Zusatzstoffe, vor denen gewarnt wird

 

Ausschnitt, Teil 2, aus Dr. Andrea Flemmer: Was kann ich überhaupt noch essen?, Kirchzarten 2024, ISBN 978-3-86731-277-6, S. 64 ff.

Die Stiftung Warentest hat bei Phosphaten Bedenken. Sie konservieren, wirken als Antioxidantien, Säuerungsmittel, Emulgator, Rieselstoffe etc. Man findet sie als E 338 – 341 sowie E 450 – E 452 in fast allem was Kindern schmeckt: Back- und Süßwaren, Wurst, Schmelzkäse, Milchspeisen, Limos und Cola-Getränke. Eigentlich sollte der Zusatz von Phosphat möglichst gering sein, um das Phosphat-Kalzium-Verhältnis und damit die Knochenstabilität nicht zu gefährden. Eine amerikanische Studie stellte fest: Sportliche Mädchen, die viel Cola tranken, erlitten 5mal häufiger Knochenbrüche als Mädchen, die lieber Mineralwasser trinken. Auch bei anderen Teenagern, die die sprudelnden Softdrinks bevorzugen, war das Risiko für einen Knochenbruch erhöht.

Auch das Zappelphilipp-Syndrom soll auf die hohe Phosphatzufuhr zumindest zum Teil zurückgehen. Beweisen konnte man das zwar nicht. Jedoch führten Diäten ganz ohne Zusatzstoffe – also Selbstgekochtes – bei den betroffenen Kindern häufig zur Besserung.

Gerne werden Würsten Phosphate zugesetzt. Dort wirken sie als Stabilisatoren, die das Wurstbrät geschmeidiger machen.

Gefährlich ist Phosphat vor allem für Menschen deren Nierenfunktion beeinträchtigt ist. Vor allem Kleinkinder nehmen bis zu zwölfmal höhere Sulfitmengen (E 220 – E 228) zu sich, als der ADI-Wert vorgibt.

Viele Zusatzstoffe werden gentechnisch hergestellt. Hier weiß man noch nicht sicher, ob dies eine gesundheitsschädliche Wirkung haben kann oder wird.

Legal versteckte Substanzen

Seit Januar 2003 regelt ein EU-weites Gesetz, was alles auf dem Etikett eines verpackten Lebensmittels stehen muss – und was nicht. Die drei wichtigsten Regeln hierfür lauten:

Wenn die zugesetzte Substanz nur für den Herstellungsprozess von Nutzen ist, also eine so genannte „technologische Wirkung“ hat, braucht sie im Endprodukt nicht mehr erwähnt zu werden. Beispiele sind Enzyme (s. Anhang, Lexikon), die das Produkt luftig und locker aufgehen lassen. Bei folgenden Lebensmitteln braucht man gar keine Zutaten anzugeben:

* einzeln verkaufte Zuckerfiguren

* Lebensmittel in sehr kleinen Verpackungen, deren größte Einzelfläche weniger als  10 cm²  benötigt.

* bei lose verkauften Lebensmitteln wie z. B. Brötchen oder Aufschnitt genügen

Gruppenbezeichnungen wie beispielsweise „Farbstoffe“ oder „Konservierungsstoffe“.

Ausnahme: Werbung auf Infoblättern oder Plakaten muss die Details enthalten.

Wie geht man am besten mit den Zusatzstoffen um?

Generell gilt: So wenig Zusatzstoffe, und so harmlose wie möglich, sind die beste Voraussetzung für eine allergenarme Ernährung! Dies gelingt am leichtesten, wenn man wenig Fertiggerichte (z.B. Fertigsuppen und –kuchen, Dosenmahlzeiten), also wenig verarbeitete Lebensmittel kauft. Fertigprodukte sind oft mit zahlreichen Zusatzstoffen versehen, leicht zu erkennen an der langen Liste im Zutatenverzeichnis.

Aromen oder Geschmacksverstärker beeinflussen unser natürliches Geschmacks-empfinden. Am besten so wenig wie möglich „genießen“.

Vorsicht: Zusatzstoffe müssen auf der Verpackung angegeben sein, aaaaber: wer kann mit diesen Bezeichnungen schon etwas anfangen? Im Grunde bräuchte man dazu mindestens ein Chemie-, Lebensmittelchemie, Lebensmitteltechnologie- oder Ökotrophologie-Studium – am besten mehrere! Das heißt: um sich selbst zu helfen besser ein Produkt wählen mit möglichst wenig Zusatzstoffen!

Zusatzstoffe, vor denen gewarnt wird

Ausschnitt, Teil 1 (Teil 2 im nächsten Info-Brief), aus Dr. Andrea Flemmer: Was kann ich überhaupt noch essen?, Kirchzarten 2024, ISBN 978-3-86731-277-6, S. 62-64

Trotz EU-Zulassung rät die Verbraucherzentrale, Ökotest oder die Stiftung Warentest bei folgenden Zusatzstoffen (siehe Tabelle) generell vom Verzehr ab, da sie die Gesundheit beeinträchtigen können. Bei 12 Stoffen liegen hierfür konkrete Hinweise vor. Dabei reichen die gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Übelkeit und Erbrechen bis zu Stoffwechselstörungen, Erstickungsanfällen bei Kindern etc. Unter folgender Internetadresse der Verbraucherinitiative können Sie Genaueres zu dem jeweiligen Zusatzstoff nachlesen: www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/

Zusatzstoffe, die gesundheitlich als bedenklich gelten

Substanz/ enthalten in bzw. erlaubt/ Gesundheitsgefahren

 E 104 (Chinolingelb): gelber Farbstoff/ in gelb gefärbten Lebensmittel mit Angabe E 104 im Zutatenverzeichnis/ unter Krebsverdacht, in den USA verboten, in Einzelfällen allergieauslösend, seit 2010 muss  folgender Hinweis auf dem Etikett stehen: „kann die Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen“

 E 123 (Amaranth): roter Farbstoff/ in Likören, Spirituosen und Kaviar/ in den USA verboten, in bestimmten Fällen allergieauslösend bzw. pseudoallergische Reaktionen

 E 127 (Erythrosin):  rosaroter Farbstoff/ nur für Cocktailkirschen, kandierte Kirschen oder Kaiserkirschen in Obstkonserven mit Kirschanteil, Arzneimittel und Lippenstiften zugelassen/ Irritation der Schilddrüsenfunktion möglich, in Einzelfällen allergieauslösend, kann möglicherweise die Blut-Hirnschranke überwinden

E 284 und 285 (Borsäure und seine Natriumverbindung): Konservierungsstoffe/ nur noch für echten Kaviar zugelassen (Störrogen), auch in Kosmetika (für Kinder über 3 Jahren) und bestimmten Textilien/ reichern sich im Körper an und verursachen bei langfristiger Aufnahme Durchfälle und innere Organschäden, ein Gegenmittel ist unbekannt

 E 385 Kalziumdinatrium-ethylendiamintetraacetat (Kalziumdinatrium-EDTA): Antioxidationsmittel und Komplexbildner/ nur für Dosen und Glaskonserven, Halbfettmargarine und gefrorene Krebstiere zugelassen/ bindet Mineralstoffe und kann dadurch zu Beeinträchtigungen im Stoffwechsel führen. Für Kinder unter 2 Jahren definitiv ungeeignet

 E 407 Carrageen: Zusatzstoff aus Rotalgen/ als Gelier- und Verdickungsmittel, Stabilisator/ kann Darmentzündungen hervorrufen bis hin zu Krebs. Besser Lebensmittel, die Carrageen enthalten, nicht in Kinderhände geben

 E 425 (Konjak): Gelier- und Verdickungsmittel sowie Füllstoff/ beispielsweise in Glasnudeln oder fernöstlichen Spezialitäten, verboten für Gelee-Süßwaren in Deutschland/ bei Aufnahme größerer Mengen Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen möglich, verringert möglicherweise die Aufnahme von Vitaminen aus der Nahrung

 E 512 (Zinn-II-Chlorid): Antioxidationsmittel und Farbstabilisator/ nur für Dosen- und Glaskonserven mit weißen Gemüsesorten, um die helle Farbe zu erhalten/ in hohen Mengen Übelkeit und Erbrechen möglich

 E  951  Aspartam/ Süßstoff/ gilt in höheren Dosen als krebserregend

 E 999 (Quillajaextrakt): Süßstoff/ nur für aromatisierte nicht alkoholische Getränke auf Wasserbasis (z. B. Ginger Ale) oder Apfelwein (Cidre) zugelassen/ enthält pflanzliche Wirkstoffe (Saponine), die nur dann schädlich sind, wenn sie in die Blutbahn gelangen

Bio-Lebensmittel sind gesünder – Langzeitstudien beweisen es

Unser Mitglied, Dr. Andrea Flemmer, Dipl.-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin, hat recherchiert. Wir bringen Auszüge aus ihrem neuen Buch: Bio Lebensmittel – Nachhaltig einkaufen, gesund leben, Humboldt Verlag 2021

Bioaktive Wirkstoffe/ Antioxidantien (Vitamin C und E)

Wissenschaftliche Vergleichstests haben ergeben: Bio-Obst und Bio-Gemüse enthalten mehr Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente als konventionelle Produkte. Beispiele:

Im zwölfjährigen Durchschnitt enthielten Bio-Obst und Gemüse

  • 28% mehr Vitamin C; genannt werden Bio-Äpfel, -Weißkraut, -Tomaten, -Paprika, -Mangold, -Kohl und –Grüne Bohnen
  • 18% mehr Kalium, 10% mehr Kalzium, 77% mehr Eisen und Magnesium; Zwiebeln enthielten deutlich mehr Kalzium, Magnesium, Bor, Bismut und Selen, Kartoffeln deutlich mehr Phosphor, Magnesium, Mangan, Kobalt, Zink, Selen und Nickel

Primäre und sekundäre Pflanzenstoffe

Mehrere Studien zeigen Bio-Lebensmittel enthalten mehr primäre (Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß) und sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Flavonoide, Karotinoide, Phenole). Beispiele:

  • Bio-Gemüse enthielt 23% mehr Trockensubstanz, 18% mehr Eiweiß und 23% mehr Methionin (ein Eiweißbaustein)
  • Bio-Paprikasorten waren reicher an Phenolen und Karotinoiden
  • Bio-Äpfel enthielten 18% mehr Phenole und 22% mehr Flavonoide
  • Bio-Tomaten enthielten 79% mehr Quercetin und 97% mehr Kampferol

Antioxidantien (Vitamine C und E) und sekundäre Pflanzenstoffe schützen vor verschiedenen Zivilisationskrankheiten, indem sie freie Radikale „einfangen“.

Pestizide und Schwermetalle

Mehrere Studien zeigen Bio-Lebensmittel enthalten weniger Pestizide und Schwermetalle, die Luft, Boden und Grundwasser belasten, die Artenvielfalt reduzieren, der tierischen und menschlichen Gesundheit schaden.

  • In der Luft fand man fast überall Pestizidrückstände, in 75% der Proben mindestens fünf verschiedene, an besonders belasteten Standorten sogar 30.
  • In der Umgebung von Landwirten, die Pestizide zum Pflanzenschutz ausbringen, war das Grundwasser um das 10fache höher belastet als vermutet.
  • Zwei Millionen Tonnen Pestizide werden weltweit jährlich gespritzt. Glyphosat, ein Totalherbizid, wird auf circa 40% aller Ackerflächen in Deutschland ausgebracht. Es gilt als „möglicherweise krebserregend“.

Innerhalb von 30 Jahren hat sich der Bestand von Fluginsekten um mehr als 75% verringert. Insekten sind Nahrung vieler Tiere und Bestäuber unserer Nutzpflanzen. 75% davon werden von Bienen bestäubt. Bio-Landwirte arbeiten ohne Pestizide und setzen nur geringe Mengen Schwermetalle (z.B. Kupfer im Weinbau) ein. Ihre Lebensmittel sind am wenigsten belastet.