Bio-Zertifizierung der Berufsschule 3 – der Förderverein informiert

Seit 15.10.2018 ist die Berufsschule 3 in Nürnberg Bio-Zertifiziert. Sie ist damit die bundesweit erste Berufsschule ihrer Fachrichtung, die diesen Titel trägt. Mit Beginn des Schuljahres 2018/2019 haben die Berufsbereiche Gastronomie/Hotellerie und Fleischer/Fachverkauf bei der Materialbeschaffung auf Bio-Lebensmittel umgestellt.

Der Förderverein und die B 3
Der Vorstand des Fördervereins der B 3 hat von Anfang an die Biozertifizierung der Städtischen Berufsschule 3 vorangetrieben und begleitet. Als Kompetenzzentrum für Ernährung und Ausbildungsstätte von Gastronomieberufen (Küche und Service) sowie Berufen des Lebensmittelhandwerks (Bäckerei, Konditorei, Fleischerei, Fachverkauf) war es naheliegend eine solche Zertifizierung anzustreben und so rannte er damit offene Türen beim Schulleiter, Herrn Ludwig Englert, ein! Ohne dessen Engagement und das des Lehrerkollegiums hätte sich dieser so wichtige, weil in die Zukunft weisende, Schritt nicht realisieren lassen! Die dafür nötige Mehrarbeit zu leisten verdient den allergrößten Respekt.

Die Ziele
Ziel dabei war es nicht nur, die Nachhaltigkeit und Qualitätsverbesserung bei der Produktion von Lebensmitteln in den Mittelpunkt zu rücken, sondern insgesamt auch eine Diskussion über die Qualität der Ausbildung sowie die Wertschätzung und Imageverbesserung der betreffenden Ausbildungsberufe anzustoßen.

Der Weg
Der zuständige Referent, Herr Bürgermeister Dr. Clemens Gsell, war der Sache von vorneherein besonders aufgeschlossen und bereit, das Anliegen baldmöglichst in die Haushaltsberatungen des Rates der Stadt aufzunehmen, sofern die Mitglieder des Schulausschusses für die Idee gewonnen werden könnten. Dr. Gsell hat auch später „die Brücke“ zwischen den Fraktionen „gebaut“, sodass es letztendlich zu einem einstimmigen Beschluss kam in der Schulausschusssitzung des Stadtrates am 27.04.2018:

Der Stadtratsbeschluss
Der Schulausschuss beschließt, die Bio-Zertifizierung der Städtischen Berufsschule 3 zu finanzieren, des Weiteren wird beschlossen, dass bei den Städtischen Berufsschulen 3, 5 und 7 die Regionalität beim Einkauf von Lebensmitteln weiterhin zu wahren ist.

Begründung
Die von der Städtischen Berufsschule 3, Kompetenzzentrum für Ernährung und Ausbildungsstätte von Gastronomieberufen (Küche und Service) sowie Berufen des Lebensmittelhandwerks (Bäckerei, Konditorei, Fleischerei, Fachverkauf), angestrebte Bio-Zertifizierung, stellt einen bedeutenden Beitrag dar, das von der Stadt Nürnberg formulierte Ziel zu erreichen, den Einsatz von Bio-Lebensmitteln bis 2020 deutlich zu erhöhen. Aufgrund der Bio-Zertifizierung wird durch die besondere Wahrnehmung der Berufsschule 3 ein wichtiger Beitrag zur Wertschätzung und Imageverbesserung der betreffenden Ausbildungsberufe im Lebensmittelhandwerk und in der Gastronomie erzielt werden. Darüber hinaus werden die Auszubildenden der Städtischen Berufsschule 3 als ausgebildete Fachkräfte potentielle Multiplikatoren für die Projektidee der Metropolregion Nürnberg. Die durch die Umstellung auf Bio-Produkte und die damit einhergehende Anpassung der Lieferanten und Kostenstruktur erscheint vor dem Hintergrund einer zukunftsorientierten, nachhaltigen und den Zielen der Stadt Nürnberg entsprechenden Ausrichtung der Städtischen Berufsschule 3 sinnvoll und die dafür nötigen finanziellen Mittel gut investiert. Die Regionalität in der Beschaffung aller notwendigen Produkte ist bei den Beruflichen Schulen 3, 5 und 7 ein Grundprinzip schulischen Handelns.

Die Unterstützung
Die Kampagne „Biozertifizierung der B 3“ wurde dankenswerterweise vom Umweltreferenten der Stadt, Herrn Dr. Peter Pluschke, unterstützt. Zu besonderem Dank verpflichtet ist die B 3 außerdem Herrn Peter Ottmann, CEO der Nürnberg Messe, und Frau Danila Brunner als Projektleiterin der BIOFACH, der Weltleitmesse für Bio Produkte. Sie hatten spontan einen stattlichen Betrag als Anschubfinanzierung zugesagt und damit indirekt die Beschlussfassung mit beschleunigt.
Pressemitteilung vom Vorstand des Fördervereins der B3 (Yanne Petter, Jörg Schlag, Andreas Müller, Peter Noventa), gemailt von Peter Noventa am 8.04.2019

Wie Agro-Gentechnik zum Artenschwund führt

Eine von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten sind auf unserem Planeten vom Aussterben bedroht, gab der Weltbiodiversitätsrat gestern bekannt. Dazu trägt die industrialisierte Landwirtschaft mit Monokulturen gentechnisch veränderter Pflanzen (GVO), die mit passenden Pestiziden besprüht werden, wesentlich bei. Die Bundesumweltministerin forderte eine grundlegende Reform der Agrarpolitik.

„Besonders schlecht geht es Vögeln und Insekten, die in der Agrarlandschaft leben“, sagte Josef Settele, einer der leitenden Autoren des neuen Biodiversitätsberichts, der Süddeutschen Zeitung (SZ). Zum einen fänden sie auf den effektiv genutzten Agrarflächen keinen Lebensraum mehr. Zum anderen machen den Insekten, die wiederum die Vögel ernähren, Insektizide und Insektengift produzierende Gentech-Pflanzen zu schaffen. Setteles Lösung: Pestizideinsatz in der Landwirtschaft reduzieren. „Ich bin nicht für ein totales Verbot“, so der Insektenforscher gegenüber der SZ. „Aber ich bin überzeugt, dass der Einsatz dieser Mittel deutlich zurückgefahren werden kann, ohne dass die Produktion darunter leidet.“

„Die Gentechnik trägt mit GVO-Monokulturen, hohem Pestizideinsatz und der Verengung der angebauten Sorten- und Artenvielfalt direkt zur Verdrängung bio-diverser Kulturlandschaften und zum Artensterben in der Landschaft bei“, kritisierte auch Daniela Wannemacher, Gentechnikexpertin beim Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND. Dabei habe der Bericht auch ergeben, dass die genetische Vielfalt dramatisch zurückgehe. „Und die Erhaltung von Diversität betrifft auch das genetische Erbe“, so Wannemacher. In der Landwirtschaft schrumpft die genetische Vielfalt etwa, weil zunehmend genetisch verändertes Saatgut der Agrarkonzerne den Anbau dominiert. Konventionelle regionale Sorten werden weniger weiterentwickelt.

Dass sich Genveränderungen auch auf die Inhaltsstoffe einer Pflanze oder Farbe und Geruch ihrer Blüten auswirken können, darauf wies die gentechnikkritische Organisation Testbiotech am Beispiel der Leinsaat hin. Dies könne erhebliche Auswirkungen auf Bienen und andere Insekten haben. Die Veränderungen könnten Wachstum und Fruchtbarkeit der Organismen beeinflussen, die sich von diesen Pflanzen ernähren. Entsprechende Effekte könnten sich dann in der Nahrungskette fortsetzen und auf die natürliche Artenvielfalt auswirken.

Für Peter Röhrig vom Bund ökologischer Lebensmittelwirtschaft hat der Biodiversitätsbericht eine zentrale Botschaft: „Wir brauchen eine grundlegende Systemänderung – insbesondere im Bereich Landwirtschaft und Ernährung.“ Eine zukunftsfähige Lebensmittelwirtschaft brauche stabile, vielfältige Systeme – und eine darauf ausgerichtete Züchtung, die ebenfalls auf genetische Vielfalt und Anpassungsfähigkeit setzt. „Öko-Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt beweisen jeden Tag, dass und wie eine Lebensmittelproduktion funktioniert, die uns mit gutem Essen versorgt, und gleichzeitig unseren Planeten erhält“, so Röhrig. Die Bio-Züchtung habe bereits viele erfolgreiche Ansätze entwickelt, wie das künftig noch besser gelingen könne. Hierauf müsse man künftig die Ressourcen konzentrieren.

Für den Biodiversitätsbericht haben 450 Wissenschaftler aus 50 Staaten drei Jahre lang nahezu 15.000 Studien ausgewertet. Sie stellten fest, dass die Arten heute hundertmal schneller aussterben, als in den vergangen zehn Millionen Jahren. Ein Drittel der Landfläche und 75 Prozent des Wassers werden heute von der Landwirtschaft genutzt. Die Nahrungsmittelproduktion hat sich seit 1970 verdreifacht. Doch die Ressourcen seien begrenzt, warnen die Autoren. Mit der Artenvielfalt leide auch die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme und damit die sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln weltweit, warnte Settele. [vef]
Quelle: www.keine-gentechnik.de/nachricht/33682/, Newsletter vom 07.05.2019, Auszug

Der Olivenöl-Skandal

ÖKO-TEST hat 20 Olivenöle der höchsten Güteklasse „nativ extra“ testen lassen auf Sensorik, Pestizide, Mineralölbestandteile und Weichmacher. „Gut kann ein Olivenöl nur abschneiden, wenn es fehlerfrei ist und aromatisch und ausgewogen schmeckt. Eine Kontamination mit Mineralölbestandteilen und Weichmachern verschlechtert das Gesamturteil.“ Das erschütternde Ergebnis von den acht getesteten konventionellen Ölen war nur eines „gut“ und eines „befriedigend“ – von den 12 Bio-Ölen aber auch nur jeweils eines, aber drei „mangelhaft“ und vier „ungenügend“. Das empfinden wir als skandalös! Der Preis sagt nichts aus über die Qualität.

Bio-Olivenöle, Bewertung, Preis/ 500 ml
Rapunzel Kreta natives Olivenöl extra, fruchtig, gut, 9,99 €
La Espanola Natives Olivenöl Extra, befriedigend, 7,79 €
Bio Planète Natives Olivenöl extra, Portugal, ausreichend, 6,99 €
La Selva Olio Extravergine d’Oliva Italiano, ausreichend, 9,99 €
Neuco Natives Olivenöl Extra, ausreichend, 13,20 €
Dennree Olivenöl Nativ extra, leicht fruchtig, mangelhaft, 3,49 €
Gaea Natives Olivenöl Extra Special Selection Griechenland, mangelhaft, 10,89 €
Monini Bios Olio Extra Vergine di Oliva, mangelhaft, 7,69 €
Alnatura Natives Olivenöl Extra, ungenügend, 3,99 €
Byodo Natives Olivenöl Extra mild, leicht fruchtig, ungenügend, 6,66 €
Mani Bläuel Natives Olivenöl Extra, Kalamata Peleponnes, ungenügend, 8,99 €
Naturata Olivenöl Nativ extra, aus Spanien, ungenügend, 7,33 €
Bericht von Wolfgang Ritter, Quelle: ÖKO-TEST Magazin 5/ 2019

Die Planeten-Diät – Teil 1

Essen, was uns selbst und der Erde gut tut – die Ernährungsexpertin Maike Ehrlichmann zeigt, warum das jetzt ansteht und wie es gehen kann. Teil 2 folgt im nächsten Info-Brief.

Die Erde ist krank. Eines der gravierendsten Symptome dafür: Sie hat Fieber, das Klima erhitzt sich in besorgniserregender Weise. Die Art und Weise der Ernährung der Menschheit trägt ganz wesentlich zur Belastung des Klimas bei. In Deutschland wurden 2005 6,3 Prozent aller CO2-Emissionen (weltweit 13 Prozent) allein aus der Landwirtschaft freigesetzt, heißt es beim Bund für Ökologische Landwirtschaft. Rechnet man noch die Erzeugung von chemisch-synthetischen Düngern und Pestiziden mit ein, kommt man auf 16 Prozent. Mit Landnutzungsänderungen, wie etwa Regenwaldabholzung, sogar auf rund 30 Prozent.

Das ist zum einen für viele nichts Neues und zum anderen nicht meine Profession. Ich möchte über die Therapie schreiben, die ein Team aus hochkarätigen Wissenschaftlern jetzt verordnet hat. Eine Kommission von 37 Experten aus 16 Ländern mit den Fachgebieten Klimawandel, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, aber auch Professoren der Ernährung aus Harvard und Oxford. Eine Ernährungstherapie, eine Diät sozusagen, erschienen im renommierten Fachmagazin Lancet im Januar 2019. Der Vorsitzende der Kommission, Professor Walter Willet, bringt es auf den Punkt: „Die Ernährung der Weltbevölkerung muss sich drastisch ändern“.

Die Forschungsarbeit beschreibt, wieviel wir wovon essen dürfen, um den Planeten möglichst wenig zu belasten. Dabei erscheint der Anbau von Pflanzen in der Regel wesentlich klimafreundlicher. Er verbraucht weniger Ressourcen. Tierzucht hingegen stellt aus Sicht der Klimaforscher einen Umweg dar; erst müssen die Pflanzen wachsen, mit denen die Tiere gefüttert werden, die wir dann essen. Oder deren Produkte, also das Ei, die Milch, den Käse. Ganz besonders schlecht kommt das Rind dabei weg, da es zur geringen Energieeffizienz auch noch ein weiteres Manko mit sich bringt: Es erzeugt aufgrund seiner spezifischen Verdauung, dem Wiederkäuen, das klimaschädliche Methan. Das beeinträchtigt die Atmosphäre noch stärker als das CO2, etwa 21 Mal so sehr.

Gesund sein geht nur auf einem gesunden Planeten
Über diese Schlussfolgerungen muss ich als Ernährungsberaterin natürlich nachdenken. Was rate ich denn meinen Klienten, wenn ich möchte, dass sie gesund bleiben? Gehört nicht auch dazu, dass wir alle einen gesunden Planeten brauchen? Ohne den kann niemand ein gesundes Leben führen.

Mit jeder neuen Erkenntnis über die Klimabelastung durch die Art unserer Ernährung wird die Frage deutlicher: Können wir Flug-Ananas, die Avocado mit enormen Wasserverbrauch im Anbau oder das Frühstücksei im großen Kontext eigentlich noch als gesund bezeichnen? Sind zwei Cappuccinos am Tag immer noch in Ordnung? Brauchen wir eine neue Definition?

Die Diätverordnung der Wissenschaftler beachtet ebenfalls die Gesundheit des Individuums. Das Motto: Was für den Planeten gut ist, ist auch für jeden einzelnen Menschen gesund. Ihre Diät soll vor Herzkreislauferkrankungen schützen, vor Krebs, vor Übergewicht. Die Regeln sind streng: „Der weltweite Verbrauch von ungesunden Lebensmitteln wie etwa rotes Fleisch und Zucker muss um 50 Prozent reduziert werden.“ Da wir Deutschen von beidem viel verzehren, müssen wir beim Fleisch sogar auf ein Zehntel dessen reduzieren, was momentan üblich ist. Beim Zucker etwa auf ein Drittel. Von den gesunden Sachen, also Nüssen, Früchten, Gemüse und Hülsenfrüchten dürfen alle mindestens 100 Prozent mehr essen.

Nüchterne Fakten
Zur Gesundung des Planeten empfohlen werden pro Tag
• 7 Gramm Schweinefleisch und sieben Gramm Rind- oder Lammfleisch (je etwa ein 25stel Schnitzel)
• 29 Gramm Geflügel (etwa 1,5 Chicken McNuggets, ein Standard Hähnchen-Cordon-bleu liegt bei 200 Gramm)
• 28 Gramm Fisch (das ist etwa ein Fischstäbchen)
• 13 Gramm Eier (wöchentlich also etwa eineinhalb Eier der Größe M)
• 30 Gramm zugesetzten Zucker (6 bis 7 Teelöffel pro Tag, soviel wie die WHO empfiehlt, etwa eine halbe Kugel Eiscreme)
• 550 Gramm Obst und Gemüse (das sind in etwa die berühmten fünf Hände voll), davon aber nur 50 Gramm stärkehaltige Sorten (also zum Beispiel eine kleine Kartoffel)
• 230 Gramm Vollkornprodukte wie Reis, Weizen oder Mais und 125 Gramm Linsen, Nüsse und Erbsen (eine große Portion Reis und 3 bis 4 Scheiben Brot sowie eine Handvoll Nüsse, 1,5 Teelöffel Nussmus, eine Portion Linsensalat)
• 250 Gramm Milchprodukte (etwa ein großes Glas Milch oder 200 Gramm Joghurt oder ein großer Latte Macchiato, oder ca. zwei dünne Scheiben Käse, etwa 40 g)
• 50 Gramm Öle und Fette (etwa fünf Esslöffel)
Da sind sie also, die exakten Vorgaben, um mit Messer und Gabel die Welt zu retten. Es sind Durchschnittswerte. Die sind in diesem Falle natürlich sehr gut, um den krassen Kontrast zu unserem üblichen Verzehr aufzuzeigen. (Teil 2 folgt im nächsten Info-Brief.)
Quelle: Maike Ehrlichmann: Die Planetendiät in der Zeitschrift info3 März 2019; siehe auch das Buch der Autorin: Einfach ehrlich essen, 2017 ISBN 978-3-7776-2662-8

Landwirtschaft 4.0 im Ökolandbau – Digitalisierung auf dem Acker

Wie kann digitale Technik im Ökolandbau zum Einsatz kommen? Ein Besuch beim Biokreis-Betrieb der Familie Großmann-Neuhäusler in Pasenbach zeigt Möglichkeiten und Grenzen von GPS, Kameraerkennung und Gerätesteuerung. Ausschnitte aus einem Bericht von Stephanie Lehmann in bioNachrichten, Zeitschrift des Anbauverbandes Bio-Kreis, Ausgabe 2/ 2019

Autonom arbeitende Roboter, die Unkraut beseitigen, Sensoren, die bei Schädlingsbefall Meldung erstatten und Mähdrescher, die selbständig den Traktor zur Kornaufnahme anfordern – diese Technologie ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern erreicht nach und nach immer mehr landwirtschaftliche Betriebe. Und die Entwicklung schreitet weiter voran: Die Agrarwirtschaft steckt mitten in einer Revolution.

Für die rasanten technischen Entwicklungen, die derzeit in der Landwirtschaft zu beobachten sind, gibt es viele Schlagwörter: Precision Farming, Smart Farming, Digital Farming oder eben Landwirtschaft 4.0. Letztlich meinen sie alle das gleiche: Die Automatisierung von Prozessen und Entscheidungen in der Landwirtschaft auf Basis von Daten und Informationen.

„Ohne GPS fahren wir nicht mehr aufs Feld“
Auf dem Biokreis-Betrieb der Familie Großmann-Neuhäusler ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, wie selbstverständlich hier bereits neue Technologien zum Einsatz kommen. In der Maschinenhalle stehen mehrere große Schlepper neben Sämaschinen und Striegeln. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die GPS-Steuerungen auf allen Traktoren auf. „Ohne GPS fahren wir eigentlich nicht mehr aufs Feld raus“, stellt Matthias Großmann-Neuhäusler fest. Die komplette Bodenbearbeitung im Betrieb ist mittlerweile über die Satellitentechnik optimiert.

Peter Nehäusler-Großmann und seine zwei Söhnen Georg und Matthias leiten den Familienbetrieb. In Pasenbach bewirtschaften sie seit mehr als 25 Jahren etwa 500 Hektar ökologisch. Schwerpunkt der Erzeugung ist das Feldgemüse: Karotten, Sellerie, Zwiebeln, Rote Bete, Weißkraut und Blaukraut wachsen auf den Feldern. Aber auch Getreide und Kleegras werden im Betrieb angebaut.

Vor acht oder neun Jahren haben sie ihr erstes GPS angeschafft. Seitdem ist das Navigationssystem aus den Betriebsabläufen nicht mehr wegzudenken. Vor allem die Schlepperfahrer sind dankbar für die Entlastung durch die technische Unterstützung. „Wenn man den ganzen Tag grubbert, ist es einfach entspannter, wenn man nicht die ganze Zeit lenken muss“, erklärt Matthias Großmann-Neuhäusler. „Man kann nicht den ganzen Tag exakt geradeaus fahren. Da schlenkert die Spur schon mal. Beim GPS geht es einfach darum, genau auf Anschluss zu fahren und gerade Linien zu haben.“

Je genauer die Technik, desto teurer ist sie
Auch die Grundausstattung hat ihren Preis. Vom Hersteller müssen die Schlepper so vorgerüstet sein, dass sie mit dem GPS-System zurechtkommen. Das Lenkrad zum Beispiel muss über die Computersteuerung zu bedienen sein. Schafft man einen neuen Schlepper an, kostet die Vorrüstung etwa 5.000 Euro und das GPS dann noch einmal extra. Anbieter gibt es inzwischen viele am Markt und langfristig werden die Preise wohl noch weiter sinken.

Dafür lässt sich durch die technische Unterstützung auch Geld einsparen. Weil der Schlepper eine Spur präzise neben der anderen zieht, spart sich der Betrieb Zeit und auch Geld, zum Beispiel bei der Aussaat. Etwa fünf bis zehn Prozent der Kosten lassen sich so nach Schätzung von Matthias Großmann-Neuhäusler einsparen – bei einem großen Betrieb keine unerhebliche Summe. Im Vergleich mit der konventionellen Landwirtschaft, wo es darum geht durch präzisen Einsatz deutlich weniger Pflanzenschutzmittel und Dünger auszubringen, ist das Einsparungspotential im Ökolandbau jedoch verhältnismäßig gering.

Mit Gerätesteuerung und Kamera noch effektiver hacken
Eine weitere Technik, die der Familienbetrieb seit etwa fünf Jahren zum Einsatz bringt, ist die Kameraerkennung von Reihen in den Gemüsefeldern. Dabei sorgt eine zusätzlich an der Hacke installierte Kamera dafür, dass das Gerät seine Spur beim Fahren eigenständig nach links oder rechts ausgleicht. Bis auf vier oder fünf Zentimeter genau arbeitet das Hackgerät damit und kann so noch effektiver gegen unerwünschte Beikräuter vorgehen.

Ein Blick in die Zukunft: Einsatz autonomer Hackroboter
Während diese automatischen Hackgeräte auf Schlepper und exakte Reihenführung angewiesen sind, soll der Feldroboter der Zukunft völlig autonom und eigenständig auf dem Feld gegen Unkräuter vorgehen. Die mobilen Geräte sind mit anspruchsvoller Bilderkennungssoftware ausgestattet und sollen eigenständig zwischen erwünschter und unerwünschter Pflanze unterscheiden können. „Da wären wir sofort dabei!“, bekennt Matthias Großmann-Neuhäusler. „Wir beschäftigen bis zu 60 Saisonarbeitskräfte auf dem Hof, die Unkraut im Gemüse hacken. Wenn es dafür einen Roboter gäbe, das wäre super.“ Hier sieht der Betriebsleiter das größte Einsparungspotential für den Ökolandbau: Die Arbeitskräfte, die bisher per Hand das Unkraut entfernen, sind teuer. Außerdem muss man für deren Unterbringung und Verpflegung sorgen – ein erheblicher Kostenfaktor.

Wie bildet man Assoziationen – Teil 1

Auszüge aus einem Beitrag von Rudolf Isler (Teil 2 folgt in Infobrief 60)

Ein Kartell ist eine vertragliche Verbindung von Produzenten und Händlern, welche die gleichen Waren in ihrem Angebot haben. In ihren Abmachungen legen sie fest, dass bestimmte Mindestpreise nicht unterboten werden dürfen. Dadurch treten sie den Abnehmern ihrer Produkte mit gebündelter Macht gegenüber und unterdrücken die Preiskonkurrenz am Markt. Assoziationen sind das Gegenteil von Kartellen, weil in ihnen die Anbieter sich mit ihren Käufern zu Gesprächen treffen, also nicht mit Personen mit gleichen, sondern gerade mit gegensätzlichen Interessen. Assoziationen sind daher vergleichbar mit jeder vernünftigen Verkaufsverhandlung, in der ja auch die Anbieter den Käufern begegnen. Dort geht es aber um die Vereinbarung von Preisen für die Waren, die im konkreten Fall verkauft und gekauft werden sollen. Die Assoziationen dagegen schauen die Preise in einem größeren Rahmen an. Wenn sie feststellen, dass es unrichtige Preise gibt, die den Produzenten nicht eine angemessene Existenz ermöglichen, überlegen sie, mit welchen Maßnahmen erreicht werden kann, dass die Preisverhältnisse vernünftig werden. Sie legen keine Preise fest, sondern es geht um Maßnahmen auf der Seite der Produktion. Die Produktion hat die Aufgabe, immer vom Bedarf und nicht vom Gewinnstreben auszugehen. Die Produzenten müssen daher, sowie sie den Bedarf festgestellt haben, die Menge ihrer Produkte anpassen, entweder durch Erweiterung oder durch Verkleinerung der Produktion.

Praktische Konsequenzen in der heutigen Zeit
Der Bildung einer Assoziation im Sinne von Rudolf Steiner stehen heute viele rechtliche und wirtschaftliche Voraussetzungen entgegen, die vom Egoismus als Triebfeder des Wirtschaftens ausgehen. Es wird daher trotz guter Einsichten nicht möglich sein, eine Assoziation zustande zu bringen, wenn man nicht verbindlich vereinbart, dass man sich ganz anders verhalten will, als es heute üblich ist. Wir gehen davon aus, dass eine Assoziation durch einen Vertrag gebildet wird. In diesem Assoziations-Vertrag müssen Einschränkungen vereinbart werden, die viel strenger sind als das, was die heutigen Gesetze erlauben. Diese Vereinbarungen werden die Grundlage bilden, auf der Assoziationen überhaupt erst zustande kommen können.
Quelle: Rudolf Isler, Ueli Hurter, Assoziatives Wirtschaften – Was verstand Rudolf Steiner unter einer wirtschaftlichen Assoziation?, Dornach 2019, https://www.goetheanum-verlag.ch/nc/einzelansicht/ artikel/assoziatives-wirtschaften/shop/5987/

Unsere Natur stirbt

Liebe Leserinnen und Leser,

der IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services), auch Weltbiodiversitätsrat genannt, hat der Welt in Paris Anfang Mai den bedrohlichen ökologischen Zustand der Erde vor Augen geführt. Der Raubbau an der Natur schreitet immer schneller voran. Etwa eine Million Arten könnten in den nächsten Jahrzehnten verschwinden. Mehr als ein Viertel der untersuchten Tier- und Pflanzengruppen sind bedroht. Das ist mehr als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Wir zerstören unsere Lebensgrundlage. Prof. Dr. Michael Schrödl, Leiter der Weichtiersektion an der Zoologischen Staatssammlung München, klärt über die 10 größten Irrtümer zum Artensterben auf.

1 Die Artenvielfalt ist hinreichend bekannt.
Von wegen: Etwa 1,5 Millionen Tierarten kennt man bisher, doch ständig finden wir neue Arten. Weitere 2-20, vielleicht sogar 100 Millionen Arten werden noch vermutet.
2 Was interessieren uns Arten, die wir nicht einmal kennen?
Etwa 20.000-60.000 Tierarten gehen pro Jahr global verloren. Doch die wenigsten davon waren der Wissenschaft oder gar der Öffentlichkeit bekannt. Deshalb schert sich auch kaum jemand darum. Nur was man kennt, wird geschätzt, und nur was man schätzt wird geschützt!
3 Das Artensterben betrifft mich doch gar nicht!
Der Verlust von Pflanzen und Tieren, Individuen, Populationen und Arten, von genetischer Vielfalt, Funktionen im Ökosystem, Schädlingsresistenzen und natürlichen Heilsubstanzen betrifft und schädigt alle Menschen wirtschaftlich, kulturell, gesundheitlich und moralisch.
4 Es gibt echt Schlimmeres als das Artensterben!
Wenn wir auch nur annähernd so weitermachen wie bisher, gibt es in wenigen Jahrzehnten keine artenreichen Korallenriffe oder Primärregenwälder mehr. Apokalyptische Überschwemmungen, Dürren, Plagen, Hungersnöte, Migration und Kriege wären die Folge.
5 Das größte Umweltproblem ist doch der Klimawandel!
Das Artensterben ist schneller und hat bereits katastrophale Ausmaße erreicht. Die zunehmend schnellere Erderwärmung gibt der verbleibenden natürlichen Vielfalt dann noch den Rest. Es wird allerhöchste Zeit, die Biologie als Kernelement des Klimaschutzes zu betrachten!
6 Also kann man doch eh‘ nichts ändern!
Wir Industrielandbewohner müssen uns sehr bald und massiv ändern – auch die Wirtschaft und die Politik! Wir müssen auf eine nachhaltige Lebensweise umstellen, insbesondere bei der Ernährung. An „Bio“ und „weniger tierische Produkte essen“ führt kein Weg vorbei.
7 Ich mache doch schon genug!
Blumenkästen auf dem Balkon reichen leider nicht. Nichts von dem, was wir momentan als Einzelne gegen Artenschwund und Klimakrise tun, reicht. Trotzdem müssen wir uns bemühen, uns gegenseitig Mut machen und auf ein Einsehen der Politik drängen.
8 Das sollen die Politiker regeln!
Sollten sie, aber um das Richtige tun zu können, benötigt man gute Informationen und auch guten Willen. Die Daten und Warnungen bekommen sie von den Wissenschaftlern. Der Wille käme durch eigene Werte und Prioritäten oder durch den Druck der KonsumentInnen und BürgerInnen zustande.
9 Ist doch viel zu teuer, all‘ das Kleingetier zu retten!
Falsch, es wäre viel teurer, die Artenvielfalt nicht schleunigst und bestmöglich zu retten: Schon jetzt gehen durch den globalen Artenschwund wohl Werte von 5 Billionen Dollar pro Jahr verloren! Tendenz steigend.
10 Dann stellen wir eben 20% der Erde unter Schutz.
Der Schutz und die Renaturierung riesiger Flächen und Lebensräume muss sein! Wir alle müssen unsere Einstellung, unsere Prioritäten, unser Verhalten ändern. Freiwillig, rasch und wirksam – oder unfreiwillig, teuer und äußerst schmerzhaft, für die meisten von uns wohl tödlich.

Auszug aus: Michael Schrödl: Unsere Natur stirbt – Warum jährlich bis zu 60.000 Tierarten verschwinden und das verheerende Auswirkungen hat, 2018, ISBN: 978-3-8312-0478-6

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter

Bio-Ausflug

Fr, 7. Juni, 13-15.30 Uhr: Bio-Ausflug zu Firma Eisblümerl in 92283 Lauterhofen
Rundgang durch die Produktion, Verkostung, Einkauf von Nussprodukten, www.eisbluemerl.de
Anmeldung bis 31. Mai: ritter@bio-verbraucher.de, Tel. 0911 – 40 48 27 (AB)