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Britta Walthelm
Foto Britta Walthelm

Regional und Bio: „Wir leisten Pionierarbeit“

Tanja Toplak-Páll von „Unser Nürnberg“, Verlag Nürnberger Presse, im Interview mit Britta Walthelm, Nürnbergs Umweltreferentin

Frau Walthelm, wie viele regionale Bio-Produkte finden sich bei Ihnen täglich auf dem Esstisch?
Relativ viele. Derzeit sind es saisonbedingt vor allem Rohkost und Salate. Ich kaufe viel bei der Noris Inklusion und im lokalen Biomarkt. Außerdem bin ich „Ernteteiler“ innerhalb des Projektes Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi). Das funktioniert so: Die Kunden schließen mit einem Landwirt aus der Region einen Jahresvertrag und holen sich einmal die Woche ihren Anteil an der Ernte in einem nahegelegenen Depot ab. Dadurch kann der Landwirt langfristiger planen.

Wie viele Tonnen Biolebensmittel werden jährlich in der Metropolregion produziert?
Dazu haben wir leider keine genauen Zahlen. Bei der landwirtschaftlichen Fläche macht Bio in der Metropolregion ca. acht Prozent aus. Wir wissen jedoch allgemein, dass Bio im Moment boomt. In Deutschland wuchs der Umsatz mit Bio-Produkten ungefähr doppelt so stark wir der Lebensmittelmarkt insgesamt, die Verbraucherinnen und Verbraucher gaben über 20 Prozent mehr Geld für Bio aus als im Vorjahr. Die Nachfrage nimmt also zu. Auch hier in der Europäischen Metropolregion haben Nahversorger und Hofläden profitiert.

Warum gerade jetzt?
Dafür gibt es sicher verschiedene Gründe. Einer dürfte sein, dass viele von zuhause aus arbeiten und wieder mehr selbst kochen, anstatt in Kantine oder Imbiss zu essen. Und wer selbst kocht, möchte wissen, woher das Essen kommt und dass es eine gute Qualität hat. Das fördert wiederum eine größere Wertschätzung für die Produzenten, die Landwirte vor Ort. Zudem hat uns die Pandemie gezeigt, wie verletzlich die globalen Lieferketten sind und dass wir eine gesicherte Nahversorgung brauchen. Unser Leitbild ist die Ernährungssouveränität der Bürger.

Was bedeutet das?
Dass die Verbraucher die Möglichkeit haben, gute, fair produzierte Lebensmittel aus der Region zu kaufen.

Die gibt es ja zum Teil schon in Supermärkten oder Discountern.
Richtig. Wir wollen aber dauerhaft auch andere Strukturen schaffen, die Stadt und Land miteinander verbinden, die die Nachfrage nach regionalen Bio-Waren und Produzenten zusammenbringen und die die Wertschöpfung vor Ort steigern. Beispielsweise würden gerne viele Milchbauern selbst Käse herstellen, es fehlen aber Molkereien in der Nähe. Die Bio-Bauern aus dem Knoblauchsland würden auch gerne mehr Gemüse an die Gemeinschaftsgastronomie liefern. Um einen besseren Überblick zu bekommen, wo man welche Potenziale bei Bio-Gemüse ausschöpfen kann, wurde in einem Kooperationsprojekt von Frankengemüse, TH Nürnberg und Stadt ein Wertschöpfungskettenmanager eingestellt, der das analysiert. Wir leisten hier also Pionierarbeit.

Die Franken gelten als traditionsbewusst und heimatverbunden. Ist das für diese Strategie hilfreich?
Das kann sein. Die Wertschätzung für die Heimat zeigt sich daran, dass wir hier und auch in Bayern noch eine relativ kleinräumige Struktur in der Landwirtschaft haben. Das ist nicht überall so. Die Menschen identifizieren sich sehr stark mit ihren Produkten, die außerdem sehr vielfältig sind. Ein Beispiel sind die vielen kleineren Brauereien in unserer Region, die Streuobstwiesen, der Spargelbau. Diese Strukturen sind natürlich eine günstige Ausgangssituation für regionale Kreisläufe. Und: Wir haben unter anderem im Rahmen der Europäischen Metropolregion ein breites Netzwerk mit vielen Akteuren aufgebaut, darunter auch Wissenschaftler. Das hilft sehr.

Wo hakt es noch?
Ein Knackpunkt sind die Agrarflächen: Wenn wir wollen, dass die Nachfrage nach regionalen Bio-Waren steigt, müssen wir auch sicher stellen, dass sie gedeckt werden kann. Und dafür braucht es Flächen. Die schwinden aber zusehends. Deshalb gibt es seit drei Jahren das Projekt ReProLa (Regionalspezifisches Landmanagement in StadtLand-Partnerschaften, Anm. d. Red). Dieses Forschungsprojekt soll analysieren, in wie weit Regionalprodukte zur nachhaltigen Flächennutzung beitragen. Eine weitere Hürde ist die europaweite Ausschreibungspflicht, wenn öffentliche Aufträge vergeben werden. Wir sind hier zusammen mit anderen Akteuren in der Lobbyarbeit aktiv, um diesbezüglich Ausnahmen für Landwirte zu erreichen.

Sie sprachen vorhin von „dauerhaften“ neuen Strukturen. Wie wollen Sie die Nachfrage auch nach der Sondersituation der Pandemie stabil halten bzw. steigern?
Wir müssen unsere „Marktmacht“ als Kommune besser nutzen, gerade bei der Außer-Haus-Versorgung: In den städtischen Kitas läuft das gut, dort kommen zu 75 Prozent Bio-Waren auf den Tisch. Bei Kantinen beispielsweise ist aber noch Luft nach oben. Um Regionalität zu fördern, bringen wir regionale Erzeuger und Cateringunternehmen zusammen. Das europäische Vergaberecht lässt aber leider Regionalität als Ausschreibungskriterium nicht zu. Zudem müssen wir uns Gedanken über gutes Marketing machen. Da gäbe es viele Möglichkeiten, bis hin zu eigenen Siegeln.
Quelle: „Unser Nürnberg“, eine Beilage in der NN-Ausgabe vom 31. März 2021