinstituts München

Ackergifte verbreiten sich unkontrolliert durch die Luft und landen dadurch auch in besonders streng geschützten Lebensräumen. Dies zeigt unser neuer Bericht zu Pestiziden in der Brandenburger Luft. Für die Untersuchung haben wir ein Jahr lang an vier Standorten in und um
das Brandenburger Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Luftproben genommen und sie auf Pestizidrückstände hin analysiert. Die Ergebnisse zeigen: je näher ein Standort an intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen gelegen ist, desto stärker ist die Pestizid-
Belastung. Doch selbst inmitten der Kernzone des Biosphärenreservats, wo die Natur sich möglichst unbeeinflusst entwickeln und vor jedem Eingriff durch den Menschen geschützt sein sollte, konnten wir Pestizide in der Luft nachweisen.

Besonders bedenklich: zwei Wirkstoffe, die das Grundwasser gefährden, wurden an allen Standorten nachgewiesen. Zudem sind vier von neun nachgewiesenen Pestizidwirkstoffen so gefährlich, dass die EU sie durch weniger riskante Stoffe ersetzen möchte. Ein weiterer Wirkstoff, den wir nachweisen konnten, gilt als vermutlich krebserregend.

Wie lange manche Stoffe in der Natur verbleiben, zeigen die Funde des längst verbotenen
Insektengifts DDT. DDT haben wir an zwei Standorten gefunden – und das fast 30 Jahre nach dem endgültigen Verbot des extrem schädlichen Insektizids in der ehemaligen DDR.

Angesichts des immer noch dramatischen Insektensterbens ist es von großer Bedeutung, dass geschützte Gebiete nicht sicher vor dem Eintrag von Pestiziden sind. Denn Ackergifte tragen maßgeblich zum Artenschwund bei. Wir fordern deshalb die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Schutz zu gewährleisten: Das Ausbringen von Pestiziden in Schutzgebieten muss sofort verboten werden, und es müssen rund um sensible Gebiete herum Pufferzonen eingerichtet werden! Langfristig wird der Erhalt der Artenvielfalt aber nur mit einem Ausstieg aus der Anwendung chemisch-synthetischer Pestizide gelingen.

Den Untersuchungsbericht und unsere aktuelle Meldung mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie auf unserer Homepage.
Quelle: Sophia Guttenberger, Referentin für Landwirtschaft im Umweltinstitut München e.V.,
www.umweltinstitut.org, Newsletter vom 10.06.2022