Pestizidpolitik braucht Kehrtwende: Mehr Ökolandbau statt Glyphosat

Beitrag von Bioland e.V. vom 11.08.2022, Ausschnitt

Im Hinblick auf den Jahresbericht 2021 des BVL zum Inlandsabsatz von Pestiziden sieht Bioland weiterhin erheblichen Handlungsbedarf der Politik und der Zulassungsbehörden. Entgegen dem langjährigen Trend ist der Absatz von Pestiziden in Deutschland im vergangenen Jahr wieder
gestiegen (+ 4%). Insbesondere die Abgabe von Herbiziden (+ 13,7%) hat stark zugenommen. Alarmierend sei vor allem ein Anstieg um 33,9 Prozent (auf 4.097 t) bei dem umstrittenen Totalherbizid Glyphosat von 2019 bis 2021 sowie den beiden stark flüchtigen Mitteln Pendimethalin (+20,9%, auf 723 t) und Prosulfocarb (+46,5%, auf 1.416 t).

„Es ist nicht hinnehmbar, dass der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden erneut ansteigt“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Der Einsatz von synthetischen Pestiziden verseucht das Grundwasser, fördert das Artensterben und den Biodiversitätsverlust. Hinzu kommen verunreinigte ökologisch bewirtschaftete Flächen durch Abdrift und Ferntransport, die zu Existenznöten der Landwirte führen können.“

Pestizidreduktion bis 2030

Die Europäische Kommission möchte mit dem Green Deal den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent verringern. „Die Daten aus dem BVL gehen in die falsche Richtung. Brüssel und auch Deutschland müssen jetzt in die konsequente Umsetzung ihrer Ausbauziele zum Ökolandbau kommen: Bis 2030 sollen in Deutschland 30 und EU-weit 25 Prozent der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet sein. Mit dem forcierten Ausbau der ökologischen Landwirtschaft steht ein wirksames Instrument zur  Verfügung, um mit der Pestizidreduktion voranzukommen. Bio7 Landwirte verzichten auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische  Stickstoffdünger und erhalten so unsere Lebensgrundlagen“, so Wehde.

Quelle: Presseabteilung Bioland e.V., leon.mohr@bioland.de

Pestizide belasten Schutzgebiete – Untersuchung in Brandenburg

Untersuchung des Umweltinstituts München

Ackergifte verbreiten sich unkontrolliert durch die Luft und landen dadurch auch in besonders streng geschützten Lebensräumen. Dies zeigt unser neuer Bericht zu Pestiziden in der Brandenburger Luft. Für die Untersuchung haben wir ein Jahr lang an vier Standorten in und um
das Brandenburger Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Luftproben genommen und sie auf Pestizidrückstände hin analysiert. Die Ergebnisse zeigen: je näher ein Standort an intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen gelegen ist, desto stärker ist die Pestizid-
Belastung. Doch selbst inmitten der Kernzone des Biosphärenreservats, wo die Natur sich möglichst unbeeinflusst entwickeln und vor jedem Eingriff durch den Menschen geschützt sein sollte, konnten wir Pestizide in der Luft nachweisen.

Besonders bedenklich: zwei Wirkstoffe, die das Grundwasser gefährden, wurden an allen Standorten nachgewiesen. Zudem sind vier von neun nachgewiesenen Pestizidwirkstoffen so gefährlich, dass die EU sie durch weniger riskante Stoffe ersetzen möchte. Ein weiterer Wirkstoff, den wir nachweisen konnten, gilt als vermutlich krebserregend.

Wie lange manche Stoffe in der Natur verbleiben, zeigen die Funde des längst verbotenen
Insektengifts DDT. DDT haben wir an zwei Standorten gefunden – und das fast 30 Jahre nach dem endgültigen Verbot des extrem schädlichen Insektizids in der ehemaligen DDR.

Angesichts des immer noch dramatischen Insektensterbens ist es von großer Bedeutung, dass geschützte Gebiete nicht sicher vor dem Eintrag von Pestiziden sind. Denn Ackergifte tragen maßgeblich zum Artenschwund bei. Wir fordern deshalb die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Schutz zu gewährleisten: Das Ausbringen von Pestiziden in Schutzgebieten muss sofort verboten werden, und es müssen rund um sensible Gebiete herum Pufferzonen eingerichtet werden! Langfristig wird der Erhalt der Artenvielfalt aber nur mit einem Ausstieg aus der Anwendung chemisch-synthetischer Pestizide gelingen.

Den Untersuchungsbericht und unsere aktuelle Meldung mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie auf unserer Homepage.
Quelle: Sophia Guttenberger, Referentin für Landwirtschaft im Umweltinstitut München e.V.,
www.umweltinstitut.org, Newsletter vom 10.06.2022

Rapsöle sind gesund und preiswert – aber nicht alle

In Deutschland wächst der wertvolle, ölhaltige Raps. Das Öl wird oft auch günstig angeboten. Auf dem Markt sind kaltgepresste und raffinierte Öle. Raffinierte Sorten enthalten genauso viele wertvolle Fettsäuren wie kalt gepresste, werden aber umfangreich physikalisch und chemisch behandelt. Damit scheiden sie für Bio-Zertifizierungen aus. Um geschmacksneutralere Bio-Rapsöle anbieten zu können, dämpfen sie manche Hersteller nach dem Pressen. ÖKO-Test hat 23 Rapsöle beider Sorten untersuchen lassen. Die Qualitäts- und Preisunterschiede sind gewaltig. Die Schadstoffbelastung auch mancher kaltgepressten Marken lässt sie nicht empfehlenswert erscheinen. Mineralölbestandteile, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol, Pestizide und Weichmacher wurden nachgewiesen und führten zu abwertenden Beurteilungen. Erste Anzeichen von Verderb wurden ebenfalls untersucht und berücksichtigt. Erstaunlich: Rapunzel Rapsöl mild, gedämpft ist schlecht und teuer. Hier die Übersicht über Testergebnisse und Preise:

Rapsöl, kalt gepresst, Bewertung Preis pro Liter in Euro
Moritz Raps Kernöl, kaltgepresst, nativ, sehr gut 7,58
K-Bio Rapsöl, nativ, kaltgepresst, gut 3,64
Purea Reines Rapsöl, gedämpft, gut 3,99
Bio Planète Rapsöl nativ classic, befriedigend 8,98
Bio Zentrale Öl Raps kaltgepresst, befriedigend 6,86
Dennree Rapsöl kalt gepresst, nativ, befriedigend 5,38
Die kleine Mühle Raps-Kernöl, kaltgepresst, nativ, befriedigend 13,98
Dm Bio Rapsöl kaltgepresst, nativ, ausreichend 3,70
Gut Bio Kaltgepresstes Rapsöl, ausreichend 3,70
Teutoburger Ölmühle Raps-Kernöl kaltgepresst, nativ, ausreichend 9,98
Alnatura Rapsöl nativ, mangelhaft 4,98
Rapunzel Rapsöl mild, gedämpft, mangelhaft 7,32

Rapsöl, raffiniert, Bewertung Preis pro Liter in Euro
Ja! Reines Rapsöl, sehr gut 0,96
Kunella Feinkost Rapsöl, sehr gut 2,58
Frisan Reines Rapsöl, gut 0,96
Gut & Günstig Pflanzenöl aus Raps, gut 0,99
Mazola 100% Reines Rapsöl, gut 3,97
Rapso 100% Reines Rapsöl, gut 4,21
Vegola Reines Rapsöl, gut 0.96
Vita D’Or Rapsöl, gut 0,96
Rapsgold Universelles Rapsöl pur & mild, befriedigend 3,99
Brändle Vita Rapsöl, ausreichend 3,59
Thomy Reines Rapsöl, ungenügend 3,99
Bericht Wolfgang Ritter; Quelle: ÖKO-Test Magazin 11-2020

„Mit dem Wind kommen die Pestizide“

„Es gibt kein Entkommen: Der Wind trägt Pflanzenschutzmittel in den tiefsten Bayerischen Wald ebenso wie auf die Spitze des Brockens im Harz“, titelte und schrieb Erik Stecher von den Nürnberger Nachrichten am 10.10.2020 auf Seite 23.

Unsere Partner, das Umwelt Institut München e.V. und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. hatten die bisher umfangreichste Studie zur Frage, wie stark sich die Ackergifte über die Luft verbreiten, in Auftrag gegeben, weil Bio-Erzeuger oftmals ihre Produkte nicht als Bio verkaufen können, wenn sie Spuren von Pestiziden enthalten. Ergebnis der Studie: Pestizide sind überall in der Luft. Dem Ergebnis wurde, das war vorauszusehen, von der chemischen Industrie widersprochen. Es sei ja alles nicht so schlimm, weil es sich ja nur um sehr geringe Konzentration von Giften in der Luft handele, die gesundheitlich unbedenklich seien. Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. antwortete auf einen Offenen Brief von Peter R. Müller, Geschäftsführer der Bayer CropScience Deutschland GmbH am 23. Oktober mit einem mehrseitigen Schreiben von dem wir hier den ersten Absatz wiedergeben.

Die Studie »Pestizid-Belastung der Luft« hat für 138 Pestizid-Wirkstoffe aus landwirtschaftlichen Quellen, darunter auch den Feststoff Glyphosat, einen Ferntransport über weite Strecken vom Ausbringungsort hinweg nachgewiesen. An 163 Messpunkten in ganz Deutschland fanden sich Cocktails von im Mittel 17 Pestizid-Wirkstoffen pro Standort. Zwar erscheinen die gemessenen Konzentrationen der einzelnen Wirkstoffe in absoluten Zahlen gering. Doch die gesundheitlichen Langzeit- und Kombinationswirkungen beim Einatmen niedriger Dosierungen jener Pestizid-Cocktails in der Atemluft an praktisch jedem Ort in Deutschland sind gänzlich unerforscht. Die von Peter R. Müller vorgenommene Gleichsetzung dieser Forschungsfragen mit der Aufnahme bestimmter Konzentrationen von einzelnen Pestiziden über den Magen-Darm-Trakt ist fachlich falsch und irreführend. Dennoch nimmt das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft Herrn Müllers Gesprächsangebot an. Das Bündnis möchte den Dialog öffentlich führen – auf Grundlage der Fakten, die sich aus der Studie »Pestizid-Belastung der Luft« ergeben. Quelle: Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, Mitglieder-Rundbrief Oktober 2020, www.enkeltauglich.bio, johanna.baer@enkeltauglich.bio, +49 (0) 170 7756656

Der Olivenöl-Skandal

ÖKO-TEST hat 20 Olivenöle der höchsten Güteklasse „nativ extra“ testen lassen auf Sensorik, Pestizide, Mineralölbestandteile und Weichmacher. „Gut kann ein Olivenöl nur abschneiden, wenn es fehlerfrei ist und aromatisch und ausgewogen schmeckt. Eine Kontamination mit Mineralölbestandteilen und Weichmachern verschlechtert das Gesamturteil.“ Das erschütternde Ergebnis von den acht getesteten konventionellen Ölen war nur eines „gut“ und eines „befriedigend“ – von den 12 Bio-Ölen aber auch nur jeweils eines, aber drei „mangelhaft“ und vier „ungenügend“. Das empfinden wir als skandalös! Der Preis sagt nichts aus über die Qualität.

Bio-Olivenöle, Bewertung, Preis/ 500 ml
Rapunzel Kreta natives Olivenöl extra, fruchtig, gut, 9,99 €
La Espanola Natives Olivenöl Extra, befriedigend, 7,79 €
Bio Planète Natives Olivenöl extra, Portugal, ausreichend, 6,99 €
La Selva Olio Extravergine d’Oliva Italiano, ausreichend, 9,99 €
Neuco Natives Olivenöl Extra, ausreichend, 13,20 €
Dennree Olivenöl Nativ extra, leicht fruchtig, mangelhaft, 3,49 €
Gaea Natives Olivenöl Extra Special Selection Griechenland, mangelhaft, 10,89 €
Monini Bios Olio Extra Vergine di Oliva, mangelhaft, 7,69 €
Alnatura Natives Olivenöl Extra, ungenügend, 3,99 €
Byodo Natives Olivenöl Extra mild, leicht fruchtig, ungenügend, 6,66 €
Mani Bläuel Natives Olivenöl Extra, Kalamata Peleponnes, ungenügend, 8,99 €
Naturata Olivenöl Nativ extra, aus Spanien, ungenügend, 7,33 €
Bericht von Wolfgang Ritter, Quelle: ÖKO-TEST Magazin 5/ 2019

Studentenfutter und Räucherlachs im Test

Kaum zu glauben, womit Studentenfutter „angereichert“ sein kann

Abgepacktes Studentenfutter habe ich noch nie gerne gekauft, weil ich die sehr süßen Sultaninen und anderes Beiwerk, wie Puffreis, darin nicht mag. Und weil die Hasel- oder Walnüsse meist ranzig sind. Aber es gibt noch andere Gründe bei Studentenfutter Zurückhaltung zu üben. Öko-Test fand in manchen Packungen konventioneller Anbieter Spuren von bis zu 19 verschiedenen Pestiziden. Wirklich empfehlen kann man in dieser Hinsicht nur Bio-Produkte. Aber auch hier gibt es Belastungen – nämlich durch Mineralölbestandteile.

Produkt/ Preis für 200 g/ Pestizidspuren/ Mineralölbelastung/ Note

Alnatura/ 2,69 Euro/ 1 Pestizid/ keine Mineralölbelastung/ Note 1
Gepa Bio & Fair/ 4,39 Euro/ kein Pestizid/ Mineralölspuren/ Note 1

Dennree/ 2,79 Euro/ kein Pestizid/ erhöhte Mineralölbelastung/ Note 2
Morgenland Kerniges/ 3,42 Euro/ 3 Pestizide/ keine Mineralölbelast/ Note 2

Clasen Bio/ 2,99 Euro/ kein Pestizid/ stark erhöhte Mineralölbelast./ Note 3
Rapunzel/ 3,99 Euro/ kein Pestizid/ stark erhöhte Mineralölbelast./ Note 3

Von den 14 getesteten konventionellen Studentenfuttern kann man eigentlich nur zwei Produkte essen: Edeka Studentenfutter klassische Mischung und Kaufland Studentenfutter Classic, die beide mit „sehr gut“ beurteilt wurden. Gar nicht kaufen sollte man: Ardilla Traube-Nuss, acht Pestizide in Spuren, darunter ein besonders bedenkliches, erhöhte Mineralölbestandteile, bittere Walnusskerne; Rewe Ja! Nuss-Fruchtmischung, 19 Pestizide in Spuren, darunter zwei besonders bedenkliche, Spuren von Mineralöl; Pittjes Party Nuts Studentenfutter, 10 Pestizide in Spuren, darunter ein besonders bedenkliches, Spuren von Mineralöl, alte Haselnüsse; Aldi Nord Trader Joe’s Nuss-Frucht Mischung, acht Pestizide in Spuren, darunter ein besonders bedenkliches, Spuren von Mineralöl, teilweise bittere Walnusskerne. Alle vier wurden mit „mangelhaft“ bewertet.
W.R./ Quelle: ÖKO-TEST Magazin 11.2018

Beim Lachskauf genau hinschauen

Geräucherter Wildlachs ist eine Delikatesse
ÖKO-TEST hat fünf Produkte untersucht. Drei schneiden „sehr gut“ ab
• Friederichs Kodiak Wildlachs Smoked, 100 g 6,49 Euro
• Stührk Alaska Wildlachs Geräuchert, 100 g 5,49 Euro
• Youkon Wild & Red Wildlachs, 100 g 7,99 Euro
Krone Fisch Sockeye Wildlachs, 100 g 3,33 Euro, wurde mit „gut“ und Fish Tales Sockeye Wildlachs, 100 g 5,98 Euro, mit „befriedigend“ bewertet.

Krebsverdächtiger Konservierungsstoff in jedem vierten Räucherlachs
Räucherlachs aus Fischzuchtbetrieben (ÖKO-TEST hat 15 Produkte untersucht) ist eher bedenklich. Weil Fisch aus Aquakulturen nicht artgerecht gehalten wird, wurde die Note „sehr gut“ nicht vergeben. Die beste Beurteilung („gut“) erhielt nur der Bio-Räucherlachs von Laschinger, 100 g 3,69 Euro.

Zwei bio- und drei konventionelle Produkte schneiden mit „befriedigend“ ab (Bio Verde Irischer Atlantik Lachs Naturland, 100 g 7,79 Euro, Followfish Bio-Lachs. 100 g 6,65 Euro; Almare Seafood Skandinavischer Räucherlachs von Aldi Süd, Ocean Sea Norwegischer Räucherlachs von Lidl, alle 2,14 Euro pro 100 g.

Die anderen untersuchten neun Proben wurden nur mit „ausreichend“, „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet, weil sie entweder das krebsverdächtige Ethoxyquin enthielten oder/ und die Besatzdichte und damit die Sterblichkeitsrate zu hoch ist oder/ und chemische Stoffe zur Behandlung der Fische gegen die Lachslaus nachgewiesen wurden.
W.R., Quelle: ÖKO-TEST Magazin 12/2018