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Foto: pixabay

Landwirte sind ausgebrannt

Ein Bericht von Isabella Hirsch, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (Auszug aus ihrem Kritischen Agrarbericht 2023)

Psychische Erkrankungen treten bei Landwirten und Landwirtinnen doppelt so häufig auf wie im Durchschnitt der Bevölkerung. Burnout und Depression sind laut landwirtschaftlicher Sozialversicherung (SVLFG) die zweithäufigste Ursache für Erwerbsminderungen. Bei ihrer zentralen Krisenhotline gehen jede Woche 20 bis 30 Notrufe ein. Artensterben kennen wir aus dem Pflanzen- und Tierreich. Die Politik setzt es auf ihre Agenda und die Bevölkerung bringt Blühsamen und Kräuter in den Garten. Das Sterben der Einzelhandelsgeschäfte und der kleinen Handwerksbetriebe ist für uns ebenfalls allgegenwärtig. Produkte werden dennoch 24 Stunden am Tag im Netz bestellt und häufig nach kurzem Gebrauch im nächsten Wertstoffhof entsorgt. Das Verschwinden der bäuerlichen Betriebe jedoch ist weitreichender. Nicht nur die regionale Urproduktion und Lebensmittelverarbeitung, sondern auch die bäuerliche Gestaltung von Natur- und Erholungsräumen geht mit ihrem Verschwinden verloren. In allen Regionen entstehen Dörfer, in denen immer weniger Arbeits- und gesellschaftliches Leben stattfinden. Man kennt sich häufig nicht mehr; viele leben im gleichen Dorf, aber jeder für sich allein. Was verändert sich dadurch für uns Menschen, für uns als Gesellschaft? Und vor allem: Was geschieht in dieser Zeit mit den Bäuerinnen und Bauern auf den landwirtschaftlichen Betrieben? Ohne dass es von der Öffentlichkeit groß wahrgenommen wird, sterben viele dieser Betriebe einen leisen und harten Tod.

Jung und schon ausgebrannt

»Mit der Natur und den Tieren zu arbeiten«, halten die meisten ihrer Bekannten für einen wohltuenden Arbeitsplatz, so Tanja, Bäuerin aus Franken. Trotz ihres noch jungen Alters von 42 Jahren fühlt sie sich komplett ausgebrannt. 85 Milchkühe stehen im Stall plus Nachzucht, insgesamt versorgt die Familie rund 190 Tiere. Kinder, Garten, Haus, Hof und Ehrenamt fordern sie. Sie ist Schwiegertochter, Eingeheiratete und Schwägerin dreier weichender Erben. Zudem ist sie Ehefrau eines ebenso belasteten Partners, mit dem sie nur deswegen so viel gemeinsame Zeit verbringt, weil sie täglich bis zu fünf Stunden zusammen im Stall arbeiten. Von Montag bis Sonntag, fünf Stunden jeden Tag, das ergibt 35 Wochenarbeitsstunden nur Stallarbeit! Doch damit ist es längst nicht getan. Hinzu kommen Arbeiten auf dem Feld, im Wald, am Hof, im Haus usw. Alles muss bearbeitet werden, dazu kommen Reparaturen, Bautätigkeiten und nicht zuletzt die angeschwollene Überlast an Bürokratie und Digitalisierung. Keine sechs Wochen Jahresurlaub, kein regulär freies Wochenende, keine Feiertage, mal »Blaumachen« – Fehlanzeige! Mit Kühen nicht! Arbeit geht vor – meist 365 Tage lang. Das Familienleben hat sehr oft hinten anzustehen.

Es belastet die Bäuerinnen und Bauern aber vor allem auch in ihrem Selbstwertgefühl, immer aufs Neue gesagt zu bekommen, dass sie fehlerhaft arbeiten. Manch Kontrolleur verhält sich dann auch noch unsensibel und lässt einen Umgang auf Augenhöhe mit dem Landwirt vermissen. Schwer zu ertragen für täglich hart arbeitende Bäuerinnen und Bauern.

Dienstleistungsunternehmen, die Büroarbeit übernehmen, kosten viel Geld, das vor allem bei kleinen Betrieben nicht da ist. Beratungsstellen für Zeitmanagement, Betriebsabläufe, Überlastung gibt es vielfältige, sie gehen aber nicht das Problem der staatlich erzeugten Überbürokratisierung an. Bürokratie erzeugt mehr Bürokratie, das wissen wir längst. Sie geht so weit, dass die Landwirte nicht mehr zur eigentlichen Arbeit kommen und ein Gefühl der Fehlerhaftigkeit erzeugt wird, das sie krank macht. »Es wird immer mehr Bürokratie, ich kann einfach nicht mehr«, so Lukas aus der Oberpfalz.

Erzeuger und Verbraucher weiter entfernt denn je

Im Discounter denkt kaum noch jemand an Tanja, die Bäuerin, die heute morgen im Stall stand und gemolken hat. Und Tanja bemerkt nicht mehr, dass jemand ihr Produkt kauft. Gegenseitige Wertschätzung oder einfach nur Verständigung sind schwer zu realisieren. Die Tatsache, dass 75 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr in den Haushalten zu Müll werden, kennzeichnet zudem den Wertverlust. »Der nächste Stall mit Kühen ist elf Kilometer weg«, so Christina aus Schwaben. »Früher habe ich im Ort Milch geholt, aber wir haben keinen Milchbauern mehr. Biogasanlagen gibt es 15 Stück in der näheren Umgebung.« Mit »Scheiße« und Gas konnte man die letzten 20 Jahre Geld verdienen, mit Lebensmitteln kaum. Rahmenbedingungen, die die Politik gestaltet hat. Müssten wir uns von den Feldern vor Ort ernähren, würde es mancherorts eng werden. Zusätzlich wurden Betriebe der Lebensmittelerzeugung »weltmarktfähig« gemacht. Das heißt: Der Schlachthof ist mindestens 50 Kilometer weg, die Molkerei 100 Kilometer und eine Mühle gibt es auch nicht mehr in der Region.

Die Landwirtschaft wird immer intensiver: Ein Landwirt ernährt heute 155 Menschen, 1960 waren es 17 und um 1900 nur vier. Aber diese 155 Menschen können heute oft nicht die eine Landwirtsfamilie ernähren, ihr ein würdiges Auskommen sichern.

Der vollständige Kritische Agrarbericht wurde von Isabella Hirsch unter Mitarbeit vieler Bäuerinnen und Bauern erarbeitet und ist unter folgendem Link zu lesen: https://kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2023/KAB_2023_93_98_Hirsch.pdf