Live-Diskussion zur eBioFach 2021

Die BioMetropole Nürnberg hatte auch dieses Jahr den Bio-Verbraucher e.V. als Mitaussteller zur BioFach eingeladen, die diesmal wegen Corona nur im Internet stattfand. Wir beteiligten uns mit einer Live-Diskussion mit Experten. Das Thema lautete: „The Great Reset“ – Wie könnte ein Neustart unserer Gesellschaft aussehen? Was ist uns wichtig? Wie kann die Zukunft gerechter und grüner gestaltet werden?

Unsere Experten waren Prof. Karl-Dieter Bodack, Fachmann für Sozialgestaltungen, Johannes Ehrnsperger, Chef der Neumarkter Lammsbräu, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft), Richard Mergner, Vorsitzender Bund Naturschutz in Bayern und Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg von 2010-2020. Nach der Diskussion bat ich unsere Experten, mir in wenigen Sätzen für diesen Info-Brief zu schreiben, was jetzt dringend nötig ist, damit wir wirklich einer gerechteren und grüneren Zukunft entgegen gehen. Hier die eingegangenen Antworten und meine Meinung.

Johannes Ehrnsperger
Mir ist besonders wichtig, dass den Menschen bewusster wird, wie wichtig es ist, auf welche Art und Weise unsere „Mittel zum Leben“ hergestellt werden und dass jeder von uns täglich mit seinem Konsum das Heft des Handelns in der Hand hält, ob die Welt für unsere Enkel in Zukunft noch lebenswert sein wird oder nicht. Durch die Corona-Pandemie ist dieses Bewusstsein durchaus angestiegen, es gibt aber noch viel zu tun.

Dr. Felix zu Löwenstein
Wir sind in einem Wahljahr im Bund und etlichen Ländern und erste Eindrücke lassen hoffen, dass die Themen um Klimawandel und Biodiversität, Lebensstile, Ernährung und Landwirtschaft enorme Bedeutung gewonnen haben. Wenn wir wollen, dass die nächste Bundesregierung die auf diesen Feldern notwendige Transformation einläutet, dann müssen jetzt, wenn die Wahlprogramme erstellt werden, die Telefone bei den Abgeordneten klingeln. Sie müssen erfahren, dass sie sowohl Erwartungsdruck als auch Unterstützung für eine zukunftsfähige Agrar-, Energie-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik bekommen.

Dr. Peter Pluschke
Zentraler Baustein für eine gesunde, moderne Ernährungspolitik ist die Förderung der ökologischen Landwirtschaft. Dazu können Bund, Länder und Gemeinden durch Verstärkung ihrer Förderansätze beitragen. In Bayern sollte das Konzept der Ökomodellregion zu einem Regelförderrahmen für die gesamte Fläche des Freistaats werden und durch spezifische Programme zur Lösung besonderer Fachaufgaben (z.B. für eine verbesserte Praxis der Tierhaltung, Entwicklung des Futtermittelanbaus zum Ersatz von importierten Soja etc.) ergänzt werden. Der Ausbau des Netzwerks der Bio-Städte und -Gemeinden (ggfs. ergänzt durch die Formierung von Ernährungsräten) kann dazu beitragen, auch die Bürgerinnen und Bürger des Landes intensiver in diese Entwicklung einzubeziehen.

Wolfgang Ritter
Es kommt darauf an, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Wen wollen wir mit unseren Einkäufen unterstützen: die Agrarindustrie mit Massentierhaltung, die Konzerne und Handelsketten oder die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die mittelständischen Verarbeitungsbetriebe, den Fachhandel? Wenn wir biologisch erzeugte Lebensmittel und Getränke möglichst aus der Region, oder fair gehandelte Produkte – auch Kleidung – aus fernen Ländern kaufen, tun wir etwas gegen den verhängnisvollen Klimawandel, für die Erhaltung der Artenvielfalt und für gerechte Preise für die Erzeuger im In- und Ausland. Über eine gerechtere, grünere Zukunft entscheidet der Verbraucher!