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Foto: wikipädia

Götz Werner, der Allesverschenker

Warum war Götz Werner mit seiner Drogeriemarktkette dm so erfolgreich? Es gelang ihm, seine Mitarbeiter so zu motivieren, dass sie mit Liebe bei der Arbeit sind, weil er Elemente der Idee der assoziativen Zusammenarbeit umsetzte. Er verwirklichte damit etwas von dem, was ich in meinem Buch Wirtschaft der Liebe beschreibe. (Er hat auch ein Vorwort dazu verfasst.) Werner starb am 8. Februar 2022. Gerald Häfner, deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Deutschen Bundestages von 1987–2002 und des Europäischen Parlaments von 2009–2014, Publizist und Waldorflehrer, Mitgründer von Mehr Demokratie, Democracy International, seit 2015 Leiter der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum in Dornach/ Schweiz, hat einen Nachruf verfasst, den ich teilweise hier wiedergebe.

Wolfgang Ritter

Jeder Mensch ein Unternehmer

Nachruf von Gerald Häfner, Ausschnitte

Ich glaube, dass es viel zu wenig gewürdigt wird, dass er bei dm die Kultur einer selbstbestimmten Arbeit und dialogischen Zusammenarbeit als Modell  und Vorbild für alle anderen Unternehmen begründet und fortwährend weiterentwickelt hat. Götz Werner hat nicht nur mit Europas Marktführer im Drogeriehandel einen enormen Unternehmenswert geschaffen, er hat vor allem auch 66 000 Menschen ermöglicht, sinnerfüllt zu arbeiten. Sein Bild war, dass in jedem Menschen die Fähigkeit zur Selbstverantwortung schlummert. Wenn Joseph Beuys uns zuruft: „Jeder Mensch ist ein Künstler!”, dann ruft Götz Werner: „Jeder Mensch ist ein Unternehmer!”

Zu jedem Menschen hatte er das Vertrauen, dass ihm das Denken die Wirklichkeit zugänglich machen, dass er oder sie denkend die Wirklichkeit durchdringen und verstehen und sie entsprechend verändern kann. Während wir allzu oft nur auf abstrakte Ideen schauen, dabei die Menschen vergessen und so die Ideen zu Systemen oder Ideologien werden oder wir nur auf unsere Mitmenschen schauen und dabei den klaren Gedanken verlieren, waren für Götz Werner beides zwei nicht trennbare Seiten einer Medaille – das Denken und die Mitmenschlichkeit.

Er wollte sein Unternehmen so bauen, dass alle, die darin arbeiten, fähig werden, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Deshalb sollte auch jede/r von seinem Platz aus das Ganze übersehen. Viel zu wenig bekannt ist daher eine erste bahnbrechende Innovation, mit der er überhaupt erst die Voraussetzungen dafür schuf: Die Wertbildungsrechnung im Unternehmen so transparent zu machen, dass jeder Mitarbeitende an seinem Platz sehen konnte, wo das Ganze steht und wie er dazu beiträgt. Wenn jeder diesen dynamischen Überblick hat, dann, so Götz, muss man den Leuten nicht sagen, was zu tun ist. Dann kann jeder in seinem Rahmen, in seiner Kompetenz sehen, was am besten ist.

Arbeit gehört zum Menschsein, sie prägt uns ins Dasein – und bestimmt einen Großteil unseres Lebens. Diese Arbeit zu befreien, von Abhängigkeit, von falscher Fron, Last und Zwang, war ein Motiv seines Lebens. Das Glück, wenn Arbeit sinnerfüllt ist und man diesen Sinn erfährt, diese Idee brannte als Feuer in seiner Seele. Solches Glück wünschte er für alle Menschen. Man darf nicht für Geld arbeiten, das macht den Menschen kaputt. Im bedingungslosen Grundeinkommen wurde aus diesem Feuer eine Kampagne und der Unternehmer Götz Werner eine prägende Persönlichkeit in Kultur und Politik.

Das bedingungslose Grundeinkommen

Er war durch Rudolf Steiner, vor allem dessen „Nationalökonomischen Kurs”, den er ausführlich studiert hatte, auf den Gedanken der notwendigen Trennung von Arbeit und Einkommen gekommen. Durch seinen lebenslangen Gesprächspartner Benedictus Hardorp hatte er sich die Idee des Grundeinkommens zu eigen gemacht. Mit Götz Werner bekam die Idee Fahrt! Er warb unermüdlich für den Gedanken, unterstützte Menschen und Initiativen, machte aber einen Bogen um die Organisationen, die sich hier bildeten. Werner wollte frei bleiben und konnte so mehr für die Idee des Grundeinkommens tun. Seine unternehmerische Erfahrung und sein wirtschaftlicher Erfolg waren der Goldgrund seiner Argumente. So einfach sie manchmal wirkten, so tief und wirkungsvoll waren sie kraft seiner Persönlichkeit. Seine Willenskraft gab der Idee des Grundeinkommens das Feuer.

Er war neugierig, begierig zu erfahren und, wo immer möglich, von anderen zu lernen. Jedes Gespräch konnte dafür Gelegenheit sein – und es ist wohl die Offenherzigkeit, der Wärmestrom, der sich dann auch in feinster Verdünnung in den Filialen von dm wiederfindet. Interessant ist, dass er nicht nur den  ersten dm-Markt am 28.8., an Goethes Geburtstag, eröffnet hat, sondern dass auch der aus dem ‹Faust› entlehnte Spruch „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein” sich bis heute hielt. Das geht ja nur, wenn sich in der Erfahrung der in dm-Märkten einkaufenden Menschen der Gedanke wiederfindet.

Jeder sollte an seinem Platz Verantwortung tragen

Jeder Mensch kann denken und sollte es fortwährend üben und lernen, denn nur denkend erschließe ich mir mich selbst und die Welt. Dies zu praktizieren und mit allen Mitarbeitern zu üben, war ein Grundmotiv seines Wirkens. Ein zweites war aus meiner Sicht die ‹Begegnung›, denn hier, im Dazwischen, liegt der Treibstoff für das Denken wie für das Tun. Daraus entwickelte er – stark von Karl Martin Dietz  unterstützt – das Prinzip der dialogischen Unternehmensführung. Ein drittes Motiv  schließlich war für Götz Werner „Verantwortung”. Jeder sollte an seinem Platz Verantwortung tragen, tragen können und dürfen. Jeder sollte entscheiden. Es ging ihm auch hier um das Selbstständig werden jedes Menschen. Er wollte Schluss machen mit alten Formen der Unterordnung und richtete sich gegen alles, wo Menschen Ausführende eines fremden Willens sind. Er wollte die große Idee vermitteln. Die Menschen würden schon selbst die Wege finden. Dabei wusste jeder, dass er selbstverständlich Szenarien gerechnet hatte. „Wer etwas nicht will, findet Gründe – wer etwas will, der findet Wege”, so konterte er manch skeptischen Einwurf.

Was mit einem einzigen Laden begann, ist heute ein Unternehmen in 14 Ländern mit über 2000 Filialen. Götz Werner wollte es nicht für sich, sondern für die Menschen. So hat er seine Anteile in eine Stiftung eingebracht, hat das Unternehmen „verschenkt”.

Quelle: Sozialimpulse Nr. 1, März 2022, Erstveröffentlichung im Goetheanum vom 18.2.2022