Plattform Transportkooperationen

Es gibt jetzt eine Online-Plattform, die die Lieferbeziehungen der regionalen Ernährungswirtschaft transparent macht. Die Plattform funktioniert wie eine Art „Mitfahrzentrale für Regionalprodukte“. Auch kleinere Bio-Erzeuger können so die Chancen für Transportbündelungen erkennen und ihre Waren kostengünstig vermarkten.

Neben der Einsparung von Kosten und CO2-Emissionen können auch weitere Kooperationen und Vernetzung in der Regio-Food-Branche initiiert werden. Die Online-Plattform entfaltet ihr Potenzial, wenn möglichst viele Erzeuger, Anbieter, Initiativen und Logistiker ihre Lieferbeziehungen einpflegen.

Projektpate: Armin Kroder, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, Landrat des Landkreises Nürnberger Land
Kontakt: www.regiothek.de

„Die Landwirtschaft trägt alles“

Beitrag von Engelhard Troll, Leitartikel „Landwirtschaftlicher Kurs und Demeter-Verbandsarbeit“, Ausschnitte

Zugegebenermaßen bringen Assoziationen Probleme mit Kartellvorschriften. Trotzdem, der heutige Verband stellt eigentlich den gesellschaftlich relevanten Bereich des Marktes mit den dafür notwendigen Vorschriften, Strukturen und Gestaltungen dar, und dieser Bereich ist sehr dominant. Stichworte Qualitätssicherung, Richtlinien, Markenschutz, Mitgliederaufnahme.

Die Reihe von Ideen, Initiativen, Modellen und Organisationen, in diese Richtung eine Gestaltung zu bringen, sprechen von einer geistigen Wirkmacht, die ankommen will und nicht richtig ankommen kann. Ganz am Anfang stand der Ansatz von Max-Karl Schwarz der Kulturstätten auf dem Lande, umfassende ländliche Gemeinschaften wie Inseln (im heraufziehenden Vernichtungssturm der Nazis). Das betont die überragende Rolle der Kultur, die Steiner nach dem Zusammenbruch der mitteleuropäischen Dynastien mit „Kulturräten“ neu begründen wollte. (siehe unten) Vieles erscheint vor diesem großen Bild der Assoziation als Partnerin der biodynamischen Landwirtschaft heute als „Ausweichbewegung“, wie Direktvermarktung, Abo-Kisten, SoLaWis, viele Runde Tische, Demeter-Verbraucher-Vereine.

Es gab Initiativen wie den Wirtschaftskreis an der Landwirtschaftlichen Sektion, das von Christof Simpfendörfer vorangetriebene Projekt „Gerechtes Wirtschaften“ und damit verbunden, die Entwicklung der Hofgespräche als Wahrnehmungsmöglichkeit der Bemühungen der Praktiker, der spirituellen Inhalte des Kurses und der gestalterischen Freiheit des Landwirts adäquat gerecht zu werden.

Vom intellektuellen zum lebendigen Denken

Steiner scheiterte mit seinen Wirtschaftsreformen, den Pilotprojekten „Kommender Tag“ und „Futurum“, nicht wegen organisatorischer Mängel, sondern wegen der mangelnden Beteiligung der Mitglieder und deren starren Denkens, das auf die eigenen Positionen fixiert ist. Diese Fixierung war vor 100 Jahren schon so stark ausgeprägt, dass Steiner von einer einmal möglichen „Impfung“ gegen Halsstarrigkeit sprach. Heute, in einer durch und durch intellektuellen Zeit stehen wir vor der Digitalisierung unseres Denkens, da gibt es nur 1 oder 0. Dazwischen: Nichts.

Assoziationen also brauchen eine Konsenskultur, eine Kultur der Einvernehmlichkeit, die nur mit „lebendigem Denken“ erreichbar ist. Zu einer wirksamen Assoziation gehört schließlich als Ergebnis dieser verlebendigten Denkarbeit, dass sich praktischer Gemeinsinn ausbilden kann, der die ganze Gemeinschaft wie eine (Engels-)Wesenheit durchwirkt.

Stephan Eisenhut führt hierzu aus in seiner neuesten Veröffentlichung in „Die Drei“, Heft 5/21, Seite 42. Der Aufsatz trägt den Titel „Rudolf Steiners Kampf gegen die Auslöschung des Geisteslebens“ und „Die Aufgabe der Kulturräte“. „Ein Austausch zwischen Menschen, die in ihrem leibgebundenen, mechanischen Denken verhaftet bleiben, kann höchstens im Hinblick auf ganz äußerliche, dem materiellen Leben dienenden Fragen gelingen, aber nicht, wenn es um geistige Erneuerung geht. Ebenso wird der Austausch stark gehemmt, wenn nur ein Einziger sich auf den Weg gemacht hat, sein Denken zu verlebendigen, und die Anderen entweder auf ihren Positionen beharren oder nur scheinbar in die Gedanken des anderen eintauchen. Wie oft kommt es vor, dass bloß die eigenen Vorstellungen in die Aussagen des Anderen hineingelegt werden! Es müssen schon zwei oder mehr im Namen des verlebendigten Denkens zusammenkommen. Erst dann werden sie die Verjüngungskraft des christlichen Geistes erleben, die ein neues Geistesleben erschafft.“ So erkennen wir, dass die Erübung „lebendigen Denkens“ durchaus in unsere tägliche Routine der Arbeitsgruppen, Gremien, Facharbeitsgruppen, Einführungskurse geholt werden sollte. Denn sonst bleiben unsere zahlreichen Bemühungen um neue Ansätze, z. B. in der Vertriebsstrategie, wer wieviel spenden muss, usw., lediglich isolierte Bausteine, Versatzstücke, Bruchstücke der ganz großen Idee.

Quelle: Demeter Bayern | Rundbrief Nr. 153, Dezember 2021

Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft, Teil 1 (Teil 2 in Info-Brief 65)

Eine alte Idee und neue Entwicklungen, Beitrag von Engelhard Troll

Der vorliegende Artikel beschreibt die Schwierigkeiten, die bei der Assoziationsbildung auftreten, und zeigt, dass diese nicht zuletzt in der Form des gewöhnlichen Denkens liegen, mit der meist versucht wird, sogenannte „praktische“ Lösungen zu finden.“

Richtige Preise im falschen System?
„Praktischen Lösungen“ (sind zum Beispiel) auch solche Erzeuger-Verbraucher-Zusammenschlüsse wie die food-coops der späten 68er, das Abokistensystem, Modelle der solidarischen Landwirtschaft, aber auch solche Teillösungen, wie fairer Handel und das Maßnahmenpaket der neuen Demeter-Vertriebsstrategie. Hier sieht Eisenhut es als problematisch an, dass es sich um Insellösungen handelt, sobald ich als Erzeuger meinen durchaus gerechten Preis eingenommen habe, verlasse ich beim Beschaffen von Betriebsmitteln, Maschinen und Gütern des eigenen Bedarfs, z.B. von Kleidung, aber auch bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen oder dem Zahlen von Steuern diesen „geschützten“ assoziativen Bereich. So stellt er die weitergehende Idee der Assoziation die einer beschränkten Konsumgenossenschaft gegenüber und formuliert provozierend: „Richtige Preise im falschen System?“ „Doch warum müssen solche Initiativen im bestehenden Wirtschaftssystem relativ schnell an ihre Grenzen kommen? . . . Weil hier nur eine einseitige Organisation innerhalb einer Branche vorliegt. Er kommt zu dem Resümee seiner großen Entschuldigung vor den zukünftigen Generationen, wir müssen es machen wie ein Bauer: Der schaut die Wurzeln an, wenn der Baum krank ist, nicht die Zweige, das sind die Regierungen, Politiker und Konzerne.

Deshalb wird man auch innerhalb der Lebensmittelbranche zu keiner wirklichen Assoziationsbildung kommen, wenn nicht daran gearbeitet wird, wie die Preise der Lebensmittel sich zu den Preisen der Erzeugnisse anderer Branchen verhalten. Dieses Preis-Leistungsverhältnis der Branchen untereinander wird nicht zuletzt davon bestimmt, wieviel Menschen in einer Branche beschäftigt sind.

Unsinnige Beschäftigungsstrukturen – „bullshit-jobs“
Nun beschreibt Eisenhut die Rolle der Landwirtschaft im üblichen Drei-Sektorenmodell, im ersten Sektor, der Urproduktion, nimmt sie einen minimalen Randbereich ein mit 0,619 Mio. Erwerbstätigen. Im zweiten Sektor, dem produzierenden Gewerbe, arbeiten in Handwerk und Industrie 10,5 Mio. Erwerbstätige, im tertiären Sektor der Dienstleistungen die restlichen 32,5 Mio. Menschen. Nun verweist Eisenhut auf ein Buch des an der London School of Economics lehrenden David Graeber (Bullshit-Jobs – Vom wahren Sinn der Arbeit, Stuttgart 2018). Graeber beschreibt auf S. 40 „eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der sie ausführt, ihre Existenz nicht rechtfertigen kann, obwohl er sich im Rahmen der Beschäftigungsbedingungen verpflichtet fühlt, so zu tun, als sei das nicht der Fall“. Vor allem in aufgeblähten Verwaltungen größerer Unternehmen und staatlicher Behörden, aber auch besonders bei Finanzdienstleistungen.

Warum hat das eine Auswirkung auf die Landwirtshaft? Weil das Gleichgewicht gestört wird, das Geld als objektiver Maßstab der Leistungsbewertung nicht mehr geeignet ist. Und er zeigt eine andere Möglichkeit auf, um das zu verdeutlichen: „Gesamtwirtschaftlich würde überhaupt keine Verteuerung eintreten, wenn in Deutschland statt 0,6 Millionen Menschen 3,5 Millionen in der Landwirtschaft tätig wären und dafür Sorge trügen, dass der Boden nachhaltig bearbeitet wird, so dass er seine Fruchtbarkeit erhält, dass die Insekten- und Vogelwelt richtig leben kann, dass die Tierhaltung von Achtsamkeit geprägt ist usw. Diese Landwirte könnten alle ein ausreichendes Einkommen haben, und es würde genügend Geld für eine gründliche und Freude bereitende Ausbildung vorhanden sein – wenn es nur gelänge, die „bullshit-Jobs“, die kein Mensch braucht, zu eliminieren. Der Einzelne müsste dann zwar einen größeren Teil seines Einkommens für die Ernährung aufwenden, dies würde jedoch dadurch kompensiert, dass andere Ausgaben niedriger ausfielen. Genau das ist aber das Ziel einer assoziativen Wirtschaft. Denn diese arbeitet darauf hin, den gegenseitigen Wert der menschlichen Arbeitsprodukte herauszufinden“.
Quelle: Demeter Bayern, Rundbrief Nr. 143, Juni 2019

Assoziatives Wirtschaften

Auszüge aus einem Beitrag von Ueli Hurter

Was ist der Kern des assoziativen Wirtschaftens? Der Kern ist das Prinzip des sich Assoziierens der wirtschaftlichen Akteure. Die wirtschaftlich tätigen Unternehmungen nehmen ihre wirtschaftlichen Beziehungen untereinander bewusst und willentlich in die Hand: Sie bilden Assoziationen. Dabei ist zu bedenken, dass es kein fixes Modell für Assoziationen gibt. Diese können sehr unterschiedlich sein: Klein um einen Hof oder groß für die ganze Branche in einem Land; auf ein Produkt bezogen oder auf die gesamte Wirtschaftstätigkeit; es kann mehr um die Warenzirkulation gehen oder mehr um die Kreditvergabe usw. In jedem Fall meint Assoziieren, sich verbindlich in die Assoziations-Gemeinschaft einzubringen, ohne die Eigenständigkeit aufzugeben.

Damit steht Assoziieren in der Mitte zwischen Kollektivieren und Anonymisieren. Ein Kollektivieren ist es nicht, denn das Einzelunternehmertum bleibt bestehen. Dafür gibt es einige Gründe, der hauptsächliche ist derjenige, dass die unternehmerische Leistung ihren Quellpunkt in der geistigen Produktivkraft der Unternehmenspersönlichkeit hat. Würgt man diese Kraft ab, wird das Wirtschaftsleben abgelähmt. Die sozialistischen Staaten des ehemaligen Ostblocks haben diesen Tatbeweis ja erbracht. Auf der anderen Seite wird das Wirtschaftsgeschehen nicht einfach den anonymen Kräften, die auf diesem Gebiet auftreten, überlassen. Die unsichtbare Hand von Adam Smith, die aus der Summe aller Egoismen die allgemeine Wohlfahrt hervorzaubern soll, ist eine Illusion, denn die reine Konkurrenzwirtschaft führt in den sozialen und ökologischen Ruin. Das Assoziieren nun ist nicht ein Kompromiss aus ein bisschen Marktwirtschaft und ein bisschen Planwirtschaft, sondern es beobachtet und gestaltet den wirtschaftlichen Prozess jenseits von Markt und Staat. In der Assoziation werden die Individualkräfte nicht unterdrückt, das heißt Innovation in der Einrichtung der Produktion ist genauso willkommen wie die Wahlfreiheit in der Konsumtion. Aber diese individuellen Freiheiten, die in der Wirtschaft, wo es um die Verteilung der irdischen Ressourcen geht (das heißt um die Frage «wie reich oder arm bin ich»), oft und gerne als Egoismen auftreten, werden mit den Ansprüchen oder Egoismen der anderen konfrontiert. Daraus ergibt sich ein «objektiver Gemeinsinn», wie es Rudolf Steiner nennt. «Objektiv» heißt hier sachgemäß. Diese Sache, z. B. die Erzeugung, Verarbeitung, Verteilung und Konsumation von Lebensmitteln in einer Region, stellt sich in der Assoziation so dar, dass jede und jeder sieht, was der eigene Beitrag ist und was die Beiträge der anderen sind. Entsprechend können eigene Ansprüche, z. B. der eigene Anteil am Endverkaufspreis, beurteilt und angepasst werden.

 

Wie bilde ich eine Assoziation?
Die Assoziation bilde ich konkret, indem ich meine Wirtschaftspartner an einen runden Tisch einlade. An diesem Tisch ist das erste Ziel, die wirtschaftlichen Vorgänge, die uns verbinden, gemeinsam in den Blick zu nehmen. Der zweite Schritt ist eine Beurteilung der gefundenen Lage – gibt es zu viel oder zu wenig Ware? Wie ist der Preis? Wie wird sich die Nachfrage entwickeln? – Der dritte Schritt ist die Veränderung, Gestaltung der wirtschaftlichen Parameter (Qualität, Menge, Preis), dabei handelt jeder Beteiligte in eigener Kompetenz, aber auf Grund des gemeinsamen Bildes und der gemeinsam beurteilten Lage.

Wie man sieht, werden in der Assoziation die gleichen Regelprozesse im Wirtschaftlichen vollzogen wie auch anderswo. Der entscheidende Unterschied ist, dass sie nicht anonym oder halb versteckt ablaufen, sondern willentlich und transparent.

Anmerkung der Redaktion: Im Folgenden werden drei Beispiele angeführt: CSA oder Solidarische Landwirtschaft, regionale Vernetzung und Koordination am Beispiel der Region Schweiz und Saatgut.
Quelle: Rudolf Isler, Ueli Hurter, Assoziatives Wirtschaften – Was verstand Rudolf Steiner unter einer wirtschaftlichen Assoziation?, Dornach 2019, siehe auch:

https://www.goetheanum-verlag.ch/nc/einzelansicht/artikel/assoziatives-wirtschaften/shop/5987/

 

Wie bildet man Assoziationen – Teil 2

Auszüge aus einem Beitrag von Rudolf Isler (Teil 1 in Info-Brief 59/ Juli 2019)

Assoziationen haben nicht die Aufgabe, Preise direkt zu beeinflussen und festzulegen. Das heißt: Preise müssen sich im Markt frei bilden können. Dabei kommt es aber darauf an, wie sich die anbietenden und die nachfragenden Personen verhalten wollen. Darüber können sie Vereinbarungen treffen.
1. Ein starkes Hindernis ist der internationale Handel. Mit Konsumenten, die im Ausland einkaufen, weil es dort günstiger ist, können sich die inländischen Produzenten nicht kooperativ zusammensetzen, und ebenso ist keine Assoziation möglich mit Produzenten, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, weil die Produktionskosten dort niedriger sind. Dass man auf ein solches Wirtschaftsverhalten vertraglich verzichtet, ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass eine Assoziation überhaupt zustande kommt.
2. Ein weiteres Hindernis sind die Eingriffe des Staates in die Wirtschaft durch Subventionen und Begünstigungen aller Art. Für viele dieser Staatseingriffe würden die Gründe wegfallen, wenn die Wirtschaftsteilnehmer vertraglich darauf verzichteten, die Verhältnisse in anderen Ländern auszunützen und dadurch die inländischen Preise auf ein Niveau weit unter die «richtigen» Preise zu drücken.
3. In einen Assoziationsvertrag gehören auch detaillierte Vereinbarungen darüber, wie die Wirtschaftsteilnehmer sich bemühen wollen, die Ressourcen zu schonen und die Natur nicht zu schädigen.
4. Die Unternehmer werden sich verpflichten, die Erträge so unter alle Mitarbeiter zu verteilen, dass deren Bedürfnisse möglichst gut befriedigt werden.
5. Damit jeder die Situation derer, denen er gegenübersitzt, verstehen kann, ist innerhalb der Assoziation die ehrliche, nicht manipulierte Buchführung offenzulegen.
6. Ein prinzipielles Ziel der assoziativen Wirtschaft ist es, soziale Aufgaben nicht an die staatliche Politik abzuschieben, sondern selbst in die Hand zu nehmen.
7. Ein weiterer wichtiger Punkt hat sehr weitreichende rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen: Die Grundeigentümer verpflichten sich, Grund und Boden nicht zu verkaufen, nicht zu vererben und nicht zu beleihen. Der Boden wird dann nicht mehr wie eine Ware behandelt. Solange der Boden einen Preis hat, der durch spekulativen Handel beeinflusst ist, verfälscht er die Gesamtstruktur der Preise. Als Kostenfaktor wirkt er verteuernd.
8. Die Teilnehmer werden sich auch verpflichten, den Boden, das Leihkapital und das Beteiligungskapital (Eigenkapital) so zu behandeln, dass sie denjenigen Personen zur Verfügung gestellt werden, die sie benötigen und die für ihre Verwendung die nötigen fachlichen und moralischen Fähigkeiten haben.
9. Die genannten Vereinbarungen haben Konsequenzen für die Buchführung (u. a. für die Bewertung und Abschreibung des Anlagevermögens), die ebenfalls ausführlich dargestellt werden müssen.
10. Weiter ist es denkbar und für die Sache förderlich, dass die Assoziationsteilnehmer darauf hinarbeiten, ihre Tausch- und Kaufgeschäfte durch Verrechnung in einem autonomen, vom Staat und den heutigen Banken unabhängigen Geldsystem abzuwickeln, das heißt mit einem Geld, das durch diese Verrechnung als Kaufgeld entsteht und nicht wie das heutige Geld durch Kredite und Schulden.

Diese Aufzählung macht deutlich, dass das Vertrauen, das in einer Assoziation eine große Rolle spielt, ein solides Fundament braucht und fortwährend sorgfältig gepflegt werden muss. Mit Wirtschaftsteilnehmern, welche die genannten Voraussetzungen ablehnen, ist die Bildung einer Assoziation unmöglich.
Quelle: Rudolf Isler, Ueli Hurter, Assoziatives Wirtschaften – Was verstand Rudolf Steiner unter einer wirtschaftlichen Assoziation?, Dornach 2019, https://www.goetheanum-verlag.ch/nc/einzelansicht/ artikel/assoziatives-wirtschaften/shop/5987/

Wie bildet man Assoziationen – Teil 1

Auszüge aus einem Beitrag von Rudolf Isler (Teil 2 folgt in Infobrief 60)

Ein Kartell ist eine vertragliche Verbindung von Produzenten und Händlern, welche die gleichen Waren in ihrem Angebot haben. In ihren Abmachungen legen sie fest, dass bestimmte Mindestpreise nicht unterboten werden dürfen. Dadurch treten sie den Abnehmern ihrer Produkte mit gebündelter Macht gegenüber und unterdrücken die Preiskonkurrenz am Markt. Assoziationen sind das Gegenteil von Kartellen, weil in ihnen die Anbieter sich mit ihren Käufern zu Gesprächen treffen, also nicht mit Personen mit gleichen, sondern gerade mit gegensätzlichen Interessen. Assoziationen sind daher vergleichbar mit jeder vernünftigen Verkaufsverhandlung, in der ja auch die Anbieter den Käufern begegnen. Dort geht es aber um die Vereinbarung von Preisen für die Waren, die im konkreten Fall verkauft und gekauft werden sollen. Die Assoziationen dagegen schauen die Preise in einem größeren Rahmen an. Wenn sie feststellen, dass es unrichtige Preise gibt, die den Produzenten nicht eine angemessene Existenz ermöglichen, überlegen sie, mit welchen Maßnahmen erreicht werden kann, dass die Preisverhältnisse vernünftig werden. Sie legen keine Preise fest, sondern es geht um Maßnahmen auf der Seite der Produktion. Die Produktion hat die Aufgabe, immer vom Bedarf und nicht vom Gewinnstreben auszugehen. Die Produzenten müssen daher, sowie sie den Bedarf festgestellt haben, die Menge ihrer Produkte anpassen, entweder durch Erweiterung oder durch Verkleinerung der Produktion.

Praktische Konsequenzen in der heutigen Zeit
Der Bildung einer Assoziation im Sinne von Rudolf Steiner stehen heute viele rechtliche und wirtschaftliche Voraussetzungen entgegen, die vom Egoismus als Triebfeder des Wirtschaftens ausgehen. Es wird daher trotz guter Einsichten nicht möglich sein, eine Assoziation zustande zu bringen, wenn man nicht verbindlich vereinbart, dass man sich ganz anders verhalten will, als es heute üblich ist. Wir gehen davon aus, dass eine Assoziation durch einen Vertrag gebildet wird. In diesem Assoziations-Vertrag müssen Einschränkungen vereinbart werden, die viel strenger sind als das, was die heutigen Gesetze erlauben. Diese Vereinbarungen werden die Grundlage bilden, auf der Assoziationen überhaupt erst zustande kommen können.
Quelle: Rudolf Isler, Ueli Hurter, Assoziatives Wirtschaften – Was verstand Rudolf Steiner unter einer wirtschaftlichen Assoziation?, Dornach 2019, https://www.goetheanum-verlag.ch/nc/einzelansicht/ artikel/assoziatives-wirtschaften/shop/5987/