Lothringer Käsetorte

Bei unserem Koch-Event am 7. März „Gemeinsam Einkaufen, Kochen, Essen“ wurde u.a. eine Lothringer Käsetorte gebacken. Hier das Rezept:

Für den Teig
250 g Dinkelmehl, ½ Päckchen Backpulver, 1Ei, 1 EL Quark oder Sauerrahm, 1/2 TL Steinsalz, Kümmel und Koriander gemahlen, 125 g kalte Butter
Die Zutaten rasch zu einem Mürbeteig verkneten und ca. 30 Minuten kalt stellen.

Für den Belag
3 große Zwiebeln, 2 EL Olivenöl, Salz, je 1/2 TL Majoran u. Thymian gerebelt, 250 g Emmentaler
Zwiebeln schälen, hacken, in Öl andünsten und abschmecken. Käse klein würfeln. Eine Springform von 28 cm Durchmesser mit Butter bestreichen. Teig in die Form bringen, dabei einen Rand von ca. 3 cm bilden. Die abgekühlten Zwiebeln auf dem Teig verteilen und die Käsewürfel darüber geben.

Für die Sauce
1 Becher (200 g) Sauerrahm, 2 Eier, 2 EL Dinkelmehl, Steinsalz, Muskat
Aus den Zutaten eine Sauce herstellen u. über die Zwiebeln gießen. Bei 175 Grad ca. 30 Min. backen.

Beitrag von Annemarie Gröger

Warum Lammfleisch-Genuss eine Artenvielfalt fördernde Wirkung hat

Leider ist es wenig bekannt und publiziert, welch große Artenvielfalt erhaltende und ermöglichende Auswirkungen die Wanderschäferei hat. Keine der anderen Nutztierarten hat eine so große positive Wirkung auf die Artenvielfalt!

Es ist die Art und Weise wie eine Schafherde (inkl. ein paar Ziegen u. evtl. ein Esel) weidend über extensive Flächen (Flussauen, Hanglagen) die meistens für die Landwirtschaft uninteressant sind, zieht. Durch ihr „selektives Fressen“, bei dem die Tiere nur das Gras fressen, ermöglichen sie niederwüchsigen Pflanzen, den Blüten-Pflanzen (Kräutern, Orchideen, Enzian und vielen Arten mehr) zu wachsen, sich zu etablieren. Dadurch finden viele Insektenarten, z.B. Schmetterlinge, Honig- und Wild-Bienen, Nektar, ihre Wirtspflanze, ihren Lebensraum.

Die paar Ziegen der Herde beknabbern Büsche und Bäume und sorgen so dafür, dass die Landschaft nicht „verbuscht“. Dadurch bleibt die Kulturlandschaft „offen“ und die Lebensräume verschiedenster Tier- und Pflanzen-Arten erhalten. Auf ihrem Weg durch verschiedene Landschaften „reisen“ in ihrem Fell, den Klauen und im Kot, Samen, Sporen, Spinnen, Käfer und sogar Reptilien mit und gelangen so an andere Orte. So „vernetzen“ die Schafe verschiedene Lebensräume und ermöglichen den genetischen Austausch bedrohter Tier und Pflanzenarten.

Die staatlichen Naturschutz-Prämien, sind ein unverzichtbarer Einkommens-Bestandteil des Schäfers, jedoch viel zu wenig, um zusammen mit den Einkünften aus Fleisch und Fellen ein wirklich ordentliches Auskommen zu ergeben. Folge ist eine starke Abnahme des Schafbestandes in Deutschland. Pflegten um 1900 noch 10 Mio. Schafe in Deutschland die Kulturlandschaft, so waren es um 1990 nur noch 3,2 Mio. Derzeit sind es nur noch 1,6 Mio.

Die Rückkehr des Wolfes erschwert den Schäfern zusätzlich die Arbeit. Eine regere Nachfrage nach regionalen Schaf-Produkten (Fleisch, Felle usw.), besonders aus Direktvermarktung, würde die Schäfer unterstützen und den Erhalt der Kulturlandschaft sichern. Auch würde so der Beruf des Schäfers für junge Menschen wieder attraktiver.

Im Bio-Verbraucher e.V. sind derzeit diese Schäfer Mitglied:
– Wildensteiner Schafhof/ Peter Dobrick, 86744 Steinhardt, T. 09082- 2195
– Bioland-Hof Martin Singer, 91239 Henfenfeld, T. 0171.9842.511
– Bioland-Hof Maria Lips, 96049 Bamberg, T. 0951-55151
– Sonnenhof/ Stefan Ott, 91338 Igensdorf, T. 09192-6235
Außerdem erhält man Schaffleisch im Naturkostfachhandel, z.B. bei ebl (in kleinen Mengen, Vorbestellung von Vorteil). Beitrag von Volker Fritz

Bio-Verpflegung in Kommunen

Nürnberg ist Teil des 2014 gegründeten Netzwerks der Bio-Städte. Seit 2003 verfolgt die Stadt konsequent das Projekt, in öffentlichen Einrichtungen Bio-Lebensmittel einzusetzen. Dr. Werner Ebert, Projektleiter der BioMetropole Nürnberg, erläutert im Gespräch mit Dr. Stephanie Lehmann vom Anbauverband Biokreis e.V., wie die Umsetzung funktioniert.

Wie kam es zu Nürnbergs Engagement für mehr Bio in öffentlichen Einrichtungen?
Im Jahr 2003 gab es durch die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast erstmals auf Bundesebene politischen Rückenwind für die Bio-Branche. In Nürnberg meldete sich damals ein Bio-Unternehmer zu Wort, der das Thema auch auf kommunaler Ebene voranbringen wollte. Tatsächlich fasste der Stadtrat bald darauf einen Grundsatzbeschluss. Zehn Prozent Bio-Anteil in öffentlichen Einrichtungen waren damals das Ziel.

Warum ging das in Nürnberg?
CSU und Grüne ergriffen die Initiative, die SPD schloss sich an. Es gab also ein breites Bündnis für das Projekt „BioMetropole Nürnberg“. Ein wichtiger Aspekt war sicher, dass damals schon die BioFach in Nürnberg stattfand. Dadurch waren die Stadträte für das Thema sensibilisiert.

Wie gelang die Umsetzung?
Am Anfang ging es darum, überhaupt einmal die Möglichkeiten zu ermitteln. Wir haben uns zunächst auf Schulen und Kitas konzentriert. Damals gab es in Nürnberg nur einen bio-zertifizierten Caterer. Das ist heute natürlich ganz anders. Über viele Jahre haben wir das Projekt rein freiwillig betrieben und versucht, die Einrichtungen von Bio zu überzeugen. Diese beauftragten dann selber entsprechende Dienstleister. Damit haben wir bei Kitas einen Anteil von 40 Prozent Bio erreicht, bei Schulen 20 Prozent. Einen Sprung nach vorne haben wir gemacht, als wir für Kitas die Verpflegung neu strukturiert haben. Die Essensversorgung wird jetzt zentral organisiert und betreut. Damit ist der Bio-Anteil noch einmal deutlich gestiegen.

Ergeben sich durch die Bio-Verpflegung höhere Preise?
Wir haben dazu Erhebungen gemacht. In Kitas liegt der Mehrpreis pro Essen bei zehn Cent mehr, in Schulen bei zwanzig bis dreißig Cent. Die Kosten standen bei der Umsetzung des Projekts nie entscheidend im Vordergrund. Auch die Eltern waren immer mit der Umstellung einverstanden.

Wo steht das Projekt inzwischen?
Im Bereich der Kitas wollen wir bis 2020 75 Prozent Bio-Anteil erreichen. Das werden wir auch schaffen. Bei den Schulen ist das Ziel 50 Prozent, das werden wir aber nicht schaffen. In allen anderen Einrichtungen, die mit Essen zu tun haben, soll ein Viertel der Lebensmittel aus biologischer Erzeugung stammen. Die Rathaus-Kantine ist zum Beispiel mittlerweile bio-zertifiziert und bietet eines von drei Gerichten in Bio-Qualität an.

Gibt es auch Schwierigkeiten?
Die größte Baustelle ist das Klinikum. Da liegt der Bio-Anteil momentan bei drei Prozent. Daher haben wir ein Projekt mit dem Vorstand des Klinikums abgesprochen, wie über Beratung und Schulung der Bio-Anteil erhöht werden kann. Nicht alle Dienststellen ziehen gleich mit. Wir geben Empfehlungen an den Stadtrat, dieser entscheidet. Der Prozess ist jedenfalls transparent organisiert.

Wie hält es die Stadt Nürnberg mit der Regionalität?
Wir achten natürlich auf die Herkunft der Bio-Lebensmittel. Wenn ein Caterer einen Auftrag bekommt, dann begleiten und beraten wir ihn bei der Auswahl der passenden Lieferanten. Wir empfehlen regionale Betriebe, mit denen wir gut zusammenarbeiten, denn die regionale Vernetzung ist uns sehr wichtig.
Quelle: bioNachrichten (Zeitschrift des Anbauverbandes Biokreis), Februar 2019

 

Pestizid-Bewertung im „Copy & Paste“-Verfahren

Dass Behörden teilweise wortwörtlich Passagen aus den Zulassungsanträgen der Pestizidhersteller übernehmen, scheint keine Seltenheit zu sein. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Recherche des Bayerischen Rundfunks.

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde bekannt, dass das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seine Beurteilung des Totalherbizids Glyphosat über viele Seiten aus dem Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben hat – und zwar ohne dies kenntlich zu machen. Ein solches Verhalten widerspricht der guten wissenschaftlichen Praxis und ist dann besonders brisant, wenn Teile der Bewertung zu Gesundheitsgefahren von Pestiziden abgeschrieben werden. Obwohl wir damals eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Präsidenten des BfR eingereicht haben, gab es bis heute keine Konsequenzen für die Behörde.

Neue Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) haben nun ergeben, dass das Verhalten des BfR kein Einzelfall ist. Auch Behörden aus anderen EU-Mitgliedstaaten haben bei der Bewertung von Pestiziden Passagen aus den Zulassungsanträgen der Herstellerkonzerne Wort für Wort übernommen.

In einer Reportage berichtet report München von dem Verhalten der Behörden:
Bei 15 von 25 Pestizidwirkstoffen, für die das BR-Team die Herstelleranträge mit den Prüfberichten der Behörden verglichen hat, wurden Textpassagen zum Teil wortwörtlich übernommen. Sollten die Behörden nach sorgfältiger Prüfung zu der Schlussfolgerung gekommen sein, dass sie die Bewertungen der Antragsteller teilen, hätten die Behörden dokumentieren müssen, wie diese Feststellung erfolgt ist und warum die Bewertung des Antragstellers geteilt wird. So aber ist nicht nachvollziehbar, ob die Behörden die Schlussfolgerungen der Hersteller zur Gefährlichkeit der Pestizide überhaupt nachgeprüft haben.

Besonders problematisch ist das bei Textstellen, in denen die Gefährlichkeit eines Pestizids für die Gesundheit behandelt wird. Bei dem Herbizidwirkstoff Prosulfuron etwa hat die bewertende Behörde Passagen wortgleich übernommen, in denen es darum geht, ob das Ackergift erbgutverändernd ist. Wenn eine Behörde ihre Bewertung an vielen Stellen eins zu eins beim Hersteller abschreiben, dann kommt sie ihrer Aufgabe der unabhängigen Risikobewertung nicht nach. Dieses Vorgehen verstärkt die Zweifel, die ohnehin am Zulassungssystem von Pestiziden in der EU bestehen.
Quelle: newsletter@umweltinstitut.org vom 6.12.2018

Gar nicht Wurscht

Stiftung Warentest hat 20 vegetarische Aufschnitte – davon 7 Bio-Produkte – untersuchen lassen und unter obigem Titel in test 3/2019 veröffentlicht. Alle Bio-Erzeugnisse kann man genießen:

Mit „gut“ bewertet wurden die folgenden Bio-Aufschnitte:
• Alnatura Veggie Aufschnitt Paprika (Tofu, Weizen) 100 g 1,99 €
• Aldi Nord Gut Bio Zart geräucherter Veggie Aufschnitt (Tofu, Weizen) 100 g 1,28 €
• Heirler wie Salami vegan (Tofu, Weizen) 100 g 2,39 €
• Taifun Papillon veganer Aufschnitt mit Paprika (Tofu, Weizen) 100 g 2,15 €
• Wheaty The Vegan Way Vegane Slices vom Rauch (Seitan) 100 g 2,49 €

Mit „befriedigend“ bewertet wurden die folgenden Bio-Aufschnitte:
• Alnatura „Salami“ aus Seitan (Seitan) 100 g 1,99 €
• Wheaty The Vegan Way Vegane Slices Chorizo (Seitan) 100 g 3,10 €

Mit „mangelhaft“ bewertet wurden die konventionellen Produkte:
• Veggy Friends Vegane Salami auf Sojabasis (Soja, Weizen) 100 g 2,09 €
• Wiesenhof Veggie Vegetarische Mortadella (Soja, Erbse) 100 g 1,49 €
Bericht: Wolfgang Ritter

Weltweit einmalig: drei Landbausysteme im Direkt-Vergleich

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Therwil bei Basel/ Schweiz untersucht zusammen mit dem staatlichen Forschungsinstitut Agroscope mit wissenschaftlichen Methoden vergleichsweise biologisch-dynamische (D), biologische (O) und konventionelle (K) Anbaumethoden. In ihm arbeiten seit 40 Jahren Landwirte und Forscher zusammen, um Entscheidungsgrundlagen für Politik und Gesellschaft zu schaffen. Mehr als 120 wissenschaftliche Publikationen sind bisher aus dem Projekt erschienen, die durch den schweizerischen Nationalfonds, die Europäische Union und weitere nationale und internationale Geldgeber gefördert werden. Die unter der Kurzbezeichnung DOK bekannt gewordene Forschung hat weltweit für Aufsehen gesorgt.

100% weniger giftige Substanzen
In Therwil werden angebaut: Mais, Winterweizen, Kartoffeln, Kleegras und Soja. Gedüngt wird entweder mit Mistkompost und Präparaten (D) oder mit frischerem Mist (O) oder mit chemischem Dünger (K). Auf synthetische und mineralische Pflanzenschutzmittel wird im bio-dynamischen Anbau ganz verzichtet (D), biologisch angebaute Kartoffeln werden mit Kupfer behandelt (O). Über die 40 Jahre hinweg wurden im biologisch-dynamischen Verfahren 100% weniger giftige Substanzen ausgebracht als im konventionellen, im biologischen System 95% weniger. Das ist bedeutsam für die Reinhaltung von Luft, Erde, Wasser und damit für die Erhaltung von Flora und Fauna (Artenvielfalt!) und menschliche Gesundheit.

Bessere Bodenstruktur, mehr Humus, aktiveres Bodenleben
Biologisch bewirtschaftete Felder weisen eine bessere Bodenstruktur auf. Zahlreiche Regenwurmgänge lassen das Regenwasser in den Boden ein, Bakterien, Pilze und Einzeller, die für den Humusaufbau sorgen, fühlen sich wohl, der Boden verschlammt viel weniger. Die mikrobielle Gemeinschaft – Milliarden in einer Handvoll Erde – sorgt bei Trockenheit auch dafür, dass die Nährstoffkreisläufe aufrecht erhalten bleiben und die Pflanzen die Trockenheit besser überstehen. In biologisch bewirtschafteten Böden finden sich etwa 30% mehr Bodenlebewesen als in den konventionellen Parzellen, in biologisch-dynamischen gepflegten Böden etwa 60% mehr. Bio-Böden enthalten 3,2 Tonnen mehr Humus je Hektar und sind bis zu 84% aktiver (publiziert in PNAS and PlosOne).

Bessere Nährstoff- und Energieeffizienz bei Bio
Konventionelle Kartoffeln wachsen viel üppiger als die Bio-Kartoffeln. Sie erhalten etwa doppelt so viele Düngemittel und werden 12 mal gegen Unkräuter, Pilze und Insekten gespritzt. Das ergibt einen deutlichen Mehrertrag. Aber die Bio-Varianten ergeben bei 50% weniger Dünger- und Energieaufwand rund 80% der konventionellen Erträge. Das bedeutet: Bio-Systeme wirtschaften effizienter und schonen die Umwelt. Weitere Vergleiche zeigen: Kartoffelerträge im biologischen Landbau unter Kupfereinsatz sind etwa 15% höher als im bio-dynamischen System. Weizenerträge sind im bio-dynamischen Anbau in den letzten 14 Jahren um etwa 20% höher als im biologischen Anbau ausgefallen.

Bio-Landbau ist klimafreundlicher
Langjährige Messungen haben ergeben, dass die biologischen Parzellen 30% weniger, die biologisch-dynamischen 60% weniger des klimaschädlichen Lachgases (N2O) produzieren. Das ist auf den reduzierten Einsatz von Stickstoff in den Bio-Systemen zurückzuführen und auf die mikrobiellen Gemeinschaften im Boden, die Lachgas zu unschädlichem elementarem Stickstoff umwandeln können.
Wolfgang Ritter nach einem Bericht von Dr. Paul Mäder/ FiBL in: www.fondsGoetheanum.ch, November 2018

Wie wollen bio-dynamische Landwirte wirtschaften?

Im Demeter-Bayern-Rundbrief Nr. 141 zitiert Engelhard Troll Dieter Brüll (Der anthroposophische Sozialimpuls, Novalis Verlag 1998, Seite 40) zu obiger Fragestellung: „Wir wollen nun untersuchen, was es bedeutet, wenn man vom Rechtsstandpunkt aus am Wirtschafts- und Geistesleben teilnimmt. Betrachten wir erst das Wirtschaftsleben. . .

1. Arbeiten für die Bedürfnisse der Mitmenschen.
Dieser bereits angedeutete Impetus bringt von anderer Seite her zum Ausdruck, was Rudolf Steiner als das „Soziale Hauptgesetz“ beschrieb. Es ist die Verwirklichung des Gedankens, daß ich die Arbeit leiste, ohne Gegenleistung zu verlangen; daß ich also arbeite aus dem Vertrauen, daß andere für mich arbeiten werden wie ich für sie. Institutionell schließt das die Trennung von Arbeitsleistung und Einkommen ein. In der gesellschaftlichen Sphäre erscheint dann die Einkommensbildung als Rechtsfrage, also nicht wie bisher als Wirtschaftsfrage.

2. Bei der Produktion so sparsam wie möglich mit den Mitteln umgehen.
Dabei ist zu beachten, dass diese Maxime nicht mit dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit übereinstimmt, wie das üblicherweise in der Wirtschaftswissenschaft formuliert wird. Es geht nämlich nicht um privat- oder nationalökonomische Sparsamkeit im Dienste der Gewinnmaximierung. Wir wissen, dass für Letztere Vergeudung ein Wirtschaftlichkeitsgebot sein kann! Der Rechtsgesichtspunkt hingegen geht davon aus, daß alles, was die Natur zu bieten hat, knapp und darum wertvoll ist, dass also jede Verschwendung bei der Produktion, wie zuträglich sie vielleicht auch meinem eigenen Produktionsprozess sein mag, auf Kosten meiner Mitmenschen geht.

3. Für die Produktion sind die Bedürfnisse der Mitmenschen Gegebenheiten.
Es steht niemandem zu, den Konsumenten gegenüber bevormundend oder gar moralisierend aufzutreten. Wie ich nur mir allein das Recht zugestehe, über meine eigenen Bedürfnisse zu urteilen, so habe ich auch nicht über die Bedürfnisse meiner Mitmenschen zu urteilen. Da wo die Produktionsentscheidungen fallen, “darf in keiner Weise irgend eine Absicht herrschen, .,.. ob irgendein Bedürfnis berechtigt ist oder nicht, sondern es muß sich lediglich handeln um das objektive Konstatieren eines Bedürfnisses“ (Rudolf Steiner, GA 338/ S. 148) … Nötig ist aber, daß gesellschaftlich jede Produktion geleistet werden kann und darf, wenn Nachfrage da ist – es sei denn, das Produkt brächte andere als den Besitzer in Gefahr (z.B. Waffen).

4. Auf politischer Ebene werde ich als Bürger daran mitarbeiten, daß das Wirtschaftsleben in einen solchen rechtlichen Rahmen gestellt wird, daß es überhaupt nicht mehr anders möglich ist, als aus den Bedürfnissen der Mitmenschen heraus zu arbeiten … genauso wie das entziehen von Machtmitteln, durch welche das Wirtschaftsleben die Mitmenschen ausbeuten kann.

5. Als Konsument wird mein Verschuldungsgefühl dazu führen, daß ich meine eigenen Bedürfnisse zu beschränken trachte auf dasjenige, was meiner biologischen Art entspricht. „Dadurch hilft man den Mitmenschen am meisten, daß man bedürfnislos wird“ (Rudolf Steiner, GA 97, S 196).

Das Bild, das dann entsteht, ist, daß ich nicht mehr für mich selbst arbeite (wie das im Geistesleben richtig ist), mich nicht von der unmittelbaren Begegnung motivieren lasse (wie es im Rechtsleben stimmen würde), sondern daß ich für meinen unbekannten Menschenbruder arbeite. Wenn das Wirtschaftsleben sich mit dem Sozialen durchdringt, dann legt es mir Gehorsam auf: den Bedürfnissen anderer gegenüber; vor den Gesetzmäßigkeiten der Technik, der Organisation, der Wirtschaftlichkeit; gegenüber meinen eigenen biologischen Bedürfnissen.

Nochmals sei darauf hingewiesen, daß das was hier als Richtlinien schlagwortartig zusammengefasst ist … den Charakter eines Ideals hat. …Kaum ein Mensch, geschweige denn eine Gemeinschaft, wird ihnen in vollem Umfang Genüge tun können, … denn die Wirklichkeit ist das Zusammenspiel der sozialen, anti- und asozialen Kräfte.“
Wolfgang Ritter, Ausschnitt aus: Engelhard Troll: Landwirtschaft – Hof und Welt – Wie wollen wir wirtschaften? In: Demeter Bayern | Rundbrief Nr. 141, Dezember 2018

 

Bioland für mehr Öko-Landbau – Lidl-Kooperation stärkt heimisches Bio

Auf der Internationalen Grünen Woche lud Bioland heute zur Podiumsdiskussion mit Bioland-Präsident Jan Plagge, dem Geschäftsleiter Einkauf von Lidl Deutschland Jan Bock und dem Bioland-Bauern Konrad Stöger aus dem Allgäu, der innerhalb der neuen Kooperation zwischen dem Discounter und Bioland Erzeugnisse zuliefert. Neben der Vorstellung der Handelspartnerschaft beleuchteten die Podiumsteilnehmer vor allem die Hintergründe und das Vorgehen auf dem Weg zu dieser Kooperation. „Maßgeblich für unsere Entscheidung war die Fragestellung, was wir insgesamt erreichen wollen. Nämlich einen umfassenden ökologischen Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft“, so Plagge. „Unser gemeinsames Ziel ist es, den heimischen ökologischen Landbau zu fördern und voranzubringen. Nicht, weil es um Profite oder Wachstum geht – sondern weil es eine Notwendigkeit ist.“

Mehr Bioland-Erzeugnisse für weitreichenden Klima-, Umwelt- und Naturschutz
Dürresommer, Unwetter, Artensterben oder weiterhin zugelassene Pestizide haben laut Bioland gezeigt, dass die Politik im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes nicht mit dem nötigen Nachdruck agiert. „Um die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft zu unterstützen, setzen wir auf eine verantwortungsvolle Sortimentsentwicklung“, erläutert Bock. „Wir freuen uns, mit der Kooperation einen Partner an der Seite zu haben, der auf 50 Jahre Erfahrung im Bereich der ökologischen Landwirtschaft zurückgreifen kann und uns ermöglicht, unseren Kunden hochwertiges Bio von heimischen Bauern anbieten zu können.“

Plagge ergänzt: „Wir erreichen mit Lidl ganz andere Käuferschichten. Das Mehr an Käufern sorgt auch für ein Mehr an Umweltschutz, da jedes heimisch und nach strengen ökologischen Richtlinien produzierte Erzeugnis einen Beitrag dazu leistet. Der ökologische Landbau nach Bioland-Standards hat zahlreiche Werkzeuge an der Hand. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen wie eine an die Fläche angepasste Zahl von Tieren oder vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker, die die Fruchtbarkeit der Böden erhalten. Wichtig ist außerdem die Rückbindung von CO2 in den Böden, das gelingt über Humusaufbau. So wird nicht nur weniger CO2 verursacht, sondern die Landwirtschaft wird gleichzeitig widerstandsfähiger gegenüber Klimaeinwirkungen, wovon wir alle profitieren.“

Einsatz zum Schutz der Landschaft & Kultur
Auch Konrad Stöger, Bioland-Landwirt schreibt der Partnerschaft eine wichtige Aufgabe zu: „Ökolandwirtschaft ist die einzig richtige Form der Landwirtschaft, um unsere Lebensgrundlagen auch für folgende Generationen zu erhalten. Große Handelsketten wie Lidl haben viele Kunden, die bislang wahrscheinlich noch nie in Berührung mit unseren hochwertigen, heimischen Produkten gekommen sind. Dies betrifft vor allem jüngere Altersgruppen. Es ist für uns eine Chance, Verbraucher wachzurütteln und großen Akteuren in der Lebensmittelbranche faire Handlungswege aufzuzeigen.“

Fairplay und eine Ombudsstelle machen es möglich
Zur Frage im Podium, wie die Absicherung der Landwirte und Hersteller wie Molkereien aussehe, verweist Bioland stolz auf die neu entwickelten Fairplay-Regeln und die Besonderheit einer neu eingerichteten Ombudsstelle. „Lidl verpflichtet sich im Kooperationsvertrag zu fairen Verhandlungen mit seinen Lieferanten in der gesamten Lieferkette bis zum Bauern und zur Auszahlung auskömmlicher Erzeuger- und Herstellerpreise, damit eine nachhaltige Betriebsentwicklung aller Akteure einer Wertschöpfungskette möglich ist. Wenn diese und die zusätzlich vertraglich vereinbarten Fairplay-Regeln nicht eingehalten werden, können sich benachteiligte Bioland-Lieferanten an unsere Ombudsstelle richten. Stellt die Ombudsstelle eine Verletzung der Fairplay-Regeln fest, kann Bioland Sanktionen gegenüber Lidl aussprechen. So wird ein maximaler Schutz der Lieferanten erreicht sowie eine Gleichbehandlung aller Beteiligten sichergestellt“, so Plagge. „Die Einrichtung eines solchen Verfahrens seitens eines Erzeugerverbandes ist einzigartig, und dass Lidl sich darauf eingelassen hat, unterstreicht deren Ernsthaftigkeit“, ergänzt Plagge.

Das bestätigt auch Bioland-Landwirt Stöger: „Durch die vertragliche Absicherung der Fairplay-Regeln und der Einrichtung der Ombudsstelle fühle ich mich wohl mit der Kooperation.“
Bioland hat die Fairplay-Regeln auf der Delegiertenversammlung Ende November 2018 endgültig verabschiedet und die Ombudsstelle offiziell eingerichtet. Als Ombudsleute fungieren der Kartellrechtsexperte Christoph Peter und der Trierer Rechtsprofessor Frank Immenga.
Pressemitteilung Bioland e.V. vom 17.01.2019

Zwei Umfrageergebnisse zum Bio-Konsum (Anfang 2019)

Blitz-Umfrage unter Besuchern der BioFach 2019 und des 5. Nürnberger Saatgut Festivals
Wolfgang Ritter/ Bio-Verbraucher e.V.

60 Besucher wurden befragt (30 am Stand der Stadt Nürnberg auf der BioFach, 30 am Stand des Bio-Verbraucher e.V. beim Saatgut Festival auf AEG); Prozentsätze sind auf- oder abgerundet

Vier Fragen wurden gestellt:

1 Hat sich Ihr Bio-Verbrauch in den letzten 5 Jahren gesteigert?
Nein  2%, etwas mehr = 18%, deutlich mehr = 25%, sehr viel mehr = 20%,  nicht erhöht, da schon immer hoch = 35%

2 Welchen Anteil macht Bio bei Ihrem Gesamt-Lebensmittelkonsum aus?
< 2% = 2%, ca. ¼ = 25%, ca. ½ ca. = 27%, ¾ = 22%, fast 100% = 33%

3 Ich kaufe
Bio-Lebensmittel = 98%, Bio-Getränke = 62%, Bio-Kosmetik u. -Reinigungsmittel = 85%, Bio-Kleidung = 32%

4 Aus welchem Grund kaufen Sie Bio? (freie Antworten mit Mehrfachnennungen; häufigste Nennungen werden angeführt)
– Bio-Anbau sorgt für Umweltschutz, Artenvielfalt, Klimaschutz, Gesundheit = 62%
– Regionale und saisonale Produkte sind mir wichtig = 63%
– Ich will wissen, wo meine Ware herkommt, wie sie erzeugt wird = 50%
– Tiere werden artgerecht/ anständiger gehalten = 45%
– Ich will das Engagement der Bio-Erzeuger unterstützen; das ist den höheren Preis wert = 45%

– Qualität und Geschmack sind entscheidend = 43%
– Ich kaufe, wenn möglich, Ware mit Siegeln der Anbau-Verbände = 25%  – – Ich kaufe oft direkt vom Erzeuger = 23%

Zusammenfassung der Ergebnisse und Auswertung
1. 63% der Befragten haben ihren Bio-Konsum in den letzten 5 Jahren gesteigert; man kann davon ausgehen, dass der Trend anhält, denn nur 35% der Befragten hatten nicht mehr gekauft, weil ihr Bio-Anteil schon sehr hoch war ( > 90%). Davon werden alle Branchen profitieren. Bio-Kleidung scheint das größte Wachstumspotential zu haben, nur 32% der Befragten fragen sie gezielt nach. Dazu muss man aber wissen, dass viele Umweltbewusste Secondhandware kaufen (10 Befragte äußerten sich so).
2. Das Motiv für Bio-Konsum ist vorwiegend altruistisch: Als erstes wird nicht Qualität und Geschmack von Bio-Produkten genannt; man kauft Bio der Umwelt zu liebe und weil man das Engagement der Bio-Erzeuger, das Tierwohl, die Region unterstützen möchte.

Ökobarometer 2018/ Umfrage zum Konsum von Bio-Lebensmitteln
Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (1007 Befragte, alle Angaben in Prozent, www.bmel.de); Ausschnitt zusammengestellt von Wolfgang Ritter

1 Was schätzen Sie, wie häufig kaufen Sie derzeit Biolebensmittel ein? Was schätzen Sie, wie häufig werden Sie in Zukunft Biolebensmittel einkaufen?

aktuell: nie = 22%,  gelegentlich = 50%, häufig = 25%, ausschließlich = 3%
zukünftig:  nie = 16% , gelegentlich = 48%, häufig = 32%, ausschließlich =    3%

 

 

3 Wo kaufen Sie Bioprodukte?
Supermarkt =91%,  Di scounter = 70%, Bäcker = 62%, Wochenmarkt = 61%, Metzger = 57%, Erzeuger = 52%, Bioladen = 52%,  Biomarkt = 43%

4 Gründe für den Kauf von Biolebensmitteln
– artgerechte Tierhaltung = 95%
– Beitrag zum effektiven Umweltschutz = 93%
– gesunde Ernährung zur Stärkung des Wohlbefindens = 89%
– regionale Herkunft/Unterstützung regionaler Betriebe = 89%
– weniger Zusatz- und Verarbeitungs-Hilfsstoffe = 88%
– Beitrag zur Erhaltung/Förderung der biologischen Vielfalt/Biodiversität = 86%
– Erreichbarkeit der Lebensmittel in den gewohnten Einkaufsstätten = 86%
– möglichst geringe Schadstoffbelastung = 81%
– Beitrag zur Unterstützung des ökologischen Landbaus = 78%
– Sicherheit, gentechnikfreie Lebensmittel zu erhalten = 70%
– Geschmack = 69%
– gleichzeitig/oft fair gehandelt = 67%
– Ernährung für Kinder bzw. bei Schwangerschaft = 60%
– Lebensmittelskandale = 55%
– Beratung durch Fachpersonal = 40%

5 Welche der folgenden Aspekte sind für Sie beim Einkauf von Biolebensmitteln am wichtigsten?
– Vermeidung von Pflanzenschutzmittelrückständen = 53%
– optimale Frische und Qualität der Produkte = 47%
– Warenzeichen der Öko-Anbauverbände = 47%
– Faires/ verlässliches Einkommen für den Erzeuger = 46%
– natürlicher Geschmack = 43%
– persönliche Bekanntheit des Erzeugers = 24%

Zusammenfassung der Ergebnisse und Auswertung (Wolfgang Ritter)
1. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wird weiter zunehmen. Wer schon häufig Bio kauft (25%), will künftig noch häufiger Bio-Produkte kaufen (32%).
2. Obst und Gemüse in Bio-Qualität sind den Menschen ganz besonders wichtig (50% kaufen es häufig). Aber auch alle anderen Bio-Frische-Produkte werden häufig oder ausschließlich gekauft.