Wissenschaft ist objektiv und wissenschaftliche Studien dienen dazu, objektive Erkenntnisse zu gewinnen. Glauben manche … In einigen Fällen ist das leider ein ungeheurer Trugschluss: Die Tabak-Konzerne zum Beispiel haben es geschafft, jahrzehntelang die Gesundheitsgefahren von Tabak zu verschleiern. Mit gekauften Wissenschaftlern, gefälschten Studien und Ablenkungsmanövern. Heutzutage ist jedem klar: Rauchen fördert Lungenkrebs. Doch die Tabak-Konzerne haben wichtige Zeit gewonnen und in dieser Zeit Millionen verdient. Und millionenfach Krankheit und Tod gebracht. Die gleiche Strategie verfolgen mittlerweile auch die Zucker- und Softdrink-Konzerne: Gemeinsam versuchen sie gezielt, die Gesundheitsgefahren von Zucker zu verschleiern.
Fall 1: Zucker-Lobby
Unglaublich, aber wahr: Erst kürzlich kam heraus, dass die Zucker-Industrie die offiziellen Ernährungsempfehlungen auf der ganzen Welt über Jahrzehnte beeinflusst hat! Die Zucker-Lobby bezahlte Wissenschaftler dafür, die Gefahren von Zucker kleinzureden und stattdessen „zu viel Fett“ als größere Gefahr für die Gesundheit darstellen. Mit Erfolg: „Fettarm“ war DER große Ernährungstrend; die Gefahren von Zucker wurden jahrelang vernachlässigt. Wir ALLE wurden also JAHRELANG manipuliert!
Fall 2: Getränke-Lobby
Es klingt so einfach wie logisch: Zuckrige Getränke wie Cola und Fanta machen dick. Doch glauben Sie, die Getränke-Industrie gibt das zu? Keinesfalls! Ihr Lobbyverband in Deutschland streitet bis heute ab, dass Cola & Co. Übergewicht verursachen. Und es gibt tatsächlich Studien, die diese Behauptung zu bestätigen scheinen. Wie das sein kann? Ganz einfach: Die Industrie hat die Forschung massiv beeinflusst. 80 Prozent der Studien, die von Unternehmen der Softdrink-Industrie finanziert wurden, finden KEINEN Zusammenhang zwischen dem Konsum von Zuckergetränken und Übergewicht. Wenn jedoch unabhängige Wissenschaftler das untersuchen, kommt genau das Gegenteil heraus: 80 Prozent der unabhängigen Studien FINDEN den Zusammenhang! Das zeigt, mit welch perfiden Methoden die Industrie Zweifel an der Schädlichkeit von Zucker sät.
Fall 3: Das „Global Energy Balance Network”
Das wohl krasseste aktuelle Beispiel für gekaufte Wissenschaftler ist der Fall des sogenannten „Global Energy Balance Network“. Der Vize-Präsident des besagten „Netzwerks“ hatte die Auswirkungen ungesunder Ernährung verharmlost. Er behauptete, es sei nicht belegt, dass zuckerhaltige Getränke und ungesunde Ernährung für Übergewicht verantwortlich sind. Erst später kam heraus: Das vermeintlich unabhängige Netzwerk war mit 1,5 Millionen Dollar vom Unternehmen Coca-Cola finanziert worden – der Konzern hatte so Einfluss auf die Positionen der Wissenschaftler genommen!
Das zeigt: Die Nahrungsmittelindustrie schreckt auch vor schmutzigen Tricks nicht zurück, wenn es darum geht, ihren Profit zu verteidigen. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen.
foodwatch-newsletter vom 7. Juli 2017 (Ausschnitt), Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen, aktuell@foodwatch.de