Unter obigem Titel berichtete Der Spiegel in einer seiner September-Ausgaben (39/ 2014) über die Probleme amerikanischer Farmer mit pestizid-resistenten „Superunkräutern“. Wir freuen uns sehr, dass diese bekannte Zeitschrift das Thema jetzt an die breitere Öffentlichkeit bringt; der Bio-Verbraucher e.V. hatte schon 2007 (Info-Brief 11) davon berichtet. Hier die wichtigsten Fakten aus obigem Bericht, zusammengestellt von Wolfgang Ritter.
Ursache für „Superunkräuter“
Das Pflanzengift Glyphosat, Handelsname z.B. „Roundup“, wurde seit Anfang der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts als Totalherbizid massenhaft in der Landwirtschaft verwendet – zwischen den Kulturen, da es alle Pflanzen abtötete, auch die Nutzpflanzen. 1996 brachte Monsanto eine neue Sojabohne auf den Markt („Roundup Ready“). Sie war gentechnisch so verändert, dass sie gegen das Gift resistent war. Weitere genveränderte, glyphosatverträgliche Sorten folgten: Mais, Raps, Zuckerrüben, Baumwolle, Alfalfa. Über 80 Prozent aller Gentech-Pflanzen sind gegen das Gift immun – inzwischen auch viele Unkräuter.
Welche „Superunkräuter“ treten auf und warum machen sie Probleme
Ambrosia trifida (dreispaltige Ambrosie), Conyza canadensis (Kanadisches Berufkraut), Amaranthus palmeri (Palmer Amaranth, ein Fuchsschwanzgewächs). Insgesamt gibt es in den USA inzwischen 145 herbizidresistente Unkräuter, in Australien 70, in Kanada 60, in Deutschland 32. Die Unkräuter können meterhoch werden und sind nahezu „unkaputtbar“; gegen Pestizide resistent, die Stängel so hart, dass man selbst mit einem Traktor Schwierigkeiten hat, sie aus dem Boden zu ziehen.
Bedrohung für die Landwirtschaft
Resistente Unkräuter haben sich zu einer „echten Bedrohung für die US-Landwirtschaft“ ausgewachsen: die Kosten für den Herbizideinsatz im Baumwollanbau sind in den letzten Jahren von 75 Dollar auf 370 Dollar je Hektar gestiegen, im Sojaanbau von 25 auf 160 Dollar. Das kostet Zeit und Geld. Vor 10 Jahren gab es Superunkrautprobleme in Georgia in nur einem Landkreis, 2011 in 76 Landkreisen. Insgesamt sind bereits etwa ein Sechstel des Ackerlandes in den Vereinigten Staaten (28 Millionen Hektar) von glyphosatresistenten Unkräutern befallen.
Lösungsvorschläge der Industrie gegen die Plage
Es werden immer neue Gifte, immer neue genveränderte Organismen angeboten. Das Problem dabei: Die Zahl der Schadpflanzen mit multiplen Resistenzen wächst. Es ist also so, wie wenn man Feuer mit Öl löschen wollte.
Empfehlung eines Bio-Bauern und EU-Parlamentariers
Der Spiegel zitiert den EU-Parlamentarier und Bio-Bauern Martin Häusling: Die Entwicklung zeige, dass das Prinzip der industriellen Landwirtschaft in der Sackgasse ist.“ „Wir müssen wieder zu den bewährten Regeln des Ackerbaus zurückkehren, allem voran die Fruchtfolgegestaltung.“ Je abwechslungsreicher angebaut werde, desto schwerer haben es die Unkräuter. „Wir müssen zurück zu einer wissensbasierten Landwirtschaft, die sich in ökologische Mechanismen einpasst.“ Gelinge das nicht, könne keine auskömmliche Landwirtschaft für die kommenden Generationen gesichert werden. „Wir müssen umsteuern, deutlich.“
Empfehlungen des Bio-Verbraucher e.V.
Seit 10 Jahren wehrt sich der Bio-Verbraucher e.V. gegen Zulassung und Verwendung von genveränderten Organismen und Giften in der Landwirtschaft und in der menschlichen Nahrung. Um die Ernährung auch künftiger Generationen sicherzustellen, fordern wir immer wieder Politiker in Europa auf, den Erkenntnissen des Weltagrarrates von 2004 zu folgen und eine kleinbäuerliche, biologische Landwirtschaft besser zu schützen und zu fördern. Jetzt hat man uns endlich erhört: die Förderungen für Bio-Bauern werden in fast allen Bundesländern zum Jahresbeginn erhöht. Ab 2015 werden in Bayern 273 Euro pro Hektar gezahlt.