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Bio-Äpfel müssen keine perfekte Oberfläche haben
Foto W.R.

Apfelangebot – was Kunden wirklich wollen

Ein Forschungsergebnis der Universität Kassel

Das hier dargestellte Vorhaben ist Bestandteil des Verbundprojekts PSSYTEMBIOOBST. Das Teilprojekt zielt auf das Schließen der Wissenslücke zu den Einstellungen und Präferenzen von Verbrauchern bei Bio-Äpfeln ab. Ausgehend von den Ergebnissen der Literaturrecherche und des qualitativen Erhebungsschrittes, wurden Einstellungen, Präferenzen und Zahlungsbereitschaften der Konsumenten mittels einer eine Online-Erhebung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass den Konsumenten beim Apfelkauf vor allem Geschmack, Festigkeit, regionale Erzeugung und Verpackung wichtig sind. Optische Aspekte, wie eine makellos Schale sind den meisten weniger wichtig.

Gründe, Bio-Äpfel zu kaufen sind vor allem umweltbezogene Gründe, wie „wenig Rückstände von Pflanzenschutzmitteln“ und eine „umweltfreundliche Erzeugung“. Gründe KEINE Bio-Äpfeln zu kaufen sind der Preis und die Verfügbarkeit sowie die Einschätzung, dass die Herkunft der Äpfel wichtiger ist als die Art der Erzeugung. Die Befragten assoziierten mit Äpfeln mit leichten Schalenfehlern (Biosortierung) eine größere Natürlichkeit als mit Äpfeln der HK I und gleichermaßen guten Geschmack wie HK I. Beim Elstar wird mit HK I sogar die Assoziation des weniger gesund seins verbunden. Verbraucher differenzieren grundsätzlich zwischen verschiedenen äußeren Qualitäten, dies gilt auch für die Unterschiede zwischen einer Biosortierung und HK I.

Die vorliegenden Ergebnisse machen deutlich, dass die zusätzlichen Zahlungsbereitschaften für makellose Äpfel, also Äpfel der HK I, sehr gering sind. Dies gilt interessanterweise für Bio-Äpfel genauso wie für konventionelle Äpfel. Deutlich wurde, dass es zwei Gruppen an Konsumenten gibt: diejenigen, die eine geringe Präferenz für makelloses Aussehen haben und diejenigen, die eine größere Präferenz hierfür haben. Ist die Präferenz für makelloses Aussehen hoch, so äußert sich dies auch in hohen Zahlungsbereitschaften, unabhängig davon, ob es sich um Bio-Äpfel oder andere Äpfel handelt. Grundsätzlich haben jedoch die „konventionellen Apfel-Konsumenten“ eine höhere Präferenz für makelloses Aussehen als die Bio-Apfel-Konsumenten. Es ist festzuhalten, dass sich diese Präferenz nur in einer sehr geringen zusätzlichen Zahlungsbereitschaft äußert.

Um die Akzeptanz für leichte Schalenfehler bei Gelegenheitskäufern zu steigern, sollte herausgestellt werden, dass diese Fehler rein äußerlich sind und dass der Geschmack nicht beeinträchtigt ist. Besondere Kommunikationserfordernisse bestehen lediglich bei den Konsumenten, die überwiegend konventionelle Äpfel kaufen. Dabei sind Botschaften, die positive Emotionen hervorrufen, wie ‚aus dem eigenen Garten‘, faktischen Botschaften vorzuziehen.
Quelle: https://orgprints.org/38693/, Newsletter forschung@fibl.org vom 25.01.2021