Assoziatives Wirtschaften

Auszüge aus einem Beitrag von Ueli Hurter

Was ist der Kern des assoziativen Wirtschaftens? Der Kern ist das Prinzip des sich Assoziierens der wirtschaftlichen Akteure. Die wirtschaftlich tätigen Unternehmungen nehmen ihre wirtschaftlichen Beziehungen untereinander bewusst und willentlich in die Hand: Sie bilden Assoziationen. Dabei ist zu bedenken, dass es kein fixes Modell für Assoziationen gibt. Diese können sehr unterschiedlich sein: Klein um einen Hof oder groß für die ganze Branche in einem Land; auf ein Produkt bezogen oder auf die gesamte Wirtschaftstätigkeit; es kann mehr um die Warenzirkulation gehen oder mehr um die Kreditvergabe usw. In jedem Fall meint Assoziieren, sich verbindlich in die Assoziations-Gemeinschaft einzubringen, ohne die Eigenständigkeit aufzugeben.

Damit steht Assoziieren in der Mitte zwischen Kollektivieren und Anonymisieren. Ein Kollektivieren ist es nicht, denn das Einzelunternehmertum bleibt bestehen. Dafür gibt es einige Gründe, der hauptsächliche ist derjenige, dass die unternehmerische Leistung ihren Quellpunkt in der geistigen Produktivkraft der Unternehmenspersönlichkeit hat. Würgt man diese Kraft ab, wird das Wirtschaftsleben abgelähmt. Die sozialistischen Staaten des ehemaligen Ostblocks haben diesen Tatbeweis ja erbracht. Auf der anderen Seite wird das Wirtschaftsgeschehen nicht einfach den anonymen Kräften, die auf diesem Gebiet auftreten, überlassen. Die unsichtbare Hand von Adam Smith, die aus der Summe aller Egoismen die allgemeine Wohlfahrt hervorzaubern soll, ist eine Illusion, denn die reine Konkurrenzwirtschaft führt in den sozialen und ökologischen Ruin. Das Assoziieren nun ist nicht ein Kompromiss aus ein bisschen Marktwirtschaft und ein bisschen Planwirtschaft, sondern es beobachtet und gestaltet den wirtschaftlichen Prozess jenseits von Markt und Staat. In der Assoziation werden die Individualkräfte nicht unterdrückt, das heißt Innovation in der Einrichtung der Produktion ist genauso willkommen wie die Wahlfreiheit in der Konsumtion. Aber diese individuellen Freiheiten, die in der Wirtschaft, wo es um die Verteilung der irdischen Ressourcen geht (das heißt um die Frage «wie reich oder arm bin ich»), oft und gerne als Egoismen auftreten, werden mit den Ansprüchen oder Egoismen der anderen konfrontiert. Daraus ergibt sich ein «objektiver Gemeinsinn», wie es Rudolf Steiner nennt. «Objektiv» heißt hier sachgemäß. Diese Sache, z. B. die Erzeugung, Verarbeitung, Verteilung und Konsumation von Lebensmitteln in einer Region, stellt sich in der Assoziation so dar, dass jede und jeder sieht, was der eigene Beitrag ist und was die Beiträge der anderen sind. Entsprechend können eigene Ansprüche, z. B. der eigene Anteil am Endverkaufspreis, beurteilt und angepasst werden.

 

Wie bilde ich eine Assoziation?
Die Assoziation bilde ich konkret, indem ich meine Wirtschaftspartner an einen runden Tisch einlade. An diesem Tisch ist das erste Ziel, die wirtschaftlichen Vorgänge, die uns verbinden, gemeinsam in den Blick zu nehmen. Der zweite Schritt ist eine Beurteilung der gefundenen Lage – gibt es zu viel oder zu wenig Ware? Wie ist der Preis? Wie wird sich die Nachfrage entwickeln? – Der dritte Schritt ist die Veränderung, Gestaltung der wirtschaftlichen Parameter (Qualität, Menge, Preis), dabei handelt jeder Beteiligte in eigener Kompetenz, aber auf Grund des gemeinsamen Bildes und der gemeinsam beurteilten Lage.

Wie man sieht, werden in der Assoziation die gleichen Regelprozesse im Wirtschaftlichen vollzogen wie auch anderswo. Der entscheidende Unterschied ist, dass sie nicht anonym oder halb versteckt ablaufen, sondern willentlich und transparent.

Anmerkung der Redaktion: Im Folgenden werden drei Beispiele angeführt: CSA oder Solidarische Landwirtschaft, regionale Vernetzung und Koordination am Beispiel der Region Schweiz und Saatgut.
Quelle: Rudolf Isler, Ueli Hurter, Assoziatives Wirtschaften – Was verstand Rudolf Steiner unter einer wirtschaftlichen Assoziation?, Dornach 2019, siehe auch:

https://www.goetheanum-verlag.ch/nc/einzelansicht/artikel/assoziatives-wirtschaften/shop/5987/

 

Öko-Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land, Roth Mehr regionale Bio-Lebensmittel

Text entnommen aus: www.nuernberg.de/internet/biomodellstadt/oekomodellregion.html

Ein wichtiges Ziel der Öko-Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land, Roth ist die effektivere Vernetzung von Stadt und Land, von Angebot und Nachfrage am Beispiel einer Großstadt und zweier umliegender Landkreise. Damit soll die regionale Wertschöpfung für Landwirte, weiterverarbeitende Betriebe und auch für Verbraucher gesteigert werden. Die Öko-Modellregion will insbesondere auch die Zahl der Umstellungsbetriebe steigern.

Im Fokus stehen die Produktbereiche (Ur)Getreide, Gemüse, Streuobst und Fleisch. Zudem soll eine Kampagne für regionale Bio-Produkte gestartet sowie eine direkte Kooperation zwischen Landwirten und Verbrauchern (Solidarische Landwirtschaft) initiiert werden. Die Förderung alter Sorten bzw. alter Rassen durchzieht dabei wie ein roter Faden alle Maßnahmenbereiche.

Landesprogramm BioRegio Bayern 2020
Die Öko-Modellregionen sollen dazu beitragen, den Anteil der Bio-Produkte aus Bayern bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln. Dies hat die Staatsregierung als politisches Ziel formuliert. Die Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln soll künftig stärker aus heimischer, regionaler Produktion gedeckt werden. Mit diesem Landesprogramm werden die Bereiche Bildung, Beratung, Förderung, Vermarktung und Forschung mit insgesamt rund 5,4 Millionen Euro zusätzlichen Landesmitteln in den nächsten Jahren gefördert.