Liebe Leserinnen und Leser,

man kann sich darüber ärgern, dass Grüne Gentechnik noch immer ein Thema in Deutschland, Europa und der Welt ist; wir freuen uns darüber, dass Bayern zu den gentechnikfreien Regionen Europas gehört. Man kann sich darüber ärgern, dass noch nicht alle Insektenkiller verboten sind; wir freuen uns, dass drei hochgiftige Neonikotinoide zum Ende des Jahres aus dem Handel verschwinden müssen. Man kann sich darüber ärgern, dass der frühere Bundesminister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz dafür gesorgt hat, dass Glyphosat für weitere fünf Jahre die Umwelt belastet; wir freuen uns darüber, dass Brüssel nun unabhängige Gutachten finanzieren will.

Alle diese kleinen Fortschritte, bedurften des zivilgesellschaftlichen Engagements – auch des unseren. Wir können ja leider nicht davon ausgehen, dass unsere Eingaben bei Politikern sofortiges und vollständiges Gehör finden, denn schließlich unterliegen sie ja auch dem mächtigen Lobbying der Agrarindustrie, den Forderungen der Erzeuger von gentechnisch verändertem Saatgut, von Pestiziden und Kunstdüngern. Die Politiker stehen biblisch gesprochen zwischen David und Goliath. Das wird an zwei Aussagen der neuen Bundesministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz deutlich: „Was giftig ist, gehört vom Markt.“, ihr Kommentar zum Verbot der Neonikotinoide. Tierschützer, die Gesetzesverstöße und Missstände in der Massentierhaltung aufdecken und dazu widerrechtlich in Ställe eindringen, diffamiert sie als „selbsternannte Stallpolizei“ und will sie härter bestrafen. Im ersten Beispiel folgt sie den beharrlichen Forderungen der Verbraucher, im zweiten Beispiel der Agrar-Industrie.

Die Entscheidung der EU-Kommission, künftige Zulassungen von möglicherweise gesundheitsgefährdenden Stoffen vom Europäischen Institut für Lebensmittelsicherheit (EFSA) selbst begutachten zu lassen oder unabhängige Gutachten zu finanzieren, ist nicht hoch genug einzuschätzen, stammten doch die Gutachten bisher weitgehend aus der Feder der beantragenden Unternehmen selbst.

Ihnen, unseren Mitgliedern, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für Ihre Mitgliedschaft bei uns. Gewinnen Sie bitte Verwandte, Freunde und Bekannte; ein Engagement im Bio-Verbraucher e.V. dient im oben dargelegten Sinne dem Menschheitsfortschritt.

Neuer Internetauftritt
Wir haben einen neuen Internet-Auftritt. Unter www.netz.bio können sich unsere Firmenmitglieder wirksamer als bisher präsentieren. Die Besucher von netz.bio können bei „Bio-Adressen“ nach bestimmten Anbietern, Warengruppen, Waren oder Orten suchen. Geben Sie z.B. „Wein“ ein, erscheinen unsere Winzer, geben Sie eine Postleitzahl ein, erscheinen unsere Firmenmitglieder an diesem Ort und in der Umgebung. Drücken Sie die Taste „Online-Shops“ finden Sie alle unsere Firmenmitglieder mit Versandhandel. In dem „Suche“-Feld rechts oben in der Funktionsleiste kann man Begriffe eingeben, die z.B. zu Artikeln in unseren Info-Briefen führen. Geben Sie z.B. „Glyphosat“ ein, finden Sie, wo wir was über Glyphosat veröffentlicht haben. Gegenwärtig übertragen wir die Adressen unserer Firmenmitglieder von bio-verbraucher.de auf netz.bio. Stöbern Sie doch schon einmal ….

EU-Datenschutzgrundverordnung
Wir weisen darauf hin, dass wir, der EU-Datenschutzgrundverordnung entsprechend, mit personenbezogenen Daten sorgsam umgehen. Wir verwenden sie ausschließlich zur internen Mitglieder- und Interessentenverwaltung, zur Korrespondenz mit Ihnen, unseren Mitgliedern, zum Einzug von Mitgliedsbeiträgen und anderen Forderungen. Eine Einsicht durch Dritte und eine Weitergabe an Dritte ist ausgeschlossen. Unsere Erklärung zum Datenschutz finden Sie auf www.netz.bio/ Datenschutz und www.bio-verbraucher.de/ Impressum. Bei Fragen und Wünschen zum Datenschutz wenden Sie sich bitte an: datenschutz@bio-verbraucher.de.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter

Die unheimliche Macht der Handelsketten

Fünf Einzelhandelsketten (Aldi, Edeka, Lidl, Metro, Rewe) machen in Deutschland etwa 90 Prozent des Einzelhandelsumsatzes bei Lebensmitteln und Getränken. Sie haben die Marktmacht – und nutzen sie schamlos aus. Das geht besonders gut da, wo sie mit kleineren, regionalen Lieferanten zu tun haben: Bauern, Gärtnern, Molkereien, Metzgereien, die für ihr Frischeangebot sorgen. Unlautere Praktiken sind:

  • Kurzfristige Bestellungen und Stornierungen
    „Wir bekommen morgens um acht Uhr die Bestellung für den nächsten Tag und am Nachmittag um drei oder halb vier wird dann nochmal dazu oder abbestellt“ berichtet ein Gemüseerzeuger aus dem Nürnberger Knoblauchsland.
  • Lange Zahlungsziele
    „Das Zahlungsziel der großen Ketten liegt bei 42 Tagen“, berichtet der Gemüseerzeuger weiter. „Wenn wir liefern, bekommen die Händler in wenigen Tagen das Geld. Die arbeiten dann sechs Wochen mit unserem Geld.“
  • Wöchentliche Preisverhandlungen
    „Wenn man auf ihre Bedingungen nicht eingeht, dann suchen sie sich neue Lieferanten.“

Die Frage ist nun, wie kann die Macht der Handelsketten gebrochen werden, wie können Zulieferer vor ihren unlauteren Praktiken geschützt werden? Ein Entwurf der EU-Kommission sieht eine Kontrollbehörde in jedem Mitgliedsstaat vor (in Deutschland die Gewerbeaufsichtsämter). Sie soll bei unlauteren Vertragsbedingungen eingeschaltet werden aber auch selbständig aktiv einschreiten können. Sie soll Betrieben mit weniger als 250 Beschäftigten oder weniger als 50 Millionen Euro Umsatz oder einer Bilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro zur Seite stehen.

Brüssel geht davon aus, dass der zusätzliche Verwaltungsaufwand nicht zu Preiserhöhungen führt. Begründung: Auch die unlauteren Praktiken führten nicht zu Preissenkungen, sondern schmälerten nur das Einkommen der Erzeuger (derzeitige Umsatzanteile: Erzeuger 21%, Verarbeiter 28%, Handel 51%). Kann dieser Umkehrschluss gezogen werden? Ist diese staatliche Regelungsabsicht zielführend? Folgende Argumente sprechen dagegen:

  1. Vielen Betrieben, z.B. Molkereien, würde nicht geholfen, weil sie nicht klein genug sind, um die Behörde in Anspruch nehmen zu können.
  2. Richtlinien können niemals alle unlauteren Handelspraktiken verhindern.
  3. Welcher Landwirt wird sich trauen, die Behörde zu Hilfe zu rufen? Er kann sicher sein, seinen Abnehmer zu verlieren.
  4. Die Vergangenheit hat gezeigt, Mitarbeiter der Gewerbeaufsichtsämter können Missstände nicht vermeiden und niemals vollständig kontrollieren.

Warum sollen eigentlich staatliche Behörden die Aufgabe übernehmen, kleinere Lieferanten zu unterstützen? Wäre es nicht sinnvoller, einfacher und kostengünstiger ein Gesetz/ eine Verordnung zu erlassen, die den am Wirtschaftsprozess Beteiligten auferlegt, lautere Lieferbedingungen in assoziativen Gesprächen selber festzulegen? Ähnlich wie in Tarifvertragsverhandlungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten die Handelsverbände die Handelsbedingungen festlegen und überwachen. Ein einzelner Landwirt müsste dann bei Verstoß gegen die in Verhandlungen festgelegten Handelsbedingungen nicht selbst das Gewerbeaufsichtsamt zu Hilfe rufen, sondern würde unlautere Praktiken seinem Bauernverband melden. Dieser könnte Nachricht an seinen Assoziationspartner, den Handelsverband, und das Gewerbeaufsichtsamt geben.

Bericht von Wolfgang Ritter, nach einer Meldung in den Nürnberger Nachrichten vom 13.04.2018, S. 21: Mehr Fairness im Verkaufsregal; alle Zitate aus diesem Bericht

Neue Wissenschaftsfelder: Nutrigenomik und Nutrigenetik

Nutrigenetik = Wissenschaft vom Einfluss der Gene auf die Nahrungsauswahl
Nutrigenomik = Wissenschaft von den Veränderungen an Genen durch die Nahrung.

Man hat z.B. herausgefunden, warum viele erwachsene Asiaten Milch und Milchprodukte nicht vertragen, Europäer aber schon. Weil die Milchwirtschaft in Asien über lange Zeit keine Rolle spielte, hat sich der Körper angepasst; nach dem Kindesalter wird das Enzym Laktase, das den Milchzucker aufspaltet und verträglich macht, nicht mehr produziert.

Die Ernährungsindustrie interessiert sich sehr für Nutrigenomik, denn kennt man die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und ihren Einfluss auf die Gene, kann man Pflanzen züchten oder genetisch verändern und Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel herstellen, die bestimmte Bedingungen erfüllen, z.B. ein erhöhte Menge an Antioxydanzien, um Arteriosklerose vorzubeugen. Fitnessstudien, Apotheken, Heilpraktiker und Ärzte bieten schon Gentests an, um gezielte Ernährungsempfehlungen geben zu können.

Einer der bekanntesten Gentests zum Abnehmen unterscheidet vier Ernährungstypen. Typ 1 (Kohlenhydrate und Fette setzen an) werden zum Abnehmen Proteine empfohlen, Typ 2 (Kohlenhydrate setzen an) darf Proteine und Fette essen, Typ 3 (Fette und Proteine setzen an) darf viele Getreideprodukte essen, Typ 4 (Proteine setzen an) kann Getreideprodukte und Fetthaltiges essen.

Das europäische Forschungsprojekt „Food4me“ hatte 1500 Teilnehmer in vier Gruppen geteilt. Gruppe 1 erhielt individuelle Ernährungsempfehlungen, Gruppe 2 zusätzlich auf der Basis individueller Laborwerte, von Gruppe 3 wurden zusätzlich genetische Daten erhoben. Die vierte Gruppe erhielt lediglich allgemeine Empfehlungen. Nach sechs Monaten hatten die Teilnehmer der Gruppen 1 – 3 einen deutlich gesünderen Ernährungsstil übernommen.

Prof. Dr. Hannelore Daniel von der Technischen Universität München betont dazu, man brauche riesige Studien mit Hunderttausenden von Probanden, um die Wechselwirkungen von Genen und Ernährung verstehen zu können. Auch nach Meinung anderer Experten lasse sich noch kein wissenschaftlicher Rat ableiten; die gegenwärtig angebotenen Gentests untersuchten nur wenige Gene.

Wir halten fest, was wir schon lange wissen, und was auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung publiziert wird. Und das gilt für alle Typen: Vollkornprodukte bevorzugen, viel Gemüse und Obst, Milchprodukte und Nüsse essen, wenig Fleisch und Wurst (nicht mehr als 300 – 600 g pro Woche) und ein- bis zweimal Fisch pro Woche. Die Nahrung soll ballaststoffreich sein. Zucker und Salz nur sparsam einsetzen. Vor allem gilt: achtsam essen, ohne Ablenkung durch Fernsehen oder Computerspiele.

Bericht von Wolfgang Ritter nach einem Artikel von Karin Possin in: Naturarzt Juni 2018, Sind wir denn alle „genmanipuliert“?

Veggie-Gerichte fix & fertig

Die gute Nachricht: Die meisten veganen Fertiggerichte sind qualitativ und geschmacklich in Ordnung. Die weniger gute Nachricht: Viele enthalten zu viel Salz (kann den Blutdruck erhöhen), wenige Mineralölrückstände oder andere bedenkliche oder umstrittene Inhaltsstoffe, die zu Organschäden führen können.

Öko-Test hat 21 vegane Fertiggerichte (6 konventionelle und 15 Bio-Produkte) getestet. Hier eine Übersicht über die Testergebnisse der Bio-Gerichte:

Test-Urteil Hersteller und Produktname Bemerkungen
„Sehr gut“ Davert Noodle-Cup Tomatensauce, instant
„Gut“ Allos Vegan Express Italienische Kräuter, instant Spuren von Mineralöl
Alnatura Bulgur Pfanne Mediterrane Art, Instant Salzgehalt erhöht
Bio Inside Linsencurry „India“, Beutel Salzgehalt erhöht
Dm Bio Chili Sin Carne, Dose Salzgehalt erhöht
Ener Bio Chili Sin Carne, Dose Salzgehalt erhöht
Na Bio Chilitopf, Dose Salzgehalt erhöht
Natumi Vegan Mixx Chili Con Tofu mit Reis, Beutel Spuren von Mineralöl
Ökoland Wok Gemüse Pfanne, Karton Salzgehalt erhöht
Reichenhof Bio Chili Sin Carne, Dose Salzgehalt erhöht
Tartex Vegan & Warm Italienische Kräuter, Instant Spuren von Mineralöl
Zwergenwiese Soul Kitchen Chili Sin Carne, Glas
„Befriedigend“ Bio Primo Chili Sin Carne mit Soja, Dose Salzgehalt stark erhöht
Ener Bio Quinoa Tasse Mediterran, Instant Mineralölgehalt stark erhöht
„Ausreichend“ Cenovis Schneller Becher Gemüsereis Mediterran, Instant Hefeextrakt/anorganisches Arsen

Kaufen Sie nicht die konventionellen Produkte Jütro Vegan Gemüse Curry Napapiri und Satori Gemüsecurry Napapiri, beide in Schalen. In ihnen wurden erhöhte Spuren von Pestiziden gefunden, darunter Chlorpropham und Cadmium.

Bericht von Wolfgang Ritter, Quelle: Öko-Test Magazin 5/ 2018

Der Mega-Deal: Bayer kauft Monsanto für 66 Milliarden Dollar

Der Mega-Deal ist durch: In Deutschland ist vergangenen Donnerstag (7. Juni 2018) der mächtigste Agrarkonzern der Welt entstanden. Bayer hat Monsanto übernommen. Das ist bitter. Doch eine zweite Nachricht zeigt, wie gewaltig wir dem Konzern zusetzen: Monsanto heißt künftig nicht mehr Monsanto. Unser gemeinsamer Protest hat das Image so beschädigt, dass Bayer den Namen versteckt – ein durchschaubares Manöver. Der Gegner heißt anders, unser Ziel bleibt gleich: eine faire, ökologischere Landwirtschaft. Es ist der ideale Zeitpunkt dafür, denn jetzt ist die Politik am Drücker.

Bayer wittert das dicke Geschäft mit Monsanto. Ob die Rechnung aufgeht, ist offen – und hängt auch von uns allen ab. In den nächsten Monaten stehen gleich mehrere politische Entscheidungen an, bei denen wir Bayer-Monsanto das Geschäft mit seinen Top-Sellern verderben können:

  • Glyphosat. Bis Ende des Jahres entscheidet die Bundesregierung über die Zulassung glyphosathaltiger Pestizide – darunter Monsantos Unkrautvernichter Roundup. Die Regierung kann das Ackergift wegen seiner fatalen Auswirkungen auf Bienen und Schmetterlinge verbieten.
  • Patente. Über ein Schlupfloch im Patentrecht kann sich Monsanto Obst- und Gemüsesorten sichern – noch. Bereits bei seiner nächsten Sitzung könnte der Verwaltungsrat des Europäischen Patentamts diese Lücke schließen.
  • Das ganz große Ding. Alle sieben Jahre entscheidet die EU über die Grundausrichtung der Landwirtschaft – die „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP). Verhandelt wird genau jetzt. Es geht um jährlich 58 Milliarden Euro, die bisher vor allem die weitere Industrialisierung der Landwirtschaft fördern.“

Auszug aus: Newsletter Campact e.V. vom 11.06.2018, info@campact.de

Der Bio-Verbraucher e.V. wirkt zusammen mit Campact und anderen Organisationen gegen Glyphosat und Patente und für die Erhaltung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Europa.

Köche von morgen sollen schon heute auf Bio setzen

Die städtische Berufsschule B 3 will sich als bundesweit erste Ausbildungseinrichtung für angehende Köche, Fleischer und ähnliche Berufe biozertifizieren lassen.

Wie ein Revoluzzer wirkt Ludwig Englert auf den ersten Blick eigentlich nicht. Doch der Plan, den der Schulleiter so ruhig und unaufgeregt schildert, ist nichts weniger als eine kleine Revolution: Die städtische Berufsschule B 3 soll nämlich biozertifiziert werden, so dass die angehenden Köche, Gastro- oder Hotelfachkräfte künftig nur noch mit ökologisch unbedenklichen, nachhaltig produzierten Lebensmitteln arbeiten. Damit wäre die B 3 die bundesweit erste Berufsschule ihrer Fachrichtung, die diesen Titel trägt. Eine Idee, mit der der Vorsitzende des Fördervereins der B 3, Peter Noventa vom Tiergartenrestaurant Waldschänke, offene Türen an der Deumentenstraße einrannte. Denn: „Das wäre nicht nur für unsere Schule ein Aushängeschild, sondern auch für Nürnberg“, findet Englert. Schließlich unternimmt die Stadt ziemlich viel, um sich als „BioMetropole“ zu etablieren.

Spaß am Arbeiten
Natürlich ist die positive Außenwirkung nicht der einzige Grund, warum sich Englert für die Bio-Zertifizierung starkmacht. Ihm ist wichtig, dass die Gastro- und Hotelfachkräfte von morgen nicht nur ihr Handwerk richtig erlernen. Ihm liege als Pädagoge zum Beispiel auch ganz besonders am Herzen, betont Englert, Köche auszubilden, die „Spaß am Arbeiten mit gesunden und hochwertigen Lebensmitteln“ haben. Und das, so Englert, gehe eben nur mit Bio-Produkten.

Schnittarten und andere handwerkliche Techniken könne man natürlich auch an Gemüse aus konventioneller Erzeugung üben, sagt er. Was produziert wird, müsse nachher aber ja auch schmecken. Und ein gutes Produkt könne man eben „nur mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln“ zubereiten, findet der Schulleiter. Zwischen Fleisch vom Bio-Bauern und Ware aus Massentierhaltung etwa bestünde geschmacklich „ein Unterschied wie Tag und Nacht“. Dass die Arbeit mit Bio-Lebensmitteln und das Wissen um den richtigen Umgang damit auch für die Berufsaussichten seiner Absolventen äußerst förderlich sein dürften, gerät bei Ludwig Englerts Ausführungen fast schon zur willkommenen Nebenwirkung.

Bessere Chancen am Markt
Dabei dürfte dieses Know-how künftig Gold wert sein, ist Werner Ebert überzeugt, der im städtischen Umweltreferat den Bereich „BioMetropole“ leitet. Ebert hat dazu drastische Zahlen zur Hand. Gut ein Viertel aller Lebensmittelbetriebe habe in den vergangenen Jahren das Handtuch werfen müssen. Um sich gegen Supermärkte und andere Billigkonkurrenz erfolgreich zu behaupten, müssten sich Bäckereien und Metzgereien mit ihrem Angebot abheben — und Bio ist für ihn eine solche Chance.

Doch eine Bio-Backstube oder Bio-Küche zu führen, will erst einmal gelernt sein. Denn einfach nur konventionelle Produkte durch ökologisch zertifizierte zu ersetzen, damit ist es laut Ebert nicht getan. Das Kosten- und Produktmanagement sei schon deutlich aufwendiger. „Ich muss beispielsweise anders einkaufen.“ Heißt: Es muss mehr Gewicht auf saisonale Produkte gelegt und der Fleischanteil der Gerichte überdacht werden. Wichtig, so Werner Ebert, sei auch eine direkte Verbindung zu den Erzeugern und auch der Einsatz von B-Ware, also krummen Karotten oder ähnlichen Produkten, die der Einzelhandel aus optischen Gründen verschmäht. Während er auf diese Weise sogar eine kostenneutrale Bio-Umstellung für möglich hält, rechnet Schulleiter Englert mit Mehrkosten von rund 40 Prozent.

Bericht von VOLKAN ALTUNORDU in den Nürnberger Nachrichten vom 19.04.2018/ Lokalteil: Ein Aushängeschild für die BioMetropole Nürnberg: Die B 3 will sich als erste Berufsschule Deutschlands zertifizieren lassen.

Gekaufte Wissenschaft

Wissenschaft ist objektiv und wissenschaftliche Studien dienen dazu, objektive Erkenntnisse zu gewinnen. Glauben manche … In einigen Fällen ist das leider ein ungeheurer Trugschluss: Die Tabak-Konzerne zum Beispiel haben es geschafft, jahrzehntelang die Gesundheitsgefahren von Tabak zu verschleiern. Mit gekauften Wissenschaftlern, gefälschten Studien und Ablenkungsmanövern. Heutzutage ist jedem klar: Rauchen fördert Lungenkrebs. Doch die Tabak-Konzerne haben wichtige Zeit gewonnen und in dieser Zeit Millionen verdient. Und millionenfach Krankheit und Tod gebracht. Die gleiche Strategie verfolgen mittlerweile auch die Zucker- und Softdrink-Konzerne: Gemeinsam versuchen sie gezielt, die Gesundheitsgefahren von Zucker zu verschleiern.

Fall 1: Zucker-Lobby
Unglaublich, aber wahr: Erst kürzlich kam heraus, dass die Zucker-Industrie die offiziellen Ernährungsempfehlungen auf der ganzen Welt über Jahrzehnte beeinflusst hat! Die Zucker-Lobby bezahlte Wissenschaftler dafür, die Gefahren von Zucker kleinzureden und stattdessen „zu viel Fett“ als größere Gefahr für die Gesundheit darstellen. Mit Erfolg: „Fettarm“ war DER große Ernährungstrend; die Gefahren von Zucker wurden jahrelang vernachlässigt. Wir ALLE wurden also JAHRELANG manipuliert!

Fall 2: Getränke-Lobby
Es klingt so einfach wie logisch: Zuckrige Getränke wie Cola und Fanta machen dick. Doch glauben Sie, die Getränke-Industrie gibt das zu? Keinesfalls! Ihr Lobbyverband in Deutschland streitet bis heute ab, dass Cola & Co. Übergewicht verursachen. Und es gibt tatsächlich Studien, die diese Behauptung zu bestätigen scheinen. Wie das sein kann? Ganz einfach: Die Industrie hat die Forschung massiv beeinflusst. 80 Prozent der Studien, die von Unternehmen der Softdrink-Industrie finanziert wurden, finden KEINEN Zusammenhang zwischen dem Konsum von Zuckergetränken und Übergewicht. Wenn jedoch unabhängige Wissenschaftler das untersuchen, kommt genau das Gegenteil heraus: 80 Prozent der unabhängigen Studien FINDEN den Zusammenhang! Das zeigt, mit welch perfiden Methoden die Industrie Zweifel an der Schädlichkeit von Zucker sät.

Fall 3: Das „Global Energy Balance Network”
Das wohl krasseste aktuelle Beispiel für gekaufte Wissenschaftler ist der Fall des sogenannten „Global Energy Balance Network“. Der Vize-Präsident des besagten „Netzwerks“ hatte die Auswirkungen ungesunder Ernährung verharmlost. Er behauptete, es sei nicht belegt, dass zuckerhaltige Getränke und ungesunde Ernährung für Übergewicht verantwortlich sind. Erst später kam heraus: Das vermeintlich unabhängige Netzwerk war mit 1,5 Millionen Dollar vom Unternehmen Coca-Cola finanziert worden – der Konzern hatte so Einfluss auf die Positionen der Wissenschaftler genommen!

Das zeigt: Die Nahrungsmittelindustrie schreckt auch vor schmutzigen Tricks nicht zurück, wenn es darum geht, ihren Profit zu verteidigen. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen.

foodwatch-newsletter vom 7. Juli 2017 (Ausschnitt), Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen, aktuell@foodwatch.de

Veganes Gemüse-Reis-Gericht mit Humus

Zutaten
Basmati-Reis, Kichererbsen (je 1 Tasse pro Person), Gemüse: Möhren, Kohlrabi, Brokkoli, Pflanzenöl, Zitronensaft, Tahin (Sesampaste), Gemüsebrühwürfel, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel, andere Gewürze, frische Kräuter

Zubereitung
Humus: Kichererbsen über Nacht einweichen, waschen, mit frischem Wasser und Gemüsebrühwürfel aufsetzen und ca. eine Stunde lang kochen. Mit Gewürzen (Salz, Pfeffer, 1 EL Zitronensaft, Kreuzkümmel) abschmecken, 2 EL Tahin und evtl. andere Gewürze, z.B. Kurkuma, nach Geschmack hinzugeben. Mit Pürierstab zu einer feinen Creme (Humus) verrühren. Frische Kräuter waschen, klein schneiden und darüber streuen.

Gemüse: Möhren, Kohlrabi, Brokkoli waschen, Möhren bürsten, Kohlrabi schälen. Möhren und Kohlrabi in Stifte schneiden und etwa 10 Minuten in Pflanzenöl schmoren, Brokkoli-Röschen dazu geben und weitere 10 Minuten schmoren lassen. Abschmecken und nach Belieben mit frischen Kräutern servieren.

Basmati-Reis: Reis waschen und mit der anderthalbfachen Menge Wasser und Salz etwa 20 Minuten kochen lassen.

Guten Appetit wünscht Gabriele Ritter