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Foto: pixabay

Tiermast, Mikroorganismen und die Biologie der Moral, Teil 2

Ein Beitrag von Thomas Hardtmuth, Auszug; Teil 1 zum gleichen Thema erschien in Info-Brief 68/ Oktober 2021, Rubrik 2/ Landwirtschaft und Handel

In den Krankenhäusern wächst die Sorge vor der zunehmenden Ausbreitung sogenannter multiresistenter Keime, die allein in Deutschland tausende Todesfälle pro Jahr verursachen, mit steigender Tendenz. Durch immer raschere Resistenzentwicklung hat sich mittlerweile eine Vielzahl von gefährlichen Keimen (MRSA, ESBL, VRE) entwickelt, die vor allem für Schwerkranke auf Intensivstationen eine wachsende Gefahr darstellen; im Falle einer akuten Infektion stehen immer weniger effektive Wirkstoffe zur Verfügung.

Eine Hauptbrutstätte für die tödlichen Keime rückt nun immer mehr ins Blickfeld: die Massentierhaltung. Hier werden bundesweit pro Jahr 1700 Tonnen Antibiotika verabreicht, in der Humanmedizin sind es weniger als die Hälfte. Die Bilder von den katastrophalen Lebensverhältnissen von Hühnern, Schweinen und Puten sind
im öffentlichen Bewusstsein präsent, und obwohl die ethisch-moralische Entrüstung, ja Beschämung wächst
und die allgemeine Gesundheitsgefährdung dramatische Ausmaße annimmt, geschieht von politischer Seite
wenig – im Gegenteil, viele solcher Großbetriebe werden noch immer mit Millionenbeträgen subventioniert.
Ohne den Großeinsatz von Antibiotika wären solche Mästereien gar nicht zu betreiben, denn diese Form der
nicht artgerechten Haltung bietet einen idealen Nährboden für verschiedenste Seuchen, an denen die
meisten Tiere ohne antibiotische Dauertherapie verenden würden.

Nach einer neuesten Untersuchung vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind 90
Prozent des bei Discountern erhältlichen Putenfleischs mit methicillin-resistenten Bakterien der Art
Staphylococcus aureus (MRSA) und Antibiotika kontaminiert. Wir sprechen bereits heute vom Anbruch der
postantibiotischen Ära und meinen damit einen Zustand medizinischer Ohnmacht gegenüber den
Infektionserkrankungen, wie er zu Beginn des letzten Jahrhunderts bestand.

Diese aktuelle Thematik bietet hier den Anlass, einmal das Bewusstsein auf eine verborgene Welt zu richten,
auf das unsichtbare und so heilsame Leben der Mikroorganismen, und damit die Frage zu berühren, ob es
eine Biologie der Moral gibt. Ohne eine Wesenserkenntnis dieser ursprünglichen Lebensformen ist ein
Verständnis der kollektiven Erkrankungen, der Seuchen und anderen Infektionskrankheiten nicht möglich.

Quelle: Demeter | Rundbrief Nr. 151, Juni 2021