Golden Rice – leere Versprechungen

Auszüge aus einem Bericht des Umweltinstituts München

 Trotz vehementen Widerstands darf der genmanipulierte „Golden Rice“ ab 2022 auf den Philippinen angebaut werden. Damit erhält der Reis die weltweit erste Zulassung für den kommerziellen Anbau. Noch vor einigen Jahren schien der als „Bekämpfer der Mangelernährung“ propagierte Reis vor dem Aus zu stehen. Doch Stiftungen und Agrarkonzerne haben nicht lockergelassen.

Was ist „goldener“ Reis?

Seit über 20 Jahren verspricht das Golden Rice Project mit Hilfe seines genmanipulierten Reises den Vitamin-A-Mangel weltweit zu beseitigen. Doch bis heute sind dies leere Versprechungen geblieben. Seit Jahren wird die Markteinführung angestrebt, doch niemand will den Reis haben. Großer Widerstand, vor allem in den geplanten Anbauländern des Globalen Südens, hat den kommerziellen Anbau des Golden Rice zumindest bisher verhindert. Denn die eigentliche Ursache des Vitamin-A-Mangels in Entwicklungsländern, wird dadurch nicht gelöst: Die betroffenen Menschen bekommen auch weiterhin keinen Zugang zu einer vielseitigen Ernährung. Zudem ist bisher unklar, ob der tägliche Verzehr von Golden Rice tatsächlich den Mangel an Vitamin-A ausgleichen kann. Untersuchungen dazu fehlen. Ebenso sind bis heute weder die Risiken für die Umwelt noch die Sicherheit beim Verzehr der genmanipulierten Reiskörner wirklich untersucht worden.

Wirksamkeit unklar – Risiken nicht untersucht

2017 berichteten wir von einer Studie, die deutlich aufzeigte, dass eine Kreuzung nicht genmanipulierter Pflanzen mit dem gentechnisch veränderten Syngenta-Reis zu komplett unbrauchbaren Pflanzen führte. Die gekreuzten Pflanzen waren kleinwüchsig, hatten blasse Blätter und lieferten einen deutlich niedrigeren Ertrag als der ursprünglich indische Swarna-Reis. Die Autor:innen des Berichts stellten bei einer genaueren Untersuchung der Pflanzen fest, dass deren Hormone und dadurch auch der gesamte Stoffwechsel vollständig durcheinander geraten waren. Damit schienen die Tage des Golden Rice eigentlich gezählt zu sein. Risiken für die Umwelt sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Wird gentechnisch veränderter Reis in Regionen angebaut, in denen auch Wildreis wächst, kann sich der genmanipulierte Reis mit diesem kreuzen. Die manipulierten Gene können sich so unkontrolliert verbreiten.

Die Nichtregierungsorganisation Testbiotech hat Daten im Zuge eines Antrags auf Importzulassung der genmanipulierten Reissorte (2016) nach Australien und Neuseeland unter die Lupe genommen. Testbiotech kam dabei zu einem vernichtenden Urteil: durch Anbaubedingungen, Lagerung, Verarbeitung und Kochen verliert der Reis deutlich an Beta-Carotin. Trotz gegenteiliger Behauptungen wurde der Golden Rice nie umfassend auf seine tatsächliche Eignung zur Bekämpfung des Vitamin-A-Mangels getestet.

Kritik von Gruppen vor Ort

Die NGO Greenpeace Philippines, die seit Jahren aktiv im Kampf gegen den Golden Rice sind, kreiden den Behörden absolutes Versagen an. Sie stellten fest, dass die Sorgen von Bäuerinnen und Bauern, indigenen Völkern, religiösen Gruppen, Jugendlichen, Müttern, Verbraucher:innen und zivilgesellschaftlichen Gruppen in keiner Phase des Genehmigungsverfahrens berücksichtigt wurden.

Quelle: newsletter@umweltinstitut.org vom 27.07.2021

Neue Gentechnikverfahren führen zu Schäden im Erbgut

„Die Gentechnik-Schere CRISPR/Cas verursacht Schäden beim Schneiden“ überschreibt unser Partner Informationsdienst Gentechnik einen Bericht zu neuen Verfahren der Gentechnik, zu denen der Europäische Gerichtshof (EuGH) 2018 geurteilt hat, dass auch sie nach dem Europäischen Gentechnikrecht reguliert und gekennzeichnet werden müssen. Verbraucher wollen weder Gentechnik noch neue Gentechnik (siehe auch Rubrik 5/ Grüne Gentechnik und andere Angriffe auf die Bio-Landwirtschaft in Info-Brief 56/ Oktober 2018).

Das gentechnische Verfahren CRISPR/Cas verursacht bei Eingriffen ins Erbgut mehr Schäden als bislang vermutet. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des renommierten britischen Wellcome Trust Sanger Institute. Sie hatten systematisch das Erbgut verschiedener Zelllinien von Mäusen und Menschen untersucht, nachdem mit dem CRISPR/Cas-Verfahren einzelne Gen-Sequenzen aus dem Erbgut entfernt worden waren. Dabei stießen die Forscher darauf, dass der Eingriff in bis zu 20 Prozent der Fälle zu unerwarteten Defekten im Erbgut geführt hatte. Mal gingen größere Stücke DNA verloren, andere Erbgutschnipsel wurden umgedreht oder an einer falschen Stelle eingebaut.

Dies sei die erste systematische Suche nach unerwarteten Nebeneffekten von CRISPR/Cas in therapeutisch relevanten Zelllinien gewesen, sagte Professor Allan Bradley, einer der Autoren der Studie. Er riet dazu, beim Einsatz der Gentechnik-Schere in der Gentherapie beim Menschen vorsichtig vorzugehen und sehr sorgfältig nach möglichen schädlichen Effekten zu suchen. Bereits vor einigen Wochen hatte ein schwedisches Forscherteam gemeldet, dass CRISPR/Cas indirekt die Entstehung von Krebs fördern könnte. Die Wissenschaftler waren darauf gestoßen, dass CRISPR/Cas besonders gut in Zellen funktioniert, denen ein bestimmtes Protein für die DNA-Reparatur fehlt. Gerade solche Zellen neigen aber dazu, unkontrolliert zu wachsen und sich zu Tumorzellen zu entwickeln. „Transplantieren wir solche Zellen einem Patienten, könnten wir demnach versehentlich die Entstehung von Krebs fördern“, zitierte das Wissenschaftsmagazin Scinexx einen der Studienautoren.

In beiden Fällen handelte es sich um den Einsatz gentechnisch veränderter Zellen zu therapeutischen Zwecken bei Menschen. Offen bleibt die Frage, was sich aus den Studienergebnissen für die Anwendung von CRISPR/Cas und anderen Genome Editing Verfahren bei Tieren und Pflanzen folgern lässt. Die Süddeutsche Zeitung zitierte einen bekannten Gentechniker mit dem Argument, dass große DNA-Abschnitte nur verloren gehen könnten, „wenn die Crispr-Technologie zum Schneiden der DNA eingesetzt werde. Zahlreiche Anwendungen zielten jedoch darauf ab, lediglich einzelne Bausteine in Genen zu verändern oder Gene stumm zu schalten.“ Doch auch dabei wurden immer wieder unerwünschte Nebeneffekte nachgewiesen, wie die Organisation Testbiotech in einem Bericht zusammenstellte. Der Londoner Molekularbiologe Michael Antoniou argumentierte auf dem Portal GMWatch, dass für die beobachteten Effekte der Reparaturmechanismus der Zelle verantwortlich sei. Es helfe deshalb nichts, CRISPR noch zielgenauer oder effektiver zu machen, die Effekte blieben die gleichen.
W.R./Quelle: https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33310/#gsc.tab=0 vom 24.08.2018