Männliche Küken aus Legehennen-Haltung töten oder aufziehen?

 

In-Ovo-Geschlechtsbestimmung
Die Demeter-Delegiertenversammlung hat beschlossen, dass In-Ovo Geschlechtsbestimmung und die nachfolgende Vernichtung der männlichen, angebrüteten Eier im Demeter-Verband in Zukunft nicht angewandt wird. Dazu Demeter-Vorstand Alexander Gerber: „Jetzt ist es noch klarer: Demeter will kein Küken-Töten mehr, aber auch keinen faulen Kompromiss, wie man ihn mit der In-Ovo-Selektion eingehen würde. Denn damit würden die männlichen Küken nur früher getötet. Wir gehen der Fragestellung, wie man mit den männlichen Tieren in der Legehennen-Haltung umgeht, ganzheitlich um: Mit der ökologischen Tierzucht haben wir die Züchtung des Öko-Huhns der Zukunft auf den Weg gebracht – hier werden beide Tiere aufgezogen, Hahn und Henne!“ Die ökologische Tierzucht gGmbH ist ein gemeinsames Projekt von Demeter und Bioland. Derzeit werden in Deutschland nahezu alle Hähne aus der Brut von Legehennen (sog. Bruderhähne) am ersten Tag getötet und als Futter an fleischfressende Tiere eingesetzt. Neben Zoos und Tierparks sind vor allem Falknereien jeglicher Größe Abnehmer für solche Futterküken. Die Tiere werden am ersten Tag mittels CO2 betäubt und getötet; das sog. „Schreddern“, also das Zerhäckseln der lebenden Tiere durch ein schnelllaufendes Messer wird in Deutschland nicht angewendet.

Mast der Bruderhähne
Seit rund 10 Jahren, versuchen einige Initiativen und Projekte, die Brüder der Legehennen als sogenannte Bruderhähne aufzuziehen und zu mästen. Die bekanntesten Initiativen in Deutschland sind die Bruderhahninitiative Deutschland (BID) im Norden und der „Stolze Gockel“ von Peter Schubert im Süden. In beiden Projekten werden die Hähne bis ca. 18 bis 20 Wochen gemästet und nach dem Schlachten als ganze Tiere oder zerlegt oder auch als fertige Produkte verkauft. Mittlerweile gibt es eine breite Palette an Gockel-Produkten (Fertiggerichte im Glas, TK-Waren, Wurst etc.). In beiden Projekten wird die Mast der Hähne durch einen Zuschlag auf die Eier von rund 4 Cent/ Ei subventioniert. Der Verkauf der Produkte erfolgt in der Regel über die gleichen Wege wie der Verkauf der Eier. Derzeit gehen von uns rund 100.000 Hähne p.a. in diese Form der Hahnenmast.

Zweinutzungshuhn
Einen etwas anderen Weg versucht man durch den Einsatz von sogenannten Zweinutzungshühnern. Nach Definition der Beteiligten (siehe unter anderem www.oekotierzucht.de) versteht man darunter Tiere, bei denen sowohl Hahn als auch Henne ohne Querfinanzierung durch die „andere Seite“ auskommen; also dass der Hahn schnell genug wächst und die Henne genügend Eier legt. Hier gibt es seitens der Ökologischen Tierzucht gGmbH bereits vielversprechende Versuchsherden mit Zweinutzungstieren aus Gebrauchskreuzungen von Lege– und Mastrassen. Das Zweinutzungshuhn wird zwar unter rein wirtschaftlichen Aspekten nicht die Leistungsfähigkeit der spezialisierten Mast- oder Legelinien erreichen, kann aber für marktnah wirtschaftende Betriebe eine echte Alternative zu den hochspezialisierten Linien der großen Zuchtkonzerne sein. Auch um die Abhängigkeit von wenigen großen, internationalen Zuchtkonzernen zu reduzieren ist die unabhängige Zucht des Zweinutzungshuhns eine Strategie. Ein Nebenziel ist es, den Markt im Bereich der bäuerlichen Hühnerhaltung zu beleben und die Betriebe nachhaltig zu stärken.
Quelle: Demeter Bayern | Rundbrief Nr. 139, Juni 2018

Bruderhähne dürfen leben

Hühnerhalter wollen entweder viel Fleisch oder viele Eier. Um das zu erreichen, wurden zwei Zuchtlinien entwickelt. Fleisch ansetzende und Eier legende. Bei Fleisch ansetzenden Rassen werden beide Geschlechter aufgezogen und als Hähnchen vermarktet. Bei Eier legenden Rassen kann man mit den männlichen Tieren nichts anfangen; sie werden sofort nach dem Schlüpfen getötet. Das gilt für konventionelle wie Bio-Betriebe. Nicht aber für Peter Schubert in Igensdorf. Er hat ein Zwei-Nutzungshuhn entwickelt – eine Rasse, die sowohl Eier legt aber auch Fleisch ansetzt – nur langsamer. Er ist einer von zwei Züchtern in Deutschland, die männliche Küken nicht sofort töten (In Deutschland werden sie vergast im Ausland auch geschreddert.)

Am 3. Oktober 2017 haben wir den Demeter-Geflügelhof Schubert besucht. Peter Schubert hat uns persönlich durch seinen Betrieb geführt, uns sein Vermarktungskonzept erläutert und uns seine Gockel-Bratwurst kosten lassen. Danach konnte wir im Hofladen einkaufen.

Schubert verkauft Küken aus der Zwei-Nutzungsrasse an Züchter in Deutschland und zieht selber im Rahmen seines Bruderhahn-Projektes Junghennen und Junggockel auf.  Alles, was seine Hühner zu fressen bekommen wächst rund um den Geflügelhof – Futterzukauf ist nicht nötig.  Der „stolze Gockel“ erreicht sein Schlachtgewicht erst nach vier bis fünf Monaten (Mastrassen in der Intensivmast schon nach einem Monat). Er wird zu verschiedenen Bio-Delikatessen verarbeitet, z.B. Gockel-Fleisch, Gockel-Bolognese, Gockel-Suppe, Gockel-Frikassee.

Da mehr Getreide wächst als gebraucht wird, hat Schubert sich eine eigene Nudelproduktion aufgebaut. Dazu wurde ein Rundwanderweg mit Beschriftungen angelegt, um die vielfältigen Getreidesorten kennenlernen zu können. Der Geflügelhof bietet auch Führungen für Schulklassen  an.

Demeter-Geflügelhof Schubert, Peter Schubert, 91338 Igensdorf-Unterrüsselbach, Ebacher Str. 1, Tel. 09192 – 8303, www.gefluegelhof-schubert.com, info@gefluegelhof-schubert.de

 

Demeter-Beerenobstanbau und Verarbeitung aus Leidenschaft

Am Sonntag, 11. Juni 2017, ging unser Bio-Ausflug zu den Beerenbauern in Ebermannstadt. Hier wird Beerenobst nach den Demeter-Richtlinien angebaut, zugekauft und schonend zu Fruchtaufstrichen verarbeitet. Man verwendet so wenig Zucker wie möglich; der Fruchtanteil beträgt 70 Prozent.

Wir konnten bei der Erdbeerernte zusehen, vier verschiedene Erdbeersorten probieren, wurden durch die Fruchtmanufaktur geführt. Jeder der Ausflugsteilnehmer nahm die Gelegenheit wahr, frische Demeter-Erdbeeren und Demeter-Fruchtaufstriche zu kaufen.

Bei der Führung auf den Feldern und im Manufakturbetrieb durch die Eigentümer, Familie Betelshofer, konnten wir spüren: Man arbeitet mit viel Leidenschaft an der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel.

Die Beerenbauern, Demeter-Beerenobstanbau und Fruchtaufstrich-Manufaktur GmbH & Co. KG, 91320 Ebermannstadt-Niedermirsberg, Wiesengrundstraße 6, Tel. 09194-5109052

Demeter-Weine aus Franken

Winzer Anton Hells Anliegen: Auf gesundem Boden soll reiner Wein wachsen. Damit das geschieht, folgt Hell den Demeter-Richtlinien. Wir haben ihn am 3. Oktober 2016 besucht. Die reifen roten Trauben beim Gang durch den Weinberg schmeckten vorzüglich. Die Weinprobe am Hof überzeugte.

Demeter-Winzer Hell, 7355 Wiesenbronn, Klingenstr. 16, www.weingut-hell.de, Tel. 09325 – 90 909