EU-Agrarkommissar Hogan manövriert neues Bio-Recht ins Aus

Pressemitteilung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) vom 10.06.2016, Ausschnitt
„Die Verhandlungen in Brüssel zum neuen Bio-Recht stecken fest. EU-Agrarkommissar Phil Hogan manövriert die Verhandlungen ins Aus“, so Felix Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Hogan wolle dem Vernehmen nach die Bio-Kontrolle abschaffen, indem Bio-Betriebe künftig nicht mehr zertifiziert werden sollen. „Ohne Zertifizierung wäre Betrug vorprogrammiert. Damit zeigt Hogan, dass er an einer positiven Entwicklung von Bio in Europa kein Interesse hat.“
Löwenstein forderte Hogan auf, den Weg für ein besseres Bio-Recht zu ebnen, statt Bio weiter Steine in den Weg zu legen. Wenn es nach den mittlerweile zweijährigen Verhandlungen bis zum EU-Agrarministertreffen Ende Juni keine Einigung auf Basis der Beschlüsse von EU-Rat und -Parlament gibt, sollte der EU-Agrarkommissar das Gesetzgebungsverfahren stoppen. „Mit den neuen Forderungen der Kommission schwindet jede Hoffnung auf eine Verordnung, die besser ist als das geltende Recht. Über 300.000 Bio-Unternehmen in Europa brauchen vor allem eines: Rechtssicherheit. Zwei Jahre ergebnislosen Verhandelns zeigen, dass Rechtssicherheit nur noch erreicht werden kann, wenn das geltende Bio-Recht weiterentwickelt wird.

Stellungnahme des Bio-Verbraucher e.V.
Der Bio-Verbraucher e.V. hatte u.a. auch Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt am 24. Februar aufgefordert: „Sprechen Sie sich gegen die Zulassungsverlängerung aus, wenn Sie am 7. März ihre Empfehlung abgeben“. Wegen starken Protests aus der Zivilgesellschaft, unterstützt auch von der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, konnte die EUKommission keine Mehrheit für ihren Vorschlag finden; Deutschland stimmte im Fachausschuss nicht für die Verlängerung der Zulassung. Das freut uns. Wir haben Hendricks und Schmidt aufgefordert, bei dieser Entscheidung zu bleiben.

Test von Olivenölen Nativ Extra (teils Bio-Olivenöle)

Bericht von Brigitte Pukke
Die Olivenernte in Italien und Spanien war 2015 nicht gut. Schuld daran war ein Schädling, die Olivenfliege. Weil deutsche Kunden dennoch Olivenöl aus diesen Ländern möchten, greifen einige Hersteller zu Tricks, meint die Stiftung Warentest in Heft 2/2016. Sie hat im Test fünf hochwertige Öle entdeckt, bei denen die Herkunftsangabe wahrscheinlich nicht korrekt ist. Dazu setzten sie auf Nah-Infrarot-Spektroskopie, eine gängige Methode, um Fleisch und Öl zu analysieren. Ergebnis: Italien als Herkunftsland bestätigte sich nicht bei Alnatura, Antico Frantonio delle Fattoria, Piccardo&Sayore, Riviera Ligure und PrimOil Toscano, Spanien nicht bei Aldi/ Nord/ Espagna.
In dem Test wurden 26 Öle höchster Güteklasse „Nativ Extra“ untersucht. Die Hälfte davon wurde mit „mangelhaft“ bewertet, nicht nur wegen zweifelhafter Herkunftsangaben, sondern auch wegen schlechten Geschmacks und zu vieler Schadstoffe. Darunter waren 6 Bio-Öle. Als bedenklichsten Schadstoff bewerteten die Tester die aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MOAH), die als potenziell krebserregend gelten. In 4 Ölen stellte test eine hohe Belastung fest, auch beim Bio-Olivenöl Mani Bläuel Kalamata. Mögliche Ursachen sind Abgase, technische Öle, aber auch reines Paraffinöl. Das ist als Pflanzenschutzmittel in der EU erlaubt – selbst im Ökolandbau!
Sieben Olivenöle hatten sensorische Mängel, vier waren sensorisch „sehr gut“/“gut“, darunter auch das Bio-Öl Rapunzel Kreta Natives Olivenöl Extra. Die besten Olivenöle sind grünfruchtig, und erinnern an frisch gemähtes Gras, Artischocke, Mandeln und Tomatenblätter. 13 Olivenöle wurden mit „mangelhaft“ bewertet, auch vier Bio-Öle: Alnatura Ital. Oliven Öl nativ extra D.O.P. Dauno Gargano g.U., Mani Bläuel Kalamata g.U. Olivenöl nativ extra, Redoro Olio extra vergine di Oliva Biologica 100% Italiano, Agrestis Nettar Ibleo Organic & DOP Olio Extra-vergine di Oliva.

Schwefeldüngung im Öko-Landbau nicht nötig

Forschungsergebnis Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN)/ Eiweißpflanzenstrategie: Themenbereich Pflanze – Pflanzenernährung; Newsletter Februar 2016
An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurden verschiedene, im ökologischen Landbau zugelassene Verfahren der Schwefeldüngung zu Ackerbohne, Schmalblättriger Lupine, Erbse sowie Erbse/Gerste-Gemenge untersucht. Die Einflüsse auf Ertragsbildung, die N- und S-Aufnahme der Körner-Leguminosen-Bestände sowie der Folgefrucht Winterweizen wurden im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojektes geprüft. Die Ertragsleistung, die Qualität des Erntegutes und die Stickstoff-Akkumulation im Spross der Körner-Leguminosen und des nachfolgenden Weizens wurden nur im Ausnahmefall signifikant durch die Schwefeldüngung beeinflusst.
Aufgrund der geringen Wirkung einer Schwefeldüngung auf die geprüften Sommerkörner-Leguminosen und den Weizen halten die Forschenden eine S-Düngung zu Körner-Leguminosen und Weizen im ökologischen Landbau in Deutschland derzeit in der Regel für nicht erforderlich. Zur Diagnose eines Schwefelmangels erscheint die Ermittlung des S-Gehaltes im Blatt der Körner-Leguminosen zur Blüte aber geeigneter zu sein als die Erfassung des Smin-Vorrates im Boden zur Saat. Zur kurzfristigen Steigerung der S-Versorgung der Körner-Leguminosen haben sich die Düngung von Kieserit oder Gips in den Boden und Bittersalz über eine Blattapplikation als gut geeignet erwiesen. Die geprüften Verfahren der S-Düngung über elementaren Schwefel (Düngung in den Boden oder Blattapplikation) zeigten sich als nicht wirksam. orgprints.org/29783/

Argumente für eine artgerechte Tierhaltung

Ausschnitte aus: Andrea Flemmer: Tierschutz mit Messer und Gabel, Baunach 2015, ISBN 978-3-88778-456-0, Teil 2 unserer Berichterstattung; Teil 1 in Info-Brief 46
Fleisch ist gesund
Das ist richtig! Aber nur, wenn es qualitativ hochwertig ist und man es nur zwei- bis dreimal pro Woche isst. Dann ist es ein idealer Eiweiß-, Eisen- und zum Teil auch Vitaminlieferant. Fleisch ist durch den hohen Fettanteil einer der Hauptgründe für Herzinfarkt, Bluthochdruck und Übergewicht. Krebsvorbeugende Inhaltsstoffe enthält es gar nicht. Der hohe Fleischkonsum aus Massentierhaltung ist nicht nur für unsere Gesundheit eine Belastung, sondern auch für unser Klima.
Die Massentierhaltung hilft gegen Hunger in der 3. Welt
Ganz im Gegenteil: Im Biolandbau und generell früher fraßen die Kühe nur Gras und Schweine bekamen Abfälle. Heute füttert man Kraftfutter. Zum Teil erhalten die Tiere sogar Futterpflanzen wie Soja, die wir direkt selber essen könnten. Wenn man dann noch weiß, dass – je nach Haltung und Tierart – zwischen 10 und 25 kg Futter für ein Kilogramm Fleisch erforderlich ist, sieht man deutlich, wer am Welthunger schuld ist.
Dann: bereits im Jahr 2002 hat man über ein Drittel der weltweiten Getreideernte (670 Millionen Tonnen) an Masttiere verfüttert. Da die Nachfrage an Getreide zunimmt, erhöht dies den weltweiten Getreidepreis. Deshalb können sich die Armen nicht einmal mehr Getreide leisten. Ein deutlicher Beitrag der Massentierhaltung zum Welthunger.
Dazu kommt, dass Produkte aus der Massentierhaltung – unterstützt durch Agrarsubventionen – exportiert werden. Diese Subventionen machen es den Bauern in den Zielländern schwerer, ihre Produkte abzusetzen. Das gilt insbesondere für die subventionierten Exporte aus der EU in arme Regionen.
Durch die Massentierhaltung können die Lebensmittelpreise niedrig gehalten werden
Ganz im Gegenteil! Durch den Abbau der Subventionierung für Massentierhaltung würden öffentliche Gelder frei, die dann in die ökologische Landwirtschaft fließen könnten. Das könnte verdientermaßen für diejenigen, die bisher für das Tierwohl immer doppelt zahlen mussten (die Subventionierung der Massentierhaltung über Steuern und höhere Preise für artgerecht gehaltene Tiere) sogar geringere Preise für Bioprodukte bedeuten. Zudem muss dann kein Geld mehr für die Kollateralschäden der industriellen Landwirtschaft (hohe Nitratwerte im Trinkwasser etc.) bezahlt werden.
Den Preisanstieg von Fleisch, Milch und Eiern kann man durch Einschränkung des Konsums dieser Produkte zu Gunsten eines höheren Verbrauchs pflanzlicher Lebensmittel – auch im Sinne der gesünderen Ernährung – abfedern. Die Kosten, die durch die Antibiotikaresistenzen entstehen, fallen zunehmend weg. Das kann die Kosten im Gesundheitssektor deutlich senken.
Ich alleine kann doch auch keine Tiere retten
Das ist falsch. Ein Beispiel mag dies erläutern: Der typische Amerikaner isst bis zu seinem 72. Lebensjahr ungefähr 11 Kühe, 3 Lämmer und Schafe, 23 Schweine, 45 Truthähne, 1100 Hühner und 862 Pfund Fisch. Nun isst man in Deutschland nicht gar so ausgiebig Fleisch wie in den USA. Dennoch auch hier isst der typische Durchschnittsesser in Deutschland 1094 Tiere im Laufe seines Lebens. Reduziert man seinen Fleischkonsum jedoch, könnte man im Laufe des Lebens eine ganze Herde retten. Das tun offensichtlich immer mehr Menschen in Deutschland: 2012 war die gewerblich erzeugte Fleischmenge in Deutschland erstmals seit dem Jahr 1997 gegenüber dem Vorjahr rückläufig.
Die Tiere werden doch sowieso geschlachtet
Die Nachfrage regelt das Angebot. Wenn niemand mehr Fleisch kaufen will, das von wenig tierlieb gehaltenen Tieren stammt, würden auch keine Tiere mehr in der industriellen Tierhaltung leiden. Dann muss man bedenken, dass gerade die EU die Massentierhaltung subventioniert. Das führt dazu, dass Fleisch billig ist, und bezahlt wird, auch wenn es weggeworfen wird. Je weniger man dieses Fleisch kauft, desto schwieriger wird es, die Begründungen für diese Subventionen aufrecht zu erhalten.

Preisfindungsstellen – eine Alternative zur Marktpreisbildung , Teil 2

Auszüge aus Otto Jachmann: Beobachtungen und Gedanken zu Wirtschaft und Gesellschaft, Borchen 2008; Teil 1 erschien im letzten Info-Brief, Teil 3 „Die Ferkelnotierung“ wird in einem der folgenden Info-Brief erscheinen
Die Kernobstnotierung
Der Kernobstmarkt weist einige Besonderheiten auf, welche einer Preisfindung der beschriebenen Art entgegenkommen:
Der Erwerbsobstanbau konzentriert sich auf einige wenige geschlossene Gebiete mit besonders günstigem Klima: die Bodenseeregion, Südtirol, die Niederelbe und Gebiete in Belgien und Südfrankreich.
Die Obsterträge, Erzeugungsmengen und damit auch die Erzeugerpreise schwanken stark von Jahr zu Jahr.
Die Preise bilden sich frei am Markt; die EU-Obstmarktordnung sieht Mengen-, aber keine Preisinterventionen vor.
Es hat sich eine übersichtliche Vermarktungsstruktur mit einer überschaubaren Zahl von genossenschaftlichen und privaten Erzeugergroßmärkten herausgebildet.
Von der Natur des Produkts befördert, arbeiten Obstanbauer und Erzeugergroßmärkte eng zusammen. Die in Großkisten gepflückten Äpfel werden vom Feld weg an die Märkte geliefert, dort sortiert, eingelagert und in Kommission verkauft. Bis zum Verkauf bleibt die Ware Eigentum der Erzeuger.
Die Erzeugergroßmärkte handeln also nicht mit eigener Ware, sondern mit der ihrer Vertragsanbauer. Die Handelsmarge, d.h. der Anteil der Großmärkte an den Verkaufserlösen, ist von vornherein unter den Partnern vereinbart und festgelegt. Die Erzeugergroßmärkte sind Vermittler zwischen den Erzeugern auf der einen und den Abnehmern im Fachgroß- und Einzelhandel auf der anderen Seite. Als Vermittler sind sie ebenso daran interessiert, ihren Erzeugern gute Preise auszuzahlen und angemessene Erlöse zu sichern, als auch ihre Abnehmer zu fairen Preisen zu beliefern. Das ist eine selten glückliche Konstellation für eine Preisfindungsstelle. Sie kann mit den Marktleitern der Erzeugergroßmärkte allein betrieben werden, weil diese die Interessenlage sowohl der Erzeuger als der Abnehmer genau kennen und in sie zum Ausgleich bringen können, ohne dass eigenes Gewinninteresse hineinspielt, denn sie sind Kommissionäre.
Die Kernobstnotierung ist in eine neutrale Marktberichts- und Studienstelle der Landwirtschaftsverwaltung eingegliedert. Dort wird sie von einem Obstmarktfachmann betreut. Dieser hat vier Aufgaben:
Den Obstmarkt beobachten, mit Fachleuten in den einzelnen Obstbaugebieten Verbindung halten und laufend Marktinformationen sammeln.
Wöchentlich Umsatzmeldungen der beteiligten Erzeugergroßmärkte auswerten und Statistiken über Verkaufsmengen und Preise der eigenen Region erstellen.
Die Notierungssitzungen leiten, zu denen sich während der Vermarktungssaison von August bis Juni jeden Mittwochvormittag die Leiter der Erzeugergroßmärkte versammeln.
Unmittelbar nach der Sitzung die Marktstatistik der vergangenen Woche und die Notierungsergebnisse in einem aktuellen Marktbericht zusammenfassen, der am gleichen Tage an Abonnenten in ganz Europa versandt und in das abrufbare Informationssystem eingestellt wird.
Die Notierungssitzung läuft nach einem genau festgelegten Verfahren ab. Die Mitglieder der Notierungskommission, also die Marktleiter der Erzeugergroßmärkte der Region, sitzen an drei Seiten eines großen Konferenztisches. Von der Stirnseite des Tisches aus, wo sich Projektionsfläche und Wandtafel befinden, gibt der Leiter der Sitzung zunächst einen Überblick über die aktuelle Marktlage. Daran schließt sich ein kurzer Meinungsaustausch an, bei dem die Marktleiter den Marktbericht aus ihrer Sicht ergänzen oder korrigieren können. Dann beginnt die Preisfindung. Nacheinander werden die in der vergangenen Woche erzielten Durchschnittspreise und Preisspannen für die einzelnen Apfelsorten und Qualitäten zur Kenntnis an die Wand projiziert. Bei jedem Posten wird innegehalten, um über eine geheime Abstimmung die anzustrebende Preisspanne für die laufende Woche zu ermitteln. Dabei schlägt der Leiter einen Preis vor, über den jeder Teilnehmer durch verdeckte Tasten unter der Tischplatte mit „ja“ oder „nein“ abstimmt. Die Zahl der Ja- und Neinstimmen erscheint in einer Leuchtanzeige. Wenn „ja“ überwiegt, ist der Preisvorschlag angenommen.
Andernfalls wird so lange über den nächsthöheren und nächstniedrigeren Preis abgestimmt, bis die Ja-Stimmen in der Überzahl sind. So werden alle Sorten und Qualitäten durchgegangen und die Preisspannen gefunden, welche die Mehrheit der Marktleiter in der laufenden Woche für die Marktlage angemessen hält.
Die auf diese Weise zustande gekommene Kernobstnotierung ist in Fachkreisen anerkannt, wird europaweit abgerufen und aufmerksam verfolgt. Sie erleichtert Verkaufsverhandlungen und trägt dazu bei, dass sich die Preise von Woche zu Woche stetig und der jeweiligen Marktlage entsprechend entwickeln. Mit der Notierung im Rücken haben es die Erzeugergroßmärkte leichter, dem Preisdruck und der Marktmacht der Großabnehmer standzuhalten. Es kommt mehr Gleichgewicht in den Markt.

„Weniger ist mehr – für Bauern, Tiere und Umwelt“

Liebe Leserinnen und Leser,

„Weniger ist mehr – für Bauern, Tiere und Umwelt“
titelt der BÖLW in einem Diskussionsbeitrag zum Milchgipfel am 30. Mai in Berlin: „Weniger Milch, mehr Qualität, mehr Einkommen: Extensivierung als Schlüssel zur Lösung der Milchkrise“
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hatte einige Vertreter der Milchwirtschaft Ende Mai zum „Milchgipfel“ nach Berlin geladen. „Kurzfristige Finanzspritzen reichen nicht aus“, betont der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein anlässlich von Milchkrise und -Gipfel. Wesentliche Anteile des Futters für die Überproduktion wachsen nicht auf heimischem Grund sondern auf den Sojafeldern Südamerikas. Zu viel Kraftfutter und eine Tierzucht, die nur auf Turboleistungen setzt, schaden der Tiergesundheit und verschärfen den Teufelskreis von Milchüberschüssen und Tiefstpreisen. „Da muss sich grundsätzlich etwas ändern“, so Löwenstein. „Wir müssen die Kuh von unseren eigenen Flächen und mit weniger Kraftfutter ernähren. Das nützt der Umwelt, den Tieren und den Bauern. Weniger Kraftfutter ist besser für Tiere und Umwelt und die Milchmenge wird gesenkt.“
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (20.000 Mitglieder), nicht zum Milchgipfel geladen, sieht die Lösung der Milchkrise ebenfalls in der Senkung des Angebots. Um das zu erreichen, sollten staatliche Unterstützungen nur die Bauern erhalten, die ihre Milchlieferungen reduzieren, so Manfred Gilch vom bayerischen Milchviehhalterverband. Wer zu Zeiten der Milchquoten (bis 2015) mehr lieferte, musste Strafzahlungen leisten. So sind in Europa 1,2 Milliarden Euro zusammengekommen. Dieses Geld könnte man jetzt ausgeben (vgl. Nürnberger Nachrichten vom 31.05.2016, S. 17).
An der gegenwärtigen Milchkrise erleben wir, wohin es führt, wenn assoziative Zusammenarbeit fehlt: Es herrschen die Marktgesetze: großes Angebot = sinkende Preise. Die marktstarken Einzelhandelsketten diktieren den Molkereien und diese den Milchbauern die Preise. Mit 20 Cents pro Liter kann ein Milcherzeuger mit 70 – 80 Kühen wirtschaftlich langfristig nicht existieren; viele Betriebe geben auf. Die Konzentration und damit die Industrialisierung in der Landwirtschaft schreiten weiter voran. Das marktwirtschaftliche Prinzip darf nicht für die Landwirtschaft gelten!
Würden sich alle am Milch-Wirtschaftsprozess Beteiligten in einer Milch-Assoziation besprechen, also Vertreter der Milchbauern, Vertreter von Molkereibetrieben, Vertreter der Großhändler und Einzelhandelsketten und Verbrauchervertreter, so wären die gegensätzlichen Interessen damit zwar nicht aufgehoben, aber man würde die Argumente der anderen Beteiligten verstehen und daran seine eigenen Vorstellungen korrigieren lernen. Qualitäten könnten besprochen, Quoten verabredet, Strafzahlungen für Mehrlieferungen vereinbart werden, die zu Hilfszwecken für notleidende Milcherzeuger bereit stünden. So könnte sich die Milchwirtschaft selber helfen – ohne staatliche Beteiligung und ohne Einsatz von Steuergeldern.
Bio-Verbraucher, Bio-Einzel- und Großhändler, Bio-Molkereien haben ein größeres Verständnis für „ihre“ Landwirte und zahlen ihnen korrekte Milchpreise. Sie wollen, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft erhalten bleibt, denn sie sorgt über die Nahrungsmittelversorgung hinaus für Bodenregeneration, Landschaftspflege, Klimaregulierung, Artenschutz.
In der Molkerei Schrozberg fand kürzlich auch ein erstes assoziatives Gespräch statt. Am Tisch saßen Vertreter der Milchbauern, der Molkerei, Wissenschaftler und Verbraucher. Thema waren Qualitätsunterschiede. Es waren verglichen worden Demeter-Qualitäten mit anderen Bio-Qualitäten und konventionellen Qualitäten. Ich werde demnächst darüber berichten.
Lesen Sie heute in Rubrik 1 dieses Briefes einen Beitrag zu einer von Otto Jachmann selbst ausprobierten Alternative zur Marktpreisbildung. Durch sie wird das Prinzip des Wettbewerbs um die Komponente der Verlässlichkeit ergänzt.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfgang Ritter

Gekräuterte Lammschulter

Einer unserer Bio-Ausflüge im vergangenen Jahr führte uns zu unserem Mitglied Bio- Berggasthof und -Hotel Sammüller, Schafhofstr. 25, 92318 Neumarkt. Wir waren inzwischen wieder dort, haben wieder hervorragend gespeist und um ein Rezept gebeten.

Zutaten für 10 Personen
2,5 kg Lammschulter, 1 Liter Lammfond, 500 g Wurzelgemüse (Karotten, Sellerie usw.), 2 Zehen Knoblauch, ca. 250 ml Rotwein, 250 ml Olivenöl, 200 g Creme Fraiche, 2 EL Tomatenmark, 1EL Senf, 1 EL Meerrettich, Rosmarin, Thymian, Salz, Pfeffer, Zucker

Zubereitung
Zuerst die Lammschulter mit mittelscharfem Senf und Meerrettich einreiben. Etwas Rosmarin, Thymian und Knoblauch mit Öl vermengen und auch auf das Fleisch geben. Danach 2 Tage abgedeckt im Kühlschrank ziehen lassen. Das Fleisch mit Salz und Pfeffer würzen. Den Ofen auf 160° vorheizen. Etwas Öl in einen hohen Topf geben und das Fleisch scharf anbraten, danach aus dem Topf rausnehmen. Nun das Wurzelgemüse kurz andünsten und Tomatenmark dazugeben. Mit Rotwein ablöschen. Jetzt das Fleisch zugeben und mit Lammfond aufgießen. Alles ca. 2 Stunden im Ofen schmoren lassen. Nach der Garzeit das Fleisch herausnehmen und ruhen lassen. Die Soße abpassieren, mit Salz, Pfeffer und etwas Zucker abschmecken und etwas einkochen lassen. Etwas Creme Fraiche dazugeben.
Als Beilage empfehlen wir Oberpfälzer Kartoffelknödel und grünen Salat. Guten Appetit wünscht Bio-Berggasthof Sammüller in Neumarkt, Telefon 09181 – 4057-11,

Was macht lieblichen Rotwein lieblich?

Was macht lieblichen Rotwein lieblich?
Zu dieser Frage eines Mitglieds haben wir beim Demeter-Weingut im Zwölberich an der Nahe folgende Antwort erhalten: Es wird kein Zucker zugesetzt! Nach der Lese wird eine so genannte Süßreserve gewonnen, die dem Rotwein später zugesetzt werden kann, um den Rotwein geschmacklich auszubalancieren. Bei der Süßreserve handelt es sich um einen speziell behandelten, lagerfähig gemachten Traubenmost. Früher machte man das mit großen Beigaben von Schwefeldioxid. Heute ist das durch Anwendung neuester Kühl- und Filtertechnik nicht mehr nötig.
Der Wein muss allerdings immer noch mit relativ kleinen Mengen Schwefeldioxid stabilisiert werden. Warum? Man hat Versuche ohne Schwefeldioxid gemacht; dabei ist folgendes herausgekommen: Die Mikro-Organismen im Wein entwickeln sich dann und der Wein ist nicht lagerfähig. Außerdem verändert sich der Geschmack: Der Wein ist nicht mehr so fruchtig und spritzig. Er hat den Kunden nicht geschmeckt.

Zum Thema Landgrabbing: Exorbitante Preise für landwirtschaftliche Flächen
Brief eines unserer Mitglieder (Name der Redaktion bekannt)
Ich bewirtschafte eine „überlassene“ Wiese seit etwa 10 Jahren (Hochlage, mager bis nass, knapp 0,4 ha). Die Wiese war Mitte 2015 zum Kauf angeboten: 10.000 € (= 2,50 €/qm). Erstens hatte ich das Geld nicht zum Kauf, zweitens liegt der Preis exorbitant über dem vergleichbarer Wiesen dieser Qualität und Größe (max. 1 €/qm). Käufer wurde ein Lokalpolitiker, dessen Partei sich laut Programm der Ökologie verschrieben hat. Seine Erklärung: Er wolle Flächen der konventionellen Landwirtschaft entziehen, Kapitalanlage sei das auch. Da er keinerlei eigene Bewirtschaftung betreibt, bot er mir diese Wiese zur Pacht an. Seine Pachtpreis-Vorstellung: 150 €/ Jahr. Ich bot 50. Seine Antwort: „Meine unterste Forderung: 75“. Die Differenz erscheint marginal. Aber sie berührt ein grundsätzliches Dilemma der hierzulande geforderten Pachtpreise: Ich habe durchgerechnet, welchen Geldwert ich mit dieser Wiese erwirtschaften kann und lande (unter Abzug aller Aufwendungen) bei etwa 75 €. D.h. ich würde alleine für den Kapitalertrag des Verpächters arbeiten.
Sind da noch die landwirtschaftlichen Ausgleichszahlungen von EU, Bund und Land. Als deren Zweck ist die Stützung der wirtschaftlichen Lage des Landwirts definiert, für ihn als Träger des betrieblichen Risikos, nicht für den Verpächter. Die Moral von der Geschicht? Lieber Leser, was ist deine Quintessenz? Was ist zu tun? Deine Stellungnahme ist gefragt.

Bio 3.0 – Kommunen als Partner

Ausschnitt aus einem Beitrag vom Dr. Werner Ebert, Stadt Nürnberg, Referat für Umwelt und Gesundheit, werner.ebert@stadt.nuernberg.de, www.biometropole.de, in der Zeitschrift Ökologie und Landbau 1/2016, Teil 1 (Teil 2 folgt im nächsten Info-Brief)

Die Diskussion um Bio 3.0 hat bisher viele gute Ansätze hervorgebracht. Doch wo bleiben die Kommunen? Städte, Gemeinden und Landkreise wurden noch kaum berücksichtigt – obwohl sie ideale Partner für die Ökobranche von morgen sind.
Kommunen realisieren schon heute Bio 3.0
Kommunale Förderrichtlinien für die Biobranche setzen an drei strategischen Zielen an:
Nachfrage steigern,
informieren, motivieren und Zugang schaffen sowie
koordinieren, vernetzen und die Markterschließung fordern.
Konkret heißt dies: Öffentliche Akteure beziehen große Mengen an Lebensmitteln. Es hat einen wichtigen Markteffekt in Kantinen, Krankenhäusern, Schulen und Kitas stärker auf Biolebensmittel zu setzen. Der Anteil an Biolebensmitteln in Nürnbergs städtischen Kitas beträgt mittlerweile 40 Prozent, in den Schulen sind es 20 Prozent. Bis 2020 will die Stadt in den Kitas 75 Prozent biozertifizierte Lebensmittel anbieten. Kommunen leisten zudem wichtige Informations- und Motivationsarbeit. Bei Veranstaltungen, wie beim Bio-Fest „Bio erleben“ in Nürnberg mit bis zu 40 000 Besuchern, kommen Menschen oft zum ersten Mal mit Biolebensmitteln in Berührung. Schätzungsweise werden fünf bis zehn Prozent der Besucher anschließend zu neuen Kunden im Biofachhandel und bei Biounternehmen. Kommunen erleichtern so den Marktzugang für Verbraucher.
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfüllen Kommunen eine weitere wichtige Funktion: Sie vernetzen Unternehmen und erschließen neue Märkte. Durch gemeinsame Projekte mit Erzeugern, Verarbeitern und Handel können neue Produkte platziert und die regionale Wertschöpfung gestärkt werden. In Nürnberg geschieht dies mit Urgetreide, Gemüse, Streuobst und Fleisch. Beim Urgetreide brachte die Stadt zum Beispiel alle Akteure an einen Tisch, um Anbau und Verkauf von Emmer und Kreuzritterweizen zu fördern.
Forciert wird die direkte Kooperation zwischen Landwirten und Verbrauchern auch durch die Initiative Solidarische Landwirtschaft (SOLAWI), die mit dem Projekt „Stadt, Land, Beides“ auf einer gemeinschaftlich getragenen Landwirtschaft aufbaut (mehr Info auf: www.stadt-landbeides. de). Auf die kommunale Kompetenz setzen Bayern und Hessen mit ihren „staatlich anerkannten Öko-Modellregionen“, bei denen Gemeindeverbünde die Chance erhalten, zukunftsfähige Ideen zur Entwicklung des Ökolandbaus in ihren Kommunen umzusetzen. Nürnberg hat diesen Titel im Verbund mit zwei angrenzenden Landkreisen erlangt. Sowohl auf deutscher (Netzwerk Bio-Städte, -Gemeinden, -Landkreise) als auch auf europäischer Ebene (Organic Cities Network, Citta del Bio) vernetzen sich Biostädte, um den Ökolandbau, die regionale Produktion, eine nachhaltige Verbrauchs- und Esskultur sowie den Verzicht auf Gentechnik in Lebensmitteln zu fördern. Die beteiligten Kommunen profitieren vom Erfahrungsaustausch, von gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten.

Glyphosat-Fund im Bier

Kleiner Erfolg: Weniger Gentechnik-Forschung bei BASF
Der Chemiekonzern BASF schrumpft seine Gentechnik-Forschungsabteilung: 350 von circa 700 Arbeitsplätzen in den USA, Europa, Indien und Puerto Rico sollen bis Ende des Jahres wegfallen. „Wir werden Projekte stoppen, die mit extrem hohen technischen Hürden verbunden sind und signifikante zeitliche und finanzielle Investitionen erfordern“, erklärte BASFVorstandsmitglied Harald Schwager letzte Woche.
Quelle: Informationsdienst Keine Gentechnik, Newsletter vom 02.03.2016

Glyphosat-Fund im Bier
Die Meldung, dass auch Bier mit Glyphosat belastet ist, heizt die Debatte um die Wiederzulassung des von der WHO als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuften Unkraut- Vernichters erneut an. Umwelt- und Verbraucherschützer sowie Grüne fordern die von der EUKommission anvisierte Genehmigung bis 2031 zu stoppen. CDU und CSU halten das für „reine Panikmache“. Die SPD will zumindest ein Verbot für Privatgärten und öffentliche Flächen, für die Landwirtschaft fordert Umweltministerin Barbara Hendricks eine Mengenbegrenzung. Unterdessen hat die Baumarktkette Hornbach angekündigt, ab sofort keine glyphosathaltigen Spritzmittel mehr zu verkaufen.
Quelle: Informationsdienst Keine Gentechnik, Newsletter vom 02.03.2016

Stellungnahme des Bio-Verbraucher e.V.
Der Bio-Verbraucher e.V. hatte u.a. auch Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt am 24. Februar aufgefordert: „Sprechen Sie sich gegen die Zulassungsverlängerung aus, wenn Sie am 7. März ihre Empfehlung abgeben“. Wegen starken Protests aus der Zivilgesellschaft, unterstützt auch von der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, konnte die EUKommission keine Mehrheit für ihren Vorschlag finden; Deutschland stimmte im Fachausschuss nicht für die Verlängerung der Zulassung. Das freut uns. Wir haben Hendricks und Schmidt aufgefordert, bei dieser Entscheidung zu bleiben.

Stellungnahme unseres Firmenmitgliedes Neumarkter Lammsbräu
Kunden-Information vom 25. Februar, Aussschnitt
Pestizide wie Glyphosat werden leider seit Jahrzehnten in hohen Mengen in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. So ist es kein Wunder, dass man diese Stoffe mittlerweile auch in den Erzeugnissen der konventionellen Landwirtschaft und den daraus hergestellten Lebensmitteln finden kann. Zusätzlich belasten sie Boden und Wasser.
Wir bei Lammsbräu haben uns unter anderem aus diesen Gründen schon vor über dreißig Jahren entschieden, keine konventionell erzeugten Rohstoffe mehr zu verwenden. Für uns als Bio-Bier-Brauer fängt das Reinheitsgebot nämlich auf dem Acker an. Wir setzen bei unseren Bio-Bieren kompromisslos nur auf Zutaten aus 100 Prozent und absolut streng kontrolliertem Öko-Landbau, der komplett auf Pestizide und Kunstdünger verzichtet, sowie zertifiziertes Bio- Mineralwasser.