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Der Kampf Davids gegen Goliath

Wolfgang Ritter

Am 12./13. Oktober wird in der EU über die Wiederzulassung des Totalherbizids Glyphosat abgestimmt. Dieses Totalherbizid ist der am häufigsten eingesetzte Pestizidwirkstoff, deshalb wird diese Entscheidung richtungsweisend sein für die Zukunft der Landwirtschaft. Kommt es zu der lange überfälligen Agrarwende oder entscheidet sich die EU trotz Plänen zur Pestizidreduktion und Verabschiedung des Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie für ein „weiter so“? Warum stellt sich überhaupt diese Frage, wenn doch das Artensterben deutlich zu beobachten ist?

Ständig versucht die sehr gut aufgestellte und bestens bezahlte Lobby der Chemie-Konzerne deren Umsätze und Gewinne zu erhalten und noch auszubauen – ohne Rücksicht auf Arten-Verluste und unter Gefährdung von Tier- und Menschenwohl bedrängt sie die Politiker. Und ständig kämpft die Allianz der einsichtigen Erzeuger, Händler und Verbraucher gegen diesen Wahnsinn an. Kürzlich erst, am 14. September, forderte ein Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen mit einem überdimensionierten zwei Meter hohen Glyphosat-Kanister vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium die Bundesregierung dazu auf, im Oktober gegen die Wiederzulassung von Glyphosat zu stimmen. Die Forderung wurde von über 130.000 Bürger*innen unterstützt, deren Unterschriften Staatssekretärin Silvia Bender für das Bundeslandwirtschaftsministerium entgegennahm.

Der Bio-Verbraucher e.V. unterstützt Aktionen gegen Glyphosat seit Jahren und wendet sich immer wieder an die verantwortlichen Politiker. Hier zwei Beispiele, unserer jüngsten Eingaben an Cem Özdemir, Leiter des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

 Keine gentechnisch veränderten Pflanzen auf unseren Tellern

Eingabe des Bio-Verbraucher e.V. an das Bundeslandwirtschaftsministerium am 20.06.2023

Sehr geehrter Herr Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft,

jetzt sind Sie gefragt! Der Presse entnehmen wir, dass die EU-Kommission eine deutliche Lockerung der bestehenden EU-Regeln zur Gentechnik per Verordnung herbeiführen will. Wir brauchen Ihnen sicherlich nicht zu beschreiben, um was es da genau geht, denn Ihr Parteifreund und Agrarökonom, Karl Bär, hat sich ja dazu bereits geäußert. Er sieht in dem Verordnungsentwurf einen „Frontalangriff“ auf die europäische Landwirtschaft. „Pflanzen mit bis zu 20 gentechnischen Veränderungen sollen als gleichwertig mit konventionell gezüchteten Pflanzen gelten.“ Und: „Der Vorschlag wäre das Ende der ökologischen Landwirtschaft“, weil Bio-Landwirte immer mehr Aufwand betreiben müssten, um ihre Feldfrüchte vor Kontaminationen zu schützen (Nürnberger Nachrichten vom 17.06.2023, S. 29/ „EU will mehr Gentechnik wagen“).

Das dürfen Sie nicht zulassen! Das müssen Sie verhindern – auch gegenüber FDP-Bundesforschungsministerin, Carina Konrad, die das Vorhaben begrüßt. Wenn sich die FDP durchsetzte, wäre das das Ende Ihrer Politik, Herr Özdemir, das Ende einer Grünen Politik!

 Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Ritter/ Vorstandsvorsitzender Bio-Verbraucher e.V.

 Glyphosat verbieten

Eingabe des Bio-Verbraucher e.V. an das Bundeslandwirtschaftsministerium am 11.07.2023

Sehr geehrter Herr Bundeslandwirtschaftsminister,

obwohl zahlreiche Studien belegen, dass Glyphosat eine Bedrohung für die Artenvielfalt ist und für den Menschen gesundheitsschädlich sein kann, sieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit kein Risiko in der Verwendung dieses Totalherbizids. Man kann aber selber beobachten, wie Insekten und Vögel in den vergangenen Jahren verschwunden sind.

Der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hatte vor fünf Jahren in einem mit der Bundesregierung nicht abgestimmten Alleingang dafür gesorgt, dass Glyphosat in Europa weiter verwendet werden darf. Sorgen Sie, Herr Özdemir, jetzt dafür, dass dieses Gift in der EU endgültig verboten wird, wenn nun im Herbst erneut eine Entscheidung ansteht.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Ritter/ Vorstandsvorsitzender Bio-Verbraucher e.V.