Pressemitteilung des BÖLW vom 22.08.2023 zum Abschluss der Borchert-Kommission:
Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiierte Borchert-Kommission hat heute ihre Arbeit abgeschlossen. Kommissionsmitglied und Vorstand Landwirtschaft des Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Hubert Heigl, kommentiert:
„Die Borchert-Kommission hat mit ihren Empfehlungen dem notwendigen Umbau der Tierhaltung in Deutschland den Weg bereitet. Sie hat im Konsens mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen festgestellt, dass sich Tierhaltung verändern muss, wenn sie eine Zukunft und gesellschaftliche Akzeptanz haben will.
Gut ist, dass von Seiten der Bundesregierung mit der Einführung einer Tierhaltungskennzeichnung begonnen wurde, die ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes der Borchert-Kommission ist. Es besteht jedoch die Gefahr, dass der Umbau und damit die Perspektive für eine bessere Tierhaltung abgewürgt wird, da die notwendige Finanzierung nicht ausreicht. Landwirtschaftsminister Özdemir und Finanzminister Lindner müssen den Vorschlag der Kommission aufgreifen, eine Abgabe für Fleisch als Gegenfinanzierung einzuführen. Dafür liegt ein tragfähiges Konzept auf dem Tisch. Die Abgabe kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die zu geringen bereits eingeplanten Bundesmittel zu ergänzen.
Wichtig bleibt, dass Bio Teil des Umbaukonzeptes ist, denn die Bio-Tierhaltung zeichnet sich durch besonders strenge Haltungsregeln aus: Über 17.000 Bio-Tierhalterinnen und -halter in Deutschland sorgen für viel Platz im Stall und auf der Weide, eine deutliche Minderung des Antibiotikaeinsatzes und für viel betriebseigenes beziehungsweise regionales Bio-Futter. Für Bio-Tiere gilt zudem die Flächenbindung, so dass nur so viele Tiere gehalten werden, wie Böden und Gewässer vertragen. Bio-Tiere bekommen Öko-Futter, das ohne chemisch-synthetische Pestizide angebaut wird und dies schützt die Tiere, die nicht im Stall stehen, wie Bienen, Wachtel und Kiebitze.“
Der Bio-Verbraucher e.V. unterstützt den Vorschlag der Borchert-Kommission und hat den Bundesministern Özdemir und Linder dazu am 24. August geschrieben: „Sicherlich müssen Landwirte beim Umbau ihrer Ställe eine staatliche Unterstützung erfahren. Wenn Steuermodelle dazu als nicht ausreichend erscheinen, können Sie ja auf den Vorschlag der Borchert-Kommission zurückgreifen und eine Abgabe für Fleisch als Gegenfinanzierung einführen. Wer Fleisch isst, soll den Preis zahlen, der eine anständige Tierhaltung erlaubt. Dem Skandal der Massentierhaltung in der jetzigen Form dürfen Sie nicht länger zusehen!“