Wir brauchen ein transparentes Pestizidregister

Liebe Leserinnen und Leser,

die folgende Zuschrift erhielten wir vom Umweltinstitut, einem unserer Partner. Sie zeigt, wie dringend ein Pestizidregister ist. Wir setzen uns zusammen dafür ein, dass es kommt.

Pestizide haben in unserer Umwelt nichts zu suchen. Sie gefährden sowohl die Artenvielfalt als auch unsere Gesundheit. Durch unsere jahrelange Arbeit ist diese Erkenntnis endlich auch in der Politik angelangt, die mittlerweile verspricht, den Einsatz der Ackergifte in der Landwirtschaft zu begrenzen. Das Problem ist nur: Niemand weiß genau, wie viele Pestizide überhaupt eingesetzt werden, geschweige denn wann und wo! Zwar sind alle landwirtschaftlichen Betriebe in der EU bereits seit mehr als zehn Jahren gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Pestizideinsätze zu dokumentieren. Doch diese Aufzeichnungen werden weder umfassend kontrolliert noch zentral gesammelt oder gar veröffentlicht.

Laut Koalitionsvertrag sollte sich dieser Zustand bald ändern: Denn die Ampelregierung hat sich darauf verständigt, ein zentrales Register zur Erfassung der Pestizideinsätze einzuführen. Jüngste Äußerungen aus dem Landwirtschaftsministerium zeigen nun allerdings: Die Einführung eines solchen Registers könnte bis Anfang 2025 verschleppt werden!

Wie dringend es ein zentrales, elektronisches Pestizidregister braucht, stellten wir fest, als wir die Spritzhefte aus dem Südtiroler Apfelanbau zu Gesicht bekamen: Mal digital geführt, mal auf Papier, zum Teil in unleserlicher Handschrift, mit uneindeutigen Ortsbezeichnungen oder ganz fehlenden Angaben. So sieht die Dokumentation der Pestizideinsätze aktuell aus. Diese chaotische Praxis macht es enorm schwierig nachzuvollziehen, welche Pestizide wo genau und in welcher Menge in unserer Umwelt landen. Daher bekam unsere Forderung nach einem öffentlich zugänglichen Pestizidregister auch Rückenwind aus der Wissenschaft: Renommierte Professor:innen aus verschiedenen Fachgebieten betonten im Rahmen unserer Kampagne, wie dringend sie ein solches Register brauchen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Mit Fachgesprächen, Aktionen und Gutachten wollen wir jetzt dafür sorgen, dass die deutsche Bundesregierung das nicht weiter auf die lange Bank schiebt!

Die Informationen über Pestizideinsätze unterliegen dem Umweltinformationsgesetz und stehen somit uns allen zu. Wir wollen dafür sorgen, dass aus diesem Recht auch Realität wird. Unterstützen Sie uns dabei! Veronika Feicht, Referentin für Agrarpolitik, Umweltinstitut München e.V., 80336 München, www.umweltinstitut.org, Spendenkonto: IBAN: DE 70 7002 0500 0008 8311 01

Wir haben gespendet und uns bei den Bundesministern für Gesundheit und Landwirtschaft für eine umgehende Einführung des Pestizid-Registers eingesetzt.

Ihr Wolfgang Ritter

Freispruch im Südtiroler Pestizidprozess

Liebe Leserinnen und Leser,

das war mal eine gute Nachricht: Freispruch im Südtiroler Pestizidprozess, eine Meldung des Umweltinstituts München.

„Nach zwei Jahren ist der Südtiroler Pestizidprozess endlich Geschichte! Denn am Freitag hat das Landesgericht Bozen unseren Mitarbeiter Karl Bär freigesprochen. Nachdem bereits im Januar der letzte der 1376 Kläger seinen Strafantrag zurückgezogen hatte, beantragte die Staatsanwaltschaft am Freitag eine Änderung der Anklage, durch die auch der noch im Raum stehende Vorwurf der Markenfälschung hinfällig wurde.

Mit dem Freispruch ist der Versuch der Südtiroler Landesregierung und der Obstlobby, Kritik am Pestizideinsatz juristisch zu unterbinden, endgültig gescheitert. Dass Südtirol ein Pestizidproblem hat, ist eine Wahrheit, die auszusprechen uns niemand verbieten kann. Damit ist das Urteil wegweisend für Menschen in ganz Europa, die sich für eine gesunde Umwelt einsetzen und dafür juristisch angegriffen werden. Bis zu diesem Erfolg war es ein langer und mühsamer Weg, den wir nur dank der großartigen Hilfe unserer Unterstützer*innen meistern konnten. Vielen Dank an alle, die uns in den letzten Jahren mit Tatkraft, Solidarität und Geld unterstützt haben! Nur dank Ihnen war es uns möglich, die Klage so erfolgreich abzuwehren.“

Quelle: newsletter@umweltinstitut.org vom 09.05.2022

Tierhaltungskennzeichnung: Bio-Stufe als höchster Standard geplant

Noch eine gute Nachricht von Bioland-Präsident Jan Plagge: „Umwelt-, klima- und tierfreundliches Bio ist völlig zu Recht vom Agrarminister zum Leitbild der Landwirtschaft gemacht worden. Dass nun auch bei der geplanten Tierhaltungskennzeichnung die Leistungen des Ökolandbaus mit einer eigenen Bio-Stufe als höchstem Standard für die Verbraucher*innen sichtbar werden, ist folgerichtig und sehr zu begrüßen. Die heute vorgestellten Eckpunkte eines gesetzlich verbindlichen Pflichtkennzeichnungssystems, das wir als Bioland schon seit vielen Jahren fordern, sind zudem vor allem eines: der Startschuss zu deutlich mehr Transparenz für Verbraucher*innen bei ihrer Kaufentscheidung.“

Quelle: Bioland-Pressemitteilung vom 07.06.2022, leon.mohr@bioland.de

Mein Kommentar: Wir freuen uns auch über diesen Erfolg, aber das Tierleid in der Massentierhaltung nimmt damit kein Ende. Wir wünschen uns auch in diesem Punkt durchgreifende Verbesserungen. Diese Forderung haben wir Cem Özdemir übermittelt.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Wolfgang Ritter