Mehr Bio in Kantinen und Restaurants

BÖLW begrüßt Kabinettsbeschluss für die Kennzeichnung und Kontrolle von Küchen. Zuschrift des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) vom 19.4.2023.

Am 19. April 2023 verabschiedete das Bundeskabinett neue Regeln für die Kennzeichnung und Kontrolle von Bio in Einrichtungen der Außer-Haus-Verpflegung (AHV). Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert:

„In Restaurants und Kantinen gilt schon jetzt: Wo Bio draufsteht, ist auch Bio drin. Dass dies auch in Zukunft so bleibt, dafür sorgt die neue Verordnung zur Kennzeichnung und Kontrolle von Bio-Lebensmitteln in Restaurants, Kantinen oder Mensen.

Neu ist, dass nicht nur die Bio-Zutaten eines Gerichtes gekennzeichnet werden, so dass die Tischgäste erkennen können, ob die Möhren, die Kartoffeln oder die Currywurst aus ökologischem Anbau stammen. Die Küchen und Betriebe können mit einem zusätzlich eingeführtem Bio-Siegel auch ausweisen, wie viel Bio sie insgesamt verwenden. Das neue Siegel für die Ausweisung des Bio-Anteils zertifiziert in drei Stufen: Bronze über 20 Prozent, Silber über 50 Prozent, Gold über 90 Prozent Bio.

Vorbild ist Dänemark, wo ein ähnliches Siegel dazu beigetrug, dass die Dänen heute weltweit am meisten Bio in ihren Kantinen, Mensen und Restaurants genießen können. In Deutschland wird der Anteil von Bio in der AHV auf aktuell nur auf etwa zwei Prozent geschätzt. Viele Kundinnen und Kunden, die im Bio-Laden, Reformhaus oder Supermarkt gerne zu Bio greifen, haben aktuell jedoch in der Mensa oder Pizzeria keine Bio-Wahlmöglichkeit. Die positive Bio-Entwicklung der letzten Jahrzehnte beweist das große gesellschaftliche Interesse an Bio. Besonders deutlich wurde dies in der Corona-Pandemie, wo die Menschen aufgrund der Schließungen aller AHV-Einrichtungen verstärkt zu Bio-Lebensmitteln griffen, um damit zu Hause frische Mahlzeiten zuzubereiten.

Viele Bio-Kantinen und Gaststätten zeigen, wie mehr Bio zu einer gesünderen und kostengünstigen Ernährung beiträgt. Denn bei gleichen Menükosten kommt in den Küchen mehr Frische und weniger vorverarbeitete Ware auf den Teller. Ebenso mehr pflanzliche Kost und weniger Fleisch. Diese Verschiebung der Ernährungsgewohnheiten kommt den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entgegen und schützt zudem das Klima, die Gewässer und erhält die Artenvielfalt.

Wichtig ist jetzt, die Küchen bei der Einführung bzw. Ausweitung von Bio-Angeboten bestmöglich zu unterstützen. Durch Beratung und Information aber auch durch eine finanzielle Unterstützung bei den Kontrollkosten.“

„Panschen und Tricksen“ Bio-Betriebe?

Die ZEIT-Redakteurin Anne Kunze stellt in ihrem Artikel vom 18. November 2021, DIE ZEIT
No. 47 DOSSIER „Die Bio-Lüge“, das gesamte System der Produktion von ökologischen
Lebensmitteln in Frage und unterstellt ihm Lügen und Kontrollversagen. In der Vorankündigung
zum Artikel spricht sie sogar – noch plakativer – von systematischem „Panschen und Tricksen“
von Bio-Betrieben. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) nimmt dazu wie folgt
Stellung.

„Bio-Lebensmittel stehen für ein Versprechen: Sie sollen gesünder sein, die Umwelt schützen
und dem Wohl der Tiere dienen“, beginnt Kunze ihren Artikel. Und in der Tat, dieses
Versprechen erfüllen Bio-Lebensmittel in aller Regel. Dort, wo sie das nicht tun, decken Bio-
Kontrollen Verstöße auf. Aus solchen Kontrollberichten zitiert die Redakteurin einzelne Verstöße
(die also entdeckt wurden!), um daraus ein generelles Kontrollversagen abzuleiten. Zudem
mischt sie Unterstellungen, Einzelmeinungen und ihre subjektiven Erwartungen zu ihrem
Narrativ von der großen „Bio-Lüge“.

50.000 Bio-Betriebe aus Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel grundsätzlich zu
diskreditieren, das ist absolut unangemessen“, sagt Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand
des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Bio ist der am strengsten kontrollierte
Teil der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Röhrig betont: „Wer so engmaschig kontrolliert,
findet Abweichungen, die natürlich auch sanktioniert werden.“ Im Schnitt werden Bio-Betriebe
1,3-mal im Jahr kontrolliert.

„Bio ist der weitgehend gelungene Spagat, produktiv gute Lebensmittel zu erzeugen und
gleichzeitig verantwortungsvoll mit öffentlichen Gütern, wie dem fruchtbaren Boden, der
Artenvielfalt oder der Luft- und Wasserqualität umzugehen“, so Röhrig. Wissenschaft zeigt
immer wieder, dass Bio als System beim Umwelt- und Ressourcenschutz deutliche und
messbare Vorteile bringt. [1] Untersuchungen von Bio-Lebensmitteln bestätigen, dass Bio u.a.
deutlich weniger mit Schadstoffen belastet sind.[2]

Quelle: Stellungnahme des BÖLW zu DIE ZEIT No. 47 DOSSIER „Die Bio-Lüge“ vom
17.11.2021, presse@boelw.de

[1]Die Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft, siehe
https://www.thuenen.de/de/thema/oekologischer-landbau/die-leistungen-des-oekolandbausfuer-
umwelt-und-gesellschaft/
[2] Ergebnisse der Untersuchung von Bio-Lebensmitteln, Zusammenfassung aus dem Bericht
zum Ökomonitoring 2020, s. https://oekomonitoring.ua-bw.de/aktuelles.html

Live-Diskussion zur eBioFach 2021

Die BioMetropole Nürnberg hatte auch dieses Jahr den Bio-Verbraucher e.V. als Mitaussteller zur BioFach eingeladen, die diesmal wegen Corona nur im Internet stattfand. Wir beteiligten uns mit einer Live-Diskussion mit Experten. Das Thema lautete: „The Great Reset“ – Wie könnte ein Neustart unserer Gesellschaft aussehen? Was ist uns wichtig? Wie kann die Zukunft gerechter und grüner gestaltet werden?

Unsere Experten waren Prof. Karl-Dieter Bodack, Fachmann für Sozialgestaltungen, Johannes Ehrnsperger, Chef der Neumarkter Lammsbräu, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft), Richard Mergner, Vorsitzender Bund Naturschutz in Bayern und Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg von 2010-2020. Nach der Diskussion bat ich unsere Experten, mir in wenigen Sätzen für diesen Info-Brief zu schreiben, was jetzt dringend nötig ist, damit wir wirklich einer gerechteren und grüneren Zukunft entgegen gehen. Hier die eingegangenen Antworten und meine Meinung.

Johannes Ehrnsperger
Mir ist besonders wichtig, dass den Menschen bewusster wird, wie wichtig es ist, auf welche Art und Weise unsere „Mittel zum Leben“ hergestellt werden und dass jeder von uns täglich mit seinem Konsum das Heft des Handelns in der Hand hält, ob die Welt für unsere Enkel in Zukunft noch lebenswert sein wird oder nicht. Durch die Corona-Pandemie ist dieses Bewusstsein durchaus angestiegen, es gibt aber noch viel zu tun.

Dr. Felix zu Löwenstein
Wir sind in einem Wahljahr im Bund und etlichen Ländern und erste Eindrücke lassen hoffen, dass die Themen um Klimawandel und Biodiversität, Lebensstile, Ernährung und Landwirtschaft enorme Bedeutung gewonnen haben. Wenn wir wollen, dass die nächste Bundesregierung die auf diesen Feldern notwendige Transformation einläutet, dann müssen jetzt, wenn die Wahlprogramme erstellt werden, die Telefone bei den Abgeordneten klingeln. Sie müssen erfahren, dass sie sowohl Erwartungsdruck als auch Unterstützung für eine zukunftsfähige Agrar-, Energie-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik bekommen.

Dr. Peter Pluschke
Zentraler Baustein für eine gesunde, moderne Ernährungspolitik ist die Förderung der ökologischen Landwirtschaft. Dazu können Bund, Länder und Gemeinden durch Verstärkung ihrer Förderansätze beitragen. In Bayern sollte das Konzept der Ökomodellregion zu einem Regelförderrahmen für die gesamte Fläche des Freistaats werden und durch spezifische Programme zur Lösung besonderer Fachaufgaben (z.B. für eine verbesserte Praxis der Tierhaltung, Entwicklung des Futtermittelanbaus zum Ersatz von importierten Soja etc.) ergänzt werden. Der Ausbau des Netzwerks der Bio-Städte und -Gemeinden (ggfs. ergänzt durch die Formierung von Ernährungsräten) kann dazu beitragen, auch die Bürgerinnen und Bürger des Landes intensiver in diese Entwicklung einzubeziehen.

Wolfgang Ritter
Es kommt darauf an, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Wen wollen wir mit unseren Einkäufen unterstützen: die Agrarindustrie mit Massentierhaltung, die Konzerne und Handelsketten oder die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die mittelständischen Verarbeitungsbetriebe, den Fachhandel? Wenn wir biologisch erzeugte Lebensmittel und Getränke möglichst aus der Region, oder fair gehandelte Produkte – auch Kleidung – aus fernen Ländern kaufen, tun wir etwas gegen den verhängnisvollen Klimawandel, für die Erhaltung der Artenvielfalt und für gerechte Preise für die Erzeuger im In- und Ausland. Über eine gerechtere, grünere Zukunft entscheidet der Verbraucher!

Ernährungspolitik auf vollwertiges Bio-Essen ausrichten / NutriScore unzureichend

BÖLW zum NutriScore: „Gesund und nachhaltig essen muss einfach werden“

Mit dem Inkrafttreten der entsprechenden Verordnung, besteht seit November die rechtliche Grundlage, die Nährwertkennzeichnung nach dem französischen NutriScore-System freiwillig zu verwenden. Volker Krause, Vorstand für Lebensmittelverarbeitung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert: „Wir begrüßen grundsätzlich Maßnahmen, die nachhaltig und gesund zu essen für die Menschen einfacher machen. Damit das klappt, ist es aber wichtig, dass Bundesernährungsministerin Julia Klöckner darauf drängt, dass die Schwächen des NutriScore-Systems dringend behoben werden.

Fatal ist die Benachteiligung von Bio-Lebensmitteln. Wie kann es etwa sein, dass ein Bio-Orangensaft im NutriScore schlechter wegkommt, als ein hoch verarbeiteter Saft mit Zuckerersatz? Der NutriScore honoriert das Schöntricksen von Lebensmitteln mit kritischen Inhaltsstoffen. Ernährungsphysiologische Vorteile, die beispielsweise nachweislich in Vollkornprodukten stecken, honoriert das Label nicht. Auch der Verarbeitungsgrad, eine sehr wichtige Eigenschaft für die gesundheitliche Wirkung von Produkten, wird nicht berücksichtigt.

Der NutriScore zeigt nicht, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist. Das Label gibt lediglich an, ob etwa die eine Eiscreme eine günstigere Nährwertzusammensetzung hat als eine andere Eiscreme. Trotzdem suggeriert die Gestaltung des Labels dem Kunden unterschwellig eine ‚gesunde‘ Wahl. Wenn man drüber nachdenkt, muss aber jedem klar sein, dass viel ‚dunkelgrün‘ bewertete Eiscreme, Tiefkühl-Pizza oder Pommes frites nicht gesund sind. Die Produktkategorie-Logik des NutriScore ist deshalb für die Kundinnen und Kunden irreführend.

Damit sich eine Ernährung, die für Mensch und Umwelt gesund ist, in der Breite der Gesellschaft durchsetzt, muss noch viel passieren. Beim NutriScore und auch, was eine ganzheitliche Ernährungspolitik angeht. Halbgare, freiwillige Kennzeichnungen genügen nicht. Vielmehr braucht es eine Ernährungspolitik, die auf wirksame Ernährungsbildung setzt, auf einen hohen Bio-Anteil und frisch gekochtes Essen in Schulen, Kitas, Krankenhäusern oder Kantinen sowie Regeln, die dazu führen, dass Lebensmittel gesund sind.“

Der BÖLW fordert für die Überarbeitung des NutriScore…:
…den bestehenden NutriScore-Algorithmus zu korrigieren, vor allem bezüglich seiner Defizite in den Bereichen Vollkornanteil/Ballaststoffe, hochwertige essentielle Fette/Öle, und Kerne/Saaten.
…in die NutriScore-Bewertung den Verarbeitungsgrad und die verwendete Art und Anzahl an Zusatz- und Ersatzstoffen einzubeziehen.
…die Voraussetzungen für eine bessere Transparenz und Überprüfbarkeit des NutriScore zu schaffen.
…Fach-Persönlichkeiten mit Expertise zu den speziellen Produktionsregeln in der Herstellung von Bio-Lebensmitteln im wissenschaftlichen Beirat einzubeziehen, der die Weiterentwicklung des NutriScore-Algorithmus vorbereitet und begleitet.
…Bio als eigenständigem Qualitätskriterium im Algorithmus anzuerkennen.
BÖLW-Pressemitteilung vom 03.11.2020, presse@boelw.de

„Wer 20 % Öko will, muss in Öko-Forschung investieren“

Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert das Öko-Forschungsbudget:

„Wer sich zu 20% Öko bis 2030 im Koalitionsvertrag verpflichtet, muss heute mindestens 20% in Öko-Forschung investieren. Leider investiert die Bundesregierung derzeit weniger als 2 % des gesamten Agrarforschungsbudgets in Öko.

Die Bunderegierung finanziert Öko-Forschung im ‚Bundesprogramm Ökologischer Landbau‘. Im Startjahr 2002 investierte der Bund 36 Mio. € in Öko-Forschung. Heute sind es 20 Mio. € für Bio und 10 Mio. € für ‚andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft‘, für die das Programm im Jahr 2011 geöffnet wurde.

Wenn Bundesministerin Klöckner das 20 % Öko-Ziel des Koalitionsvertrages erreichen will, dann muss deutlich mehr in Öko-Forschung investiert werden. Seit Jahren fordern wir deshalb, das Programm zunächst mit mindestens 60 Mio. € auszustatten. Schließlich wachsen die Forschungsfragen der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft mit der Öko-Fläche mit und werden drängender. Und mehr Bio-Forschung sorgt für mehr Innovation im gesamten Agrar- und Ernährungssektor, der dringend nachhaltiger werden muss.

Die Bundesregierung kann das große Überlebensthema ‚Nachhaltigkeit‘ angesichts von Klimakrise und Artensterben unmöglich in einem kleinen Spezialprogramm abhandeln. Damit Landwirtschaft enkeltauglich wird, muss Nachhaltigkeit zwingend in allen Forschungsprogrammen adressiert werden. Daher ist es sinnvoll, wenn das Bundesprogramm Öko-Landbau wieder, mit einem klaren Profil, auf die Öko-Forschung fokussiert.“
Quelle: Pressemitteilung BÖLW vom 12.02.2020

BÖLW-Statement zur Studie der TU München zum Insektensterben

Forscher der Technischen Universität München veröffentlichten Ende Oktober 2019 eine umfassende Studie zum Insektensterben in Deutschland. Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentierte sie am 30.10.2019 in einer Presseerklärung:

„Die neue Studie der TU München bestätigt auf erschreckende Weise bereits vorliegende Erkenntnisse. Das Artensterben setzt sich unvermindert fort und auch auf Grünland sind zwei Drittel der Insekten verschwunden.

Es muss uns klar werden, dass es hier nicht um das Hobby von Schmetterlingskundlern geht, sondern um die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme. Wenn Öko-Systeme nicht mehr intakt sind, können wir auch keine Nahrung mehr produzieren.

Auch wenn es nach Aussage der Forscher schwierig bleibt, Ursachen für das Insektensterben unmittelbar zuzuordnen, so ist doch klar, dass die Art und Weise der Landnutzung eine entscheidende Rolle für die Lebewesen spielt. Das zeigt sich u.a. daran, dass der Insektenrückgang vor allem auf solchen Grünlandflächen besonders stark ist, die von Acker umgeben sind. Die Wirkungszusammenhänge sind vielfältig: so hat die Evolution die Natur nicht darauf vorbereitet, mit chemisch-synthetischen Stoffen wie Pestiziden umzugehen, viele Organismen werden dadurch unmittelbar geschädigt. Die viel zu hohen Stickstofffrachten führen in den Ökosystemen zu einem enormen Selektionsdruck zugunsten von Arten, die von Stickstoff profitieren.

Wir werden das dramatische Artensterben nicht dadurch stoppen, dass wir durch technische Verbesserungen weniger vom Falschen machen oder durch isolierte Maßnahmen wie Blühstreifen punktuell entlasten – auch wenn solche Maßnahmen ein guter Einstieg sind. Vielmehr müssen Bäuerinnen und Bauern lernen, stabile Produktionssysteme aufzubauen, die ohne den Einsatz von Hilfsmitteln wie Mineraldünger oder chemisch-synthetische Pestizide auskommen und die Funktionsprinzipien natürlicher Ökosysteme intelligent nachahmen.

Damit das klar ist: Es geht nicht um Schuldzuweisung an Bauern. Es geht darum, dass wir auch in der Landwirtschaft Wege finden, naturverträglich zu wirtschaften – und zwar schnell, denn auch unsere eigenen Produktionsvoraussetzungen stehen auf dem Spiel. Das System des Ökolandbaus hat zwar wissenschaftlich eindeutig belegte Vorteile für die Artenvielfalt; trotzdem müssen alle, Ökolandwirte und ihre konventionellen Kolleginnen und Kollegen, bereit sein, neue Wege zu gehen, um dem Verlust an biologischer Vielfalt ein Ende zu setzen!“

Dem braucht man nichts hinzufügen. Eine Bemerkung nur: Löwenstein ist selbst Landwirt.

Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen für das neue Jahr
Ihr Wolfgang Ritter

BÖLW-Kommentar zum EuGH-Urteil über neue Gentechnik vor einem Jahr

Der Urteilsspruch des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), dem höchsten Gericht der EU, stellte am 25. Juli 2018 klar, dass neuartige wie herkömmliche Gentechnik reguliert werden muss. Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert:

„Der EuGH hat vor einem Jahr in seiner Entscheidung nicht Gentechnik beurteilt und ob diese gut oder schlecht, sicher oder unsicher ist, sondern die neuen Gentechnikverfahren in das geltende Europäische Gentechnikrecht eingeordnet. Das Urteil bedeutet, dass Gentechnik wie CRIPSR-Cas und Co gemäß der EU-Freisetzungsrichtlinie reguliert werden muss, was unter anderem Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung einschließt.

Die Bundesregierung muss gewährleisten, dass die gesetzlich vorgeschriebene Regulierung und Kennzeichnung für die neuen Gentechniken vollumfänglich umgesetzt wird.

Mit der rechtlichen Einordnung schuf das EuGH Rechtssicherheit für alle in Landwirtschaft und Lebensmittelmarkt tätigen Unternehmen. Die europäischen Richter sorgten dafür, dass Bäuerinnen und Verbraucher weiter selbst darüber entscheiden können, was sie anbauen und essen. Trotz gegenteiligen Behauptungen: Nach erfolgter Zulassung können auch Produkte der neuen Gentechniken in Verkehr gebracht werden. Und es kann daran, unter Beachtung der EU-rechtlichen Bestimmungen, auch weiterhin geforscht werden.

Es ist aber jetzt wichtig, dass bei der Forschung nicht alles auf genau die Karte gesetzt wird, die bereits die letzten 20 Jahre mehr Heilsversprechen als Erfolge hervorbrachte. Es braucht dringend wieder eine unabhängige Risikoforschung, die derzeit gegen Null gefahren worden ist. Auch muss die neue Gentechnik realistisch beurteilt werden. Bis heute ist es weder durch alte, noch mit der neuen Art der Genmanipulation gelungen, etwa Resistenzen gegen wirtschaftlich bedeutende Pilzkrankheiten im Getreide, höhere Erträge oder die Resilienz gegen Extremwetterlagen zu erreichen. Denn für solche Eigenschaften genügt es nicht, eines oder wenige Gene zu verändern – weshalb man hier mit klassischen Züchtungsmethoden leichter zum Ziel kommt.

Zudem kann man den Herausforderungen, wie sie vor allem die Klima-Krise mit sich bringt, nicht allein mit Züchtung begegnen. Es kommt vielmehr darauf an, wie wir das gesamte Gefüge von der Bodenfruchtbarkeit bis hin zu den Agrarlandschaften gestalten, wie wir Fruchtfolgen abwechslungsreicher machen und vielfältige, robuste Sorten wählen. All das müssen wir den veränderten Bedingungen anpassen – wir sehen hier bereits viele Erfolge, aber auch dringenden weiteren Forschungsbedarf. Eine ausgewogene und am Vorsorgeprinzip orientierte Forschungspolitik muss auch hierfür Mittel und entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellen!“
Quelle: presse@boelw.de vom 24.07.2019

„Transparenz und Wahlfreiheit statt Gentechnik durch die Hintertür“

Mit ihrem Fuß- und Handabdruck oder einer Unterschrift betonten mehr als 108.000 Menschen in der Aktion ‚FOODprint‘, dass sie keine Gentechnik auf dem Acker und dem Teller wollen. Heute übergaben Vertreter der Bio-Bewegung die bunt bedruckten Stoffbahnen und Unterschriften an Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Mit dabei war Elke Röder, Vorstand des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW): „Gentechnik im Essen ist ein Angebot ohne Nachfrage. Mehr als drei Viertel der Deutschen wollen ein Verbot der Gentechnik in der Landwirtschaft. Für eine Lebensmittel-Kennzeichnung sprechen sich über 93 % der Menschen aus und ebenso viele wollen, dass die Auswirkungen der Gentechnik auf die Natur untersucht werden.“
Quelle: presse@boelw.de, Berlin, 17.07.2018 (Ausschnitt)

Auch neue Gentechnik ist Gentechnik

Berlin, 25.07.2018 (Ausschnitt). Heute bestätigt der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass auch gentechnische Verfahren wie CRISPR, ODM und Co. nach dem Europäischen Gentechnikrecht reguliert und gekennzeichnet werden müssen. Das Urteil kommentiert Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bio-Spitzenverbands Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW):

„Jetzt ist es amtlich: Gentechnik ist Gentechnik. Das hat Europas höchstes Gericht heute klar und deutlich bestätigt. Das Gericht bekräftigt damit, was eigentlich schon immer klar war. Dass nämlich auch die tiefen technischen Eingriffe in das Erbgut von Lebewesen mit einer Gentechnik-Schere als Gentechnik eingestuft und reguliert werden müssen. Der EuGH hat in seiner Entscheidung wissenschaftliche Fakten ebenso berücksichtigt wie europarechtliche Grundlagen, und insbesondere das Vorsorgeprinzip. Was aus dem Urteil folgen muss, ist klar: Die Bundesregierung muss gewährleisten, dass die gesetzlich vorgeschriebene Regulierung und Kennzeichnung für die neuen Gentechniken voll-umfänglich umgesetzt werden. Bundesministerin Julia Klöckner muss in Berlin und in Brüssel auch darauf dringen, dass die Unternehmen für Verfahren wie CRISPR und Co. Referenzmaterial und Nachweisverfahren liefern müssen. Schließlich dürfen die neuen Gentechnik-Organismen Europas Landwirten oder Verbrauchern nicht einfach untergejubelt werden, wenn zum Beispiel Saatgut aus Ländern außerhalb Europas importiert wird. Die europäischen Richter sorgen dafür, dass Bauern und Verbraucher weiter selbst darüber entscheiden können, was sie anbauen und essen.“
Quelle: presse@boelw.de